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Ernst Schumacher (Theaterwissenschaftler)

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Ernst Schumacher (* 12. September 1921 in Urspring, Oberbayern; † 7. Juni 2012 in Schwerin[1]) war ein deutscher Theaterwissenschaftler und Kritiker.

Ernst Schumacher im September 2006

Leben

Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Kempten (Allgäu) leistete Ernst Schumacher von 1940 bis 1943 Kriegsdienst und wurde an der Ostfront schwer verwundet. Danach studierte er Germanistik und Theaterwissenschaften an der Universität München.

Für seine Promotion bat Ernst Schumacher am 7. Juli 1947 Brecht in einem Brief um die Überlassung der Exilarbeiten, erhielt jedoch keine Antwort. 1949 jedoch lernte Schumacher Bertolt Brecht in Berlin persönlich kennen. Da er zu dem Thema in München kein Interesse fand, promovierte Ernst Schumacher 1953 an der Universität Leipzig bei Hans Mayer, Ernst Bloch und Ernst Engelberg über Die dramatischen Versuche Bertolt Brechts 1918–1933.

Publizistisch arbeitete Schumacher für die westdeutsche Friedensbewegung. 1953 erhielt er wegen „nachrichtendienstlicher Agententätigkeit“ eine Strafanzeige und saß in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim, ohne dass es später zu einer Verurteilung kam . 1956 interviewte Schumacher während einer Asienreise als erster westlicher Schriftsteller den chinesischen Premier Zhou Enlai und später Hồ Chí Minh in Vietnam.

1962 siedelte Ernst Schumacher in die DDR über und habilitierte sich 1965 an der Karl-Marx-Universität Leipzig. 1969 bis 1986 war Schumacher Leiter des Lehrstuhls Theorie der darstellenden Künste am Institut für Theaterwissenschaft der Humboldt-Universität. Sein bekanntester Student ist der Leiter der Volksbühne Frank Castorf. Nach seiner Emeritierung 1987 war Schumacher weiter als Theaterkritiker aktiv und schrieb unter anderem für die Berliner Zeitung und den Freitag.

Nach der Wende in der DDR wurde Ernst Schumacher aus der Berliner Akademie der Künste herausgewählt, was er als tiefe Kränkung empfand. Als Geste der Versöhnung wurde 2003 sein Vorlass in die Bestände der Akademie aufgenommen.

Schriften

  • Die dramatischen Versuche Bertolt Brechts 1918–1933. Rütten & Loening, Berlin (Ost) 1955. (Dissertation Universität Leipzig, 1953)
  • Theater der Zeit – Zeit des Theaters. Thalia in den Fünfzigern. Dobbeck, München 1960.
  • Der Fall Galilei. Das Drama der Wissenschaft. VEB Dt. Verl. d. Wissenschaften, Berlin (Ost) 1964. (Westdeutsche Ausg. Darmstadt: Progress-Verl. Fladung, 1964.)
  • Zs. mit Renate Schumacher: Leben Brechts in Wort und Bild. Henschel, Berlin (Ost) 1978. (Die westdt. Ausg. ist bei Suhrkamp erschienen.)
  • Mein Brecht. Erinnerungen 1943 bis 1956. Henschel Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-89487-534-3.
  • Michael Schwartz (Hrsg.): Ernst Schumacher – Ein bayerischer Kommunist im doppelten Deutschland. Aufzeichnungen des Brechtforschers und Theaterkritikers in der DDR 1945–1991. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, ISBN 978-3-486-58361-8.

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Frank Hörnigk: Auf Brechts Spur. In: Berliner Zeitung. 8. Juni 2012.