Benutzer:JEW/Kraggewölbe
Rustikale Gewölbe sind seit der Steinzeit in Europa verbreitete Gebäude, die als relativ primitive Kraggewölbe in tholosartiger Trockenmauerwerkstechnik errichtet wurden. Der Gebäudetypus wurde bis in die jüngste Vergangenheit gebaut und genutzt bzw. nachgenutzt. Die ältesten Beispiele finden sich rund um den Mittelmeerraum, aber auch die britischen Inseln und die Maya-Kultur kannten diese Bauart. Zu Bauweise und Statik siehe den eigenständigen Artikel Kraggewölbe.
Das ursprünglich megalithische technische Prinzip des trocken gemauerten Kraggewölbes überlebte in kleinformatigen Steingrößen bis in die Neuzeit in steinernen, in frühchristlicher oder mittelalterlicher Zeit entstandenen runden und rechteckigen Bauten, von denen der letzte noch 1960 auf der Dingle-Halbinsel als Stall errichtet wurde. In die englischsprachige Literatur gingen die runden als Beehive-huts ein. Daneben gibt es eine ältere und weniger bekannte Variante in Irland, die Sweathouses genannt werden. Eine rechteckige Sonderform des trocken gemauerten Gewölbes ist das frühchristliche Gallarus Oratory auf der Dingle-Halbinsel in Irland, im Co. Kerry oder die große Steinhütte bei Gordes (im Vaucluse) in der französischen Provence.
Agrarisch genutzt werden bzw. wurden die menorkinische Baracca, die spanische Bombo, die sardische Pinnedda, der apulische Trullo, der Pagghiaru Siziliens, die Bories und Cabane genannten Hütten in Südfrankreich und die Giren auf Malta sowie in Portugal und auf den Hebriden. Im bäuerlichen Umfeld genutzte Kuppelbauten die keine megalithische Tradition fortsetzen gibt es in Istrien (Kazun und Komarda) und an der dalmatinischen Adriaküste (Bunja und der Trim auf der Insel Hvar), in Slowenien (Hiska und Koca). Es gibt Hinweise auf Kuppelbauten im schwedischen Bohuslän und auf Island, die auch an keine ältere Tradition anknüpfen.
Die traditionelle Volksarchitektur ist jeweils sehr reich an regionalen Mustern, die nicht nur von den geomorphologischen Merkmalen, dem Klima und damit der Vegetation, den historischen und soziokulturellen Faktoren, der wirtschaftlichen Basis und der Kontinuität des traditionellen Ausdruckes konditioniert werden. Briten, Franzosen, Italiener, Jugoslawen, Portugiesen, Spanier, Basken, Schweizer und der Deutsche G. Rohlfs waren die ersten, die sowie in Portugal und auf den Hebridentwa seit 1912 rustikale Gewölbebauten beschrieben. Rohlfs zeigte in seinem 1957 erschienen Buch: Primitive Kuppelbauten in Europa) mittels Vergleich, wie Europa von kuppelförmigen Bauten überzogen war. Er widmete sich aber primär mit dem Trullo und erwähnt die maltesischen Giren und die antolischen Kuppelzisternen nicht.
Beehive-huts
Beehive huts oder "Bienenstock Hütten" ist die engl. Gattungsbezeichnung der auf den Britischen Inseln errichteten Hütten. Die Bezeichnung macht diese räumliche Einschränkung aber nicht, sondern bezeichnet alle derartigen Bauten. Die irischen Exemplare nennen sich Clocháns. Die heute noch existierenden Hütten wurden in der Eisenzeit (um die Zeitenwende) und von der frühchristlichen bis in die Neuzeit errichtet. Die größten Konzentrationen finden sich auf den Hebriden und auf der irischen Dingle-Halbinsel im Co. Kerry. Schöne Exemplare stehen bei Fahan und auf Skellig Michael im Co. Kerry. Auf Aran ist der Clochán na Carraige der letzte völlig erhaltene. Er hat zwei gegenüberliegende Eingänge (wie einen Durchgang) und ist außen oval und innen rechteckig. In Co. Sligo stehen Clocháns auf der Insel Innishmurray. Der Slieve League (Grauer Berg), an der Westküste des Co. Donegal ist der nördlichste Punkt ihrer dichteren Verbreitung in Irland. In Cornwall ist Bosporthennis eines der seltenen Beispiel auf der anderen Seite der irischen See. Östlich von Lonfearn auf Skye in Schottland stehen die 'druids-houses', und die nahe Insel Eileach an Noimh im Archipel der Garvellach Inseln mit ihrem Doppel-Clochán birgt eine weitere Rarität.
