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Tarare (Oper)

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Tarare ist eine 1786/1787 entstandene Opéra in fünf Akten und einem Prolog von Antonio Salieri auf einen Text von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais. Die Uraufführung fand am 8. Juni 1787 in der Pariser Opéra statt.

Mit diesem außerordentlichen Werk voller satirischer Spitzen und politischer Anspielungen wollten Salieri und Beaumarchais - basierend auf den Reformen Christoph Willibald Glucks - ein neues Genre des Musiktheaters schaffen. Der Komponist entwickelte hierfür einen ganz eigenen deklamatorischen Stil, der es ihm ermöglichte, einen fließenden Übergang zwischen den vom Dichter gewünschten gesungenen und auf Tonhöhen "gesprochenen" Passagen zu schaffen. Das schillernde Werk ist größtenteils durchkomponiert, ein ausgedehntes Ballettdivertissement (Fête européenne) im dritten Akt ist integraler Bestandteil der Handlung. Den Rahmen bildet eine überzeitliche Szenerie, in der La Nature (Sopran) und Le Génie du Feu (Bariton) die gesamten Figuren der Oper erst erschaffen und diese dann in einer Art Experiment (der "eigentlichen" fünfaktigen Oper) aufeinanderprallen lassen. Das Werk gipfelt in der vom Choeur géneral skandierten revolutionären Aussage:

"Mortel, qui que tu sois,
Prince, brame ou soldat,
Homme! ta grandeur sur la terre
N'appartient point à ton état;
Elle est toute à ton caractère."

(dt. "Sterblicher, wer du auch seist,
Prinz, Brahmane oder Soldat,
Mensch! deine Größe auf der Erde
erwächst nicht aus deinem Stand,
sondern einzig aus deinem Charakter.")

Der Oper war ein beispielloser Erfolg beschieden: allein bis Ostern 1788 ging das Werk 33 Mal über die Bühne und konnte 121.717 Livres an Einnahmen verzeichnen; zudem erschien schon im Dezember 1787 die Partitur bei Imbault im Druck. In der Folgezeit gab es in Paris sogar Fächer und Tabakdosen "à la Tarare".

Die Umarbeitung des Stoffes zum italienischen Dramma tragicomico in fünf Akten Axur, Re d'Ormus von Lorenzo da Ponte, zu der Salieri eine nahezu komplett neue Musik schrieb, kam am 8. Januar 1788 im Wiener Burgtheater zur Uraufführung.

Nach den Ereignissen der französischen Revolution verfasste Beaumarchais 1790 einen den neuen politischen Verhältnissen angepassten Zusatz zu TarareLe Couronnement de Tarare (dt. Tarares Krönung) betitelt – der ebenfalls von Salieri vertont wurde. In diesem Epilog nimmt er unter anderem zur konstitutionellen Monarchie und zur Ehescheidung Stellung.

Moderne Wiederaufführungen von Tarare fanden 1988 bei den Schwetzinger Festspielen und 1991 an der Opéra du Rhin Straßburg, sowie in Colmar und Mulhouse statt.