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Mykene

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Mykene (Mykenae, Mykenä) war in vorklassischer Zeit eine der bedeutendsten Städte Griechenlands. Die Stadt lag am Landweg zwischen südlichem Peloponnes und dem Isthmus, der Landenge (siehe: Isthmos von Korinth), die die griech. Halbinsel mit Athen und dem Norden Griechenlands verbindet, in der Ebene von Argos.

Geschichte

Historische Karte von Mykene (1888)

Die späte minoische Periode fällt in den gleichen Zeitraum mit dem Aufstieg der ersten großen Zivilisation des griechischen Festlandes, der Mykenischen (1600-1050 v. Chr.), die ihren Höhepunkt zwischen 1400 und 1200 v. Chr. erreichte.

Die Mykener sind auch bekannt als die achaische Zivilisation eines indo-europäischen Zweigs von Nomaden, die sich auf dem Festland Griechenlands niedergelassen hatten und viele minoische Kulturanteile annahmen. Im Gegensatz zur minoischen Kultur, in der keine Stadtmauern erbaut wurden und der Frieden unter einer zentralen Autorität bewahrt wurde, ist die mykenische Zivilisation von unabhängigen Städten wie z.B. Korinth, Pylos, Tiryns, das böotische Theben oder Mykene charakterisiert.

Die Städte wurden von Königen beherrscht, die Paläste innerhalb massiver Wände auf leicht zu verteidigenden Berggipfeln bewohnten. Die eindruckvollsten Zeugnisse der Mykener sind prachtvolle, von Heinrich Schliemann gefundene Gold-Schmuckteile und Ornamente, die sich heute überwiegend im Nationalen Archäologischen Museum in Athen befinden. Die Mykener schrieben in der Schrift Linear B (verwandt mit der kretisch-minoischen Schrift Linear A), deren Sprache als eine frühe Form des Griechischen entziffert worden ist. Sie beteten auch Götter an, die Vorläufer der späteren griechischen Götter waren.

In der Mythologie gilt Perseus als Gründer von Mykene. Die frühesten Siedlungsspuren stammen bereits aus dem Neolithikum. Seine grösste Blüte hatte Mykene im 14. und 13. Jh. v. Chr. Die Stadt blieb bis ins 5. Jh. kontinuierlich besiedelt. 468 v. Chr. wurde Mykene durch Argos erobert und seine Bewohner verschleppt. Danach wurde es nur noch kurzzeitig neu besiedelt. Im 3. Jh. v. Chr. wurde Mykene endgültig verlassen.

In Homers Epos Ilias wird Mykene als Hauptstadt des Königs Agamemnon, des Heerführers der Griechen, erwähnt.

Einflüsse der mykenischen Zivilisation finden sich auf Kreta, dessen Zerstörung der minoischen Paläste um 1450 v. Chr. aufgrund mykenischer Eroberungen erklärt werden könnte, in Troja, wo die Handelsstraßen zum Schwarzen Meer geschützt werden sollten, in Ägypten, Mesopotamien und Italien. Um 1200 wurden die bisher bekannten mykenischen Zentren des griechischen Festlandes zerstört. Während man früher als Ursache ein gewaltsames Vordringen Nordwestgriechischer Stämme (Dorische Wanderung) annahm, werden heute multikausale Zusammenhänge verantwortlich gemacht: Ausfall von Handelspartnern im Osten, dadurch bedingt Wirtschftskrisen, Kriege der mykenischen Zentren untereinander, Naturkatastrophen (ein Erdbeben in der Argolis ist für diese Zeit nachgewiesen), Aufstände etc. Zwar brach das mykenische Palastsystem zusammen, die mykenische Kultur lebte aber noch 150-200 Jahre weiter (Periode SH IIIC) und hatte ab der zweiten Hälfte des 12. Jh. wieder einen Aufschwung, wie u.a. neuere Ausgrabungen in Tiryns bestätigen.

Sehenswürdigkeiten

Datei:Atreus.jpg
Das Schatzhaus des Atreus
Das Löwentor

Erhalten sind heute nur noch die Ruinen der antiken Königsburg. Erwähnenswert sind die Reste der kyklopischen Ringmauer und das Löwentor. Es wurde benannt nach den zwei Löwen über dem Toreingang und bildete den Hauptzugang zur Burg. Die Mauer weist drei Bauphasen auf: die erste datiert ca. 1350 v. Chr. Mitte des 13. Jh. wurden die Verteidigungsanlagen nach Süden und Westen verstärkt. Um 1200 v. Chr. erfolgte eine nochmalige Verstärkung mit Einbeziehung von Zisternen und Vorratsräumen.

Weitherhin gibt es ein unterirdisches Kuppelgebäude von bienenkorbähnlicher Form, das ursprünglich als Grabkammer, später auch als Schatzkammer diente ("Schatzhaus des Atreus").

Diese Überreste waren schon seit der wissenschaftlichen Expedition der Franzosen zur Peloponnes (1822) genauer bekannt. Doch haben erst die 1876 und 1877 von Schliemann durchgeführten Ausgrabungen genauere Kenntnisse über die alte Königsburg und die zu ihr gehörenden Bauanlagen (Gräber etc.) ermöglicht.

Die Entdeckungen bestehen in der Ausgrabung eines zweiten Schatzhauses, von fünf Massengräbern, Mauern etc. und in einer großen Zahl von Architekturfragmenten, Grabstelen, Terrakotten, Tongefäßen, goldenen Masken sowie Schmucksachen aus Goldblech, die in den Gräbern gefunden worden sind.

Die vergleichenden Untersuchungen von Milchhöfer und Newton haben ergeben, daß diese Gräberfunde einer Kunst angehören, die von den alten Kulturländern Mesopotamiens ausgegangen, aber in Kleinasien und Phönikien mit neuen Formen und Typen bereichert und stilistisch beeinflusst worden ist. Nach Ulr. Köhler tragen die Funde orientalischen Charakter. Sie gehören der Zeit vor der Dorischen Wanderung (1000 v. Chr.) an und sind nach Athen überführt worden.

Mykenische Könige


s. auch Mykenische Periode

Literatur

  • Schliemann: Mykenä (Leipzig 1878)
  • Furtwängler und Löschke: Mykenische Thongefäße (Berlin 1879)
  • Steffen: Karten von Mykenä (Berlin 1884)