Zum Inhalt springen

Schwarzburg (Adelsgeschlecht)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juni 2012 um 13:13 Uhr durch Adelfrank (Diskussion | Beiträge) (Die Grafen von Schwarzburg). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Stammwappen der Grafen von Schwarzburg
Wappen derer von Schwarzburg in Scheiblers Wappenbuch
Stammwappen derer von Schwarzburg
Großes Wappen der Fürsten von Schwarzburg in Siebmachers Wappenbuch (1605)

Die Schwarzburger gehören zum alten Thüringer Hochadel. Das Geschlecht war eines der am längsten regierenden Adelsfamilien der deutschen Geschichte. Die Schwarzburg, nach der sich die Familie benannte, liegt im Tal an der Schwarza westlich von Saalfeld/Saale in Thüringen. Die Swartzinburg wurde 1071 erstmals erwähnt und ist heute Bauruine.

Vorgeschichte

→ zur Vorgeschichte siehe Sizzonen

Das Adelsgeschlecht hat eine gemeinsame Vorgeschichte mit den Kevernburger Grafen. Beide stammen von den Sizzonen ab. Mit den Nachfahren des Grafen Sizzo III. (* um 1080, † 1160) bildeten sich die getrennten Grafschaften Kevernburg und Schwarzburg heraus. Die Linie Kevernburg endete 1385. Von dieser Linie spaltete sich die Linie Wiehe-Rabenswald ab. Diese existierte nur kurz und erlosch 1312.

Über die Abstammung Sizzos III. wurden diverse Vermutungen angestellt, doch existiert kein gesichertes Wissen. Der Graf ist das erste urkundlich beglaubigte Familienmitglied. Im Schrifttum wird oftmals als Vorfahre Gunther (* um 955; † 1045), genannt der Eremit, angeführt. Die Verwandtschaft ist nicht sicher zu belegen und kann nur vermutet werden. Für die Zugehörigkeit zur Familie spricht die Darstellung Gunthers auf der Grabplatte von Günther von Schwarzburg (* 1304; † 1349).[1]

Die Grafen von Schwarzburg

Sizzo III. von Kevernburg wurde 1103 erstmals erwähnt und nannte sich ab 1123 Graf Sizzo von Schwarzburg. Der Graf ist der gemeinsame Stammvater des Hauses Kevernburg-Schwarzburg. Nach der Erstnennung des Stammsitzes Schwarzburg 1071 dauerte es noch über 100 Jahre bis die Familienmitglieder dauerhaft den Namen Schwarzburg führten.

Heinrich I. (* um 1130, † 1184) war der älteste Sohn Sizzos III. und besaß die Schwarzburg. Sein Bruder Günther II. (* um 1135, † 1197) verfügte über die Käfernburg und erbte nach dem Tode des kinderlosen Heinrich I. die Schwarzburg. Heinrich II. (* um 1150, † 1236), der älteste Sohn Günthers II., war Erbe der Schwarzburg und begründete die Linie Schwarzburg.

Günther VII. († 1274), der Sohn Heinrichs II., begründete erstmals eine Linie Schwarzburg-Blankenburg. Nachdem sein Bruder Heinrich III. von Schwarzburg 1259 erbenlos gestorben war, fiel die Linie Schwarzburg-Blankenburg wieder mit der Linie Schwarzburg zusammen. Heinrich V. († 1285), der Sohn von Günther VII., begründete dann wiederholt die Linie Schwarzburg-Blankenburg. Die Schwarzburger hatten auch Ambitionen im Heiligen Römischen Reich. Graf Günther XXI. von Schwarzburg-Blankenburg, ein Enkel von Heinrich V., wurde 1349 als Gegenkönig gegen zu diesem Zeitpunkt König Karl IV. aufgestellt. Günther war wenig erfolgreich und starb kurz danach. Seine Ruhestätte fand der Graf als einziger deutscher König im Kaiserdom St. Bartholomäus zu Frankfurt.

Anfang des 14. Jahrhunderts war Sieghard von Schwarzburg Deutschordens-Komtur von Christburg, in der Mitte des 14. Jahrhunderts Günter von Schwarzburg Komtur von Mewe und Ende des 14. Jahrhunderts Graf Albrecht von Schwarzburg Komtur von Schwetz in Preußen.

Günther IX. († 1289), der Bruder Heinrichs V., begründete im Jahr 1274 die Linie Schwarzburg-Schwarzburg, die bis 1397 bestand. Von dieser spalteten sich 1327 die Linien Schwarzburg-Wachsenburg und 1362 Schwarzburg-Leutenberg ab. Diese zwei Linien waren für die schwarzburgische Geschichte weniger bedeutsam.

Aus der von Heinrich V. begründeten Linie Schwarzburg-Blankenburg entstanden Ende des 16. Jahrhunderts die Linien Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen. Günther XL. von Schwarzburg aus der Linie Schwarzburg-Blankenburg verstarb 1552. Unter seiner Herrschaft waren die schwarzburgischen Besitzungen nahezu vereint. Er hinterließ vier Söhne, Albrecht, Johann Günther, Günther und Wilhelm. Die beiden zuletzt genannten starben kinderlos. Die Linien seiner Söhne Johann Günther und Albrecht wurden dann die geschichtlich relevanten.

Es entstanden die Linien Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen. Eine Aufteilung in zwei neu geschnittene Territorien wurde im Stadtilmer Vertrag vom 21. November 1599 festgelegt. Die Gebiete der beiden Grafschaften späteren Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen veränderten sich dann über 300 Jahre nicht mehr.

