IDT Biologika
| IDT Biologika GmbH | |
|---|---|
| Rechtsform | GmbH |
| Gründung | 1. Juli 1921 |
| Sitz | Dessau-Roßlau, Deutschland |
| Leitung | Dr. Ralf Pfirmann (CEO), Dr. Gert Barysch (Geschäftsführer Tiergesundheit) |
| Mitarbeiterzahl | 840 (2011) |
| Branche | Pharmazeutische Industrie |
| Website | idt-biologika.de |
Die IDT Biologika GmbH (IDT) ist ein forschendes, mittelständisches Biopharmaunternehmen mit Sitz in Dessau-Rosslau, Deutschland. Es entwickelt und produziert biotechnologisch hergestellte Impfstoffe und Pharmazeutika für den weltweiten Markt und hat mit seinen Tollwutimpfstoffen zur Bekämpfung der Fuchstollwut[1][2] in Deutschland beigetragen. Das Unternehmen ist von der FDA[3] und der EMA[4] zertifiziert.
Unternehmensprofil
IDT Biologika GmbH trägt seit mehr als 90 Jahren an der Gesunderhaltung von Mensch und Tier bei. 2011 beschäftigte das Unternehmen rund 840 Mitarbeiter, es wurde ein Umsatz von 125 Mio. EUR erwirtschaftet. (5) Etwa 12 Prozent des Jahresumsatzes investiert das Unternehmen jährlich in Forschung und Entwicklung. IDT Biologika ist ein konzernunabhängiges Unternehmen der Klocke-Gruppe, die mit über 1.500 Mitarbeitern an fünf Produktionsstandorten innovative Verpackungslösungen für die pharmazeutische, kosmetische, Lebensmittel- und chemisch-technische Industrie entwickelt und realisiert.
Unternehmensbereiche
IDT Biologika ist in vier eng miteinander verflochtenen Geschäftsfeldern aktiv: Tiergesundheit, Humanimpfstoffe, Pharmazeutika und Qualitätskontrolle. Dies ermöglicht dem biotechnologischen Pharmaunternehmen, integrierte Entwicklungs- und Produktionsdienstleistungen mit einem umfassenden Angebot an Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung anzubieten.
Tiergesundheit
Die Tiergesundheit entwickelt und produziert Tierimpfstoffe aus eigener Forschung für die Prophylaxe und Therapie von Tierkrankheiten. Mehr als 50 eigene veterinärmedizinische Produkte für Nutz- und Hobbytiere werden in der Tierarztpraxis eingesetzt.
Humanimpfstoffe
Der Bereich Humanimpfstoffe entwickelt Technologien für neuartige und zukunftsweisende virale und bakterielle Impfstoffe für prophylaktische und therapeutische Anwendungen, wie z.B. gegen Malaria und HIV sowie Tumorerkrankungen.
Pharmazeutika
Der Bereich Pharmazeutika entwickelt und fertigt biologisch hochwertige flüssige Darreichungsformen (Parenteralia) in Spritzen, Vials, Ampullen und Flaschen. Der Geschäftsbereich hat sich außerdem auf die Lyophilisation spezialisiert.
Qualitätskontrolle
Die Qualitätskontrolle umfasst das komplette Spektrum an analytischen Methoden zur Prüfung von Impfstoffen und Pharmazeutika aufbauend auf eigener innovativer Forschung, Entwicklung und Fertigung.
- Methodenentwicklung, -transfer und-validierung
- chemisch-physikalische und mikrobiologische Prüfungen
- molekularbiologische und virologische Prüfungen
- Stabilitätsprüfungen
- Freigabeprüfungen unter GMP-Bedingungen
Geschichte
Anfänge und Gründerzeit (1921-1945)
- 01. Juli 1921 Gründung des Bakteriologischen Instituts der Anhaltischen Kreise in Dessau durch Dr. med. vet. Friedrich Richter. Das Institut widmete sich u.a. der Aufdeckung und Diagnostik von Tuberkulose bei Mensch und Tier.
- 01. April 1924 Dr. Karl Ludwig Wolters übernimmt die Leitung des Instituts. Das Institut entwickelte sich bis 1945 zu einem Zentrum des Gesundheitsschutzes mit deutschlandweiter Relevanz. Erste Anfänge der Herstellung von Impfstoffen, Seren und Schädlingsbekämpfungsmitteln wurden gemacht. Die Herstellung von Rotlaufsera und –kulturen begann.
- 31. Mai 1930 Das Anhaltische Serum-Institut GmbH Dessau (ASID) wird unter Leitung von Dr. Karl Ludwig Wolters und Dr. Herbert Hoffmann gegründet. Neben der Erzeugung von Seren und Impfstoff en zur Bekämpfung von Tierkrankheiten umfasste das Leistungsspektrum auch die bakterielle Schädlingsbekämpfung sowie die der Erforschung und Bekämpfung des Schafrauschbrandes.
