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Magnetfeldtherapie

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Die Magnetfeldtherapie ist eine umstrittene Behandlungsmethode, bei der vor allem Patienten mit orthopädischen Beschwerden wie Knochenbrüchen oder Gelenkproblemen (z. B. Arthrose) einem Magnetfeld ausgesetzt werden. Sie ist in Deutschland kein regulärer Bestandteil des schulmedizinischen Studiums. Sowohl unter Medizinern als auch in der Gesellschaft sind die Meinungen zu dieser Therapie kontrovers. Inzwischen gibt es zahlreiche doppelblind randomisiert kontrollierte Studien aus verschiedenen Bereichen der Medizin. Einige davon belegen, dass durch die angewandte Therapie kein Erfolg gegenüber der Vergleichsgruppe festgestellt werden konnte (siehe Absatz Beispiel für eine nicht erfolgreiche medizinische Studie). Andere Studien zeigen signifikante Erfolge bei Einsatz von Magnetfeldtherapie gegenüber der Vergleichsgruppe (siehe Absatz Beispiele für erfolgreiche medizinische Studien). Diese Ergebnisse könnten durch unterschiedliche physikalische Eigenschaften der erzeugten Magnetfelder verursacht sein. Genaue Ursachen für eine Wirksamkeit der Methode sind nicht bekannt (siehe Absatz Vermutete physikalische Ursache).

Standards der Magnetfeldtherapie

Unter den Begriff Magnetfeldtherapie fallen alle Maßnahmen, bei denen Patienten mit Hilfe von Magnetfeldern behandelt werden. Die dazu benutzten Geräte sind zwar als Medizinprodukte der Klasse II a zulassungspflichtig und unterliegen festgelegten Sicherheitsstandards, dennoch ist ihre physikalische Beschaffenheit nicht genormt. Je nach Hersteller werden die Magnetfelder mit sehr verschiedenen Frequenzen, Intensitäten und Programmen durch Röhren, Spulenmatten, kleinere Kissen und/oder Stäbe erzeugt. Wegen dieser großen Unterschiede dürfen Aussagen über die Wirksamkeit oder Nichtwirksamkeit einer bestimmten Magnetfeldanwendung nicht ohne Weiteres verallgemeinert oder auf andere Anwendungen übertragen werden.

Ebenso unterschiedlich wie die Geräte der Hersteller sind die benutzten Bezeichnungen für Behandlungsformen mit Magnetfeldern. Dabei unterscheiden sich nicht unbedingt die Behandlungsformen, wenn verschiedene Begriffe verwendet werden. Dadurch wird die Suche nach vergleichbaren Studien erschwert. Folgende Begriffe und Abkürzungen bezeichnen die Behandlung mit Magnetfeldern: Magnetfeldtherapie (MFT), Magnetresonanztherapie (MRT), Magnetfeldresonanztherapie, Magnetresonanzstimulation (MRS), elektroMagnetresonanzstimulation (eMRS), Magnetfeldresonanzstimulation, PEMF (Pulsing Electro Magnetic Fields-Therapy)

Magnetfelder

Grundsätzlich sind statische und pulsierende Magnetfelder zu unterscheiden.

Statisches Magnetfeld

Magneten erzeugen ein ständig gleichgepoltes also statisches Magnetfeld, das ohne Strom funktioniert. Zur Behandlung gibt es sie in Form von Pflastern, Einlegesohlen, Armbändern usw. Im Wellnessbereich wird auch mit statischen Magnetfeldern gearbeitet. Eine überzeugende Heilwirkung konnte hierbei jedoch nicht bewiesen werden. Befürworter vermuten jedoch selbst bei einem sich nicht ändernden Magnetfeld eine Wirkung, da das elektrolytische Blutplasma durch den Herzschlag fortbewegt wird. Durch diese Bewegung sei auch hier eine Induktion denkbar.

