Straßenbahn Dessau
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Basisinformationen | |
Staat | Deutschland |
Stadt | Dessau-Roßlau |
Eröffnung | 15. November 1894 |
Betreiber | DVG |
Infrastruktur | |
Streckenlänge | 12,5 km |
Spurweite | 1435 mm (Normalspur) |
Stromsystem | 750 Volt DC Oberleitung |
Haltestellen | 32 |
Betriebshöfe | 1 |
Betrieb | |
Linien | 3 |
Linienlänge | 18 km |
Takt in der HVZ | 15 Minuten |
Takt in der SVZ | 30 Minuten |
Fahrzeuge | 10 NGT6DE, 3 GT8 |
Statistik | |
Fahrgäste | 4,34 Mio. pro Jahr |
Einwohner im Einzugsgebiet |
77 Tsd. |
Mitarbeiter | 78 |
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Die Straßenbahn Dessau ist der Hauptträger des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt Dessau-Roßlau. Sie verkehrt seit dem Jahr 1894 und wurde nach Stilllegungsplänen in den 1970er Jahren seit 1987 ausgebaut und modernisiert, so dass heute (2012) auf einem Streckennetz von 12,5 Kilometern Länge moderne Niederflurfahrzeuge verkehren. Das Straßenbahnnetz ist normalspurig und wird heute von der Dessauer Verkehrsgesellschaft mbH (DVG) betrieben.
Geschichte
Dessauer Straßenbahngesellschaft

Am 15. November 1894 wurde in Dessau die Gasmotorbahn eröffnet. Die erste Linie wurde zwischen Post, Museum und Friedhof, wo sich auch das Depot befand, betrieben. Im Jahre 1895 wurde die Bahn zum Hauptbahnhof und zur Zuckerraffinerie an der Bitterfelder Bahn erweitert. Durch Explosionen zweier Gaslokomotiven wurde schon 1899 über eine Umstellung auf elektrischen Betrieb plädiert. Die Einstellung der Gasmotorbahn erfolgte zum 24. März 1901.
Am 26. März 1901 konnte der elektrische Betrieb auf der bis zum Elbhaus verlängerten Bahn aufgenommen werden. Am 28. März 1907 wurde die Strecke nach Roßlau in Betrieb genommen. Da weitere Straßenbahnstrecken finanziell nicht tragbar gewesen wären, wurde 1926 ein ständig verkehrender Omnibus eröffnet.
Anfang der 1940er Jahre wurde das Straßenbahn-Streckennetz weiter nach Süden verlängert. Vom Friedhof III ging es 1941 bis zur Innsbrucker Straße, wo auch eine neue Wagenhalle entstand. 1943 erfolgte die Verlängerung bis zur Peterholzstraße. Im Zweiten Weltkrieg wurde neben der Stadt auch die Straßenbahn schwer getroffen.
Wenige Tage nach der Kapitulation konnte die erste Strecke wieder befahren werden. Die Gleise der Roßlauer Linie wurden abgebaut und in der Innenstadt wiederverwendet. Ende 1946 verkehrten wieder 2 Linien auf dem Stadtnetz. 1949 erfolgte die Streckenverlängerung von der Peterholzstraße zur Gleisschleife Tempelhofer Straße.
VEB Dessauer Verkehrsbetriebe
1951 wurde ein Konzept zur Stilllegung der Dessauer Straßenbahn und Umstellung auf Obus vorgestellt. Trotz moderner Gotha-Zweiachser wurde 1967 die Linie 3 zur Gärungschemie eingestellt und 1971 abgebaut. In den Jahren 1972 bis 1974 wurde schrittweise die Linie 2 zum Rosenhof eingestellt. 1973 wurde der mittelfristige Erhalt der Linie 1 zwischen Bahnhof und Dessau-Süd zugesichert, da hier ein hohes Fahrgastaufkommen mit 4-Minutentakt in der HVZ herrschte. Langfristig sollte das gesamte Stadtgebiet nur noch mit Bussen bedient werden.
1980 kam das Umdenken der Dessauer Stadtverwaltung: Mit einem neuen Nahverkehrsplan für die Stadt, wurde de Neubau von drei Straßenbahnstrecken vorgesehen:
- Hauptbahnhof – Waggonbau
- Museum – Gärungschemie – Junkalor – Wohngebiet Zoberberg
- Friedhof – Wohngebiet Kreuzbergstraße

