Schlagzeug
Drumset (drums, Schlagzeug)
Das Drumset bezeichnet eine Kombination aus mehreren verschiedenen Schlaginstrumenten wie Kleiner Trommel (snare drum), Basstrommel, Toms, Hi-Hat und diversen Becken (cymbals), die seit den Anfängen des Jazz in nahezu allen Berechen der sog. Popularmusik, gelegentlich auch in modernen Werken der „ernster“ Musik Verwendung findet. Anzahl und Anordnung der einzelnen Instrumente sind nicht festgelegt und variieren je nach Anwendung in der jeweiligen musikalischer Stilrichtung und persönlichen Vorlieben des Spielers. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff „Schlagzeug“ oder das englische Kürzel „drums“ synonym für den Begriff drumset verwendet; „Schlagzeug“ kann jedoch auch sämtliche anderen Schlag- bzw. Perkussions-Instrumente wie Pauken, Mallets (Vibraphon, Marimba), Glocken, Congas, Bongos, Gongs etc. umfassen. Eine eindeutige, verbindliche Abgrenzung der verschiedenen Begriffe untereinander gibt es nicht.
Instrumentarium
Die Wahl der Instrumente hängt jeweils vom musikalischen Kontext ab, weshalb verschiedene Drumsets im Bezug auf Umfang und Aufbau stark voneinander abweichen können. In der Regel ist jedoch fast immer eine Kombination aus folgenden Instrumenten anzutreffen:
Snare(drum) (snare drum, Kleine Trommel): Die Snaredrum bildet das Hauptinstrument und somit (mittig vor dem Spieler platziert) das Herzstück des Drumsets. Sie kommt aus der europäischen Militärmusik und hat sich aus verschiedenen Formen von Marsch- und Rührtrommeln entwickelt. Sie besitzt einen Kessel aus Holz oder Metall, der auf beiden Seiten mit Fellen bespannt ist; auf der Schlagfellseite mit einem leicht aufgerauhten, meist weiß oder hellgrau beschichteten Fell, auf der Unterseite mit einem glatten, deutlich dünneren Resonanzfell. Ihren charakteristischen Klang erhält die Snare durch eine Reihe von Drahtwindungen, die über das Resonanzfell gespannt sind. Diese auch als Snare-Teppich bezeichneten Schnarrseiten werden bei jedem Schlag in Schwingung versetzt, wodurch sie den typischen Klang der Snaredrum verursachen und beim Wirbeln dichte, flächige Sounds entstehen lassen. Mit Hilfe einer speziellen Mechanik (der Snare-Abhebung) kann der Snare-Teppich auch abgeschaltet, d.h. vom Fell abgehoben, werden, wodurch der Snare-Effekt unterbleibt. Die Spannung des Snare-Teppichs lässt sich zudem unterschiedlich justieren, was eine Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben ermöglicht. Der Felldurchmesser beträgt in der Regel 14 Zoll, gängige Kesseltiefen sind 5 oder 6,5 Zoll. Mittlerweile haben sich auch picolo-Snares mit nur 8 oder 10 Zoll Durchmesser oder relativ flachen Kesseln durchgesetzt, die häufig als zusätzliches Instrument (Side-Snare) eingesetzt werden; auch beim Hauptinstrument sind inzwischen häufiger ungewöhnlichere Abmessungen anzutreffen, z.B. 13“ x 7“ oder 15“ x 4“. Große Rührtrommeln, wie sie gelegentlich im Orchester Verwendung finden, bringen es auch auf Maße von 16“ x 16“.
