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Allee

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Allee in der südschwedischen Gemeinde Sjöbo
Winterliche Allee in München zwischen Wittelsbacherbrücke und Reichenbachbrücke 1963
Lindenalle im Dauchauer Schlosspark
Allee in Ludwigsburg zwischen dem Seeschloss Monrepos und dem Favoritepark im Frühling
Eine seltene Robinienalle in Stepperg
Winterliche Ganghofer-Allee in Welden
Allee mit altem Baumbestand: Die alte B96 bei Rheinberg zwischen Stralsund und Greifswald in Vorpommern
Doppelreihe der Königsallee in Düsseldorf
Allee am Kirchenplatz in Weissenbach an der Triesting
Birnbaum-Allee bei Burg Hochosterwitz am 1. Mai 2004
Allee im Schlosspark Schönbrunn in Wien am 21. Juli 2004

Eine Allee im weiteren Sinn ist eine auf beiden Seiten von Bäumen begrenzte Straße oder ein solcher Weg. Im engeren und ursprünglichen Sinn ist die Allee eine baumbestandene, in die Landschaft hinaus verlängerte architektonische Gartenwegachse einer herrschaftlichen Schlossanlage. Unter einer Halballee versteht man eine Sonderform der Allee, bei der nur auf einer Seite der Straße oder des Weges eine Baumreihe steht.

Geschichte

Das Wort Allee stammt aus dem Französischen und wurde während des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland eingebürgert, es stammt von „aller“ d.h. gehen ab, und wurde zu „allée“, was ursprünglich einen (schattigen) Gehweg in einem architektonischen Garten bezeichnete. Erst die Ausdehnung der großen aristokratischen Schlossgärten in die Landschaft hinaus und der Anlage von Landschaftsgärten durch axiale baumbestandene Wege führte zur heutigen Bedeutung des Wortes Allee. Zwar gab es vor der Zeit der Renaissance bereits verschiedene (oft wenig regelmäßig) bepflanzte, baumbestandene Straßenränder vor allem im ländlichen Raum, es stand hier jedoch nicht die Architektur, sondern der Nutzen der Bäume im Vordergrund.

Funktion

Alleen bieten viele Vorzüge:

  • Schutz vor Sonne
  • Schutz vor Wind, damit auch Schutz vor dem Humusabtrag in der Landwirtschaft
  • Verbesserung der Orientierung bei Nebel und Dämmerung und des Einschätzens von Entfernungen
  • Befestigung der ursprünglich unbefestigten Fahrbahnen durch das Wurzelwerk der Alleebäume, Schutz vor Erosion und Verschlammung der Wege
  • Kenntlich machen des Straßenverlaufes und Schutz vor Verwehungen im Winter
  • Verbesserung des Landschaftsbildes und dessen Ästhetik
  • Schaffung von zusätzlichen Biotopen und damit Erhöhung der Biodiversität
  • (zusätzliche) natürliche Bekämpfung von landwirtschaftlichen Schädlingen durch (baumbewohnende, insektenfressende, aber auch durch Greif-) Vögel.
  • Nutzholz
  • gegebenenfalls essbare oder für die Mosterzeugung verwertbare Früchte, Heilmittel wie Lindenblüten oder Tierfutter wie Eicheln oder belaubte Zweige
  • biegsame Zweige zum Binden und Flechten
  • Filterung und Reinigung des Grundwassers, Filterung von Luftschadstoffen, insbesondere Feinstaub, und natürlicher Schallschutz

Dem stehen folgende Nachteile gegenüber:

  • Gefährdung bei Sturm- und Schneebruch durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume
  • Erhöhung des Verletzungs- und Tötungsrisikos sowie Vergrößerung der Sachschäden bei Unfällen
  • Sichtbehinderung durch schnelle Wechsel zwischen Sonne und Schatten (flackern bei hoher Geschwindigkeit)
  • Laubfall kann durch erhöhten Verkehrsfluss (Festfahren der Blätter auf dem Asphalt) und vor allem bei plötzlich einsetzendem Regen zu einer extrem rutschigen Fahrbahn, ähnlich wie bei Schnee- oder Eisglätte, führen und birgt daher ein hohes Risiko im Straßenverkehr.
  • Fallende Früchte, wie auch am Boden befindliche Früchte gefährden den Verkehr, wenn sie bei hoher Geschwindigkeit gegen die Windschutzscheibe prallen oder Zweiräder ins Rutschen bringen.

Napoléon Bonaparte ließ in großem Stil Alleen in ganz Europa anlegen – vornehmlich um für seine marschierenden Soldaten Sonnenschutz zu gewährleisten.

Kampagnen

In den 1960er Jahren führte der ADAC in den alten Bundesländern eine Kampagne gegen Alleen: Der Zusammenstoß eines Autos mit einem Alleebaum endete zu häufig tödlich für die Insassen; Menschenleben habe Vorrang vor Ästhetik und Naturschutz. Auch in den neuen Bundesländern wurden vornehmlich in Sachsen an Fernverkehrsstraßen Alleebäume zugunsten der Sicherheit und des schneller und dichter werdenden Autoverkehrs geopfert. Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern konnten zum größten Teil ihre alten Baumbestände an den Straßen erhalten. In diesen Ländern finden sich heute bezogen auf die Einwohner die meisten Verkehrstoten. Später haben sich die Maßstäbe gewandelt: Seit der Wiedervereinigung Deutschlands gehört auch der ADAC zu den Vereinigungen, die sich für den Erhalt der prächtigen alten Alleen in Ostdeutschland und die Verlängerung der Deutschen Alleenstraße einsetzen.

Seit dem Jahr 2008 ruft ein Bündnis aus dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Alleenschutzgemeinschaft (ASG), der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Alleenstraße am 20. Oktober den „Tag der Allee“ aus und kürt eine „Allee des Jahres“.

Bestand

Typische Alleebäume von historischen Schlossalleen Mitteleuropas sind Linden, je nach Landschaft vorrangig Winter-Linden (Tilia cordata) oder Sommerlinden (Tilia platyphyllos), und Rotbuchen (Fagus sylvatica), oft auch in deren Kulturform der Blutbuche. Im ländlichen Raum Mitteleuropas wurden neben Mostobst-Alleen häufig Eichenalleen, hauptsächlich Stieleichen, (Quercus robur), gepflanzt. Im innerstädtischen Raum sind Ahornblättrige Platane (Platanus x acerifolia), Gemeine Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) und zunehmend die Fleischrote Rosskastanie Aesculus × carnea) beliebt. Schnellwüchsige Alleebäume sind Pappeln, vor allem Pyramidenpappeln (Populus nigra ‚Italica‘). Daneben sind auch Berg- und Spitz-Ahorn (Acer pseudoplatanus und platanoides) in Alleen häufig zu finden. In aller Regel werden Alleen nur von einer einzigen Baumart gebildet.

Wortherkunft

In manchen deutschsprachigen Straßennamen taucht der Wortbestandteil Allee zuweilen ohne Bezug auf einen etwaigen Baumbestand auf. In der englischen Sprache kann die avenue nicht immer mit dem deutschen Begriff einer Allee gleichgesetzt werden. Die französische Bezeichnung allée und die englische alley können als Baumallee in einem Wald oder Stadtpark oder aber ursprünglich als Gang oder Zwischengang (von frz: aller = gehen), (so der „Rademachergang“ in Hamburg] verstanden werden. Die avenue entstammt der französischen Sprache und bedeutet im eigentlichen Sinne eine breit befahrbare Zugangsstraße (von lat: advenire = herankommen, etwa wie Damm im Deutschen), damals als Ankunftsstraße zu einem Stadttor (so in Lübeckertordamm in Hamburg). Im 19. Jahrhundert wurde die „französische“ Avenue in das Stadtinnere verlängert und zu einer Hauptstraße erklärt, entweder als Radialstraße zu einem Kreisel oder als Querstraße zu einem Boulevard und erhielt die Merkmale einer allée. Der Begriff für diese durch den Wegfall der Stadtbefestigungen erreichte neue Art der Straßenanlage verbreitete sich auf Städte in ganz Europa.

Berühmte Alleen

Deutschland:

Österreich:

Frankreich:

Weitere Bilder von Alleen

Literatur

  • Ingo Lehmann, Michael Rohde: Alleen in Deutschland. Edition Leipzig, 2006, ISBN 3-361-00613-9
  • Olaf Schulz: Die schönsten Alleen in Deutschland. Eine Bildreise von der Ostsee bis zum Alpenvorland. Blv-Buchverlag, 2006, ISBN 3-8354-0087-8
Wiktionary: Allee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Allee – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien