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Currywurst

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Currywurst mit Pommes frites (mit Ketchup und Mayonnaise)
Currywurst in Pappschale und mit „Pommesgabel

Die Currywurst ist eine gebratene oder frittierte Brüh- oder Bratwurst, die meist geschnitten und mit einer Sauce auf Basis von Ketchup oder Tomatenmark und Currypulver serviert wird. Die üblichen Beilagen sind Brötchen oder Pommes frites.

Geschichte

Gedenktafel für Herta Heuwer
Datei:DPAG 2011 Deutsche Erfindungen Alltag.jpg
Currywurst auf einer deutschen Briefmarke von 2011 aus der Serie „In Deutschland zu Hause: Einfallsreichtum – Deutsche Erfindungen“

Die Erfindung der Currywurst wird Herta Heuwer[1] zugeschrieben, die nach eigenen Angaben erstmals am 4. September 1949 an ihrem Imbissstand an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße in Berlin-Charlottenburg gebratene Brühwurst mit einer Sauce aus Tomatenmark, Currypulver, Worcestershiresauce und weiteren Zutaten anbot. Im Januar 1959 ließ sie den Namen ihrer Sauce, Chillup, angeblich als Marke schützen. Herta Heuwers Imbiss zog in ein Ladenlokal mit Garküche in der Kaiser-Friedrich-Straße 59 (in der Nähe des damaligen Busbahnhofs im Rotlichtviertel des Stuttgarter Platzes) um und entwickelte sich dort zu einer festen Institution: Er war Tag und Nacht geöffnet und beschäftigte in seinen besten Zeiten bis zu 19 Verkäuferinnen. Die Firma Kraft bemühte sich um das Rezept und das Markenrecht, was Heuwer allerdings ablehnte. Seit 2003 befindet sich am ehemaligen Standort (heute: Kantstraße 101) eine Gedenktafel ihr zu Ehren.

Ausgehend von Uwe Timms Novelle Die Entdeckung der Currywurst von 1993, in der er die Erfindung seiner (erdachten) Lena Brücker zuschreibt, die in der Geschichte einen Imbiss am Großneumarkt in Hamburg betrieben und die erste Currywurst bereits 1947 serviert haben soll, wird die Berliner Herkunft der Currywurst immer wieder bestritten. Lena Brücker zu Ehren wurde ebenfalls im Jahr 2003 eine Gedenktafel am Hamburger Großneumarkt angebracht. Timm selbst beschreibt Lena Brücker als fiktive Person, die stellvertretend steht für „eine dieser wunderbaren Frauen, von denen es viele gab. Die haben den Großteil des Wiederaufbaus gestemmt, die waren sehr präsent damals.“ Die Figur der Novelle ist angelehnt an eine Frau, die auf dem Großneumarkt einen Imbissstand betrieb und bei der er seiner Erinnerung nach als Kind bereits 1947 zum ersten Mal eine Currywurst aß.

Seit den 1980er Jahren bekam die Currywurst als schnelle Mahlzeit zunehmend Konkurrenz durch den türkischen Döner und den US-amerikanischen Hamburger. Bis dahin hatte sie sich in Deutschland zu einem der beliebtesten Gerichte an Imbissständen entwickelt. Besonders verbreitet ist sie in Berlin, Hamburg, im Ruhrgebiet, Rheinland und ist oft Bestandteil im Verzehrangebot von Betriebskantinen.

Im August 2009 wurde in Berlin das Deutsche Currywurst-Museum eröffnet.

Varianten

Currywurst wird regional unterschiedlich zubereitet. Die Angebotsbreite zeigt ein Vergleich zwischen der „Berliner Currywurst“ und der „Currywurst aus dem Ruhrgebiet“.

Berliner Currywurst

Konnopke’s Imbiß in der Schönhauser Allee, Berlin

Bei der Berliner Currywurst gibt es zwei grundlegende Varianten: mit und ohne Darm. Die zu Anfang ausschließlich verwendeten Würste mit Darm sind gepökelte und leicht geräucherte Brühwürste aus fein gemahlenem Schweine- und teilweise auch Rindfleisch. Sie ähneln einfachen Bockwürsten. Die Würste ohne Darm sind walzenförmig und von weißlicher Farbe, vergleichbar den bayerischen Wollwürsten. Sie sind nicht gepökelt oder geräuchert. Die gelegentlich auch verwendete Dampfwurst gilt als minderwertig. Bratwürste werden für Currywurst nicht verwendet.

Beide Varianten werden zuerst im Ganzen gebraten, wobei sie meist in einer Fettwanne etwa zur Hälfte mit heißem Fett bedeckt sind. Bei der Abgabe wird die Wurst von Hand in mundgerechte Stücke geschnitten – einige der traditionsreichen Imbissstände wie Krasselt in Berlin-Steglitz servieren Currywurst aber nur mit einem Schnitt, wobei beide Wursthälften jeweils mit einem Holzpieker versehen werden. Abschließend wird die Wurst mit der Sauce übergossen und reichlich mit Currypulver bestreut (oder umgekehrt). Auf Wunsch werden noch Cayennepfeffer (Bestellung: „scharf“ oder „extra scharf“) oder zerstoßene getrocknete Chilischoten (Bestellung: „mit Körnern“) hinzugefügt. Auch die Zugabe von Worcestershiresauce oder „scharfen Zwiebeln“ (gehackten rohen Zwiebeln mit Chili) kann gewünscht sein. Ein spezielles Ketchup auf Basis von Tomatenmark und Gewürzen wird oft vom Stand selbst hergestellt und dann oft warm über die Wurststücke gegeben.

