Zum Inhalt springen

Alfred Hitchcock

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. April 2004 um 22:27 Uhr durch Stefan Kühn (Diskussion | Beiträge) (+Bild). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:SV400029.JPG
Alfred Hitchcock in Wachs bei Madame Tussaud's

Alfred Hitchcock (* 13. August 1899 in London, England, † 29. April 1980 in Los Angeles, Kalifornien, USA) war ein englischer Regisseur und Produzent.

Er war einer der einflussreichsten Regisseure des Hollywoodkinos, gewann aber nie einen Oscar. Der einzige Film, dem diese Auszeichnung verliehen wurde war 1940 Rebecca: in den Kategorien "Bester Film" (für den Produzenten) und "Beste Kamera" (für den Kameramann).

Hitchock zeichnet sich besonders durch die von ihm so genannte Technik des Suspense aus, die in den meisten seiner Thriller zum Einsatz kommt, wird aber auch als einer der bedeutendsten Auteurs gehandelt. Ein interessantes Merkmal seiner persönlichen Handschrift ist, dass er in den meisten seiner Filme selbst zu sehen ist, immer als eine kleine, unbedeutende Randfigur, die einmal durchs Bild läuft (so genannte Cameo-Auftritte).

Ein weiteres durchgängiges Element der Hitchcock-Thriller ist (neben seinem fein dosierten britischen Humor schwärzester Prägung) die Rolle der Polizei, die - bis auf Ausnahmen (siehe Bei Anruf Mord) - nicht Aufklärung beiträgt. In Hitchcocks Darstellung ist der Polizist entweder ein Tollpatsch, der die Lösung durch sein Ungeschick gefährdet oder eine Bedrohung, beispielsweise als Verkehrskontrolle, in die der zu unrecht Verdächtigte gerät. Die Helden der von Hitchcock bearbeiteten Stoffe sind zumeist Niemande, unauffällige Allerweltsmenschen, die dem Zuschauer große Identifikationsmöglichkeiten bieten und eher zufällig in die Geschichte hineingezogen werden.

Ein von Hitchcock sehr gerne verwendetes Handlungselement, um der Geschichte eine Wendung zu geben ist der, von ihm so genannte MacGuffin.

Selten gewürdigt wird das Marketing-Talent Hitchcocks. Obwohl von den Filmgesellschaften üblicherweise für die Promotion eigene Abteilungen oder externe Agenturen beauftragt werden, trugen bei Hitchcocks Filmen die Werbekampagnen deutlich die Handschrift des Regisseurs. Hitchcock etablierte ein stilisiertes Selbstportrait als Logo. Die Kino-Trailer waren häufig nicht nur Zusammenschnitte des angekündigten Films, sondern stellten den Komiker Hitchcock in den Vordergrund, der in der Rolle eines "Master of Ceremony" seine eigenen Filme vorstellte.

Hinzu kamen lukrative Lizenzverträge für eine Fernsehserie ("Alfred Hitchcock presents"), ein Krimi-Magazin ("Alfred Hitchcocks Mystery Magazine") und eine Buchreihe von Kinderkrimis ("The Three Investigators", deutsch "Die drei ???", die Charaktere der Hauptdarsteller erfand Peter Arthur), an deren Produktion Hitchcock nur am Rande beteiligt war. Die Produktion von "Alfred Hitchcock presents" engagierte "Hitch" als Cameo-Darsteller, der nach dem Vorbild seiner Kinowerbung die Krimis anmoderierte. Die Titelmusik der Fernsehserie, das Hauptthema aus dem Marche Funebre d'une Marionette (Trauermarsch einer Marionette) von Charles Gounod, entwickelte sich zu Hitchcocks Erkennungsmelodie.

Durch diese Promotions-Arbeit erhielt das Produkt "Hitchcock" einen hohen Wiedererkennungswert und wurde dauerhaft in der öffentlichen Wahrnehmung installiert.

Zitate

  • "Schauspieler sind Vieh."
  • "Ich habe nie behauptet, dass Schauspieler Vieh sind, nur dass man sie wie Vieh behandeln muss."
  • "Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realität."
  • "Richtig verheiratet ist der Mann erst dann, wenn er jedes Wort versteht, das seine Frau nicht gesagt hat."
  • "Zweifellos hat es perfekte Morde gegeben, sonst wüsste man ja etwas von ihnen."
  • "Claude Jade (Hitchcocks Schauspielerin in "Topas") ist eine ruhige junge Dame, doch für ihr Benehmen auf dem Rücksitz eines Taxis würde ich keine Garantie übernehmen."

Filmographie

Zu Filmen, deren Titel auf Englisch angegeben ist, ist kein deutscher Titel bekannt. Sonst Originaltitel kursiv und in Klammern.

Stummfilme

1922: Number Thirteen (unvollendet)
1925: Irrgarten der Leidenschaft / Der Garten der Lust (The Pleasure Garden)
1926: Der Bergadler (The Mountain Eagle)
1926: Der Mieter - Eine Geschichte aus dem Londoner Nebel (The Lodger: A Story of the London Fog)
1927: Abwärts (Downhill)
1927: Der Weltmeister (The Ring)
1928: Easy Virtue
1928: The Farmer's Wife
1928: Champagne
1929: The Manxman

Tonfilme

1929: Erpressung (Blackmail)
1930: Juno and the Paycock / The Shame of Mary Boyle
1930: Mord - Sir John greift ein! (Murder!)
1931: Bis auf's Messer (The Skin Game)
1932: Endlich sind wir reich (Rich and Strange)
1932: Nummer Siebzehn (Number Seventeen)
1933: Waltzes from Vienna
1934: Der Mann, der zuviel wußte (brit. Produktion, The Man Who Knew Too Much)
1935: Die 39 Stufen (The 39 Steps)
1936: Geheimagent (Secret Agent)
1936: Sabotage
1937: Jung und unschuldig (Young and Innocent)
1938: Eine Dame verschwindet (The Lady Vanishes)
1939: Riffpiraten (Jamaica Inn)

Amerikanische Filme

1940: Rebecca
1940: Der Auslandskorrespondent (Foreign Correspondent)
1941: Mr. und Mrs. Smith (Mr and Mrs Smith)
1941: Verdacht (Suspicion)
1942: Im Schatten des Zweifels (Shadow of a Doubt)
1942: Saboteure (Saboteur)
1943: Das Rettungsboot (Lifeboat)
1944: Gute Reise (britischer Kurzfilm, Bon Voyage)
1944: Aventure Malgache (britischer Propagandafilm)
1944: Ich kämpfe um dich (Spellbound)
1946: Berüchtigt (Notorious)
1947: Der Fall Paradin (The Paradine Case)
1948: Cocktail für eine Leiche (Rope)
1948: Sklavin des Herzens (Under Capricorn)
1950: Die rote Lola (Stage Fright)
1951: Der Fremde im Zug / Verschwörung im Nordexpreß (Strangers on a Train)
1952: Ich beichte / Zum Schweigen verurteilt (I Confess)
1954: Bei Anruf Mord (Dial M for Murder)
1954: Das Fenster zum Hof (Rear Window)
1955: Über den Dächern von Nizza (To Catch a Thief)
1955: Immer Ärger mit Harry (The Trouble With Harry)
1956: Der Mann, der zuviel wußte (The Man Who Knew Too Much)
1957: Der falsche Mann (The Wrong Man)
1958: Vertigo - Aus dem Reich der Toten (Vertigo)
1959: Der unsichtbare Dritte (North By Northwest)
1960: Psycho
1963: Die Vögel (The Birds)
1964: Marnie
1966: Der zerrissene Vorhang (Torn Curtain)
1969: Topas (Topaz)
1972: Frenzy
1976: Familiengrab (Family Plot)

Literatur

  • Robert E. Kapsis: Hitchcock: The Making of a Reputation. University of Chicago Press, 1992. ISBN 0226424898. (Wissenschaftliche englischsprachige Arbeit, die informationsreich den aufgebauten Ruf Hitchcocks beleuchtet und so auch auf Nachahmungen seiner Filme eingeht (speziell: Brian De Palma).)
  • Donald Spoto: Alfred Hitchcock. Piper, 1999. ISBN 3-492-22798-8 (dt. Übersetzung einer detaillierten Biographie)
  • François Truffaut: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?. Heyne, 2003. ISBN 3-453-86141-8 (Abfolge von Interviews des frz. Regisseurs aus dem Jahr 1962). Originalausgabe: François Truffaut: Hitchcock. Simon und Schuster, 1985. ISBN 0-671-52601-4.