- 03. November 1933 Das Hygienische Institut wurde in eine öffentlich-rechtliche Körperschaft umgewandelt. Das Institut war nunmehr dem Anhaltischen Staatsministerium unterstellt. Ihm oblagen jetzt die reichs- und landesgesetzlichen Hoheitsaufgaben der öffentlichen Gesundheitspflege und der Sicherung der Tierbestände.
Forschung, Entwicklung und Produktion nach 1945 (1946-1952)
- 09. April 1947 Die Gesellschaft erhielt den offiziellen Status eines wissenschaftlichen Forschungsinstituts.
- 01. Januar 1951 Das Institut wurde in „VEB Serum-Werk Dessau“ umbenannt und galt in der noch jungen DDR als wichtiger Betrieb der Impfstoff- und Arzneimittelbereitstellung für Veterinär- und Humanimpfstoffe.
- 01. Juli 1953 Das Serum-Werk Dessau wurde nach einem Beschluss des Ministerrates der DDR direkt dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft zugeordnet.
- 01. Januar 1954 Aus dem produktionsorientierten VEB Serum Werk Dessau wurde das wissenschaftlich orientierte Forschungsinstitut für Impfstoffe Dessau. Das Institut erhielt den Auftrag, für alle bedeutenden tierischen Infektionskrankheiten Impfstoff e in hoher Qualität für die gesamte DDR und auch für den Export bereitzustellen. Im Bereich der Humanmedizin wurden Präparate neu bzw. weiterentwickelt, z. B. Tuberkulin und Seren gegen Tetanus und Diphtherie.
- 23. Januar 1973 Neuer Institutsdirektor wurde Prof. Dr. Wilfried Heinicke, vormaliger Leiter der Abteilung Veterinärwesen im Ministerium für Land, Forst und Nahrungsgüterwirtschaft. Während das Forschungsinstitut für Impfstoffe sich in den Jahren von 1954 bis 1973 vorwiegend der anwendungsorientierten Grundlagenforschung sowie der Entwicklung von Impfstoff en, Seren und Diagnostika für Veterinär- und Humanmedizin widmete, wurde nun die Erforschung der immunologischen Grundlagen bakteriell bedingter Tierkrankheiten, die angewandten Impfstoffforschung und auch die Forschung zur Technologie der Impfstoffproduktion intensiviert.
- 1985 hatte das Institut für Impfstoffe Dessau annähernd 1.500 Beschäftigte.
Der Zusammenschluss zum Kombinat (1985-1990)
1. Januar 1985 Das „VEB Kombinat Veterinärimpfstoffe Dessau“ (KOVID) wurde gegründet, das unmittelbar dem DDR-Landwirtschaftsministerium unterstellt war. Das Kombinat setzte sich aus drei Einrichtungen zusammen: dem Impfstoffwerk Dessau-Tornau mit seinem als Forschungszentrum in den Stammbetrieb integrierten „Institut für Impfstoffe Dessau“ sowie dem sich im Bau befindlichen Tornauer Werk; dem VEB Friedrich-Loeffler-Institut (8) Insel Riems, einem Kombinatsbetrieb mit schwerpunktmäßiger Produktion von Impfstoff en gegen Viruserkrankungen von Tieren – und dem volkseigenen Gut Seehausen/Plaußig.
Am Dessauer Institut für Impfstoffe beschäftigte man sich ab 1988 im Rahmen eines Entwicklungsprogramms schwerpunktmäßig mit veterinärmedizinischen Diagnostika und bereitete die industriemäßige Diagnostika-Produktion vor. Auch die Entwicklung von Virus-Impfstoffen wurde weiter vorangetrieben. Auf der Agenda standen beispielweise Lebendimpfstoff e gegen Entenpest und Gänseinfluenza oder Impfstoffe gegen Virusinfektionen von Pelztieren, Caniden und Feliden. Als Eigenentwicklung wurde ein Tollwut-Lebendimpfstoff zur Zulassung gebracht.
Der Überlebenskampf nach der politischen und ökonomischen Wende
01. Mai 1990 Auf Beschluss des Ministerrates der DDR begann die Auflösung bzw. Entflechtung des Kombinats Veterinärimpfstoffe Dessau. In deren Konsequenz wurden das Impfstoffwerk Dessau und die anderen beiden Kombinatsbetriebe, der VEB Friedrich-Loeffler-Institut Insel Riems [7] und das VEG Seehausen-Plaußig, zum 1. Mai 1990 wieder der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften Berlin unterstellt und später in die Forschungslandschaft der Bundesrepublik überführt. Der am 24. Juli 1990 erfolgte Eintrag des Impfstoffwerks Dessau-Tornau ins Handelsregister als „GmbH im Aufbau“. Als Geschäftsführer des ab Oktober 1990 als „Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH“ firmierenden Unternehmens bestätigte die Treuhandanstalt Dr. Heinz Hofmann.
Die etwa zeitgleich mit der Wirtschafts- und Währungsunion am 1. Juli 1990 einsetzende erste Entlassungswelle betraf etwa 800 Mitarbeiter, nach weiteren Massenentlassungen verblieben nur noch ca. 125 Mitarbeiter im Unternehmen.
01. März 1993 Hartmut Klocke stellte aufgrund der guten Zusammenarbeit im Juni 1992 bei der Treuhandanstalt Halle den Kaufantrag für das Impfstoffwerk Dessau-Tornau. Am 1. März 1993 wurde die Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH als bis dahin wirtschaftlich nicht selbstständiger Teil der Impfstoffwerk Dessau-Tornau Beteiligungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH privatisiert.
Konsolidierung, Europäisierung, Internationalisierung (1994-2011)
1994 In den ersten Jahren des neuen Unternehmens mussten erhebliche Aufwendungen getätigt werden, um die vorhandene Impfstoffpalette dauerhaft am gesamtdeutschen Markt platzieren zu können. Mit 16 bundesweiten Zulassungen in der Tasche und 12 laufenden Zulassungsverfahren wurde 1994, als im Unternehmen bereits wieder 172 Mitarbeiter beschäftigt waren, mit einem eigenen Außendienst die Erschließung des westdeutschen Marktes in Angriff genommen. Zu Verkaufsschlagern entwickelten sich vor allem Rabifox, Salmonella-Impfstoffe, Hormon- und Serumpräparate sowie Pilzimpfstoffe.
1997 Weitere vier Zulassungen erhöhten die Zahl der zugelassene Biologika auf 29. Die Nischenstrategie mit dem Fokus auf Zytostatika, Betäubungsmittel und Röntgenkontrastmittel sowie Glasfertigspritzen, Zitzenapplikatoren und Technik für lyophilisierte Ampullen trug Früchte und erhöhte den Umsatz im Jahr 1997 auf 41.127 TDM (21.027 T€)(8). Mit der Fertigstellung und der Inbetriebnahme des neuen Impfstoffwerkes („IDT 2000“) wurde die Basis für die Herstellung eigener Impfstoffe und die Auftragsfertigung für Dritte gelegt.
2000–2002 Zur Jahrtausendwende arbeiteten nun wieder 249 Mitarbeiter in Dessau-Tornau. Sehr erfolgreich verlief die Implementierung eines großtechnischen Herstellungsverfahrens für Pocken-Lebendimpfstoffe.
2003–2006 Die positive geschäftliche Entwicklung setzte sich in den folgenden Jahren mit weiter steigenden Umsatzerlösen fort. Ab 2004 wurden enorme Investitionen getätigt. Insgesamt 106.000 T€ flossen in den Neubau des Laborgebäudes für Forschung und Entwicklung, in ein modernes Lager mit Barcodegestütztem Lagerverwaltungssystem und in eine neue Gefriertrocknungsanlage.
2005 begann der Neubau der Virusproduktion, 2006 wurde die Impfstoffproduktion erweitert und eine moderne Konfektionierungslinie für Pockenverpackungen in Betrieb genommen.
2007 Der Firmenname wurde im Oktober 2007 geändert. Aus der Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH wurde die IDT Biologika GmbH, ein Unternehmen mit nunmehr 569 Mitarbeitern.
2008 Zur „Fabrik des Jahres 2008“ in der Kategorie Operational Excellence wurde das neue Produktionsgebäude für virale Humanimpfstoffe durch die Internationale Gesellschaft für Pharmazeutische Technik (ISPE), einer unabhängigen Organisation, die sich weltweit der Förderung von Innovationen im Bereich der pharmazeutischen Technologie widmet, gekürt. Als eines von nur fünf Unternehmen weltweit bekam IDT die Auszeichnung am 27. März 2008 in Philadelphia überreicht. Als einen ebenso großen Erfolg konnte IDT Biologika die offizielle Erklärung der Fuchstollwutfreiheit in Deutschland verbuchen, zu der das Unternehmen mit seinen beiden Impfstoffen Rabifox und Fuchsoral maßgeblich beigetragen hatte.
2009 Gründung der ersten US-Auslandsgesellschaft.
2010 Eine in Fachkreisen große Beachtung fand im Jahr 2010 die exklusive Markteinführung eines hochinnovativen Schweineinfluenza-Tierimpfstoffes mit allen drei aktuellen Subtypen. In der Geschäftsführung kam es zur Übergabe des Staffelstabes von Dr. Heinz Hofmann an Dr. Ralf Pfirmann.
Im Sommer 2011 feierte die IDT Biologika nach einer wechselvollen und interessanten Geschichte das 90jährige Firmenjubiläum.