Bassdrum (bass drum, Große Trommel, Basstrommel, ugs. auch „Kick“) Die Bassdrum ist ein weiteres wichtiges Hauptinstrument im Drumset. Sie besteht aus einem großen, meist beidseitig bespannten Holzkessel, der in Seitenlage ruht und durch 2 (beim Transport einklappbare) Beine am vorderen (=dem Spieler abgwandten) Ende in seiner Position gehalten wird, die mit Dornen oder rutschfesten Gummifüßen versehen sind. Die Bassdrum wird mit Hilfe eines Pedals, der Fußmaschine, bedient, das an der Schlagfellseite mit einer Klemmvorrichtung am Spannreifen der Trommel fixiert wird. Als Alternative zur Verwendung von 2 Bassdrums nutzen viele Schlagzeuger ein Doppelpedal, dass durch geschickte Übersetzung das Spielen mit beiden Füßen auf einer Bassdrum ermöglicht. Das Resonanzfell an der Frontseite ist häufig mit einem, manchmal auch mehreren Löchern versehen, um den Klang entsprechend zu beeinflussen, gelegentlich fehlt es auch ganz. Darüber hinaus werden häufig Kissen oder andere dämpfende Materialien in die Bassdrum gelegt, um einen gewünschten Sound zu erreichen. In der Anfangszeit des Drumsets waren die Basstrommeln mit einem Durchmesser von 28“ oder auch 30“ sehr groß, ehe sich allmählich auch kleinere Größen durchsetzten. Lange Zeit war ein Kessel mit 14“ Tiefe und 22“ Durchmesser Standard, heutzutage werden 16“ oder 18“ tiefe Bassdrums bevorzugt. Je nach Stilrichtung (und gewünschtem Transportaufwand) werden modernere Sets mit unterschiedlich großen Bassdrums ausgestattet, von 16“ oder 18“ bis hin zu 26“ Felldurchmesser.
Toms Toms sind hölzerne, beidseitig bespannte Trommeln mit einem Durchmesser von etwa 8“ bis 18“. Je nach Art der Aufhängung bzw. der Aufstellung wird gelegentlich in rack toms (dt. Hänge-Toms), die eines Stativs oder einer Halterung über der Bassdrum bedürfen, und floor toms (dt. Stand-Toms), die auf eigenen, am Kessel montierten ausziehbaren Beinen stehen, unterschieden. Die Kesseltiefen sind sehr variabel, Floortoms sind häufig tiefer (Durchmesser = Kesseltiefe) als freihängende Toms gleichen Durchmessers. Concert-Toms, die kein Resonanzfell besitzen, klingen etwas tonaler (vielleicht vergleichbar mit Timbales) und waren v.a. in den 70ern in recht weit verbreitet. Außerhalb des klassischen Schlagwerks werden sie jedoch kaum noch eingesetzt (berühmte Ausnahme der Regel: Phil Collins). Je nach Format, Art des Fells und Stimmung können Toms sehr unterschiedlich klingen; von eher unbestimmten Klängen bis hin zu sehr exakten, tonalen Intervallen. In einem kleinen Set-Up, wie man sie im Jazz oder mittlerweile auch wieder in der Popmusik antrifft, befinden sich meist 2 Toms, ein kleineres (10“-13“) über der Bassdrum und ein größeres (14“-16“), das seitlich vom Spieler platziert wird. Die meisten Standard-Sets werden mit 3 Toms ausgeliefert; einige Schlagzeuger bedienen sich eines ganzen Arsenals von Toms, während andere wiederum komplett auf sie verzichten.
Hi-Hat Die/das Hi-Hat besteht aus einem aufeinander abgestimmten Beckenpaar unterschiedlicher Tonlage, das auf einer Hi-Hat Maschine montiert wird und über eine Pedalmechanik mit dem Fuß gespielt werden kann. Je nachdem, wie lang bzw. kurz der Kontakt der beiden Becken ist, entstehen unterschiedliche Geräusche. Hält der Schlagzeuger das Pedal getreten, bleiben die beiden Becken geschlossen und erzeugen mit dem Stick gespielt sehr kurze, trockene Akzente. Durch Kombinieren von verschiedenen Schlagtechniken und unterschiedlich stark geöffneten Becken (Openings) lassen sich viele verschiedene Effekte erzielen. Die meisten Hi-Hats haben einen Durchmesser von 13“- 15“, einige Effekt-Hi-Hats sind auch kleiner.
Becken (cymbals, suspended cymbals) Becken sind dünne, meist leicht konvexe Scheiben aus unterschiedlichen Legierungen (meistens Bronze) mit einer mehr oder weniger stark gewölbten Kuppe in der Mitte, die mit einem Loch zur Aufhängung versehen sind. Sie werden freischwebend zentral auf einem Ständer oder der Hi-Hat Maschine aufgehängt. Becken verfügen über ein sehr obertonreiches Klangspektrum und erzeugen sehr unterschiedliche Geräusche, sowohl glockenartige, definierte Klänge und helle Akzente, als auch düsteres Rauschen und ohrenbetäubendes Brüllen. Ausschlaggebend für den Klang und das Dynamikspektrum sind vor allem Größe und Form, sowie Materialstärke und Bearbeitung. (Der Begriff „suspended cymbal“ ist manchmal in Orchesterliteratur zu finden, um die frei hängenden Becken von den „Tschinellen“, die gegeneinander geschlagen, bzw. vielmehr an einander vorbei gezogen werden, abzugrenzen.)