Pulsierende Magnetfelder

Die pulsierenden Magnetfelder lassen sich in hoch- und niederenergetische Magnetfelder einteilen. Laut Fachliteratur hat es sich gezeigt, dass in den meisten Einsatzgebieten pulsierende niederenergetische niederfrequente Magnetfelder die höchste Wirksamkeit zeigen. Dabei handelt es sich um Feldstärken, die etwa im Bereich des Erdmagnetfeldes liegen oder darunter.

Von einigen Ausnahmen (z. B. in der Orthopädie) abgesehen werden daher in der Regel solche niederenergetischen niederfrequenten pulsierenden Magnetfeldgeräte eingesetzt. Die folgenden Kapitel (Einsatzgebiete, Anwendung, Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Warnhinweise) beziehen sich daher ausschließlich auf solche Geräte.

Therapie

Einsatzgebiete

Bisher am häufigsten wurde die Magnetfeldtherapie in der Orthopädie und Chirurgie eingesetzt. In der Literatur gibt es Berichte aus fast allen medizinischen Gebieten, auch aus der Veterinärmedizin. Laut Dr. Norbert VETTER, Österreich, wurde u.a. bei folgenden Erkrankungen durch klinische Studien eine signifikante Verbesserung oder Heilung durch Magnetfeldtherapie seriös nachgewiesen (siehe : Weblinks Diskussionsabend) Arthritis, Depressionen, Durchblutungsstörungen, chronische Gelenkentzündungen, Cervikalsyndrom, Hüftgelenkprothesenlockerung, Knochenheilung, Kopfschmerzen, Muskelentzündung, Osteoporose, Rheuma, Tinnitus, Wundheilungsstörung

Manche Therapeuten setzen einen Magnetfeldstab zur Akkupunktur ohne Nadeln oder zur Reflexzonenmassage ein.

Die Magnetfeldtherapie ist kein Allheilmittel. Zum Beispiel kann sie die aktive Bekämpfung von Krebs, Heilung von Diabetes, starke Gewichtsreduktion und Heilung von Suchterkrankungen nicht bewirken.

Außer im therapeutischen Bereich werden Magnetfeldgeräte von vielen Hochleistungssportlern zur sportlichen Leistungssteigerung, schnelleren Regeneration, Verringerung des Verletzungsrisikos und präventiv eingesetzt. In Österreich sind sie im Wellnessbereich sehr verbreitet, z. B. in Wellnesshotels.

Anwendung

Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit der Behandlung in der Praxis eines Arztes oder Therapeuten, der dieses Verfahren anwendet. Es gibt auch einige Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen, die sie anbieten. In der Regel muss diese Behandlung privat gezahlt werden.

Da oft eine langfristige oder zumindest tägliche Anwendung angezeigt ist und Magnetfeldtherapie auch zur Gesundheitsvorsorge empfohlen wird, gibt es viele Hersteller, die Geräte zur Heimanwendung vertreiben.

Zur Gesunderhaltung oder Steigerung des Wohlbefindens werden von verschiedenen Herstellern 8 bis 10 Minuten ein bis drei Mal täglich Behandlung mit der Ganzkörpermatte empfohlen. Die WHO empfiehlt, die Anwendung nicht über eine Stunde täglich auszudehnen. Zusätzlich können ein bis mehrmals täglich lokal eine oder mehrere krankhafte Körperpartien bis zu 30 Min. behandelt werden.

Das erzeugte Magnetfeld selbst kann man nicht spüren. Manche Anwender berichten jedoch von einem Wärmegefühl oder einem leichten Kribbeln durch die Anwendung. Die Therapeuten führen das auf eine verbesserte Durchblutung zurück.

Aufgrund der Tatsache, dass Magnetfelder Kleidung, Gips, Matratzen und andere Materialien ungestört durchdringen, ist die Anwendung leicht durchzuführen. Knochenbrüche können durch den Gips behandelt werden.

Befürworter der Magnetfeldtherapie schätzen an ihr besonders, dass sie bei ordnungsgemäßer Anwendung nach bisherigen Erkenntnissen keine Nebenwirkungen gezeigt hat.

