Richard Herrmann (Sportfunktionär)
Richard Herrmann, *20. Dezember 1895 in Grünberg, † 6. September 1941 in Liwny, war ein deutscher nationalsozialistischer Polizist und Handball-Sportfunktionär.
Leben
Kindheit und Jugend
Richard Herrmann wurde am 20. Dezember 1895 in Grünberg im Landkreis Gießen als Sohn des hessischen Amtgerichtsbeamten Richard Herrmann und dessen Gattin Luise Herrmann (geb. Pauli) als sechstes Kind geboren. Nach einem 2 jährigen Besuch an der Volksschule trat Herrmann in die Höhere Bürgerschule in Langen (Hessen) ein, in der er bis zur Beendigung der Obersekunda verblieb.[1]
Laufbahn beim Militär
Unmittelbar nach Beginn des Ersten Weltkrieges meldete sich Herrmann bei den deutschen Streitkräften und rückte bereits im September 1914 zum Infanterieregiment 143 an die Westfront, wo er im Oktober erstmals verwundet wurde. Trotz der Verletzung kämpfte Richard Herrmann noch bis zum Juni 1916 an der Front mit. Nach der Genesung des Wundmals war er für einige Monate als Lehroffizier mit der MG Inspektion in Dallgow-Döberitz bei Berlin betraut. Schon Anfang 1917 wurde er wieder an die Westfront versetzt, wo er bis Dezember 1918 in seinem Regiment verweilte. Hochdekoriert, mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse, kam Herrmann 1918 in die Heimat zurück. Nach Arbeit als Führer einer gemischten Abteilung beim IR 61 im Grenzschutz-Ost der aktiven 35. ID. und als Regimentsadjustant schied Herrmann im Mai 1920 aus der Reichswehr aus, um sich daraufhin am 1.10.1920 in die Hessische Landespolizei-Schule in Darmstadt als Lehroffizier einzureihen. An dieser Landespolizei-Schule war Herrmann als Lehrgangsleiter für den Polizeioffiziersnachwuchs zuständig. Seine sportliche Aktivität zu dieser Zeit führte ihn zur Gründung des Hessischen Polizei-Sport-Vereins, dessen Leiter er bis zum Austritt am 1.2.1929 war. Die Ursache für dieses Ausscheiden waren politische Auseinandersetzungen mit den Sozialdemokraten. Genauere Gründe sind nicht bekannt, jedoch lässt der Parteieintritt in die NSDAP 1930 die Theorie offen, dass Herrmann aufgrund undemokratischer und staatsfeindlicher Bemühungen vertrieben wurde. Die hessische Regierung beförderte Herrmann für sein Engagement um die nationale Erhebung 1933 zum Polizeihauptmann. 1930 zog es Herrmann durch berufliche Veränderungen nach München, wo er sich in der oberbayrischen Gemeinde Gröbenzell niederlies. Nach dem Eintritt in die NSDAP betätigte sich Herrmann als Redner und Ortsgruppenleiter. 1931 beförderte Adolf Hitler Richard Herrmann aus seiner Position eines SA-Manns zum Sturmführer. Kurze Zeit nach der Wiederbelebung der SA im Juli 1932 nahm Herrmann die Position des Stabsführer der SA Gruppe Hochland ein, dessen Führer der spätere Obergruppenführer Freiherr von Eberstein. Diese Position bekleidete Herrmann bis zum Oktober 1934 und wechselte dann in Stellung des Leiters der SA-Brigarde 86 in Augsburg. Die 1922 geschlossene Ehe blieb infolge eines Unfalls seiner Gattin 1923 Kinderlos. [1]
Sportliche Laufbahn
Das Leben von Richard Herrmann stand schon immer im engen Kontakt zum Sport. So war er hauptsächlich im Bereich des Fußballs und der Leichtathletik, hier mit besonderem Augenmerk auf Kurzstreckendistanzen, sportlich aktiv bis er 1914 eingezogen wurde. Außerdem nahm Herrmann an Meisterschaften des Frankfurter Turn- und Sportverbandes teil. 1924 kam Richard Herrmann zum ersten Mal in Kontakt mit dem Handballsport, der zu diesem Zeitpunkt zumindest in Deutschland eine sehr junge Sportart war und als typischer Polizeisport galt. Bis 1930 spielte Herrmann daher auch beim Polizei-Sportverein Darmstadt 1911 e.V.. Zeitgleich agierte Herrmann als Schiedsrichter und begann als „Vereinsführer“ seine Funktionärslaufbahn. Im Jahre 1930 verschlug es ihn nach München, wo er sich indes im kaufmännischen Bereich versuchte. Dort amtierte er als stellvertretender Leiter der Deutschen Sportbehörde für Athletik, dem DSB. Parallel wurde Herrmann Mitglied der SA und machte dort innerhalb von 4 Jahren einen Karriereaufstieg bis zum SA-Brigadeführer, welcher dem Rang eines Generalmajors entsprach. Mit dem Ziel der Gleichschaltung des deutschen Sports nach 1933 war Herrmann als SA-Sportreferent aus parteilicher Sicht die Idealbesetzung für den Tätigkeitsbereich des Fachamtsleiters für Handball/Basketball, welches 1934 eingerichtet wurde. Richard Herrmann schaffte es, die ideologischen Konflikte zwischen den Leichtathleten und den Turnern zu beseitigen, die vor und während der Weimarer Zeit um den Zuständigkeitsbereich des Handballs stritten. Er bewerkstelligte sogar, was vielen seiner Sportführerkollegen zur Zeit des Nationalsozialismus verwehrt blieb, dass er den internationalen Verband IAHF vollkommen unter seine Kontrolle brachte als er dieses Komitee während der Feldhandball-Weltmeisterschaft 1938 gleichschaltete und dessen Präsident wurde. Zur gleichen Zeit intensivierte Herrmann seine Parteikarriere, da er im April 1937 von Heinrich Himmler zum Inspekteur für Leibesübungen im persönlichen Stab des Reichsführers-SS und zum Chef des Amtes für Leibesübungen im SS-Hauptamt ernannt wurde. Ab diesem Moment übte Herrmann den Rang eines SS-Brigardeführers aus. Außerdem hatte er fortan das Amt des Inspekteurs für den deutschen Polizeisport inne und war als dieser auch verantwortlich für die Sportangelegenheiten bei der Sicherheitspolizei und beim SD. Durch diese Vereinigung von hohen Sportämtern in einer Person gehörte Richard Herrmann zu den einflussreichsten Sportfunktionären des Reiches. Des öfteren kam es vor, dass er bei öffentlichen Veranstaltungen den Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten vertrat. Unmittelbar nach dem Deutschen Überfall auf das Nachbarland Polen ging Herrmann am 6.9.1939 zur gefürchteten Waffen-SS über. Dieser Sachverhalt war Ursache für das weitreichende Zurückziehen Herrmanns aus dem Tagesgeschäft des Fachamtes Handball/Basketball. Nur noch gelegentlich verfassten Sportpropagandisten des Handball Durchhalteartikel in seinem Namen. Am 27.12.1941 fiel Herrmann im russischen Liwny. Herrmanns Nachfolger als Fachamtsleiter für Handball/Basketball wurde der ehemalige Obmann der Deutschen Turnerschaft Karl Otto. [1]
Einzelnachweise
- ↑ a b c Erik Eggers (Hrsg.): Handball. Eine deutsche Domäne. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2007, S. 70-71.
Literatur
Erik Eggers (Hrsg.): Handball. Eine deutsche Domäne. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89533-558-7