Hamburg-Ottensen
Basisdaten | |
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Bundesland: | Hamburg |
Bezirk: | Altona |
Fläche: | 2,9 km² |
Einwohner: | 32148 (2002) |
Bevölkerungsdichte: | 11233 Einwohner je km² |
Vorwahl: | 040 |
Kfz-Kennzeichen: | HH
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Ottensen ist ein Stadtteil von Hamburg. Es gehört heute zum Stadtbezirk Altona. Der Name Ottensen wird, ebenso wie bei Othmarschen und Bahrenfeld, von dem Ritter Otto von Bahren abgeleitet, der in dieser Gegend seine Ländereien besaß.
Geschichte
Ottensen wurde 1310 (als Tottenhusen) erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1390 war es Sitz des Landvogtes der schauenburgischen Grafschaft Pinneberg.
Ottensen war lange Zeit ein Bauern- und Handwerkerdorf, das 1640 unter dänische Herrschaft geriet und zeitweise größer als Altona war. Wie dieses im Westen der Stadt Hamburg vorgelagert, wurde es von den Hamburgern als "frei" angesehen, da hier lange Zeit ein freierer Geist als in Hamburg herrschte. Als Folge des Preußisch-Dänischen Kriegs (1864) wurde es 1866 Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.
In der Folge entwickelte sich Ottensen zu einem bedeutenden Industriestandort Norddeutschlands, nicht zuletzt, weil es seit 1867 im Wirtschaftsgebiet des Deutschen Zollvereins lag, Altona und Hamburg jedoch nicht. Von der Zollgrenze zu Altona profitierte auch Bahrenfeld. Ottensen und Neumühlen bildeten ab 1867 den Stadtkreis Altona, wurden 1871 zur Stadt Ottensen-Neumühlen, 1889 zu Stadtteilen Altonas und 1938, mit dem Ende der Altonaer Selbständigkeit, Teil der Stadt Hamburg. 1992 machte Ottensen international Schlagzeilen, als auf den Überresten eines von den Nazis zerstörten jüdischen Friedhofs ein Einkaufszentrum ("Mercado") erbaut wurde. Die Auseinandersetzung wurde schließlich mit Hilfe eines Gutachtens des Jerusalemer Oberrabbiners Itzchak Kolitz geschlichtet: wurde der Bau wurde nicht ausgeschachtet und die geplanten 400 Tiefgaragenstellplätze auf das Dach verlegt. Heute erinnert eine Gedenktafel im Inneren des EKZ an den Friedhof.
Heutige Entwicklung
Das 1995 eröffnete Mercado ist ein viergeschossiges Einkaufszentrum, in dessen Mitte sich ca. 30 feste installierte Stände befinden, die einem Wochenmarkt nachempfunden sind. Außer den zentrentypischen Geschäften und Ladenketten befindet sich darin auch eine öffentliche Bücherhalle. (Fotos von Protesten gegen den Bau des Mercado)
In den 1960er Jahren wurde die Ottensener Industrie zunehmend verlagert und Firmen meldeten Insolvenz an. Investitionen in neue Projekte, die die alten Wirtschaftsgrundlagen ersetzen konnten, blieben aus. Daher sank die Bevölkerungszahl, bis sich in den 1980er Jahren erstmals eine Trendwende ergab. Mittlerweile hat der Stadtteil eine deutliche "Aufwertung" (Gentrification) erfahren hat - vor allem, seitdem Ottensen vom rebellischen, multikulturellen Szenestadtteil der 70er zum heutigen, eher gediegenen, aber immer noch kulturell vielfältigen Stadtzentrum mit attraktiven Einkaufsmöglichkeiten geworden ist. Viele alte Häuser sind jetzt saniert, und die Wohnungen sehr begehrt, statt WGs finden sich zunehmend Mittelstands-Familien und Akademiker. Auch das Shopping- und Nachtleben hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt und ist zu einem Publikumsmagneten geworden, so dass jetzt Besucher aus dem ganzen Hamburger Stadtgebiet kommen.

Bemerkenswert ist, dass Ottensen trotz der Vielfalt der Nationalitäten innerhalb seiner Bevölkerung nicht zu den sozialen Brennpunkten Hamburgs zählt, sondern als lebendiger und sehr beliebter Stadtteil weiterhin von dem mit ihm verbundenen positiven Bild profitiert. Dennoch gibt es auch hier soziale Spannungen, etwa mit den Punks und Bauwagenplatzbewohnern, die dort auch leben oder lebten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Das von den Architekten Raabe & Wöhlecke entworfene Lankenaustift.
- Das vom Altonaer Bausenator Gustav Oelsner entworfene Berufsschulzentrum und
- das Altonaer Museum, beide am Platz der Republik
- Die Christianskirche: auf dem angrenzenden Kirchhof liegt der deutsche Dichter Klopstock begraben.
- Das 22geschossige, gewölbte Hermes-Bürohochhaus am S-Bahnhof Bahrenfeld (erbaut 1977-1981; Architekt: Titus Felixmüller).
Sport
Der Altonaer FC von 1893 ist am westlichen Rand Ottensens mit Vereinsheim, Geschäftsstelle und der Adolf-Jäger-Kampfbahn (6.000 Zuschauer) beheimatet. Die Glanzzeit der Fußballmannschaft liegt schon vor dem Ersten Weltkrieg, als sie in Serie Hamburg-Altonaer Meister wurde mehrmals in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft stand.
Persönlichkeiten
- Johann Rist (1607-1667), Prediger und Barockdichter
- Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), deutscher Dichter
- Max Brauer (1887-1972), sozialdemokratischer Oberbürgermeister von Altona/Elbe und später Erster Bürgermeister von Hamburg
- Tine Wittler (* 1973) Autorin, die in Ottensen lebt und auch ihre Romane dort spielen lässt
Sonstiges
Erwähnenswert ist das Kinderkrankenhaus Altona, getragen vom "Verein Altonaer Kinderkrankenhaus von 1859 e.V.", als eine von zwei Kinderkliniken in Hamburg eine bekannte Adresse im Hamburger Gesundheitswesen. Ebenfalls im Westen Ottensens liegt die Adolf-Jäger-Kampfbahn, seit 1909 Spielstätte des traditionsreichen Fußballclubs Altona 93.
Literatur
- Förderkreis e.V. (Hg.): Ottensen-Chronik. Hamburg 1994 (Selbstverlag)
- Ina Lorenz/Jörg Berkemann: Streitfall jüdischer Friedhof Ottensen. Wie lange dauert Ewigkeit. 2 Bde., Hamburg 1995 (Dölling und Galitz) ISBN 3-926174-67-6
- Stadtteilarchiv Ottensen (Hg.): Schauplatz Ottensen. Geschichte und Geschichten der Ottenser Plätze. Hamburg-Altona 2003 (Selbstverlag) ISBN 3-9808925-1-4