Junge Wilde
Der Begriff Junge Wilde bezog sich ursprünglich auf Strömungen innerhalb der Malerei der späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre und wurde später auch auf Politiker umgedeutet. Allgemein wird der Ausdruck Junge Wilde von Journalisten heute auf alle Sparten der Gesellschaft angewendet . Immer wenn es Personen oder Gruppierungen gibt, die im Begriff sind, die Etablierten zu verdrängen (Sport, Theater, Belletristik, Film usw.), ist von den so genannten Jungen Wilden die Rede.
Malerei
Als Gegenströmung gegen die Positionen der Avantgarde, der Minimal Art und der Concept Art entstand ab 1978 eine Wilde Malerei in Deutschland und die Transavantguardia in Italien. Junge Wilde (auch Neue Wilde) malten mit raschem, breitem Pinselstrich sehr farbkräftige, expressive Bilder.
siehe dazu auch Fachartikel Neue Wilde.
Politik
Als Junge Wilde bezeichnete man Ende der 1990er innerhalb der politischen Parteien in Deutschland eine bestimmte Gruppe von Politikern, die sich durch von der offiziellen Linie der Parteispitze gravierend abweichende Meinungsäußerungen profilieren möchten und denen man eine größere partei- und bundespolitische Karriere zutraut.
Der Begriff wurde von einigen Medien Ende der 1990er-Jahre zuerst im Zusammenhang mit jungen CDU-Politikern geprägt, die sich offen gegen fragwürdige Praktiken und de facto antidemokratische Personal- und Machtpolitik innerhalb der Partei wandten, die vom ehemaligen Vorsitzenden Helmut Kohl und seinen Anhängern etabliert worden war. Später wurde der Begriff von den Medien auch auf die anderen im Deutschen Bundestag vertretenen etablierten Parteien, vor allem auf SPD und FDP ausgedehnt und auf junge Politiker angewandt, die eine von der Linie der Parteispitze abweichende Meinung propagierten.
In den letzten Jahren sind viele dieser Politiker Ministerpräsidenten ihrer Bundesländer oder einflussreiche Funktionäre ihrer jeweiligen Parteien auf Landes- oder Bundesebene geworden. Bei den meisten von ihnen stellte sich heraus, dass es ihnen nicht um grundlegend andere Politik im Sinne ihrer Wähler ging, sondern um die Stärkung der eigenen Machtposition oder das Durchsetzen von Interessen ihrer Klientel, die sich oft aus einflussreichen Kreisen der Wirtschaft rekrutiert und die ihren Aufstieg unterstützt hatten.