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Sozialdemokratische Partei Österreichs

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Die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) ist eine der ältesten Parteien Österreichs. Sie stellt vier Landeshauptmänner bzw. -frauen (Wien, Burgenland, Salzburg und Steiermark) und regiert in Tirol, Oberösterreich, Niederösterreich und Kärnten in der Landesregierung als Juniorpartner oder mittels Proporzsystem der Landesräte mit. Sie stellt viele Bürgermeister, u.a. in Wien, Linz, Salzburg, St. Pölten, Wels, Steyr, Amstetten, Hainburg/Donau, Villach, Wolfsberg, Leoben, Bruck an der Mur, Kapfenberg, Wiener Neustadt, Knittelfeld, Judenburg, Landl. Darüber hinaus ist sie besonders stark in der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer sowie einigen Betrieben vertreten. Der SPÖ stehen zahlreiche Vorfeldorganisationen in allen Bereichen nahe, darunter ARBÖ, ASKÖ, Volkshilfe, Kinderfreunde und die SJÖ.

Geschichtliche Entwicklung

Von den Anfängen bis 1945

Nach dem ersten Parteitag 1874 zersplitterte die Partei in gemäßigte und radikale Teile und konnte erst 1889 von Victor Adler auf dem Hainfelder Parteitag als Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs (SDAPÖ) wieder vereinigt werden. Die Partei trat der 2. Internationale bei und hatte nahe Kontakte zu Gewerkschaften und deren Vorfeldorganisationen. 1907 war die SDAPÖ die zweitstärkste Kraft, 1911 die stärkste. Bei Ausbruch des 1. Weltkriegs unterstützte die Partei die staatliche Position, im letzten Kriegsjahr setzte sich eine pazifistische Haltung durch, die die Auflösung der Monarchie forderte.

In der neu gewählten Nationalversammlung war die SDAPÖ die stärkste Fraktion. Bis 1920 wirkte sie an der Regierung mit. Sie grenzte sich von der bürgerlichen Gesellschaft ab und war gegenüber der Kirche skeptisch.

1924 wurde der paramilitärische Republikanische Schutzbund gegründet, 1926 setzte sich im Linzer Programm die Linie von Otto Bauer durch, die neben der Forderung nach umfassenden Reformen des Staates die Anwendung von Gewalt zur Verteidigung der Errungenschaften der Republik nicht ausschloss.

1933 schaltete Bundeskanzler Dollfuß das Parlament aus, 1934 wurde nach schweren Kämpfen zwischen Schutzbund und Heimwehren die Sozialdemokratie verboten.

siehe auch: Geschichte Österreichs: Februarkämpfe, Austrofaschismus und Ständestaat

Von 1945 bis heute

Vorwärtsgebäude in Wien

Am 14. April 1945 wurde die Partei als Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) neu gegründet; erster Bundesvorsitzender wurde Adolf Schärf. Am 20. Dezember 1945 wird das SPÖ-Mitglied Karl Renner durch die Bundesversammlung zum ersten Bundespräsidenten der 2. Republik gewählt. Die SPÖ vertrat einen gemäßigten, pragmatischen Kurs und wirkte in der Konzentrationsregierung und in mehreren Koalitionen mit der ÖVP mit. Sie konnte unter anderem die Verstaatlichung vieler Betriebe und darüber hinaus eine Verbesserung der Situation von Arbeitern bewirken.

1966 bis 1970 war die SPÖ in Opposition um schließlich 1970 mit dem neuen Parteivorsitzenden Bruno Kreisky eine Minderheitsregierung mit Unterstützung der FPÖ zu bilden. Von 1971 bis 1983 regierte sie mit absoluter Mehrheit, danach bildete sie eine Koalition mit der FPÖ. Die Koalition wurde 1986 aufgelöst und die SPÖ bildete bis 1999 eine Koalition mit der ÖVP. Im Jahr 2000 ging die SPÖ in Opposition. Bei den Nationalratswahlen im Jahr 2002 erreichte sie Stimmengewinne, jedoch blieb durch den Erdrutschsieg der ÖVP die Mehrheit aus ÖVP und FPÖ mit 5 Mandaten Vorsprung bestehen.

Bei den Landtagswahlen in Oberösterreich gewann die SPÖ im Jahr 2003 11% hinzu (von 27% auf 38%) und ist damit mit vier von neun Landesräten in Oberösterreich vertreten. In Salzburg gewann die SPÖ im März 2004 13% hinzu und erreichte 45 Prozent. Damit überholte sie die ÖVP, die auf 38% kam und stellt mit Gabi Burgstaller in Salzburg erstmals den Landeshauptmann bzw. Landeshauptfrau (diese Bezeichnung wird von Burgstaller vorgezogen). Ebenfalls 2004 gewann mit Heinz Fischer wieder ein SPÖ-Kandidat die Bundespräsidentenwahl.

1991 wurde die Partei in Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) umbenannt. Sie ist mit einem durchschnittlichen Nationalratswahlergebnis von 40% nach den schwedischen Sozialdemokraten die erfolgreichste sozialdemokratische Partei Europas.

2005 konnte nach mehr als dreijähriger Forschung der Bericht über die Aufklärung der sogenannten "braunen Flecken" innerhalb der Partei abgeschlossen werden. Er befasst sich mit Parteimitgliedern und Funktionären, die vor dem Anschluss Österreichs illegale Mitglieder der NSDAP bzw. ehemalige Nationalsozialisten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren. Erst danach begann auch die ÖVP, ihre eigene Geschichte aufzuarbeiten. (s. auch Literatur, Links)

Bundesparteivorsitzende seit 1945

SPÖ Zentrale, Löwelstraße 18, Wien
Alfred GusenbauerViktor KlimaFranz VranitzkyFred SinowatzBruno KreiskyBruno PittermannAdolf Schärf

Wahlergebnisse der letzten wichtigen Wahlen

Nationalratswahlen 2002: 36,5%

Mandate (total 183): 69

Europawahlen 2004: 33,5%

Mandate (total 732, Österreich 18): 7


Landtagswahlen Wien 2005: 48,89% (+2,1 Prozentpunkte gegenüber 2001)

Landtagswahlen Burgenland 2005: 52,23% (+5,6 Prozentpunkte gegenüber 2000)

Landtagswahlen Steiermark 2005: 41,72% (+9,4 Prozentpunkte gegenüber 2000)

Landtagswahlen Salzburg 2004: 45,3% (+13,1 Prozentpunkte gegenüber 1999)

Landtagswahlen Kärnten 2004: 38,4% (+5,5 Prozentpunkte gegenüber 1999)

Landtagswahlen Vorarlberg 2004: 16,8% (+3,9 Prozentpunkte gegenüber 1999)

Landtagswahlen 2003: 38,3% (+11,3 Prozentpunkte gegenüber 1997)

Landtagswahlen 2003: 33,4% (+3,2 Prozentpunkte gegenüber 1998)

Landtagswahlen Tirol 2003: 25,9% (+4,1 Prozentpunkte gegenüber 1999)

Siehe auch: Gemeinderatswahl in Wien 2005

Prominente Mitglieder

Die Partei stellte mehrere Bundeskanzler und Bundespräsidenten:

Eine Auswahl aktiver SPÖ-PolitikerInnen:

Außerdem stellte die SPÖ mit Johanna Dohnal die erste Frauenministerin (www.johanna-dohnal.at)).

Parteizeitungen der SPÖ

Grundsatzprogramm

Das SPÖ-Grundsatzprogramm stammt vom Parteitag 1998. Darin werden die klassisch sozialdemokratischen Grundsätze angeführt (Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität, Vollbeschäftigung), gleichzeitig aber auch die Notwendigkeit von Liberalisierung, Modernisierung und Veränderung thematisiert.

Literatur

  • Maria Mesner (Hrsg.): Entnazifizierung zwischen politischem Anspruch, Parteienkonkurrenz und Kaltem Krieg. Das Beispiel der SPÖ. Oldenbourg Verlag 2005.

Siehe auch

Vorlage:Im Österreichischen Parlament (Nationalrat) vertretene politische Parteien