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Sommerzeit

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Frühling: Umstellung von Winterzeit (Normalzeit) auf Sommerzeit
Herbst: Umstellung von Sommerzeit auf Winterzeit (Normalzeit)

Die Sommerzeit ist die im Sommer um eine Stunde (z.T. um eine halbe Stunde) vorgestellte Uhrzeit einer Zeitzone.

Begriff

Der offizielle Ausdruck lokale Ortszeit („Normalzeit“ oder „Echtzeit“) wird umgangssprachlich meist als Winterzeit bezeichnet. Aber nur die Sommerzeit stellt mit ihrer Verschiebung zur normalen Zeit eine Besonderheit dar und wird als solche bezeichnet.

Mitteleuropäische Sommerzeit

In den Staaten Mitteleuropas gilt die mitteleuropäische Sommerzeit (Zeitzonenbezeichnung MESZ) vom letzten Sonntag des Monats März bis zum letzten Sonntag des Monats Oktober jeweils 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ) (welches 3 Uhr MESZ entspricht). Um die doppelt erscheinenden Stunden von 2 bis 3 Uhr am Ende der Sommerzeit unterscheiden zu können, wird die Stunde vor der Zeitumstellung wissenschaftlich mit 2A Uhr, die Stunde nach der Umstellung mit 2B Uhr bezeichnet.

Geschichte

Eingeführt wurde die Zeitumstellung erstmals 1916 in Irland. Die Bezeichnung, die man dort für die Zeitumstellung fand, „Daylight Saving Time“, beschreibt den Zweck, nämlich das Optimum an nutzbarem Tageslicht zu gewinnen.

Deutschland

In den Ländern der Europäischen Union wurde die Zeitumstellung von der Normalzeit auf die Sommerzeit im Jahr 1980 wieder eingeführt. Als wichtiger Grund galt die Überzeugung, durch eine bessere Nutzung des Tageslichts Energie sparen zu können. Diese Überlegung war insbesondere noch eine Nachwirkung aus der Zeit der Ölkrise in Deutschland 1973. Ein weiterer Grund war zudem die Anpassung an Nachbarländer, die diese Regelung schon früher eingeführt hatten.

In Deutschland wird die Zeitumstellung durch das Zeitgesetz geregelt. Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt jeweils am letzten Sonntag im März um 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Im Zeitpunkt des Beginns der Sommerzeit wird die Stundenzählung um eine Stunde von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Die Sommerzeit endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 3 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Im Zeitpunkt des Endes der Sommerzeit wird die Stundenzählung um eine Stunde von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt.

Für die technische Umsetzung der Zeitumstellungen ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig. Die PTB programmiert die impulsgebenden Atomuhren in Braunschweig. Diese sendet ihr Signal an den Langwellensender DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt (Main), der von dort Zeitsignale ausstrahlt. Sie gehen an alle öffentlichen und privaten Funkuhren, an die Steuertechnik von Kraft- und Umspannwerken, Anlagen der Flugsicherung und rund 50.000 Verkehrsampeln.

Die Zeitdifferenz zu UTC (früher GMT) beträgt während der Sommerzeit +2 Stunden, während der Normalzeit +1 Stunde.

Frühere Sommerzeiten in Deutschland

Ursprünglich galt die MESZ in Deutschland für die Zeit zwischen dem letzten Sonntag im März und dem letzten Sonntag im September. Ende 1994 wurden die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen in der Europäischen Union vereinheitlicht. Diese Regelung gilt auch in den politisch zur EU gehörenden Landesteilen, die geographisch abseits liegen, wie zum Beispiel den Kanaren. Dadurch wurde die Sommerzeit in Deutschland um einen Monat verlängert und gilt jetzt bis zum letzten Sonntag im Oktober (erstmals 1996). In Deutschland wurde die Sommerzeit erstmalig 1916 eingeführt. In Wismar gibt es eine große, achteckige Granitplatten-Sonnenuhr mit der Aufschrift "Kriegs-Sommer-Zeit-1916". Von 1950 bis 1979 gab es in Deutschland keine Sommerzeit, jedoch existierten vor diesem Zeitraum bereits mehrere Sommerzeiten, so gab es 1947 neben der Sommerzeit noch eine Hochsommerzeit. 1947 wurden die Uhren zwischen dem 11. Mai und 29. Juni im Rahmen der so genannten Hochsommerzeit zwei Stunden vorgestellt. Diese endete mit Ende des Jahres 1949. Die erneute Einführung der Sommerzeit wurde in der „alten“ Bundesrepublik 1978 beschlossen, trat jedoch erst 1980 in Kraft. Zum einen wollte man sich bei der Zeitumstellung den westlichen Nachbarländern anpassen, die bereits 1977 als Nachwirkung der Ölkrise von 1973 aus energiepolitischen Gründen die Sommerzeit eingeführt hatten. Zum anderen musste man sich mit der DDR über die Einführung der Sommerzeit einigen, damit Deutschland und insbesondere Berlin nicht zusätzlich noch zeitlich geteilt war.
Von 1980 bis 1995 endete die jährliche Sommerzeit jeweils am letzten Wochenende des Monats September.

