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Minoritenkloster Hannover

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Das Minoritenkloster in Hannover war im Mittelalter ein Kloster der Minoriten, dem einzigen der vier Bettelorden, die sich innerhalb der Stadtbefestigung Hannovers niederlassen durften. Standort des Klosters, deren Brüder nach dem „Ordro Fratrum Minorum“ (OFM) beziehungsweise nach dem Gründer des Ordens, Franz von Assisi, auch Franziskaner beziehungsweise nach der Fußbekleidung der barfüssig in Sandalen wandelnden Mönche auch Barfüßer genannt wurden, war die Stelle des heutigen Leineschlosses beziehungsweise des Niedersächsischen Landtages.[1]

Geschichte

Bereits 1288 waren der Barfüßer-Brüderkonvent in Hannover nachweisbar auf einem durch die Familie von Alten überlassenen Grundstück. Kurz darauf schenkte ihnen der Bischof von Hildesheim, Siegfried II., laut Urkundenbuch Nr. 54 am 5. September 1291 das Obereigentum über den Grundbesitz. Im Folgejahr übergaben die von Alten auch das Untereigentum (Regesten), da das Grundeigentum ursprünglich ein Lehen aus Hildesheim war.[2]

Nun kauften die Mönche noch ein Stück Land am Ufer der Leine hinzu, von dem Ritter Boldewin von Roden.[2] und gründeten 1291 ihr Minoritenkloster.[3] Weil die Mönche hier jedoch „eine Kajenmauer gebaut hatten“, über die hinaus ihre darauf errichteten Gebäude oberhalb des Wasser vorkragten, und weil sie darüberhinaus den Fluß mit den Abwässern ihrer Kloaken und ihrer Küche verschmutzten, kam es zum Streit mit den Söhnen des Ritters. Diese besaßen, als Eigentümer des dem Ufer gegenüberliegenden Ottenwerders[2] (dem späteren Friederikenplatz[4]), zugleich mit dem Werder die Fischereirechte im dortigen Leineverlauf.[2] Durch einen Vergleich mit den Rittern am 19. März 1310 wurde das Kloster erstmals urkundlich überliefert: Die Mönche, die auch ein Boot auf der Leine hielten, sicherten denen von Roden Begräbnissplätze zu und Seelenmessen für verstorbene Familienmitglieder[2] an dem

„primum altare, quod extra chorum in ecclesia nostra fuerit instaurandum.[2]

Doch die Niederlassung des Konvents „scheint [erst] allmählich zu festen Gebäuden übergegangen zu sein“. Sie erhielt 1340 in Linden unter anderem zwei „agri prope“, am 14. Mai 1399 2.000 kleine und große Ziegel für den Bau des Kloster. Der Marienaltar der Klosterkirche sowie die Sakristei wurde 1401 zuerst genannt. Dennoch war die erste Kirche nicht diejenige, die der Achäologe Arnold Nöldeke später noch im Leineschloss eingebaut vorfand: Erst eine am 5. Februar 1436 ausgestellte Urkunde benannte das zweite Kirchengebäude der Mönche. In diese war auch die Grabplatte des Dietrich von Rinteln († 1321) integriert.[2]

1452 schenkte der Hannoveraner Ludolf Grove, seinerzeit Bischof von Oesel in Westestland,[5] den „domus“ der Familie Grove an der Leinstraße zwecks Abbruches des darauf stehenden Hauses, der Anlage eines Friedhofs auf der vorderen Hälfte sowie eines Lustgartens auf der der Leine zugewandten anderen Hälfte neben dem Kräutergarten (viridarium) der Mönche.[2]

Die Minoriten bildeten in Hannover den wesentlichen Teil des Ordensklerus. „Im Hinblick auf die Ausübung der gebührenpflichtigen Seelsorgerechte befanden sie sich in Konkurrenz zum Pfarreiklerus.“ Obwohl die Mönche bei der Bevölkerung traditionell ein höheres Ansehen genossen, mußten sie im Ergebnis der Reformation am 14. September 1533 sowohl ihr Kloster als auch die Stadt verlassen.[1]