In Ost-Berlin wurde die Currywurst in den 1960er Jahren bekannt – unter anderem durch Konnopke’s Imbiß. Angeboten wurde zu DDR-Zeiten nur Currywurst ohne Darm, anfangs wohl aus Mangel an Därmen – auch Bratwürste wurden schon vorher ohne sie hergestellt. Als Ersatz dienten teilweise Wasserschläuche, um dem Brät beim Brühen die Form zu geben. Serviert wurde die Wurst ungeschnitten am Stück mit Currypulver und kaltem dünnflüssigen Ketchup (oder kalter dickflüssiger Tomatensauce). Für den Verzehr mit den Fingern wurde ein Wurstende ohne Sauce belassen.

Die typische Beilage ist ein kleines weiches Brötchen, mit dem sich die Sauce besonders gut tunken lässt. Zur Wurst in Ost-Berlin war es eine Schrippe oder eine Scheibe Toastbrot.

Currywurst aus dem Ruhrgebiet

Der Profi-Grill in Wattenscheid

Im Ruhrgebiet und seiner Umgebung wird Currywurst aus Bratwurst hergestellt, ist also nicht gepökelt und geräuchert, aber kräftiger gewürzt. Zum Zerschneiden dient häufig ein Currywurst-Schneider mit mehreren Klingen, der sie mit einer Handbewegung zerkleinert, oder eine an einen Fleischwolf erinnernde Maschine, die mit rotierenden Messern arbeitet.

Dieser elektrische Currywurst-Schneider wurde 1963 in Radevormwald von Friedhelm Selbach entwickelt, der mit dieser Erfindung den Grundstock für die Friedhelm Selbach GmbH legte.[2]

Die Zugabe von zerstoßenen Chilischoten ist unüblich, für die gewünschte Schärfe sorgt gegebenenfalls Cayennepfeffer. Auf Wunsch wird Schaschliksauce dazugegeben, ein dunkler Bratensaft, der beim Schmoren der meist ebenfalls angebotenen Fleischspieße entsteht.

Weitere Varianten der Currywurst sind, speziell im Ruhrgebiet und dem Münsterland, die Jägerwurst und Zigeunerwurst. Hier wird die in Scheiben geschnittene Wurst nicht mit der typischen Currysauce, sondern mit Jäger- oder Zigeunersauce serviert.

Volkswagen-Currywurst

Volkswagen Currybockwurst und -ketchup
Produktion der VW-Currywurst 1973

Über die Werksgrenzen hinaus ist die Currywurst der Volkswagen-Kantinen in Wolfsburg bekannt. Die Currybockwurst gibt es seit 1973.[3] Pro Jahr werden mehrere Millionen Würste verkauft[4] – 4,8 Millionen Currywürste wurden im Jahr 2011 von der VW-Fleischerei produziert.[3] Der Erfolg der Wurst beruht nicht nur darauf, dass es für sie eine besondere Gewürzmischung und einen speziellen Gewürzketchup gibt, die berühmte VW-Currywurst ist auch gesünder als andere Currywürste: Sie hat nur einen Fettanteil von ca. 20 Prozent, normal ist mindestens das Doppelte. Sie enthält auch keine Phosphate, Milcheiweiß oder Glutamat.[5] Inzwischen ist sie auch im Berliner Currywurstmuseum zu sehen.[6] Die original VW-Currywurst sowie der dazugehörige VW-Gewürzketchup kann auch abgepackt über Vertragshändler von Volkswagen bezogen werden. In Wolfsburg und weiten Teilen Niedersachsens sind die VW-Currywurst und der VW-Gewürzketchup auch in einigen Supermärkten der Kette EDEKA erhältlich.[4]

Diverses

  • In Neuwied wird jährlich ein Wochenende lang das „Festival der Currywurst“ gefeiert.[8]

Literatur

  • Petra Boden: Die Berliner Currywurst. Sachbuch. Edition q im be.bra Verlag, 2010, ISBN 3-8148-0180-6.
  • Marc Reisner: Currywurst – Alles, was man wissen muss. 1. Auflage. BoD, Norderstedt 2009, ISBN 3-8370-9871-0.
  • Gerd Rüdiger, Lars Reimann (Fotograf): Currywurst. Ein anderer Führer durch Berlin. 1. Auflage. be.bra, Berlin 1995, ISBN 3-930863-03-0 (135 Seiten).
  • Werner Siegert: Der kleine, aber absolut unentbehrliche Currywurst-Knigge. Mit Cartoons von Michael Möllers. 1. Auflage. Herbert Utz, München 2005, ISBN 3-8316-1179-3.
  • Petra Foede: Wie Bismarck auf den Hering kam. Kulinarische Legenden. Kein & Aber, Zürich 2009, ISBN 978-3-03-695268-0.

Einzelnachweise

  1. Who’s Who
  2. Interview in Planet Wissen (WDR)
  3. a b Die Meister der Currywurst. In: Metallzeitung 2/2009
  4. a b FAZ: Garantiert ohne Motoröl: Currywurst von Volkswagen
  5. Weltrekord: 4,8 Millionen Currywürste im Jahr
  6. VW-Currywurst in Berliner Currywurstmuseum
  7. Greenpeace: Keine Patente auf Leben
  8. Bericht auf der Homepage der Stadt