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Sprachen und Schriften in Tolkiens Welt

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In der von J.R.R. Tolkien geschaffenen fiktiven Welt Arda gibt es mehrere Sprachen, die jeweils auch eine eigene Sprachgeschichte haben. Tolkien erfand auch eigene Schriften, die die Völker von Arda vorgeblich benutzt haben sollen.

Viele kennen Tolkien nur als Geschichtenerzähler, aber er war vor allem Philologe, und beschäftigte sich als solcher beruflich mit dem Ursprung von Sprachen und der Herkunft von Wörtern (Etymologie). Er kannte viele Sprachen von Altisländisch bis Gotisch und interessierte sich so sehr für Sprachen, dass er anfing, selbst welche zu erfinden. Nun war er aber als Philologe der Meinung, dass Sprachen eine Geschichte, einen Ursprung brauchten. Das war für ihn der Grund, sich eine ganze Sagenwelt auszudenken.

Sprachen

Elbensprachen

Entwicklung der Elbensprachen

Die wichtigsten Sprachen in Tolkiens Welt sind ohne Zweifel die Sprachen der Elben. Ursprünglich, als die Elben noch alle zusammen lebten, sprach man eine gemeinsame Sprache, die Tolkien schlicht Primitive Elvish (Ur-Elbisch) nannte. In dieser Sprache hätte der simple Satz Der Mann spricht vermutlich ndêro kwetâ gelautet. Als ein großer Teil der Elben sich auf die Reise in den Westen begab, hatte sich jedoch die Sprache bereits weiterentwickelt und man sprach das, was Tolkien Common Eldarin nannte (Gemein-Elbisch). Der selbe Satz hätte bereits i ndær kwetâ gelautet, im Dialekt eines der drei Elbenstämme (dem Common Telerin) i ndær petâ. Das Common Eldarin entwickelte sich zum frühen Quendya (sic!) (i ndêr kwetâ), später zum bekannten, moderneren Quenya (i nér queta); das Common Telerin jedoch westlich des Meeres zum Amanya Telerin (i dár peta), in Mittelerde entwickelten sich daraus zum einen das Alt-Sindarin (i ndêr peta), zum anderen das Nandorin (was allerdings nicht gut genug überliefert ist, um den oben benutzten Satz dafür zu rekonstruieren, ein Beispiel dieser Sprache soll deshalb golda dac yrc sein („ein Noldor tötet Orks“), zum Vergleich: Im Sindarin würden wir hier golodh dâg yrch finden). Das Alt-Sindarin nun hat im sich ständig wandelnden Mittelerde diverse Entwicklungsstufen in verschiedenen Dialekten durchgemacht: man unterscheidet im ersten Zeitalter mindestens zwischen den Dialekten der Küste, von Doriath, der Mithrim, der Noldor und der Edain, die sich widerum allesamt in ältere und modernere Formen unterteilen lassen (man könnte so z.B. von Mittel-Mithrim-Sindarin etc. sprechen), ins zweite Zeitalter jedoch überlebt in erster Linie der Dialekt der Küste, der es auch ist, auf den das allgemeinere Sindarin des dritten Zeitalters (Der Mann spricht hier i ndîr pêd) im größten Maße zurückgeht.

Quenya

Quenya ist die Sprache jener Elben, die in grauer Vorzeit in die Unsterblichen Lande gingen, von denen einige später nach Mittelerde zurückkehrten. Die Sprache ähnelt in Klang und Grammatik in mancher Hinsicht dem Finnischen, im Vokabular jedoch nicht. Tolkien hat das Quenya von allen seinen erfundenen Sprachen weitaus am besten dokumentiert, es ist daher relativ gut rekonstruierbar.

Im Dritten Zeitalter von Mittelerde hat Sindarin das Quenya als gesprochene Sprache fast völlig verdrängt; Quenya existiert praktisch nur noch in altem Schrifttum, ähnlich dem Latein in Europa oder dem Sanskrit in Indien. Die Bezeichnung „Hochelbisch“ für das Quenya bezieht sich auf diesen Status einer Gelehrtensprache. Im Gegensatz zu seinem Nachfolger Sindarin ist Quenya eine stark flektierende Sprache. Das Konzept bzw. die Gestalt der Wortwurzeln leitete Tolkien von der indogermanischen Ursprache ab, jedoch sind die elbischen Stämme keineswegs mit den europäischen identisch, wie manchmal angenommen wird.

Sindarin

Sindarin war im ersten Zeitalter die Sprache der Sindar (Grauelben) und breitete sich später auch unter den anderen Elben aus. Tolkien hat zum Sindarin weniger schriftliches Material hinterlassen als zum Quenya, viel Material existierte nur in seinem Geist und ist mit seinem Tod verlorengegangen. Daher lassen sich heute nur noch die Grundzüge des Sindarin klären.

Geschichte (intern)

Sindarin ist mit Quenya verwandt, aber kein direkter Abkömmling desselben. Es entwickelte sich aus der Sprache derjenigen Teleri, die bei der Großen Wanderung der Eldar nach Westen in Beleriand zurückblieben. Die Sprache wurde später auch von den nach Mittelerde zurückgekehrten Noldor sowie einigen Menschenstämmen angenommen.

Geschichte (extern)

J.R.R. Tolkien mochte die Walisische Sprache. Einige grammatische Grundzüge von Sindarin sind auf dieses Walisisch zurückzuführen. So zum Beispiel Präfix-Veränderungen, die wir sowohl in den romanischen, als auch in den germanischen Sprachen nicht kennen. Die Sprache lässt sich allerdings durchaus als „real“ bezeichnen, da das Sindarin ja auch eine Vorgängersprache hat, von der sich all seine Wurzeln ableiten lassen.

Grammatik

Hier eine Übersicht der auffallendsten Merkmale der Sindarin-Grammatik:

  • Sindarin enthält wie die inselkeltischen Sprachen Anlautmutationen, die ursprünglich phonologischer Herkunft waren, später aber oft grammatisch wurden (Bsp.: dae [Schatten] -> i dhae [der Schatten])
  • Pluralbildung erfolgt ähnlich wie im Deutschen und z. T. auch im Walisischen durch Umlautung (Bsp.: amon [Berg] -> emyn [Berge])
  • Substantive werden an keinen Kasus angepasst
  • Konjugation von Verben erfolgt ähnlich wie im Deutschen durch Affixe (Bsp.: ped- [Sprechen, Wortstamm] -> pedithal [du wirst sprechen])

Menschensprachen

Adûnaisch

Adûnaisch war die Sprache derjenigen Menschen, die im ersten Zeitalter nach Beleriand kamen. Nach dem ersten Zeitalter wurden diese Menschen (die Edain) als Belohnung mit einer Insel beschenkt: Númenor. Dort blieb das Adûnaische weiter die Muttersprache der meisten Menschen und gegen Ende von Númenor wurde es wieder zur ersten und einzigen Sprache erklärt; auch die Könige bekamen wieder Adûnaische Namen, nachdem sie vorher Quenya-Namen gehabt hatten.

Westron

Das Westron war im dritten Zeitalter von Mittelerde die allgemein anerkannte Gemeinsprache. Es wurde von fast allen Völkern gesprochen, von vielen auch als Muttersprache. Im Herrn der Ringe wird diese Sprache in der Fiktion Tolkiens als Englisch wiedergegeben.

Entwicklung

Einer der vielen von den Númenorern in Mittelerde unterhaltenen Häfen war Pelargir, das später zu Gondor gehörte. Indem viele Elemente der einheimischen Sprachen aufgenommen worden waren, hatte sich dort ein starker adûnaischer Dialekt gebildet. Dies war schon ein frühes Westron, das aber später noch von den Númenorern, die im Gefolge von Elendil und seinen Söhnen kamen, um viele elbische Elemente erweitert wurde. Die Sprache breitete sich zuerst entlang der Küsten und später mit der Expansion Gondors und Arnors sehr weit aus, so dass sie zur Gemeinsprache werden konnte.