Die Herrschaftsgebiete der Schwarzburger bestanden aus einer Oberherrschaft und einer Unterherrschaft. Die Oberherrschaft umfasste im Wesentlichen die Region um die heutigen Landkreise Saalfeld-Rudolstadt (Stadt Rudolstadt) und Ilm-Kreis (Stadt Arnstadt) im südlichen Mittelthüringen, die Unterherrschaft lag im heutigen Kyffhäuserkreis (Städte Sondershausen und Frankenhausen) in Nordthüringen.

Schwarzburg-Rudolstadt hatte ab 1599 den größeren Teil der Oberherrschaft und den kleineren Teil der Unterherrschaft. Hingegen hatte Schwarzburg-Sondershausen den größeren Teil der Unterherrschaft und den kleineren Teil der Oberherrschaft. Die Residenzen befanden sich in Rudolstadt und Sondershausen mit Schloss Sondershausen und der Heidecksburg als Herrschaftssitz.

Zuvor residierten Schwarzburger Grafen im Längwitzgau, im Südosten Thüringens nördlich des Thüringer Waldes zwischen den Flüssen Gera und Schwarza, auf den Burgen Schwarzburg, Blankenburg, Veste Wachsenburg und Leuchtenburg, Frankenhausen und Arnstadt.

Die Schwarzburger Fürstentümer

Aus den beiden voneinander unabhängigen Grafschaften Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen entwickelten sich Fürstentümer. Kaiser Leopold I. sprach 1697 die Erhebungen in den Reichsfürstenstand aus. Christian Wilhelm nahm die Standeserhöung für Schwarzburg-Sondershausen an. Hingegen lehnte Albert Anton diese für Schwarzburg-Rudolstadt ab. Im Falle der Rudolstädter Linie wurde diese dann 1710 von Kaiser Joseph I. erneut ausgesprochen und akzeptiert.

Die Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt bestand aus den Amtsgerichtsbezirken Rudolstadt, Stadtilm, Königsee, Oberweißbach, dem abgetrennten Gerichtsbezirk Leutenberg und vier kleineren Parzellen. Die Unterherrschaft von Schwarzburg-Rudolstadt setzte sich aus den Amtsgerichtsbezirken Schlotheim und Frankenhausen zusammen.

Der letzte regierende Fürst von Schwarzburg, Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt, dankte am 23./25. November 1918 ab und beendete damit die jahrhundertelange Herrschaft dieses Geschlechtes in Thüringen. Die bedeutsamere Hauptlinie von Schwarzburg-Rudolstadt erlosch 1925 in direkter Linie mit dem Tode des kinderlosen Fürsten, der neben Schwarzburg-Rudolstadt auch das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen in Personalunion geführt hatte, da diese zweite Hauptlinie bereits 1909 mit Fürst Karl Günther von Schwarzburg-Sondershausen erloschen war.

Chef des Hauses Schwarzburg wurde 1925 Prinz Sizzo von Leutenberg. Als dessen Sohn Friedrich Günther von Schwarzburg im Jahr 1971 kinderlos starb, erlosch endgültig das Haus Schwarzburg. Es existiert noch ein Namensträger (Erwachsenenadoption 1969).

Wappen

Die Blasonierung des Stammwappens der Grafen von Schwarzburg-Kevernburg: „Auf Blau ein goldener, auch rotgekrönter, leopardisierter Löwe“. Nach der Erhebung zu Reichsfürsten 1697 bzw. 1710 wurde ein neues, gemehrtes Wappen angenommen.

Vertreter

Siehe Stammliste von Schwarzburg

Literatur und Quellen

  • Friedrich Apfelstedt: Das Haus Kevernburg-Schwarzburg von seinem Ursprunge bis auf unsere Zeit, 1890
  • Friedrich Apfelstedt: Heimathskunde für die Bewohner des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen. Geschichte des Fürstlich-Schwarzburgischen Hauses. Band 3. Sondershausen 1856.E-Book
  • Johann Friedrich Treiber: Geschlechts- und Landes-Beschreibung des Durchlauchtigsten Hauses Schwarzburg, 1756 E-Book
  • Johann Wilhelm Treiber: Über den Ursprung der alten Herren Grafen von Kevernburg und der jetzigen Herren Fürsten v. Schwarzburg, 1787 E-Book

Aus dem Nachlass von Berthold Rein (1863–1943)[2], verfügbar im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt:

  • Zur Geschichte des Grafentums Schwarzburg, besonders unter Albrecht Günther 1582–1634 mit Auszügen aus Beständen des Staatsarchivs Rudolstadt, besonders aus dem Bestand „Schwarzburgica“.
  • Zur Geschichte des Grafentums Schwarzburg, besonders unter Karl Günther (1576–1630) mit Auszügen aus Beständen des Staatsarchivs Rudolstadt, besonders aus dem Bestand „Schwarzburgica“.
  • Zur Geschichte des Grafentums Schwarzburg, besonders unter Ludwig Günther (1581–1646) mit Auszügen Auszüge aus Beständen des Staatsarchivs Rudolstadt, besonders aus dem Bestand „Schwarzburgica“.
  • Zur Geschichte des Schwarzburger Grafenhauses Ende 16. bis Mitte 17. Jahrhundert mit Auszügen Auszüge aus Beständen des Staatsarchivs Rudolstadt über die Schwarzburger Gräfinnen Elisabeth Juliane (1578–1658), Sophie (1579–1630), Magdalene (1580–1652), Anna Sibylle (1584–1623), Katharine Marie (1585–1650), Dorothee Susanne (1587–1662) und Heinrich Günther (1588–1589).

Einzelnachweise

  1. Die Herkunft der Schwarzburger
  2. Nachlass von Berthold Rein
Commons: Haus Schwarzburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien