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Turbo-Folk

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Mit Turbo-Folk wird ein Musik-Genre aus Südosteuropa bezeichnet. Im engeren Sinn handelt es sich dabei um eine neue Musikrichtung, die ihren Anfang Ende der 1970er und Aufschwung Ende der 1980er Jahren hatte. Zentrum war und ist Serbien. Der Begriff Turbo-Folk etablierte sich eigentlich nur in den westlichen Ländern, in Südosteuropa bleibt er lediglich eine Fremdbezeichung, da dort diese Musikrichtung "Folk Muzika" (Volksmusik) genannt wird (nicht zu verwechseln mit den volkstümlichen Musik "Narodna Muzika"). Oft treten Mischungen zwischen der Folk Muzika und den Musikrichtungen Zabavna Muzika (Popmusik), Narodna Muzika, Rock, Pop und Techno auf. Diesem Musikgenre sind seit seiner Entstehung keine Grenzen gesetzt, da ein unvergleichlicher Variantenreichtum besteht.

Entwicklung

Die Entwicklung der Narodna Muzika zum Turbofolk, hat ihren Ursprung Ende der 1970er Jahre. Bis dahin war Volksmusik hauptsächlich eine Sache der traditionellen Musikinstrumente, vor allen Dingen dem Akkordeon, welches die größten Virtousen hervorbrachte. Der Bass war meistens der klassische Kontrabass, das Schlagzeug höchstens eine Snaredrum, meistens aber Bongos und nahm mitte bis Ende der 1970er Jahre teils viel größere Formen an, da nicht selten ganze klassische Orchester zu hören waren (vor allem beim Sänger Šaban Šaulić). Es gab auch nur eine Handvoll Sänger und Interpreten, die zu dieser Zeit nennenswert waren.

Mit der Entwicklung der Studiotechnik und auch elektronischer Instrumente, ging auch die Entwicklung der jugoslawischen Folkmusik einen weiten Schritt nach vorn. War es in den 1970ern eher die ältere Generation, die solche Musik hörte, wuchs auch eine ganz andere Generation von Personen heran, die nicht nur zur Veränderung des Volksmusikstils beitrug. Es mußte was passieren, und gerade in Belgrad formierte sich eine ganz andere Liga junger Musiker, vor allen Dingen um Saša Popović, der heute der Musikchef von Grand Production (die Chefin ist die Sängerin Lepa Brena) ist. Plötzlich hörte man Rhythmen, die eigentlich aus der Popmusik kamen wie Keyboards, ungewöhnliche Effekte, neue Gesichter und vor allem poppige, teils sogar "ungezogene" Texte, die man so, bis dato in dieser Musikrichtung nicht zu hören bekam. Der größte Star der jugoslawischen Musikszene ALLER ZEITEN ist "Lepa Brena" (Fahreta Jahic-Zivojinovic/ gebürtige Bosnierin aus Brcko, lebt heute mit Ihrem Mann Slobodan Zivojinovic, ehemaliger Tennisprofie, in Belgrad) begleitet wurde sie früher von der Band, vorher sprach man von Orkestern oder Ensebles, "Slatki Greh" (zu Deutsch "die süße Versuchung", Frontman war Sasa Popovic). Sie landete unzählige Hits wie z.B.: "Cacak", "Mile voli disko", "Hajde da se volimo", "Luda za tobom", "Cik pogodi"... es wurde sogar eine eigene Lepa Brena-Barbie-Puppe verkauft(!). Ebenso nahm sie drei Filme mit dem Titel "Hajde da se volimo 1, 2, 3" auf und hatte Gastrollen in den Filmen "Tesna koza 1" und "Nema problema", eine Fortsezung der "Hajde da se volimo" Reihe ist in Planung! Ihr Lied "Mace moje" wurde 1985 wegen angeblich "vulgärem Text" verboten. So sangen neben den neuen Sängern natürlich auch die Älteren bis dahin etablierten Musiker. Die sich aber sehr schnell, bis 1985 dem neuen Musikstil anpassten (Beispiel: das Orkester von Mirko Kodić, oder auch Dragan Knežević, Dragan Stojković "Bosanac", Novica Nikolić "Patalo").

Das Akkordeon wird zwar heute noch benutzt, jedoch ist es zu einem der vielen Nebeninstrument geworden, da 90 Prozent aller Sounds vom Keyboard kommen. Ebenso verhält es sich mit dem Schlagzeug, welches der Drummachine schon längst gewichen ist. Das ganze nahm so vielfältige Formen an. Der Sänger mit dem Künstlernamen "Louis" zum Beispiel hatte eine erfolgreiche Karriere obwohl er gekleidet war wie ein buddhistischer Mönch, und hatte einen Kahlkopf mit langem Schnauzbart. Sein Lied "Ne kuni me Majko" war einer der größten Hits in den 1980er Jahren, da plötzlich auch viele Personen zuhörten, die Folkmusik bis dahin nicht so gerne hörten. Kurze Zeit später kamen auch neu komponierte Texte dazu und die Branche wuchs rapide.

Der Begriff Turbo folk, tauchte allerding erst zu Anfang der 1990er Jahre als neue Unterart der Volksmusik auf. Zu dieser Zeit, waren einige Wegbereiter der 1980er Jahre am Zenit ihres Erfolges, wie zum Beispiel alle Sänger von Južni vetar, Halid Muslimović, Halid Bešlić, Lepa Brena, Zorica Brunclik, die alle Rock & Pop Elemente in ihre Musik einbrachten. Neue Musikstile tauchten in den 1990er Jahren auf, vor allen Dingen House & Techno, wie wir sie heute kennen, und die Musik im allgemeinen stagnierte wieder ein wenig. Waren es zu Anfang der 1980er Jahre bestimmte Leute, die Pop Musik und Rock in ihre Musik einbauten, so war es in den 1990ern der Techno und House, was zu untypischen Kreationen führte. Zu dieser Zeit waren die einflußreichsten Studiomusiker die "Futa & Zlaja Band", oder Perica Zdravković, der sich mit der Zeit von Južni Vetar getrennt hatte, später auch Srki Boy. Mit diesen Musikern haben außerdem fast alle Turbo-Folk Sänger ihre Alben aufgenommen.

Schon bald bekam diese Musikrichtung, die vor allen Dingen von Jugendlichen gehört wurde, den Namen Turbo Folk. Turbo Folk, basierte zu Anfang der 1990er Jahre wie erwähnt auf Techno. Die bekanntesten Sänger zu dieser Zeit waren: Nino, Mira Škorić, Džej Ramadanovski, Snežana Babić und vor allen, die legendäre Ceca Ražnatović (früher noch mit dem Mädchennamen Veličković). Später gingen auch viele etablierte Musiker auf dieser Trendwelle mit, was der Karriere der meisten mehr schadete, als half. Man kann fast sagen, das die jugoslawische Volksmusik ungefähr alle 10 Jahre einen entscheidenden Schritt in neue Trends macht. Denn zu Ende der 1990er Jahre kehrten so gut wie alle typischen Vertreter des Turbo Folk diesem den Rücken. Anspruchsvolle Produktionen gab es zu dieser Zeit kaum. Auf der Bühne und in Video-Clips kommt viel Erotik und eine eigene kühle Ästhetik zum Einsatz.

Heutzutage gibt es zwar noch den Begriff Turbo Folk, aber die Musikart hat sich geändert. Viele der ehemalige Sänger machen lieber gute und teils sehr anspruchsvolle Narodna Musika, da eine Art der Rückbesinnung stattgefunden hat und das Publikum auch nicht mehr vom Einheitsbrei zu dem diese Musikrichtung geworden war stand. Turbo-Folk basiert heutzutage weniger auf Techno, sondern verstärkt auf arabischen Rhythmen. Viele Komponisten halten sich nicht mehr recht an die Trendwellen und zeigen ihrer Fantasie freien Lauf, dadurch ist immer noch ein großes Variantenreichtum gegeben.

Turbo-Folk ist fast ausschließlich in Ländern des ehemaligem Jugoslawiens zu hören. Aufgrund des Variantenreichtums der verschiedenen Rhythmen und Melodien, wurden sie oft in internationalen Werbungen (zum Beispiel Nike und Coca Cola) und als Hintergrundmelodien in Spielfilmen benutzt. Zur Zeit des Balkankonfliktes galt der Turbo-Folk fälschlicherweise als Ausdruck der Politik Slobodan Miloševićs, da Svetlana "Ceca" Ražnatović, Königin des Genres, den Kriegsverbrecher Željko Ražnatović (auch bekannt als Arkan) heiratete. Fälschlicherweise aus dem Grund, da die Sängerin ausschließlich nur Liebeslieder sang und noch immer singt. Deswegen wurde ihre Popularität anders für politische Zwecke benutzt und missbraucht wie zum Beispiel durch gefälschte Interviews und Plakate. Obwohl Turbo-Folk wie vorher erwähnt in westlichen Ländern oft mit dem serbischen Nationalismus in Verbindung gebracht wurde, ist er für das serbische Volk, speziell für die jugendlichen, lediglich eine gern gehörte "Balkantypische"-Musikrichtung bei der es viele Liedervarianten auch für Feierlichkeiten und Hochzeiten gibt. Die Liedertext bestehen zu 70 Prozent aus Liebesgeschichten und zu 20 Prozent aus tragischen Ereignissen, der Rest verbreitet sich über alle anderen Handlungsgebiete. Leider ist die Masse der Sänger so groß, und die Qualität der Musik der bestimmten Fällen nicht sehr hoch. Viele Sänger beenden ihre Karriere bereits nach dem ersten Album, da nicht genug Nachfrage nach neuen Sängern besteht.

So spaltete sich die Entwicklung zwischen der volkstümlichen ("Narodna Muzika") und der Volksmusik ("Turbo-Folk"). Viele Sänger sind bei der volkstümlichen Variante geblieben und finden hauptsächlich bei älteren Personen ihre Anhänger.

