Alamannen
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Die Alamannen waren ein westgermanischer Stamm. Der Name leitet sich von alle (freien, wehrfähigen) Männer ab.
Geschichte
Der Neustamm der Alamannen entstand aus einer Mischung aus verschiedenen elbgermanischen Bevölkerungsgruppen, die seit dem 1. Jahrhundert im heutigen Mainfranken ansässig waren und aus später nach Südwestdeutschland zugewanderten germanischen Heerhaufen und Gefolgschaften. Die Alamannen gliederten sich in die Teilstämme der Bucinobantes, Brisigavi, Lentienses, Raetovarii und Juthungen.
Die Stammesbildung der Alamannen fand wahrscheinlich erst im fortgeschrittenen 3. Jahrhundert statt. Einwanderer aus verschiedenen Regionen außerhalb des römischen Limes besiedelten nach 260 das ehemalige Dekumatland. Entgegen der älteren Forschung haben die Alamannen das Gebiet wohl nicht erobert, sondern konnten in ein von den Römern immer mehr vernachlässigtes, strukturschwaches und krisengeschütteltes Grenzgebiet einwandern, wohl unter römischer Duldung, vielleicht sogar unter römischer Regie. Die neuen alamannischen Ansiedlungen entstanden oftmals in oder bei den Ruinen der römischen Kastelle und Villen. Vereinzelt wurden auch so genannte Höhenburgen errichtet wie auf dem Glauberg und Runden Berg bei Bad Urach. Am 21. April 289 hält Mamertinus in Augusta Treverorum (Trier) eine Lobrede auf Kaiser Maximianus und erwähnt dabei erstmals den Stammesnamen der "Alamannen". Eine erste Nennung der Alamannen zum Jahr 213 ist nicht zeitgenössisch und projeziert offenbar jüngere Verhältnisse zwei bis drei Generationen zurück.
Vom ehemaligen Dekumatland aus unternahmen die Alamannen wiederholte Raubzüge in die angrenzenden Provinzen des römischen Reiches Raetia und Maxima Sequanorum, aber auch bis weit nach Gallien hinein. Dies trotz der Niederlagen gegen Kaiser Constantius 298 bei Langres und bei Vindonissa (Windisch).
Nach der verlustreichen Schlacht bei Mursa 351 zwischen dem gallischen Usurpator Magnentius und dem Kaiser Constantius II. brachen die Franken und Alamannen gemeinsam über die Rheingrenze. Die Alamannen besetzten die Pfalz, das Elsass und die Nordostschweiz. Erst der Sieg des Caesar (Unterkaiser) Julian in der Schlacht von Argentoratum (Straßburg) 357 gegen die vereinigten Alamannen unter Chnodomar sicherte die Rheingrenze erneut. Während der Regierungszeit Kaiser Valentinians I. gelang es den Alamannen zweimal, 365 und 368, ins Reichsgebiet einzudringen und unter anderem Mogontiacum (Mainz) zu plündern. Nach einem Vergeltungsfeldzug, der 369 Valentinian I. den Beinamen „Alamannicus“ einbrachte, ließ er die Rheingrenze durch eine neue Reihe von Kastellen sichern, so in Altrip, Breisach am Rhein und gegenüber von Basel (Robur). Die Grenze am Hochrhein wurde mit einer Kette von Wachttürmen (burgi) verstärkt. 374 schlossen die Alamannen unter ihrem König Makrian einen dauerhaften Frieden mit Valentinian I. Dennoch musste sein Nachfolger, Kaiser Gratian 378 wiederum einen Feldzug gegen die Alamannen führen, der als letzter Vorstoß römischer Truppen über die Rheingrenze gilt. Danach standen die Alamannen in einem Foederaten-Verhältnis mit dem römischen Reich.
Die Usurpation durch Magnus Maximus in Britannien und der Krieg mit den Franken erlaubte 383 einen Einbruch der Alamannen in Rätien, das Kaiser Valentinian II. nur mit Unterstützung der Alanen und der Hunnen wieder sichern konnte. Weitere interne römische Machtkämpfe unter Kaiser Theodosius I. schwächten die römische Position am Rhein. Dem Heermeister Stilicho gelang es zwar 396/398, die Verträge mit den Alamannen zu erneuern, dennoch musste er zum Schutz Italiens vor den Goten ab 401 die römischen Truppen von der Reichsgrenze abziehen. Es scheint nach neuesten Erkenntnissen danach jedoch nicht zu einem sofortigen „Alamannensturm“ in die ehemals römischen Gebiete gekommen zu sein. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass die föderierten Alamannen zumindest eine Zeit lang noch die Grenze schützten. Insbesondere Rätien wurde als „Schutzschild Italiens“ noch bis Mitte des 5. Jahrhunderts verteidigt: Römische Truppen wehrten 430 unter Flavius Aetius und 457 unter Kaiser Majorian alamannische Einfälle nach Rätien und Italien ab. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts gingen die Donausueben in den Alamannen auf. Um 470 wurde zweimal ein König Gibuld/Gebavult genannt; es ist aber nicht geklärt, ob er alle Alamannen beherrschte, dagegen sprechen einige Textstellen damaliger Autoren.