Sprache der Rohirrim

Die Sprache des Volkes von Rohan, der Rohirrim, war noch mit dem Adûnaischen und damit auch mit dem Westron verwandt, da das Volk der Edain mit dem der Rohirrim verwandt gewesen war. Tolkien gab diese Sprache mit dem Altenglischen wieder, damit die Verwandtschaft mit dem Westron (das als Englisch wiedergegeben wird) erkennbar ist.

Andere Sprachen

Khuzdul (Zwergisch)

Khuzdul ist die fiktionale Sprache der Zwerge, die in der Runenschrift Angerthas geschrieben wird. Sie scheint - den semitischen Sprachen ähnlich - um aus drei Konsonanten bestehenden Wortwurzeln herum aufgebaut zu sein: kh-z-d, b-n-d, z-g-l. Viel ist nicht über diese Sprache bekannt, da die Zwerge sie für sich behielten, mit Ausnahme ihres Schlachtrufs Baruk Khazâd! Khazâd ai-mênu!, was soviel wie „Äxte der Zwerge! Zwerge auf euch!“ bedeutet.

Unter den Sprachen von Mittelerde ist Khuzdul insofern einzigartig, alsdass es in einen eigenständigen Sprachstamm gehört und mit den Elbensprachen nicht verwandt ist. Nichtsdestotrotz finden sich etliche Ähnlichkeiten zwischen Khuzdul und den ursprünglichen Sprachen der Menschen, wie zum Bespiel Taliska, der Sprache des ersten und des dritten Hauses der Edain, was dem Umstand zu verdanken ist, daß in den frühen Tagen Mittelerdes, noch bevor die Menschen über die Gebirge nach Beleriand zogen, Kontakt zu den Zwergen der Blauen Berge und weiter im Osten unterhielten. Taliska ging somit dem Adûnaischen, der Sprache der Númenorer, und der direkt abstammenden Gemeinsprache Westron voraus.

Die Zwergensprache klingt dem Hebräischen sehr ähnlich. Tatsächlich hat Tolkien ein paar Ähnlichkeiten zwischen Zwergen und Juden angemerkt: beide waren „zugleich einheimisch und fremd in ihrem Lebensraum, sprechen zwar die Sprachen des jeweiligen Landes, aber mit Akzent, da sie ihre eigene Sprache pflegen“ (Quelle: J. R. R. Tolkien: Briefe). Die Wahl fiel weiter auf das Hebräische als Basis für Khuzdul, da es den europäischen Sprachen unähnlich und fremd genug ist, westlichen Ohren aufzuzeigen, wie andersartig die Zwergensprache im Vergleich mit den Elbensprachen ist.

Im Silmarillion wird festgehalten, daß die Zwerge ihre Sprache von Aulë, deren Erschaffer, lernten, und daß jener das Khuzdul erdacht hatte, was impliziert, daß Khuzdul technisch, in Wirklichkeit und Fiktion, eine konstruierte Sprache darstellt.

Für die Filmtrilogie Der Herr der Ringe verwendete der Linguist David Salo das wenige, das über das Khuzdul bekannt war, um eine für die Verfilmung ausreichende Sprache zu erschaffen. Es scheint sich dafür im Kreise von Tolkienfans die Bezeichnung Neo-Khuzdul einzubürgern.

Schwarze Sprache

Als Sauron zum ersten Mal an der Macht war, erfand er für alle seine Untertanen die Schwarze Sprache. Doch Sauron wurde besiegt und die Sprache geriet auch unter den Orks in Vergessenheit, obwohl sich noch viele Orkische Wörter aus ihr ableiteten. Als Sauron wiederum an die Macht kam, wurde sie erneut die Sprache von Mordor. Das bekannteste Fragment aus dieser Sprache ist die Ringinschrift:

Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul,
ash nazg thrakatulûk, agh burzum-ishi krimpatul.

Auf Deutsch:

Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.

Entisch

Nachdem sie von den Elben sprechen gelernt hatten, erfanden die Ents auch eine eigene Sprache. Diese ist wie die Ents selbst sehr langsam und klangvoll mit ständigen Wortwiederholungen und kann von keinem anderen Volk als den Ents gelernt werden, da sie sehr kompliziert ist. a-lalla-lalla-rumba-kamanda-lindor-burúme ist wohl der einzige Versuch, einen Teil eines entischen Satzes aufzuschreiben (HdR Anhänge; F; Von den Ents). Baumbart, der älteste Ent, sagt in Die zwei Türme, dass das Entische in der Regel nicht nur eine Beschreibung, sondern auch die Geschichte eines Gegenstandes oder Wesens erzählt und die Wörter deshalb so lang seien.

Orkisch

Nachdem die Orks von Melkor, dem ersten bösen Herrscher, aus den Elben erschaffen worden waren, schnappten sie Wörter aus verschiedenen Sprachen auf und verunstalteten sie so, dass aus ihnen die Orkische Sprache wurde. Diese war aber so primitiv, dass sie außer zum Schimpfen und Beleidigen nicht viel nutzte. Auch entstanden unter den vielen orkischen Stämmen bald so viele verschiedene Dialekte, dass die Orks sich nicht mehr mit anderen Stämmen verständigen konnten. Aus diesen Gründen erlernten viele Orks Westron und bei einigen Stämmen wurde es zur Muttersprache. Orkisch war also am Ende des Dritten Zeitalters (also im Herrn der Ringe) eine aussterbende Sprache. (HdR Anhänge; F; Orks und die dunkle Sprache)

Schriften

Cirth

Die Cirth ähneln den germanischen Runen.

Sie wurden von den Sindar von Doriath im Ersten Zeitalter entwickelt. Ebenso wie die Runen waren sie für Inschriften in Holz, Stein oder Metall gedacht.

Die ältesten Zeichen bestehen aus einem „Stamm“ und einem „Zweig“. Die Zweige werden an den Stamm angesetzt. Wenn es nur an einer Seite des Stamms Zweige gab, dann meistens an der rechten. Es kam aber auch nicht selten vor, dass der Zweig auf der anderen Seite angebracht wurde. Dies hatte aber keine phonetische Bedeutung.

Daeron, der Spielmann und Gelehrte König Thingols von Doriath, fasste die Buchstaben vermutlich unter Eindruck der Tengwar zusammen und ordnete sie in Reihen, die Angerthas genannt wurden. Die Grundzeichen bestehen aus einem Stamm und einem rechts angesetzten Zweig. Sie stehen für stimmlose Laute. Wird auf dieser Seite ein weiterer Zweig angesetzt, steht die Rune für den entsprechenden stimmhaften Konsonanten. Umkehrung des Certh nach links bedeutet Öffnung zu einem Reibelaut. Trägt der Stamm den Zweig auf beiden Seiten, so steht dieses Zeichen für den stimmhaften Nasal. In dieser Form wurde die Cirth von den Sindar in Beleriand verwendet.

Später fügten die Noldor von Eregion dem Runenalphabet einige neue Zeichen hinzu, um Laute darzustellen, die in der Sprache der Grauelben nicht vorkamen. Das Ergebnis dieser Neuordnung wurde Angerthas Daeron genannt.

Als die Zwerge in Eregion dieses Alphabet kennenlernten, übernahmen sie es und entwickelten es weiter, um es an ihre Sprache Khuzdul anzupassen. Sie brachten dieses System nach Moria, weshalb es auch Angerthas Moria genannt wurde. Die Zwerge verbreiteten die Runen weiter und entwickelten sogar eine Form, die für das Schreiben mit der Feder geeignet war.

Bei den Zwergen vom Erebor war eine weitere Abwandlung der Cirth in Gebrauch.

Zahlen

Das Zahlensystem der Tengwar ist überliefert. Dagegen sind von den Angerthas nur die Zahlen 1 und 3 bis 6 bekannt. Diese tauchen im Buch von Mazarbul auf.

Tengwar

Siehe: Tengwar

Weblinks

Für detaillierte Informationen über J.R.R. Tolkien und seine fiktive Welt Mittelerde siehe: Ardapedia – Die offene Tolkien-Enzyklopädie

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