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Elfriede Jelinek

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Elfriede Jelinek (* 1946 in Mürzzuschlag/Steiermark) ist eine österreichische Schriftstellerin, die in Wien und München lebt.

Mit vergleichbarem Zorn auf die österreichische Gesellschaft, wie ihn Thomas Bernhard in seinem Werk immer wieder zum Ausdruck brachte, schreibt Elfriede Jelinek gegen Missstände im öffentlichen, politischen aber auch im privaten Leben an. Dabei entwickelt sie ein sarkastisches, höchst provokantes Sprachfeuerwerk, eine schrille Metaphorik, Sätze wie Ohrfeigen. Jelinek zu lesen ist eine Zumutung - im besten Sinne des Wortes. Jelineks Gesellschafts- und Sprachkritik respektiert keine Grenzen: ihre Texte sind obszön, blasphemisch, vulgär, höhnisch - und gleichwohl ein Lektürevergnügen ohne gleichen.

Verständlich, dass um sie seit Jahren eine heftige Kontroverse tobt zwischen denen, die durch ihre Texte und auch ihre öffentlich kundgetane politische Meinung bis hin zur Schmähung und Aggressivität provoziert werden, und jenen, die sie als Sprachkünstlerin feiern.

Zitat aus: Die Kinder der Toten, Reinbek (1997), S. 35:

Ja, die Natur mit ihren Nackenschlägen. Wenn man nicht genug geübt hat, ihrer Witterung zu entspringen, dann sind Autos mit Blaulicht hinter einem her. Der Natur werden wirs jetzt einmal zeigen! Edgar nimmt heute nicht das Mountainbike, er nimmt das Rollbrett. Im Sommer ist man leider eingeschränkt, was die Geräte betrifft, die einen ertragen können. Dafür ertragen einen, hat man sich erst ausgezogen, Menschen, die sich selber fast ganz ausgezogen haben. Manche vermögen in andere einzudringen, aber besonders weit kommen sie dabei nicht. Edgar kam hierher, lachte, tanzte und glitt dahin, für einen Verstorbenen gar nicht schlecht. Zieht er heute die zerfetzten Jeans an oder die andere Hose, die Haut vortäuscht, wo doch schon der Mensch anfängt? Aha, die Radlerhose zieht er an, eigentlich ist das ein Trägervereinstrikot, auf dem prompt große Ziffern, farbige Streifen, bunte Symbole und scharfgeschliffene Blicke auf und ab spazieren und immer wieder abgleiten auf diesem hügeligen Hang aus Helanca, sie gleiten und wirbeln wie Schneeflocken, diese Blicke, aber sie müssen nach unten und auf ihre Glut aufpassen, die sie hegen, damit sie nicht ausgeht, und das auch noch ohne uns.

Werke

  • "wir sind lockvögel baby!" Reinbek (1970)
  • "Michael. Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft". Reinbek (1972)
  • "Die Liebhaberinnen". Reinbek (1975)
  • "Die Klavierspielerin". Reinbek (1983)
  • "Lust". Reinbek (1989)
  • "Die Kinder der Toten" Reinbek (1997)
  • "Gier". Reinbek (2000)
  • Übersetzung des Romans "Die Enden der Parabel" von Thomas Pynchon (1976)