Ab 455 setzte eine West- und Ostexpansion der Alamannen nach Gallien und Noricum ein, über die nur ungesicherte Informationen vorliegen. Der Konflikt, der sich darob mit den benachbarten Franken ergab, führte zwischen 496 und 507 zu entscheidenden Niederlagen gegen den fränkischen König Chlodwig I., wahrscheinlich bei Zülpich. Die Alamannen fielen unter die Hoheit der Franken und der Ostgoten. 537 überließ der Ostgotenkönig Witigis dem Frankenkönig Theudebert I. unter anderem Churrätien und das Protektorat über "die Alamannen und andere benachbarte Stämme". Damit befanden sich alle Alamannen unter fränkischer Herrschaft.
Nach der Niederlage gegen die Franken zogen sich die Alamannen aus ihren nördlichsten Gebieten um Mainz zurück. Gleichzeitig begann aber die zögerliche, langsame alamannische Besiedlung des Elsass und der Nordschweiz. Kernland der Alamannen blieb das Gebiet zwischen Rhein, Neckar und Donau. Ab dem 6. Jahrhundert setzten die fränkischen Könige Amtsherzöge in Alamannien ein, die zunehmend selbständig agierten. Nach der Intervention des fränkischen Hausmeiers Karl Martell 730 endete die Selbständigkeit des Herzogtums Alamannien 746 im "Blutgericht zu Cannstatt".
Siedlungsgebiet
Die Alamannen besiedelten den heutigen Südwesten Deutschlands, etwa bis Mainz, die Nordschweiz, das südliche Elsass und Vorarlberg. Die Grenzen des Herzogtum Alamannien decken sich in etwa mit dem alamannischen Siedlungs- und Sprachgebiet: Von der Murg (zwischen Rastatt und Baden-Baden, etwa 30 km südlich von Karlsruhe) zog sie sich von dort über Heilbronn bis zum Ries. Die Ostgrenze wurde vor allem durch den Lech gebildet. Nach dem Jahr 500 siedelten die Alamannen weiter nach Süden. Sie besiedelten große Teile der bis dahin von romanisierten Kelten bewohnten Schweiz. Wenige Nachkommen der früheren Einwohner sprechen heute die rätoromanischen Dialekte, die übrigen nahmen im Laufe der Zeit das Schweizerdeutsche an. Heute bezeichnet man eine Reihe von oberdeutschen Sprachen bzw. Großdialekten, die auf den Volksstamm der Alamannen zurückgehen als "Alemannisch".
Bis zur Schlacht von Zülpich 496/497 herrschten normalerweise etliche "Könige" oder Herzöge nebeneinander in ihren jeweiligen Gebieten. Mit der Eroberung der Alamannen durch die Franken endete deren Souveränität und es wurden unregelmäßig einzelne Herzöge für das alamannische Gebiet eingesetzt, das seit dieser Zeit als Herzogtum Alamannien bezeichnet wurde und aus dem sich später das Bistum Konstanz entwickelte. Eine lückenlose lineare Liste zu erstellen wird aufgrund der Quellenlage jedoch nicht möglich sein. Außerdem gab es zeitweise mehrere Herzöge nebeneinander, was die Verwirrung nur noch größer macht.
Alamannische Könige und Herzöge
Bis 496/497 herrschten normalerweise etliche "Könige" oder Herzöge nebeneinander in ihren jeweiligen Gebieten. Mit der Unterwerfung der Alamannen durch die Franken endete deren Souveränität und es wurden unregelmäßig durch den fränkischen König Herzöge für das alamannische Gebiet eingesetzt. Eine lückenlose lineare Liste zu erstellen ist aufgrund der Quellenlage jedoch nicht möglich:
Museen
- Alamannenmuseum Ellwangen, Haller Straße 9, 73479 Ellwangen
- Alamannenmuseum Weingarten, Im Kornhaus, 88250 Weingarten
- Württembergisches Landesmuseum Stuttgart
Literatur
- R. Christlein: Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes, Stuttgart u.a. 1978.
- Karlheinz Fuchs, Martin Kempa, Rainer Redies: Die Alamannen (Ausstellungskatalog) Verlag Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3806215359.
- Dieter Geuenich: Geschichte der Alemannen Verlag Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3170182277 / ISBN 3170120956.
- Dieter Geuenich: Die Franken und die Alemannen bis zur "Schlacht bei Zülpich" (496/497) Reallexikon der Germanischen Altertumskunde - Ergänzungsband 19, Mainz 1998.
- Wolfgang Müller: Zur Geschichte der Alamannen (Wege der Forschung), Darmstadt 1979.
- Peter Paulsen: Alamannische Adelsgräber von Niederstotzingen Kr. Heidenheim, Bd. I und II Veröffentlichungen des staatlichen Amtes für Denkmalpflege Stuttgart, Verlag Müller & Gräff, Stuttgart
- Harald Siebenmorgen u.a.: Imperium Romanum. Römer, Christen, Alamannen - Die Spätantike am Oberrhein. Herausgegeben vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe, Stuttgart 2005.
- Renate Wörner: Das alamannische Ortsgräberfeld von Oberndorf-Beffendorf, Kreis Rottweil / Renate Wörner, Stuttgart 1999. (=Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg ; 44) Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 1996
Weblinks
- Archäologie Online: An der Schwelle von der Antike zum Mittelalter: Die Alemannen
- Zeittafel zur Geschichte der Alamannen
- Geschichte der Alamannen
- Alamannenmuseum Ellwangen
- Alamannenmuseum Weingarten
- Landesausstellung Die Alamannen
- Mittelalter-Genealogie: Alamannen
- Mittelalter-Genealogie: Alamannenherzöge
- Mittelalter-Genealogie: Alamannenkönige
- Historisches Lexikon der Schweiz: Alemannen
Siehe auch: Ethnogenese