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Adelebsen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Deutschlandkarte
Adelebsen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Adelebsen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 35′ N, 9° 45′ O keine Zahl: Ungültiger Metadaten-Schlüssel 03152001Koordinaten: 51° 35′ N, 9° 45′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Göttingen
Höhe: 187 m ü. NHN
Fläche: 75,85 km2
Einwohner: Ungültiger Metadaten−Schlüssel 03152001 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: Fehler im Ausdruck: Unerkanntes Wort „span“ Einwohner je km2
Postleitzahl: 37139
Vorwahlen: 05506, 05502 (Ortsteil Güntersen)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Gemeindeschlüssel: 03 1 52 001
Gemeindegliederung: 7 Ortsteile[2]
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Burgstraße 2
37139 Adelebsen
Website: www.adelebsen.de
Bürgermeisterin: Dinah Stollwerck-Bauer (CDU)
Lage der Gemeinde Adelebsen im Landkreis Göttingen
KarteNiedersachsenStaufenbergHann. MündenSchedenBührenNiemetalJühndeDransfeldAdelebsenFriedlandRosdorfGöttingenBovendenGleichenLandolfshausenSeulingenWaakeSeeburgEbergötzenDuderstadtObernfeldRollshausenRüdershausenRhumspringeWollershausenGieboldehausenWollbrandshausenBodenseeKrebeckWalkenriedBad SachsaBad Lauterberg im HarzHerzberg am HarzHerzberg am HarzHerzberg am HarzHattorf am HarzHattorf am HarzWulften am HarzElbingerodeHörden am HarzOsterode am HarzBad Grund (Harz)Harz (Landkreis Göttingen)Harz (Landkreis Göttingen)Harz (Landkreis Göttingen)Landkreis GoslarLandkreis NortheimLandkreis NortheimHessenThüringenSachsen-Anhalt
Karte

Adelebsen ist ein Flecken in Niedersachsen, der etwa 15 km westlich von Göttingen an der Schwülme liegt. Er hat etwa 6.600 Einwohner und gehört zum Landkreis Göttingen. Der Flecken Adelebsen besteht aus den Ortschaften Adelebsen, Barterode, Eberhausen, Erbsen, Güntersen, Lödingsen und Wibbecke.[2]

Geschichte

Erstmals erwähnt wurde Adelebsen bzw. die alte Burg der Freiherren von Adelebsen, die auf einem langgestreckten Sandsteinfelsen über dem Ort liegt, 990 mit der Bezeichnung Ethelleveshusen. In diesem Jahr schenkte Kaiser Otto III. seiner Schwester Sophie hier Ländereien. Der das Dorf und die Straße (durch das Schwülmetal an die Weser) überragende Sandsteinfelsen war wie geschaffen für eine Burganlage. So siedelten im 13. Jahrhundert die Herren von Wibbecke aus ihrem in der Nähe liegenden Dorf hier über und erbauten auf dem Felsen eine Burg, die in einer Schrift 1295 erstmalig erwähnt wird, und nannten sich fortan mit dem Namen von Adelebsen, welches damals noch bekannt war unter der Abwandlung de Adelevessen.

Am 1. Mai 1394 erhielt der Ort von den Grund und Gerichtherren das "Weichsbildrecht", welches eine Art Recht zur Selbstverwaltung darstellte. Daraus entwickelte sich 1693 die Bezeichnung "das Flecken". Während der gesamten Zeit von 13. Jahrhundert bis 1852 befand sich Adelebsen im Patrimonialgericht, welches die Grundherrn von Adelebsen eingerichtet hatten. Eine Ausnahme jedoch bildete die kurze Zugehörigkeit Adelebsens zum Königreich Westfalen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kam es zu einer Fehde zwischen den Herren von Adelebsen und dem Landgrafen Wilhelm von Hessen, an der sich auch der Herzog von Braunschweig-Lüneburg Erich I. zugunsten derer von Adelebsen beteiligte. Es kam zu einem regelrechten Krieg zwischen dem Braunschweiger und dem Hessischen Landgrafen, welcher 1497 einen Teil von Barterode niederbrannte, die dortige Kirche einnahm und viele Gefangene machte und sich anschließend 1503 gegen Adelebsen wandte.[3] Erich I. kam jedoch dem Landgrafen von Hessen zuvor, befestigte Adelebsen und ließ im Ort eine starke Besatzung. Die Fehde und der Krieg endeten mit dem Verzicht des Hessischen Landgrafen auf seine Lehnshoheit über Adelebsen, diese sollte fortan der Braunschweiger Erich I. besitzen.

Unter den Wirren des Dreißigjährigen Krieges hatte Adelebsen, ähnlich wie viele andere Orte im südniedersächsischen Raum, zu leiden. Zwar wurde ein Schutzbrief für die Ortschaft erlassen, jedoch konnte dieser nicht abwenden, dass 1629 der Feldherr Tilly weite Teile Adelebsens stark zerstörte. Noch bis in die Nachkriegsjahre wird von den verheerenden Schäden berichtet.

Um finanzielle Einnahmequellen brauchten sich die Herren von Adelebsen allerdings keine Sorgen zu machen, denn neben den 1543 eingerichteten Gerichts- und 1550 begründeten Polizeiordnungen erließen die Grundherrn alle möglichen Rechte betreffend der Einnahmequellen, die ihnen ein standesgemäßes Leben bieten sollte. So kam es, dass das Konzessionsrecht für das Brauereiwesen, die Krugnahrung, die Handelsgeschäfte und einige Handwerksbetriebe und der Jahrmarkt die einträglichsten Einnahmequellen waren und die Herren von Adelebsen ihre Einkünfte, im finanziellen und materiellen Bereich, vorwiegend aus dem Abgabewesen bezogen. Zudem fiel der Judenschutz darunter, aus dem Einnahmen durch Beiwohnungs- und Schutzgeld erzielt wurden. In wirtschaftlicher Hinsicht spielten seit Beginn des 19. Jahrhunderts jüdische Geschäftsleute eine immer wichtigere Rolle in Adelebsen. So befanden sich im Jahre 1811 unter den 1168 Einwohnern des Ortes 97 Juden. 1859 wurden 15 der insgesamt 23 Geschäfte des Ortes von den jüdischen Mitbürgern geleitet, was Adelebsen den Beinamen „Klein-Jerusalem“ einbrachte.[4] In der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurde die örtliche Synagoge von vermutlich Göttinger SS-Angehörigen zerstört, die man eigens dafür nach Adelebsen beordert hatte. In der Folgezeit wurden alle jüdischen Einwohner in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt, aus dem am Ende des Krieges lediglich ein Überlebender zurückkehrte.

1577 wurde eine große Scheune errichtet, die im 20. Jahrhundert zu einer katholischen Kirche umgebaut wurde. Durch um 1870 beginnenden Basaltabbau der in der Nähe gelegenen Berge Bramburg, Grefenburg und Backenberg wurde Adelebsen zum Standort einer bedeutenden Steinbruchindustrie.

Von 1885 bis 1932 gehörten Adelebsen und seine Ortschaften zum Kreis der im Nordwesten gelegenen benachbarten Stadt Uslar. Dieser wurde dann mit dem Kreis Northeim vereinigt. Erst 1973 wurde Adelebsen aus dem Landkreis Northeim in den Landkreis Göttingen ausgegliedert.

Im März 1993 geriet der Ort bundesweit in die Schlagzeilen, als die „Autonome Antifa (M)“ aus Göttingen mit etwa 2.000 Teilnehmern, ein großer Teil von ihnen behelmt und vermummt im Schwarzen Block, eine Demonstration gegen ein Schulungszentrum der NPD in Adelebsen durchführte.

Politik

Am 22. Januar 2006 wurde überraschend die 29-jährige CDU-Politikerin Dinah Stollwerck-Bauer mit 58 % gegen ihren Mitbewerber Norbert Hilke (SPD) zur Bürgermeisterin gewählt.

Sehenswürdigkeiten

Burg Adelebsen

Burg Adelebsen

Hauptartikel: Burg Adelebsen

Die Burg Adelebsen wurde im 13. Jahrhundert von den Herren von Wibbecke erbaut, die ihren Stammsitz hierher verlegten. Der etwa 40 Meter hohe Wohnturm mit fünfeckigem Grundriss stammt im Kern aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, durch weitere Gebäude wurde die Anlage in der Renaissance und im Barock ergänzt und zu einem Schloss umgestaltet. Zur Schlossanlage gehört auch ein terrassierter Garten am Hang zum Schwülmetal sowies eine großflächige Gutsanlage im Tal unterhalb des Schlosses.[5]

