Schwarze Hand
Die Schwarze Hand (Crna ruka, später Ujedinjenje ili Smrt - „Vereinigung oder Tod“) war eine serbische Vereinigung, die den Ersten Weltkrieg mit dem Attentat von Sarajevo ausgelöst hat. Sie galt als geheime Organisation, obwohl ihre Existenz und einige ihrer Mitglieder bekannt waren.
Gründung
Mitglieder der Schwarzen Hand waren maßgeblich am Mai-Umsturz beteiligt, bei dem der serbische König Aleksandar Obrenović und seine Gattin, Draga Mašin, getötet wurden. Damit endete die Herrschaft der Dynastie Obrenović. Der Umsturz fand am 29. Mai 1903 statt und wurde überwiegend von Offizieren getragen.
Nach dem Umsturz kam es zum Streit und die Schwarze Hand hatte sich aufgelöst. Am 9. Mai 1911 wurde in Belgrad die Nachfolgeorganisation „Ujedinjenje ili Smrt“ gegründet, die mehrheitlich aus ehemaligen Mitgliedern der Schwarzen Hand bestand. Ihre Gründungsmitglieder waren:
- Major Ilija Radivojević
- Vize-Konsul Bogdan Radenković
- Oberst Čedomilj A. Popović
- Oberstleutnant Velimir S. Vemić
- Oberst Dragutin Dimitrijević Apis
- Major Vojin P. Tankosić
- Journalist Ilija M. Jovanović
- Major Milan Vasić
- Oberst Milovan Gr. Milovanović
Die Verfassung von „Ujedinjenje ili Smrt“
Die Ziele der Organisation waren in einem Regelwerk zusammengefasst:
- Artikel 1: Mit dem Ziel der Verwirklichung des völkischen Ideals, der Vereinigung des Serbentums, wird eine Organisation gegründet, dessen Mitglied jeder Serbe sein kann, ohne Rücksicht auf Geschlecht, Religion, Geburtsort, sowie auch sonst jeder, der dieser Idee aufrichtig dienen wird.
- Artikel 2 : Die Organisation setzt den revolutionären Kampf dem kulturellen voraus, deswegen ist die Instution absolut geheim gegenüber einem größeren Kreis.
- Artikel 3: Die Organisation trägt den Namen „Ujedinjenje ili Smrt“ (Vereinigung oder Tod).
- Artikel 4: Für Die Erfüllung dieser Aufgabe beeinflusst die Organisation, nach dem Charakter ihres Wesens, alle offiziellen Faktoren in Serbien sowie in Piemont, und alle gesellschaftlichen Schichten und das gesamte gesellschaftliche Leben in ihr. ...
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An der Spitze der Bewegung stand die Zentrale Oberverwaltung, deren Entscheidungen für alle Mitglieder verbindlich waren, sie verfügte über ihr Leben und Vermögen. Die Interessen der Organisation kamen an erster Stelle, ihre Mitglieder mussten alle die Organisation betreffenden Informationen und Erkenntnisse, die sie dienstlich oder privat erfuhren, melden. Die Zentrale Oberverwaltung hatte das Recht Todesurteile auszusprechen, die von besonders vertrauenswürdigen Mitgliedern vollstreckt wurden. Wenn jemand Mitglied geworden war, konnte er die Organisation nicht mehr verlassen, niemand durfte seinen Rücktritt annehmen. Der Verrat bedeutete den Tod. Um die Geheimhaltung der Mitglieder zu sichern, werden sie nicht nach Namen, sondern nach Nummern geführt. Die Mitglieder kannten einander in der Regel nicht, mit ihnen wurde über besondere Kontaktleute kommuniziert. Nur die Zentrale Oberverwaltung kannte alle Mitglieder. Obwohl sie die Organisation als solche nicht kannten, verpflichteten sich ihre Mitglieder zu bedingungslosem Gehorsam und blinder Unterwürfigeit, sie mussten Befehle ausführen und alle Geheimnisse mit ins Grab nehmen.
Das Attentat von Sarajevo
Vor dem Attentat von Sarajevo hatte die Schwarze Hand ein Attentat auf den österreichisch-ungarischen Kaiser Franz Joseph I. geplant, das jedoch fehlschlug.
Dem Attentat von Sarajevo folgten das Ultimatum Österreich-Ungarns an Serbien und Serbiens aus österreichisch-ungarischer Sicht unbefriedigende Reaktion darauf. In Folge kam es durch die Bündnispolitik der Großmächte zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Der Niedergang
Die serbische Regierung erkannte die Gefährlichkeit der Organisation und verhaftete 1917 alle ihre Mitglieder, und beschuldigte sie, die Ermordung des serbischen Thronfolgers Aleksandar Karađorđević geplant zu haben. Bei Oberst Dragutin Dimitrijević Apis, Mitglied der Zentralen Oberverwaltung, wurde das Original der Statuten, bei Velimir S. Vemić eine Liste mit den Namen der Mitglieder gefunden. In einem Schauprozess wurden Oberst Dragutin Dimitrijević Apis, Major Lj. Vulović und R. Malobabić zum Tode verurteilt und erschossen. Die anderen Angeklagten wurden zu langen Haftstrafen verurteilt und später amnestiert.