Nicht in den Bereich der Nebenwirkungen gehört die so genannte Erstverschlechterung, eine kurzfristige Verstärkung der Symptome, die auch von anderen Naturheilverfahren bekannt ist (vgl. „Homöopathische Verschlimmerung“ / Unerwünschte Arzneimittelwirkungen). Sie kann zu Beginn der Behandlung auftreten. Um dies zu vermeiden, sollte die Therapie niedrig dosiert begonnen und reichlich Wasser getrunken werden.

Kontraindikationen und Warnhinweise

Menschen mit Herzschrittmacher oder anderen elektronischen Implantaten sollten grundsätzlich keiner Magnetfeldtherapie unterzogen werden, da es sonst bei der Behandlung zu gefährlichen Wechselwirkungen mit der Steuerelektronik kommen kann. Im Einzelfall kann es bei neueren Implantaten Ausnahmen geben. Menschen mit sonstigen metallischen Implantaten sollten sich auf alle Fälle zuvor mit dem Arzt absprechen.

Da es aus rechtlichen Gründen keine Untersuchungen zu der Wirkung von Magnetfeldtherapie in der Schwangerschaft geben darf, gilt auch die Schwangerschaft als Kontraindikation.

Es gibt eine Reihe von weiteren Kontraindikationen für Menschen mit schwerwiegenden Beschwerden, die hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden können. Daher kann die Selbstbehandlung eines schwerwiegenden gesundheitlichen Problems mit Magnetfeldtherapie ohne ärztliche Hilfe gefährlich sein. Außerdem besteht die Gefahr, dass notwendige medizinische Maßnahmen unterlassen werden, wenn Magnetfeldtherapie bei Kranken ohne Konsultation eines Arztes eingesetzt wird. Unter anderem aus diesem Grund ist die Magnetfeldtherapie in Österreich verschreibungspflichtig.

Die Anwendung von gesunden Menschen zur Prophylaxe oder zur Steigerung des Wohlbefindens ohne ärztliche Rücksprache ist nach bisherigen Erkenntnissen bedenkenlos.

Wirkweise

vermutete Wirkungen

Eine verbesserte Sauerstoffsättigung des Blutes, ein verbesserter Lymphfluss und eine angeregte Stoffwechselfunktion der Körperzellen (wichtig für Entschlackung) sollen weiterhin die Folgen dieser Behandlung sein, wodurch Entzündungen und Schmerzen gemindert werden sollen.

Des Weiteren wurden pulsierenden Magnetfeldern Einflüsse auf das Nervensystem nachgewiesen. Bei isolierten Nerven von Fröschen, die magnetischen Wechselfeldern ausgesetzt wurden, sollen Kölner Zoologen bewiesen haben, dass die Stärke von Nervensignalen abnimmt, wenn das magnetische Wechselfeld angeschaltet wird. Dies könnte auf eine verringerte Schmerzempfindung hindeuten, wobei dieser Versuch jedoch nicht direkt auf das komplexe Nervensystem des Menschen übertragen werden darf.

Vermutete physikalische Ursache

Als physikalische Grundlage für diese positiven Wirkungen auf den Organismus zieht man den sog. Hall-Effekt in Betracht, da dieser Auswirkungen auf elektrische Ladungsträger (Ionen-Trennung) hat, und sich im Körper überall solche Ladungsträger (Ionen) befinden. Die Zellwände (Membranen) besitzen beispielsweise ein sog. Membranpotenzial. Die elektrischen Ladungen sind somit außen und innen unterschiedlich. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei der Magnetfeldtherapie mit pulsierendem Magnetfeld durch eine Induktion eine geringe Spannung zwischen diesen Ionen in den Zellwänden aufgebaut wird, da alle sich ändernden Magnetfelder eine elektrische Spannung erzeugen, und umgekehrt. Durch das schwankende Magnetfeld wäre ein sich ändernder elektrischer Strom, und damit eine "hin-und-her-Bewegung" der Ladungsträger vorhanden. Dies zieht man z. B. als Ursache der spürbaren Wärmeentwicklung in Betracht. Befürworter meinen, ein Magnetfeld könne dadurch einen stimulierenden Effekt auf die Zellen haben. Da ein Magnetfeld den Körper bzw. das entsprechende Körperteil vollständig durchdringe, käme es bei fast jeder Zelle zu dieser Wirkung, was die positiven Einflüsse auf den Organismus erkläre.

Geschichte

Manche Befürworter gehen davon aus, dass bereits vor ca. 2000 Jahren bei den chinesischen Medizinern ein Einsatz magnetischer Steine (Erze) zur Unterstützung der Heilung üblich war. Auch die alten Griechen und Römer sollen an positive Wirkungen der Magnetfelder geglaubt und die alten Ägypter magnetischen Schmuck zur Stärkung der Gesundheit getragen haben.

Kritik

Skeptiker bringen das Argument vor, die üblichen Wirkungsnachweise für Magnetfeldtherapie beruhten auf Anekdoten, die durch den Placebo-Effekt leicht erklärbar seien. Befürworter führen an, es gebe seriöse doppelblinde signifikante Studien, die einen Placebo-Effekt ausschlössen. Ferner betrachten sie irrtümlich erfolgreiche Behandlungen in der Tiermedizin als Argument gegen den Placebo-Effekt, obwohl es auch bei Tieren einen Placebo-Effekt gibt.

siehe auch

TMS Transkranielle_Magnetstimulation Phosphen

Beispiel für eine nicht erfolgreiche medizinische Studie

Treatment of knee osteoarthritis with pulsed electromagnetic fields: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. Osteoarthritis Cartilage 2005 Jul;13(7):575-81 (ISSN: 1063-4584) Thamsborg G; Florescu A; Oturai P; Fallentin E; Tritsaris K; Dissing S Department of Geriatri and Rheumatology, Glostrup Hospital, 2600 Glostrup, Denmark

Beispiele für erfolgreiche medizinische Studien

Low-amplitude, extremely low frequency magnetic fields for the treatment of osteoarthritic knees: a double-blind clinical study. Altern Ther Health Med 2001 Sep-Oct;7(5):54-64, 66-9 (ISSN: 1078-6791) Jacobson JI; Gorman R; Yamanashi WS; Saxena BB; Clayton L Institute of Theoretical Physics and Advanced Studies for Biophysical Research, Perspectivism Foundation, 2006 Mainsail Cir, Jupiter, FL 33477-1418, USA.

Adjuvante Behandlung der Gonarthrose mit schwachen pulsierenden Magnetfeldern - Ergebnisse einer prospektiven, plazebo-kontrollierten vergleichenden Therapiestudie Z Orthop Ihre Grenzgeb 2005 Sep-Oct;143(5):544-50 (ISSN: 0044-3220) Fischer G; Pelka RB; Barovic J Institut fur Hygiene an der Universitat Graz, Osterreich.

Pulsed magnetic field therapy for osteoarthritis of the knee--a double-blind sham-controlled trial. Wien Klin Wochenschr 2002 Aug 30;114(15-16):678-84 (ISSN: 0043-5325) Nicolakis P; Kollmitzer J; Crevenna R; Bittner C; Erdogmus CB; Nicolakis J Department of Physical Medicine and Rehabilitation, AKH Wien, University of Vienna, Vienna, Austria. Peter.nicolakis@akh-wien.ac.at.

Weitere erfolgreiche Studien siehe Weblinks Diskussionsabend

Von dieser Seite können ebenfalls Abstracts von Studien abgerufen werden.

Literatur

Praxis der Magnetfeldtherapie, Dr. Chr. Thuile, Frankfurt 1999

Studienbuch der Magnetfeldtherapie, (genaue Angaben reiche ich nach, Buch gerade verliehen --PetraS 03:36, 29. Okt 2005 (CEST))