Verbreitung

Diese Musik wird auch in Kroatien und Bosnien gern gehört und es haben sich auch viele kroatische und bosnische Turbo Folk Sänger/innen auf dem Balkan bekannt gemacht. Die derzeit bekannteste kroatische Interpretin ist Nives Celcius und der serbische Sänger Sinan Sakić. Auch in Kroatien besteht der Begriff fast nur als Fremdbezeichnung, da auch dort kaum ein Interpret oder Interpretin ihre Musik als Turbo-Folk bezeichnen würde.

Den größten Verdienst dieser Musikrichtung, die besonders in dieser Form auch weit außerhalb der Grenzen des ehemaligen Jugoslawiens gehört wird, (Rumänien, Türkei, Griechenland, Bulgarien), hatte die Musik der Formation "Južni Vetar", die eine Erfindung des Musikers Miodrag M. Ilić ist und 1982 bis heute große Erfolge feiert. Der Begriff Južni Vetar, wird heutzutage auf dem Balkan als eigenständige Musikrichtung angesehen, besonders in Bosnien, obwohl es nur der Name einer Band ist. Die größten Namen der jugoslawischen Volksmusik, haben ihren enormen Erfolg, Miodrag M. Ilić zu verdanken. Darunter fallen: Mile Kitić, Kemal Malovčić, Sinan Sakić, Dragana Mirković, Šemsa Suljaković, Indira Radić, Ivan Kukolj Kuki und sehr viele mehr. Die "Zentrale" von Južni Vetar befindet sich mitten in Belgrad, daß berühmte Studio MMI. Die klassische Besetzung war: Miodrag M. Ilić (Bass), Perica Zdravković (Akkordeon, Keyboards), Sava Bojić (Gitarren). Von 1991 bis 1999, war statt P. Zdavković und Sava Bojić, Branislav Vasić (Akkordeon, Keys) ein Mitglied von Južni vetar, was im allgemeinen als schwächste Phase angesehen wird. Seit dem Jahr 2000 ist wieder Sava Bojić zur Band zurückgekehrt, was eine Rückkehr zum alten Stil geführt hatte. Der Musikstil setzt sich zusammen aus serbischer Volksmusik, Orientalischen Klängen und Rythmen mit einer Prise Rock. Južni vetar hat bis heute weit über 15 Millionen Tonträger verkauft , und hat eine eigene TV Station, und eine eigene Plattenfirma, Namens "JuVekomerc".

Ein weiterer großer Name ist in dieser Branche "Lepa Brena" ("die schöne Brena"), die als erste Anfang der 1980er Jahre ihren Disco ähnlichen Touch in die Volksmusik brachte, in Verbindung mit dem Sexy Image, was damals noch sehr unüblich war, mit Titeln wie z.B. "Mile voli Disko" ("Mile liebt die Disco"), was ja schon alles zur späteren Entwicklung dieser Musik sagt. Sie gehörte heute zu den grössten Entertainern im jugoslawischen Raum und steht zusammen mit Ihrem Mann Slobodan Zivojinović auch in anderen Wirtschaftszweigen an der Spitze.

Und schließlich der "König", wie man ihn nennt, Šaban Šaulić, der schon seit den 1960er Jahren die Entwicklung der jugoslawischen Musik entscheidend mitbeeinflußt hat, und heute noch einer der beliebtesten Sänger des Balkans ist.

Wenn man einigen Stimmen der Belgrader Musikszene glauben darf, befindet sich der Turbo-Folk auf dem absteigenden Ast. Doch in Wirklichkeit wird zwar vermehrt westlicher Hip-Hop, Rock, Pop und Alternative Musik gehört. Aber auch der Turbo-Folk ist in der Musikscene immer noch stark vertreten ist.

Die zwei größten serbischen Plattenfirmen City Records und Grand Production, haben fast alle heutigen Turbo-Folk Sänger und Musiker des Balkans unter Vertrag.

Die bekanntesten Turbo-Folk Sänger machen Konzerte überall auf dem Globus wo sich Fans vom Balkan oder Balkanstammige finden. Die für Veranstaltungen und Konzerte meistbesuchten amerikanischen Städte sind Chicago und Los Angeles und die europäischen sind Zürich, Wien und Stuttgart.

"Jugoslawischer" Turbo-Folk ist auch im europäischen Ausland sehr bekannt (am meisten in Rumänien, Bulgarien, und Italien), da diese im Gegensatz zu Griechischer- und Türkischer-Volksmusik, trotz des zum Teil starken orientalischen Flairs, für Aussenstehende nachvollziehbarer ist, und nicht so eine melodiöse Schweremut inne hat, wie andere orientalische Musikstile. Vor allem aber auch wegen dem Können der Akkordeonspieler, erfreuen sich diese Künstler größten Respekts im Ausland ( zum Beispiel: Miroljub Aranđelović "Kemiš", Mirko Kodić, Bane Vasić, Siniša Tufegdžić u.v.a).

Bekannte Sänger

Anmerkung: Viele dieser Sänger, singen auch völkstümliche Lieder ("Narodna Muzika")

Bekannte serbische Sänger

Bekannte bosnische Sänger

Bekannte mazedonische Sänger

=== Bekannte kroatische Sänger

Andere Sänger

Ähnliche Musikrichtung

  1. Griechische Volksmusik
  2. Türkische Volksmusik