Österreich

Auch in Österreich wurde 1916 die Sommerzeit eingeführt. Sie galt bis 1920. In den Kriegsjahren waren es dieselben Zeiten wie in Deutschland. Sie galt bis einschließlich 1948. 1980 wurde sie zeitgleich wie in Deutschland für die Zeit von März bis September wieder eingeführt. 1996 wurde sie wie in der gesamten EU bis Ende Oktober ausgedehnt.

Schweiz

In der Schweiz galt in den Jahren 1941 und 1942 die Sommerzeit von Anfang Mai bis Anfang Oktober. Und eigentlich wollte man die Sommerzeit nach öffentlicher Debatte Ende der 1970er Jahre auch nicht wieder einführen. Da die Schweiz aber im Sommer 1980 eine „MEZ-Zeitinsel“ inmitten sommerzeitführender Länder geblieben war, entschloss man sich 1981 gezwungenermaßen, die Sommerzeitregelung der Nachbarstaaten zu übernehmen, um das im Vorjahr entstandene bilaterale Zeitchaos z. B. auf Fahrplänen zu beseitigen. Seit 1981 gilt daher auch in der Schweiz die gleiche Sommerzeitregelung wie in ihren Nachbarstaaten: von 1981 bis 1995 Ende März bis Ende September, seit 1996 Ende März bis Ende Oktober, mit Umstellung jeweils Sonntag um 2 Uhr MEZ (1 Uhr UTC).


Andere Sommerzeitregelungen

Weitere Regelungen

In einigen Staaten wie zum Beispiel Russland beginnt und endet die Sommerzeit an denselben Tagen wie in Europa. Dort stellt man die Uhr zwar auch um eine Stunde vor, faktisch jedoch um zwei Stunden, weil in Russland die so genannte Dekretzeit gilt, die als Relikt aus Sowjetzeiten während des ganzen Jahres die Addition von einer Stunde zur tatsächlichen geografischen Zeitzone vorschreibt. Andere Staaten mit Sommerzeit haben wiederum abweichende Regelungen. Gemeinsam ist jedoch, dass die Sommerzeit in den Monaten März oder April beginnt und im September oder Oktober endet (für Staaten auf der Südhalbkugel umgekehrt).

Vereinigte Staaten / Kanada

In den USA und in Kanada beginnt die Sommerzeit am ersten Sonntag im April, also eine Woche später als in Europa. Sie endet am letzten Sonntag im Oktober, dem gleichen Tag wie in Europa. In den USA werden die Uhren nicht wie in Europa gleichzeitig umgestellt, sondern im April jeweils um 2:00 Lokalzeit (beispielsweise 10:00 UTC in Kalifornien, 7:00 UTC in New York) vorgestellt, und im Oktober um 2:00 lokaler Sommerzeit auf 1:00 Uhr zurückgestellt.
In den Bundesstaaten Arizona (mit Ausnahme des Gebietes der Diné, der Navajo Nation Reservation), Hawaii, dem größten Teil Indianas (manche Counties an der Staatsgrenze passen sich an die Nachbarstaaten an) und den meisten amerikanischen Außengebieten gibt es keine Sommerzeit, ebenso nicht in der kanadischen Provinz Saskatchewan. Am 27. Juli 2005 wurde vom US-Kongress die sogenannte Energy Bill (HR6) [1] beschlossen. Darin wird, neben anderem, festgelegt, dass ab dem Jahre 2007 die Sommerzeit am zweiten Sonntag im März beginnt und am ersten Sonntag im November endet.