Die Nutzung von ehemals heidnischen Sakralbauten (nach der Christianisierung) zu profanen Zwecken zeigen einige Strukturen auf der abgelegenen Hebriden-Insel Lewis, die von F. W. L. Thomas 1858 und A. Mitchell 1880 beschrieben wurden. Hier zeigt sich eine innere Gestaltung, die ansonsten für Megalithanlagen kennzeichnend ist. Insbesondere tritt die Kreuzkammer des Newgrangetyps bzw. dessen 3-fach-Nischen hervor. Aber auch die Schwellensteine, die die Nischen abtrennen, weisen auf einen ehemaligen Sakralbau. Ob die Schutzmauer und die dahinterliegende Feuerstelle (F) bereits prähistorisch sind wurde nicht untersucht. Eine profane nur periodisch bewohnte Schäferhütte, als die diese Bauten zur Zeit ihrer Entdeckung genutzt und beschrieben wurden, wäre mit einer wesentlich simpleren oder zweckmäßigeren Ausgestaltung zurechtgekommen. Die Doppelhütte (links) ist Innen nur etwa mannshoch, die Verbindung zur runden Kammer besteht aus einem Kriechgang.
Die Borie (und der Cabane)
Die Borie ist ein provenzalisches Steinhaus, das mit Spitzdachausführung der sardischen Pinedda und den Hütten an der östlichen Adriaküste ähnlich sehen kann. Decken aus Kraggewölbe sind im südlichen Frankreich u. a. in der Region Alpes Maritimes anzutreffen. Sie stammen offenbar aus Ligurien und sind etwa seit 600 v. Chr. in den Seealpen]] belegt. Alte Bories finden sich oft nah bei oder sogar innerhalb ligurischer Oppida, wo sie vermutlich ähnlich wie die anderen europäischen Kuppelbauten eine kultische Funktion hatten. Die Bauweise wurde erst in christlicher Zeit profan und findet sich hier in alten Schäfereien wo sie ihre Dienste bis in die jüngste Zeit tun. Der Name Bories stammt aus dem späten 19. Jahrhundert.
Bories finden sich vor allem nahe bei Apt, Bonnieux, auf dem Caussols Plateau, bei Forcalquier, Gordes, Lacoste, Luberon, Ménerbes, Murs, Seillans, Viens und Villes-sur-Auzon. Das Luberon-Gebiet ist berühmt für seine interessanten Bories, die aus dem 13. Jahrhundert stammen. Im 18. und 19. Jahrhundert bauten Bauern und Schäfer wieder viele dieser Steinhütten um die kleinen Bauernhöfe zu vervollständigen. Ein Grund sie zu bauen war auch die Steine von den Feldern zu entfernen. Beim Bau einer kleinen Borie im Jahre 1964 benutzte man etwa 300.000 Steine oder ungefähr 180 t. Im Luberon werden auch Steinmauern gefunden, die offensichtlich keinen Zweck erfüllen. Es gibt Mauern nur einige Meter auseinander liegen. Die Breite beträgt bis zu 4 m und sie sind 10 bis 20 m lang.
Die Girna
Girna (plur. Giren) heißen die Feldställe oder Schäferhütten, die in der noch unverstädterten Nordhälfte Maltas und auf Gozo zu finden sind. Aleksandra Faber war die erste Gelehrte die Maltas Giren in "Le "Bunje" beschrieben hat. Ihre Wände bestehen aus einer sorgsam geschichteten äußeren und inneren Mauer deren Zwischenraum mit losem Material verfüllt ist. Die Bauweise war während der maltesischen Tempelphase auf Malta noch unbekannt und muss bei der zweiten Besiedlung Maltas nach 2000 v. Chr. von sizilianischen Einwanderern mitgebracht worden sein. Auf Sizilien gibt es ähnliche Bauten nahe dem Vesuv, die dort Pagghiaru heißen.
