Josiah Harlan
Josiah Harlan (* 12. Juni 1799 in Newlin Township/Pennsylvania; † 1871) war ein amerikanischer Reisender und Abenteurer und König in Afghanistan.
Harlan wurde vor allem für seine Reisen durch Afghanistan und Punjab bekannt. Dort befasste er sich mit Lokalpolitik und militärischen Dingen und bekam für seine militärischen Erfolge den erblichen Titel Prince of Ghor verliehen. Wahrscheinlich basiert Rudyard Kiplings Buch The Man Who Would Be King auf seiner Biographie.
Kindheit
Josiah wurde in Newlin Township in Cheter County, Pennsylvania geboren. Seine Eltern, Joshua und Sarah Harlan waren Quäker, Josiah wuchs mit neun Geschwistern in einem strengen und frommen Elternhaus auf. Sein Vater war Makler in Philadelphia, einige seiner Söhne folgten ihm in diesen Beruf. Er verlor seine Mutter im Alter von dreizehn Jahren und vertiefte sich fortan in Bücher. Eine Schulbeurteilung im Alter von fünfzehn Jahren beschreibt ihn: "vergnügt sich beim Lesen medizinischer Bücher und der Geschichte von Plutarch sowie der Bücher der Propheten". Er liest Latein und Griechisch und spricht fließend Französisch. Außerdem entwickelte er Interessen für Botanik, die sein ganzes Leben anhalten sollten. Zusätzlich studierte er griechische und römische Geschichte und war fasziniert von den Geschichten über Alexander den Großen.
Frühe Reisen
Im Jahr 1820 geht Harlan auf seine ersten Reisen. Sein Vater verschafft ihm Arbeit als "Supercargo" auf einem Handelsschiff in den Osten, welches nach Kalkutta und Kanton/China bestimmt ist. Nachdem er von seiner ersten Reise heimgekehrt ist und sich für die nächste Reise vorbereitet, verliebt er sich. Eine Verlobung wird arrangiert und die Hochzeit nach seiner Rückkehr von der nächsten Reise geplant. Dies sollte sein weiteres Leben massiv beeinflussen: In Kalkutta erhält er Nachricht, dass seine Verlobte nicht nur die Verlobung aufgekündigt hat, sondern dass sie bereits mit einem anderen Mann verheiratet war.
Erschüttert beschloss Harlan, nie in die Vereinigten Staaten zurückzukehren und stürzte sich in Abenteuer und Gefahren. Im Juli 1824 lässt er sich von der Englischen Ostindien-Kompanie ohne Ausbildung als Chirurg anstellen. Die Company war auf dem Weg in den ersten burmesischen Krieg, und benötigte dringend Chirurgen. Sich auf seine Selbststudien und einige Übung auf See verlassend ließ sich Harlan vom Medical Board prüfen und wurde als Chirurg am Calcutta general hospital angestellt. Ab Januar 1825 diente er bei der Armee in Burma. 1826 beendete der Friedensvertrag von Yandaboo zwischen der Ostindien-Kompanie und dem burmesischen König von Ava die Streitigkeiten. Harlan wird in Karnal, nördlich von Dehli stationiert, wo er bald von seinen Aufgaben gelangweilt ist. Im Sommer 1826 verlässt er die Armee. Als Zivilist erhält er eine Aufenthaltsgenehmigung vom Gouverneur William Pitt Amherst.
Nach Afghanistan
Nach einem Aufenthalt in Shimla kam Harlan nach Ludhiana, einem britischen Grenzposten am Sutlej-Fluss, der die Grenze zwischen Punjab und dem britischen Indien dieser Zeit bildete. Er beschloss, in die Dienste von Ranjit Singh, dem Maharaja von Punjab einzutreten. Während er auf eine Antwort auf seine Anfrage fragte, nach Punjab einreisen zu dürfen, traf er den exilierten afghanischen Führer Shuja Shah und trat in seine Dienste ein. Mit finanzieller Unterstützung des exilierten Monarchen bereiste er den Indus und zog nach Afghanistan, nach Peshawar und dann nach Kabul. Hier traf er den Mann, den er bald absetzen sollte, Dost Mahommed Khan.
In Peshawar hatte Harlan den Nawab Jubber Khan getroffen, einen Bruder von Dost Mohammed Khan getroffen. Jabber Khan spielte eine wichtige Rolle als möglicher Widersacher von Dost Mahommed und damit möglicher Verbündeter von Shuja Shah. Während er sich bei Jubber Khan aufhielte analysierte Harlan die Situation und stellte fest, dass die Position Dost Mahommed's zu stark sei und dass Hilfe außerhalb Afghanistans benötigt würde. Er beschloss, in Punjab nach Hilfe zu suchen.
In Diensten Ranjit Singhs
Im Jahr 1829 kam Harlan nach Lahore, der Hauptstadt von Punjab. Er suchte den französischen General Jean-François Allard auf, der ihn dem Maharaja vorstellte. Ihm wurde eine militärische Position angeboten, die er aber ablehnte, da er etwas Lukrativeres suchte. Schließlich fand er etwas: Nachdem er einige Zeit am Hof verkehrt hatte, wurde ihm die Stellung eines Gouverneurs von Gujarat angeboten, die er annahm. Zuvor beschloss der Maharaja allerdings, Harlan auf die Probe zu stellen.
Im Dezember 1829 wurde er als Gouverneur von Nurpur und Jasrota eingesetzt, die Harlan selbst als "zwei Bezirke, die sich neuerlich dem König von Lahore unterstellt hatten und in den Ausläufern des Himalaja liegen" beschrieb. Diese Bezirke galten bei Harlans Ankunft als recht wohlhabend. Es ist wenig über Harlans Aktionen hier bekannt, aber er muss seine Arbeit gut gemacht haben. Im Mai 1832 wurde er jedenfalls nach Gujarat geschickt. Bald nach seiner Einsetzung wurde er von Henry Lawrence aufgesucht, der ihn als Mann mit einigen Fähigkeiten, großem Mut, Elan und sehr spontaner Entschlussfähigkeit, gut geeignet für Partisanentätigkeit beschrieben.
Es war ungewöhnlich, einen europäischen Gouverneur einzusetzen, auch wenn Harlan kein Einzelfall war. Sein Kollege Paolo Di Avitabile wurde Gouverneur von Wazirabad, Jean-Baptiste Ventura wurde 1831 Gouverneur von Dera Ghazi Khan. Auch Harlans Nachfolger auf seinem Posten war ein Engländer namens Holmes.
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Prinz von Ghor
Heimkehr
Siehe auch
- Scott Reiniger, Kultstar in Horrorfilmen (Dawn of the Dead), sein Ur-ur-urenkel und damit 2004 Erbe des Titels Prinz von Ghor
Weblinks
Literatur
- Macintyre, Ben (2004). Josiah the Great. London: Harper Perennial. ISBN 0-00-715107-1.
- Ben Macintyre: Der Mann, der König war. Ein Amerikaner in Afghanistan. Deutsch von Bernd Rullkötter. Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins. Frankfurt am Main 2005.