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Geschichte des Burgenbaus in Ostfriesland

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Die Geschichte des Burgenbaus in Ostfriesland stellt die architekturgeschichtliche Entwicklung des Burgenbaus in Ostfriesland von den Anfängen aus Holz bis zu großen Verteidigungsbauten aus Backstein dar. Sie umfasst das Gebiet des Landkreises Aurich, Leer und Wittmund sowie der kreisfreien Stadt Emden. Als eigenständiger Baustil hat sich dabei das Steinhaus als ostfriesische Variante des Donjon herausgebildet, von denen in der region jedoch nur wenige erhalten blieben. Die meisten Burgen wurden nach dem Übergang Ostfrieslands an Preußen (1744) zerstört, andere zu Schlössern ausgebaut. Charakteristisch für Ostfriesland sind Burgen aus Backstein, die auf Warften errichtet wurden.

Geschichtliche Entwicklung

Wann der Burgenbau in Ostfriesland begann, ist unbekannt. Vor- und frühgeschichtliche Verteidigungsanlagen wurden in der region bislang nicht entdeckt. Möglicherweise waren sie auch unnötig, da das Land im Norden durch die Nordsee und im Süden durch weit ausgedehnte Moorgebiete geschützt war. Nach der Eingliederung der Region in das Frankenreich Zeit wurde Ostfriesland Ziel mehrfacher Normanneneinfälle, bei denen die Bevölkerung auf sich allein gestellt war. Die Verteidigung des Landes organisierte Karl, indem er in Friesland entlang der Küste und insbesondere an den Flussmündungen eine Küstenwacht einrichtete, die sich auf die Selbsthilfe der waffenfähigen und königstreuen Friesen stützte. Tatsächlich gelang mit dem Sieg in der Schlacht bei Norditi im Jahr 884 die dauerhafte Vertreibung der Wikinger aus Ostfriesland, diese bildeten aber eine stete Bedrohung. Die ostfriesischen Männer wurden dafür vom Militärdienst auf fremden Territorien freigestellt. Die Friesen entwickelten daraus den politischen Mythos, Karl der Große sei der Stifter der Friesischen Freiheit gewesen, wahrscheinlich wurde diese aber erst später gewährt. Gegen Ende der Karolingerzeit entstand ein Verbund zunehmend von den herrschaftlichen Gruppen im Kernland des Frankenreichs abgekoppelter Bezirke, den Landesgemeinden, die sich symbolisch als die Sieben Seelande bezeichneten. An deren Rändern entstanden die ersten Burganlagen, von denen bislang zwei bekannt sind. An der Grenze zwischen dem Moormerland und dem Ammerland wurde die Schlüsselburg errichtet. Wann genau ihr Bau begann, ist unbekannt.[1] Eine genaue archäologische Untersuchung fand bisher nicht statt. Bei einer Rettungsgrabung im Jahre 2002 wurden Teile freigelegt. Dabei stellten die Archäologen fest, dass die Burg über ungewöhnlich breite Gräben verfügte. Diese waren an der Westseite rund 15 Meter und an der Südseite knapp 19 Meter breit und im Querschnitt muldenförmig. Auch Reste einer Brücke kamen bei dieser Grabung zutage.

  1. Rolf Bärenfänger, archäologischer Dienst der Ostfriesischen Landschaft: Detern (2002), eingesehen am 13. Juni 2012.