Ev.-luth. St.-Martini-Kirche

Martinikirche

Die St.-Martini-Kirche in Adelebsen wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Spätestens für das 15. Jahrhundert existieren Zeugnisse einer örtlichen Kirchengemeinde, als am 6. Januar 1419 in einer Urkunde Albrecht von Bernßen erwähnt wird, welcher als Patron des Altars St. Spiritus auftritt. Ihm und dem Besitzer des Altars, Cord Kornegel, verpflichtet sich die Stadt Göttingen für 18 Mark jährlich sechs Stübchen Wein und ein Quartier zum Gottesdienst zu verkaufen. Eine weitere Urkunde aus dem Jahre 1443 berichtet von Wachs- und Weinlieferungen, welche bis 1856 bestanden. Bis zur Reformation gehörte die Adelebsener Pfarrkirche zum Sprengel des Abtes von Bursfelde. Wann genau die Reformation Einzug in Adelebsen hielt, ist nicht überliefert, greift man jedoch zu indirekten Zeugnisse, zeigt sich, dass eine 1542 von Anton Corvinus vorgenommene Kirchenvisitation im Fürstentum Göttingen belegte, dass außer Nörten-Hardenberg und dem Kloster Marienstein alle geistlichen Einrichtungen im Land die lutherischen Glaubensideale aufgenommen hatten.[6] So spricht auch eine Urkunde aus dem Jahr 1564 davon, dass die örtliche Pfarrkirche und christliche Lehre hier verlassen und vaciret, was darauf schließen lässt, dass der alte Glaube allmählich der neuen Konfession weichen musste. Bodo VI. (1519-1580) forcierte die Reformation, obwohl er durch sein Amt als Statthalter Herzog Erichs II. eine gewisse Nähe zu einem Feind der neuen Glaubenslehre besaß. Zu jenem Zeitpunkt lassen sich auch die Herren von Adelebsen als diejenigen nachweisen, welche das jus patronatus über ihren Besitz ausübten. Ein herzoglicher Brief vom 12. März 1594 bestätigt dieses Recht. Das Kirchengebäude in seiner heutigen Gestalt ähnelt nicht mehr dem ursprünglichen Bau und stammt aus verschiedenen Zeiten. Der älteste Teil befindet sich im Bereich des Chors, der einst die Privatkapelle der Herren von Adelebsen gewesen ist. Später baute man an dieser Stelle das Kirchenschiff höher und breiter als den älteren Teil an. Die Erweiterung fand vermutlich nach dem Dreißigjährigen Krieg statt, als sich der Flecken Adelebsen, begünstigt durch den Zuzug der Bewohner aus den umliegenden zerstörten Dörfern, vergrößerte.

Wüstung Reynhardeshagen

Kapellenruine Reynhardeshagen

Etwa 3 Kilometer westsüdwestlich der Burg befindet sich im Schwülmetal die Wüstung Reynhardeshagen, deren spätgotische Kapellenruine direkt an der Landstraße 554 liegt. Es handelt sich um einen einfachen Rechteckbau aus Sandstein, dessen Giebelwände noch gut erhalten sind. Mittig in der südöstlichen Giebelwand ist ein Spitzbogenfenster mit Maßwerkresten erhalten, auf der nordwestlichen Giebelwand der achteckige Ansatz eines Giebelreiters. Die Kapelle wurde 1445 erstmals schriftlich erwähnt und war Maria geweiht.[7] In manchen Veröffentlichungen wird die Ruine auch als „Alte Kirche Reinshagen“ bezeichnet.[8] Außer der Kapellenruine ist nahe der Schwülme noch die Ruine eines Wartturms erhalten, der die historische Straße im Schwülmetal absicherte.[7] Gestiftet wurde die einstige Kapelle von Reinhard von Adelebsen, welcher als Schildknappe 1101 bei Heinrich dem Fetten diente und Heinrich den Löwen 1172 auf seiner Pilgerreise nach Jerusalem begleitete. Auf diesem Zuge sammelte Reinhard verschiedene Reliquien und veranlasste die Stiftung der Kapelle, um darin die Heiligtümer aufzubewahren. 1199 wurde die Kapelle vom Erzbischof von Mainz Konrad I. von Wittelsbach feierlich eingeweiht und bestätigt.[9] Der Sage nach sollen bei dieser Kapelle Wunder geschehen sein, die viele Besucher anzogen und Wallfahrten veranlassten. Besonderen Andrang erhielt sie während des Kirchweihfestes, das auch Kaufleute anzog und einen Jahrmarkt entstehen ließ. Um den zahlreichen Pilgern ein Obdach zu geben, rodeten die Nachfahren Reinhards von Adelebsen das Gebiet um die Kapelle und gründeten das Dorf Reynhardeshagen.

Steinarbeitermuseum

In einem ehemaligen Fachwerk-Schulgebäude mit Lehrerwohnung im Ort wurde 1994 ein Museum eingerichtet, dessen Schwerpunkt auf der Dokumentation des alltäglichen Lebens der Steinarbeiter in den Basaltbrüchen des Backenbergs, der Bramburg und der Grefenburg liegt. Neben dem Arbeitsleben wird auch das private Umfeld dargestellt. Das Museum wird ehrenamtlich durch einen eingetragenen Verein betreut.[10]

Jüdischer Friedhof

Hauptartikel: Jüdischer Friedhof (Adelebsen)

Die jüdische Gemeinde in Adelebsen zählte im 19. Jahrhundert zu den größeren jüdischen Landgemeinden der Region. Sie wurde in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur durch Deportation, Ermordung und Auswanderungsdruck vernichtet, die Synagoge wurde im Rahmen der Novemberpogrome 1938 zerstört. Erhalten blieb der Friedhof, der Anfang des 18. Jahrhunderts westlich des Ortes auf einem stark hängigen Grundstück angelegt worden war. Es sind über 200 Grabsteine erhalten, die in den Jahren 1999–2004 renoviert wurden. Der älteste Grabstein ist auf 1733 datiert.[11]

Söhne und Töchter des Ortes

Partnerstädte

Literatur

  • Cord Alphei: Geschichte Adelebsens und Lödingsens. Goltze, Göttingen 1990, ISBN 3-88452-760-6. (Zugleich: Göttingen, Univ., Diss., 1990).
  • Museumsverein für Steinarbeit und Ländliches Alltagsleben (Hrsg.): Bewegte Zeiten. Adelebsen in den Nachkriegsjahren 1945 bis 1955. Adelebsen 1999.
  • Rudolf Eckart: Geschichte von Adelebsen nach archivalischen Quellen. In: Geschichte Südhannoverscher Burgen und Klöster. Band 5. Bernhard Franke, Leipzig 1895.
Commons: Adelebsen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
  2. a b Hauptsatzung des Flecken Adelebsen (PDF). Abgerufen am 23. März 2011.
  3. Rudolf Eckart: Geschichte von Adelebsen nach archivalischen Quellen. In: Geschichte Südhannoverscher Burgen und Klöster. Band 5. Bernhard Franke, Leipzig 1895, S. 38.
  4. Christoph Fricke: Rund um 'dat feste hus'. 1000 Jahre Adelebsen und Lödingsen. In: Göttinger Jahresblätter. Band 13, 1990, ISSN 0172-861X, S. 70.
  5. Peter Ferdinand Lufen: Landkreis Göttingen, Teil 1. Altkreis Münden mit den Gemeinden Adelebsen, Bovenden und Rosdorf. In: Christiane Segers-Glocke (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 5.2. CW Niemeyer, Hameln 1993, ISBN 3-87585-251-6, S. 78–82.
  6. Rudolf Eckart: Geschichte von Adelebsen nach archivalischen Quellen. In: Geschichte Südhannoverscher Burgen und Klöster. Band 5. Bernhard Franke, Leipzig 1895, S. 5.
  7. a b Peter Ferdinand Lufen: Landkreis Göttingen, Teil 1. Altkreis Münden mit den Gemeinden Adelebsen, Bovenden und Rosdorf. In: Christiane Segers-Glocke (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 5.2. CW Niemeyer, Hameln 1993, ISBN 3-87585-251-6, S. 82 f.
  8. so zum Beispiel in der Topographischen Karte 1:25.000, Blatt 4424 Dransfeld, herausgegeben vom Niedersächsischen Landesverwaltungsamz – Landesvermessung – 1991
  9. Rudolf Eckart: Geschichte von Adelebsen nach archivalischen Quellen. In: Geschichte Südhannoverscher Burgen und Klöster. Band 5. Bernhard Franke, Leipzig 1895, S. 22.
  10. Steinarbeitermuseum auf der Internetseite des Fleckens Adelebsen, abgerufen am 28. April 2011
  11. Berndt Schaller, Eike Dietert: Im Steilhang. Der jüdische Friedhof zu Adelebsen – Erinnerung an eine zerstörte Gemeinschaft. Universitätsverlag Göttingen, 2010. ISBN 978-3-941875-14-2 (PDF)