Realisiert wurde 1987 die Kreuzbergstrecke, in den Jahren 2000 bis 2002 die Zoberberg-Linie. Zum Waggonbau fährt bis heute der Bus. Zum 1. Mai 1987 konnte die Strecke zur Kreuzbergstraße in Betrieb genommen werden. Extra für den Wagen-Mehrbedarf wurden Wagen aus Schwerin geholt. Kurz vor der Wende war im Gespräch, Gotha-Gelenkzüge aus Leipzig zu holen. Doch die Deutsche Wiedervereinigung veränderte vieles.
Dessauer Verkehrsgesellschaft mbH
Von 1990 bis 1995 wurde, außer der Kreuzberglinie, das komplette Straßenbahnnetz modernisiert, saniert und auf eigene Bahnkörper verlegt. 1992 lösten 14 aus Duisburg gebraucht gekaufte GT8 die Gotha-Flotte ab. 1999 bestellte die DVG 10 Niederflurwagen, die 2001 bis 2002 ausgeliefert wurden und somit einen Großteil des Wagenparkes ersetzten.
2000 konnte der erste Funktionsabschnitt der neuen Linie 3 zur Kleinen Schaftrift im Ortsteil Alten eröffnet werden. Nach zwei Jahren wurde dann die Linie bis zum Wohngebiet Zoberberg endgültig fertiggestellt. Seit dem 7. Juli 2002 hat damit Dessau seine größte Netzausdehnung mit 12,5 Kilometern erreicht.
Linien und Takte

Die Straßenbahnlinien 1 (Hauptbahnhof – Dessau Süd) und 3 (Hauptbahnhof – Junkerspark) tragen die Hauptlast des Straßenbahnverkehrs. Die Linien verkehren Montag bis Samstag im 15-Minutentakt, in den Früh- und Abendstunden sowie am Sonntag aller 30 Minuten. Betriebsbeginn ist 5 Uhr, am Samstag erst 6 und am Sonntag 7 Uhr. Betriebsschluss ist ca. 21 Uhr. Die Linie 4 (Hauptbahnhof – Kreuzbergstraße) verkehrt nur von Montag bis Freitag von 5 bis 20 Uhr aller 30 Minuten. In den Früh- und Abendstunden sowie am Wochenende bedient die Linie 1 durch eine Stichfahrt den Streckenast zur Kreuzbergstraße aller halbe Stunde mit.
Linie | Fahrstrecke | Halte | Fahrzeit (HVZ) |
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1 | Hauptbahnhof – Wasserwerkstraße (- Kreuzbergstraße) – Dessau Süd | 14 (19) | 16 (22) min |
3 | Hauptbahnhof – Berufschulzentrum – Junkerspark | 19 | 22 min |
4 | Hauptbahnhof – Wasserwerkstraße – Kreuzbergstraße | 12 | 14 min |
Unter der Woche verkehren pro Linie 4 Bahnen, am Samstag fahren 3 Bahnen auf der Linie 1, die 3 fährt mit 4 Bahnen. An Sonn- und Feiertagen verkehren pro Linie 2 Bahnen.
Zur Schulzeit verkehrt eine Verstärker-Straßenbahn für das Berufschulzentrum. Die Bahn fährt ab "Friedhof III" als Linie 1 zum Hauptbahnhof, dann als 3 zum Junkerspark. Von dort als Linie 1/3 nach Dessau Süd. Die Sonderlinie 1/3 wird auch bei eingeschränktem Linienverkehr und Nichtbedienung des Hauptbahnhofs genutzt.
Die Straßenbahnen rücken alle vom Betriebshof Erich-Köckert-Straße aus. Die Linien 1 und 3 verkehren als Linienfahrt ab den Haltestellen Dessauer Vekehrs-GmbH bzw. Friedhof III zu den Endstellen Dessau Süd bzw. Junkerspark. Lediglich die Linie 4 rückt als Leerfahrt aus. Die Bahnen der Linie 3 wechseln in den Abendstunden auf die Linie 1, um ab der Endhaltestelle Dessau Süd in den Betriebshof als Leerfahrt einzurücken.
Wagenpark

Die DVG verfügt über zehn Bombardier-Niederflurfahrzeuge NGT6DE von 2001 mit den Nummern 301 bis 310. Außerdem gibt es noch einen verbliebenen DÜWAG-GT8-Wagen mit der Nummer 003 für den Reservebestand. Zwei weitere erfüllen Sonderfunktionen: Wagen 007 verkehrt als Bistro-Tram, GT8 012 ist zum Winterdienstwagen umgerüstet worden.
Alle Düwag-GT8, die in Dessau unterwegs waren und sind, verkehrten in Duisburg anfangs als Anderthalbrichtungswagen. 1992 kamen 14 Wagen nach Dessau, da sie bei der DVG Duisburg nach der Stadtbahneröffnung nicht mehr einsetzbar waren.
Außerdem werden noch zwei historische Wagen betrieben (Pullman-Wagen 28 und Aufbauwagen 30). 2008 trennte man sich von den historischen Wagen Tw 21 + Bw 109 (Gotha), Tw 40 (Reko), die verschrottet wurden. Den historischen Arbeitswagen G2 gab man an Magdeburg ab.
Dessau war einst – ähnlich wie Jena – Hochburg der Gotha- und Rekowagen. Die Straßenbahn sollte auch, wenn die DDR weiter bestanden hätte, bis 2020 den gesamten normalspurigen Gothawagenpark der DDR „abfahren“.
Literatur
- Gerhard Bauer: Straßenbahn-Archiv 4. Raum Erfurt Gera Halle (Saale) Dessau. transpress Verlag für Verkehrswesen, 1984.