Liste aller Staaten mit Sommerzeit

Die folgenden Listen basieren auf Daten von 2004.

Pro und Kontra

Das ursprünglich verfolgte Ziel der Energieeinsparung konnte durch die Sommerzeit laut Expertenaussagen nicht erreicht werden. Demnach fällt die Energiebilanz sogar negativ aus, da durch das verschobene Aufstehen die Heizperiode verlängert wird und allerlei Aufwände für die Umstellungsprozeduren anfallen. Trotzdem wurde die Sommerzeit nach Ablauf der „Probezeit“ beibehalten, da ein Teil der Bevölkerung die längere Helligkeit der Sommerabende befürwortet. Der Anteil der Befürworter in der Bevölkerung ist seit mehreren Jahren rückläufig und liegt zur Zeit bei ca. 51%.

Während Befürworter der Sommerzeit argumentieren, es sei für Menschen natürlich, eher abends das Leben zu genießen, wodurch ihre Produktivität erhöht wird, argumentieren die Gegner, die Anpassung an den neuen Tagesrhythmus dauere mehrere Tage, sei gesundheitsschädlich und verringere während der Umstellungsphase die Produktivität. Der durch die Umstellung entstehende Aufwand sei zu hoch, um die Vorteile zu rechtfertigen. Nicht wenige befürworten deshalb, die Sommerzeit zur Normalzeit zu erklären, um so das längere Abendlicht genießen zu können, ohne sich umstellen zu müssen.

Probleme bei der Umstellung

Mediziner haben negative Auswirkungen der Zeitumstellung festgestellt, da sich der Organismus mit der Anpassung seines Rhythmus schwer tut. Besonders Menschen mit Schlafstörungen oder organischen Erkrankungen haben hier anscheinend größere Probleme. Auch geschehen in der Umstellungsphase messbar mehr Autounfälle, meist durch Übermüdung oder durch Wild, das sich noch nicht an die früher beziehungsweise später einsetzenden Stoßzeiten gewöhnen konnte.
Aus der Landwirtschaft ist bekannt, dass die Milchkühe 1 bis 2 Wochen benötigen, um sich auf die neuen Melkzeiten umzustellen. Besonders bei der Herbst-Zeitumstellung ist das an dem lauten Blöken einiger Kühe morgens deutlich mitzuverfolgen. Bei der Frühjahrsumstellung ist die Milchleistung einige Tage lang geringer. Prinzipiell steht es natürlich jedem Bauern frei, ob er die Melkzeiten mit der Sommerzeit ändert.
Während die Zeitumstellung für die meisten Bürger sozusagen „im Schlaf“ erfolgt, so stellt sie verschiedene Einrichtungen vor mehr oder weniger große Probleme. Bei der Deutschen Bahn erfolgt der Wechsel am Ende der Sommerzeit, indem die verkehrenden Nachtzüge eine Stunde an geeigneten Bahnhöfen halten. Auch Einrichtungen mit nächtlichem Bereitschaftsdienst haben mit dem Problem zu kämpfen, dass entweder der Dienst eine Stunde länger, oder aber die Ruhezeit eine Stunde verkürzt ist und somit evtl. nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen genügt..

Nächste Umstellungen

in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Die nächste Umstellung auf Sommerzeit findet am Sonntag, 26. März 2006, um 2 Uhr MEZ statt: Die Uhren werden eine Stunde vorgestellt – auf 3 Uhr.

Die nächste Umstellung auf Normalzeit findet am Sonntag, 29. Oktober 2006, um 3 Uhr MESZ statt: Die Uhren werden eine Stunde zurückgestellt – auf 2 Uhr.

in den Ländern der Europäischen Gemeinschaft allgemein

Die nächste Umstellung auf Sommerzeit findet am Sonntag, 26. März 2006, um 1 Uhr UTC statt: Die Uhren werden eine Stunde vorgestellt. In Großbritannien z. B. von 1 auf 2 Uhr, in Griechenland von 3 auf 4 Uhr.

Die nächste Umstellung auf Normalzeit findet am Sonntag, 29. Oktober 2006, um 1 Uhr UTC statt: Die Uhren werden eine Stunde zurückgestellt.

Siehe auch

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