Zum Inhalt springen

Front Deutscher Äpfel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. November 2005 um 16:30 Uhr durch Thoken (Diskussion | Beiträge) (Weblinks: Kategorie:Punk wieder rein). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) ist eine 2004 in Leipzig gegründete satirische Organisation, die rechtsextreme Parteien, insbesondere die NPD, parodiert.

Programm

Die Front Deutscher Äpfel, bisweilen auch verkürzt „Apfelfront“ genannt, vertritt politische Forderungen zur Reinhaltung deutschen Obstes. Die Organisation bezeichnet sich als „Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst“.

Die zentralen Forderungen der Organisation lauten:

  1. Keine Überfremdung des deutschen Obstbestandes mehr! In der Vergangenheit wurden rein deutsche Obstsorten wieder und wieder durch das Aufpropfen fremder Arten verunreinigt. Schluss damit!
  2. Südfrüchte raus! Es kann nicht angehen, dass deutsche Kinder mit Bananen und Apfelsinen aufwachsen und den Nährwert eines guten deutschen Apfels oder einer reinen saftigen Birne nicht mehr zu schätzen wissen. Deshalb: Grenzen dicht für Fremdobst!
  3. Weg mit faulem Fallobst! Unter unseren deutschen Bäumen lungert immer mehr faules Fallobst herum. Egal, ob es ehedem an deutschen Bäumen hing, muss es endlich einer der Volksgemeinschaft nützlichen Verwendung zugeführt werden. Macht Fallobst zu Mus!

In Erklärungen, bei öffentlichen Auftritten und auf ihrer Website bemüht sie sich ähnlich den originalen rechten und rechtsextremen Internetangeboten um ausschließliche Benutzung deutscher Sprache und ahmt absichtlich das öffentliche Erscheinungsbild rechtsextremistischer Organisationen nach. Dabei wird die Homepage zur „Heimseite“, die Website zur „Weltnetzseite“ und das Diskussionsforum zum „Brett“.

Insbesondere die von der NPD und ihrem Fraktionsvorsitzenden im Sächsischen Landtag Holger Apfel in der Öffentlichkeitsarbeit benutzten Begriffe, Redewendungen und Stilmittel wie „Grenzen dicht!“ greift die Apfelfront auf und setzt sie betont deutlich ein, ändert aber die inhaltliche Stoßrichtung ab auf Obstbau und Obstverwertung mit der Absicht, politische Aussagen als Torheiten witzig zu überzeichnen.

Geschichte und Aktionsformen

Die Front Deutscher Äpfel wurde im Anschluss an Wahlkampf und Wahlen zum Sächsischen Landtag am 19. September 2004 gegründet. Die Gruppe um den Gründer Alf Thum versteht sich weniger als politisch Linke, denn als Nicht-Rechte. Sie bezeichnen sich mehr als Künstler, die mit dem gewohnten Demo-Gegendemo-Ritual brechen.

Die Jugendorganisation der Front heißt „Nationales Frischobst Deutschlands“ (NFD). Assoziert im „nationalen Kampf“ ist die Vereinigung „Bund weicher Birnen“ (B.W.B.). Laut Eigenaussage hat die F.D.Ä. 20 Mitglieder und die Jugendorganisation 30.

Seit ihrer Gründung tritt die Apfelfront bei allen größeren NPD- und Neonazi-Aufmärschen insbesondere in Ostdeutschland auf, so z.B. erstmals auf der Neonazi-Kundgebung am 13. Februar in Dresden, auf der von Christian Worch angemeldeten Demonstration am 1. Mai 2005 in Leipzig und am 8. Mai 2005 in Berlin. Außerdem beteiligten sie sich auf dem im Juni von der deutschen Bundesregierung veranstalteten Jugend-Politik-Festival Berlin 05. Die Apfelaktivsten und -aktivistinnen treten dabei mit schwarzen Anzügen auf, weshalb sie sich selbst als „bestangezogenster schwarzer Block aller Zeiten“ bezeichnen. Am linken Arm tragen sie eine rote Armbinde mit einem schwarzen Apfel im weißen Kreis, die stark an die Armbinde mit dem Hakenkreuz aus der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Bisweilen trugen auch selbstgezimmerte Sänften für "den Führer" zur Unterstreichung des parodierten Personenkults bei. Die Akteure reagieren damit auf die Übernahme ursprünglich linker Codes und Kleidungsstücke wie der Kufiya oder Che Guevara-T-Shirts durch Rechtsextremisten.

Kritik

Nicht selten löst der Auftritt der Apfelfront zunächst Verstörung aus, zumal die Zeichen und Fahnen auf die Ferne und den schnellen Blick nicht sofort als Parodie zu erkennen sind. In Webforen finden sich trotz der offensichtlichen Übersteigerung immer wieder Anfragen, wie ernst es die Apfelfront mit ihren Forderungen meinen würde. Kritiker meinen weiterhin, ihre Auftritte seien kontraproduktiv, und es wären Akteure zugange, die sich in ihren „Kostümfaschismus“ hineingesteigert haben und so die faschistischen Zeichen letztlich stärker als die Parodie blieben.

Siehe auch: Humor, Karikatur, Spaßpartei, Kommunikationsguerilla

Literatur

Film