Giren sind rund, oval, quadratisch oder rechteckig und sie sind klein, mittel oder groß. Manche haben im Inneren Krippen oder Nischen, andere außen Rampen oder Treppen (Bild). Die Hütten haben anders als der apulische Trullo ein relativ flaches Dach. Es gibt nur einen Eingang und selten dreieckige oder quadratische Fenster, meist über der Tür. Die überlieferte Geschichte der Hütten geht ins 16. Jh. zurück. Als nach der großen Belagerung von 1565 wieder Frieden herrschte, zogen sich die Leute aus den Hochburgen wieder in die Landschaft zurück. Sie errichteten nun einfache, quadratische Hütten in der Nähe ihrer Felder. Der Stein für die Gebäude wurde aus dem Fels gehauen und schuf dadurch ein für die Hütte geeignetes Fundament. Früh entdeckten die Erbauer, dass die weichen Steine nur etwa 1,5 m überspannen konnten bevor sie brachen. Deshalb wurde ein kompliziertes System von Bögen benutzt, um Räume zu schaffen. Heute werden Kargsteintechniken, nun jedoch aus bearbeiteten glatten Platten, in gozetanischen Landhäusern angetroffen, wo sie als gestufte Decken (z.B im Dar ta Xmun), Raumbreiten bis zu 3,65 m überspannen.
Sweathouses
Sweathouses oder Schweißhäuser (kelt. Teach Allas) sind ohne Mörtel gebaute kleine Steinhütten, die mit Erde oder Torf abgedichtet sind und einen Rauchabzug haben. Man nimmt an, dass sie von Beginn an und bis Anfang des 20. Jh. von Leuten, die an Krankheiten wie Rheumatismus litten als Sauna benutzt wurden. Die Hitze erlangte man, indem man ein Feuer in der Kammer unterhielt und die Wandsteine aufheizte. Es gibt diese schwer zu findenden, abseits der Siedlungen gelegenen Sweathouses auf der Cooley Halbinsel im Co. Down, in den Co. Louth, Cavan, Fermanagh (17), Roscommon und in Teilen des Co. Sligo vor allem aber im Co. Leitrim, hier sind 78 bekannt. Bei den 17 Hütten in Fermanagh weist die Forschung darauf hin, dass sie nur in dem ärmlichen Teilen des Countys gefunden werden. Ob der profane Gebrauch als Sauna zum regional nur begrenzten Bau dieser Hütten führte ist jedoch unsicher. Überliefert ist in der Mythologie, dass Hütten im Herbst, bzw. zu Samhain, einem religiösen keltischen Fest aufgesucht wurden, um in Kontakt mit den Ahnen zu treten. Es gibt Forscher, die der Auffassung sind, dass die Hütten ursprünglich von "Druiden" zum Inhalieren von haluzinativen Substanzen oder (Magic mushrooms) benutzt wurden. Die einbringungung von steinernen Bänken (Bankaltären) stützt diese These. Gut erhalten sind die Sweathäuser von Tirkane (Co. Derry - unter Schutz gestellt) und Cleighran More, Cornamore und Killadiskert im Co. Leitrim. An einer Seite des Sweathouses von Tirkane, das als eines der wenigen gut zugänglich ist, war ein Quellbecken, das jetzt verlegt wurde. Nach der Saunatheorie wurde es als Tauchbecken benutzt. Im Sliabh An Iarainn Visitor Centre in Drumshanbo Co. Leitrim ist ein rekonstruiertes Sweathouse zu besichtigen.
Der Trullo

Trullo (italienisch), plur. Trulli, ist eine Bezeichnung für die vor allem in Apulien vorkommenden Häuser oder Ställe, bei deren bekannteren Formen sich die Steindächer nach oben zwipfelartig verjüngen und mit einem symbolischen Schlussstein abgeschlossen werden. Die schuppenartigen dunklen Bruchsteindächer geben dem weißen Trollo der ursprünglich in den Feldern stand, sein bekannt charakteristisches Aussehen. Die bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts vergessenen "arme Leute-Häuser" erlebten eine Renaissance und werden heute als Ferienwohnungen angeboten. Die Trulli von Alberobello, einer ursprünglichen Landarbeitersiedlung gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es gibt aber auch eine Vielzahl völlig anders gestalteter Trulli. Darunter sind besonders auffällige Exemplare die runden und quadratischen pyramidenartig, einfach oder mehrfach gestuften oder konischen Bauten.
Literatur
- Ein Buch (in franz. und nur beim Parc Natural Régional du Luberon erhältlich) über die Bories der Provence, mit Fotos, Karten und Zeichnungen ist: Bories. ISBN 2-85744-720-5
- Battaglia, Raffaello. 1926 Richerche Paleontologiche e Folkloristiche Sulla Casa Istriana Primitiva. Atti e Memorie della Societa Istriana di Archeologia e Storia Patria 38:2
- Fsadni M. The Girna 1992
- Walkowitz J.E.: Das Megalithsyndrom. 2003. ISBN 3-930036-70-3
Weblinks
- http://www.stoneshelter.org
- http://www.stoneshelter.org/stone/bunja.htm
- http://www.alberobello.net/iltrullo/index.htm Hauptmerkmale eines Trullo