Nach die Minoriten nach Hildesheim abgewandert waren, schloss der Rat der Stadt die Gebäude der Mönche und übergab sie den Diakonen der Marktkirche. Das im Kloster vorgefundene Silber aber überantwortete der Rat der Münze, um daraus Geld zu schlagen, um so die an der Orgel der Marktkirche noch fehlenden Stimmen zu finanzieren.[2]

Da die ehemaligen Klostergebäude nicht zu einfachen Wohnzwecken umfunktioniert werden sollten, legte der Rat der Stadt 1551 ein sogenanntes hospitium für 19 Arme hinein,[2], das zwischen 1533 und 1548 eingerichtete und für mittellose Männer und Frauen bestimmte Ratskloster. Dazu kam das 1587 „vom Hildesheimer Propst Mauritius von Soden“ gegründete Hospital[1][6] Dennoch folgten Nutzungen zu eher weltlichen Zwecken; das Kirchengebäude wurde als Zeughaus dienstbar gemacht,[2] andere Räume für die städtische Münze genutzt, als städtisches Korn- oder Salzmagazin, als Bücherei und Wohnungen für städtische Beamte[1] sowie als Schreib- und Mädchenschule.[2][7]

Als 1630 ein Versuch unternommen wurde, das Kloster des Barfüsserordens zu restituieren, ließ sich der Rat der Stadt auf Weisung des Landesherrn, Herzog Georg von Calenberg, nicht auf den Handel ein. Schließlich bestimmte der Herzog die Stadt Hannover 1637 zu seiner Residenz und das Gelände des ehemaligen Minoritenklosters für den Bau des zu errichteten Leineschlosses. Hierfür wurden die noch vorhandenen Gebäude abgebrochen, lediglich die Kirche wurde erhalten und zu Hof- und Schlosskapelle umfunktioniert.[2]

Minoritenaltar

Den sogenannten „Minoritenaltar“ beschrieb der Denkmalpfleger Arnold Nöldeke (siehe Literatur) unter Zuhilfenahme verschiedener Fotografien „mit Genehmigung Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs von Braunschweig und Lüneburg“. Der Altar befand sich seinerzeit im „Provinzialmuseum“[2] (heute: Niedersächsisches Landesmuseum).

Daneben beschrieb Nöldeke auch weitere Ausstattungs-Gegenstände.[2]

Wiederansiedlung im 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert wurde das 1927 in Kleefeld geweihte St. Anionius-Kloster zur neuen Heimstadt der Franziskaner in Hannover.[1]

Literatur

  • Arnold Nöldeke: Minoritenkloster, in: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover Bd. 1, H. 2, Teil 1, Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, 1932 (Neudruck Verlag Wenner, Osnabrück 1979, ISBN 3-87898-151-1), S. 215–220
  • Joachim Studtmann: Geschichte des Franziskaner-Klosters in Hannover, in: Unsere Diozöse in Vergangenheit und Gegenwart, Jhrg. 2 (1928), S. 45–79
  • Georg Schnath: Das Leineschloss : Kloster, Fürstensitz, Landtagsgebäude, mit Beiträgen von Rudolf Hillebrecht und Helmut Plath, Neuausgabe des früheren Titels Das Leineschloss, Hannover: Hahn, 1962, S. 9-28
  • Klaus Mlynek: Minoriten, in: Stadtlexikon Hannover, S. 444

Einzelnachweise

  1. a b c d e Klaus Mlynek: Minoriten (siehe Literatur)
  2. a b c d e f g h i j k l m n o Arnold Nöldeke: Minoritenkloster (siehe Literatur)
  3. Gerd Weiß, Mariann Zehnpfennig: Altstadt. Anfänge der Besiedlung und die Entwicklung des Altstadtgrundrisses in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, [Bd.] 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, ISBN 3-528-06203-7, S. 49ff, hier: 50
  4. Waldemar R. Röhrbein: Leineinsel „Klein-Venedig“, in: Stadtlexikon Hannover, S. 396f.
  5. Brigide Schwarz: Eine „Seilschaft“ von Klerikern aus Hannover im Spätmittelalter, gedruckter Vortrag in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, Bd. 81 (2001)
  6. Anmerkung: Nach Nöldeke war die Stiftung von Moritz von Sode „fundiert“
  7. Anmerkung: Nach dem Stadlexikon eine Schreib- und „Rechenschule“