Im Prinzip lassen sich 4 Beckentypen unterscheiden, die entsprechend ihrer Klang-Charaktersitik unterschiedliche Funktionen im Drumset erfüllen:
Ride-Becken (ride cymbal) Das Ride-Becken hat meist einen Durchmesser von 18“ - 24“ und kann vom Material her sehr unterschiedlich stark sein. Je nach Bearbeitung verfügen sie über einen relativ definierten Anschlag („Ping“), der von einem Grundrauschen unterlegt ist. Einige Becken klingen relativ trocken, andere (dünnere) erzeugen mehr „weißes Rauschen“ und erzeugen einen eher undefinierten Klangteppich. Spielt man die Kuppe („Glocke“) an, so ertönt ein heller, durchdringender, klarer glockenartiger Ton, spielt man dagegen am Rand, wird der Obertonanteil entsprechend größer, und das Becken „schaukelt sich auf“. Entsprechend ihrer Anwendungen gibt es einige Sonderformen, wie z.B. Sizzle-Rides, die mit einigen Nieten ausgestattet sind, um ein fließendes, ausgeprägtes Grundrauschen zu erzeugen oder das Flat-Ride, das über keine Kuppe verfügt. Auf dem Ride-Becken werden meist ein durchgehender Puls, oder feste rhythmische Figuren („pattern“) gespielt.
Crash-Becken (crash cymbal) Crash-Becken sind im Vergleich zu Ride-Becken in der Regel dünner und kleiner (etwa 14“-20“ Durchmesser) und von ihrer Bearbeitung her auf einen deutlich höheren Anteil von „weißem Rauschen“ ausgelegt. Ihr Klang ist eher geräuschartig und wird auch entsprechend angewendet, d.h. für Akzente oder (z.B. mit Filzschlägeln) für anschwellende Crescendo-Effekte. Abhängig von Größe und Berarbeitung klingen verschiedene Crash-Becken unterschiedlich lange nach. Größere/schwerere Crash-Becken eignen sich teilweise auch für Ride-Figuren.
China-Becken (china cymbal, Chinesisches Becken) Das China-Becken stellt insofern eine Ausnahme dar, da es sich - bedingt durch einen anderen kulturellen Hintergrund - in der Formgebung deutlich von den anderen Beckentypen unterscheidet. Es hat ebenfalls eine exponierte Kuppe, allerdings ist sie im Gegensatz zu den anderen beschriebenen Beckentypen häufig nicht rund, sondern eher zylindrisch. Augenfälligstes Merkmal ist jedoch der hochgebogene Rand, der das Becken im Querschnitt wie eine Art lang gezogene Gugelhupfform aussehen lässt. Der Durchmesser liegt etwa bei 14“ - 24“. Das Klangbild ist mit dem eines Crash-Beckens vergleichbar, allerdings eher „schmutziger“ oder „roher“ und weniger definiert, meist auch kürzer. Sie werden häufig für kurze, explosive Akzente oder Staccato-Figuren eingesetzt. Größere, oft mit Sizzles versehene Chinas haben auch im Jazz Eingang als Ride-Becken gefunden.
Splash-Becken (splash cymbal) Splash-Becken sind in Art und Funktion vergleichbar mit Crash-Becken, allerdings sind sie im Durchmesser deutlich kleiner (etwa 6“-12“), weshalb sie auch eine andere Klang-Charakteristik aufweisen: Splash-Becken sprechen rasch an, klingen hell, spritzig und klingen kaum nach. Sie werden für kurze, helle Akzente verwendet (häufig sind sie z.B. im Dixieland zu hören, oft von Hand abgestoppt, was das typische „Pscht“ erzeugt.) Besonders Stewart Copeland und Manu Katché etablierten den Einsatz von Splash-Becken.
Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe verschiedenster Effekt-Becken mit verschiedenen speziellen Features wie Löchern, Sizzels, Schellen, etc., um das Klangspektrum des Drumsets zu erweitern. Die Kreativität diverser Beckenhersteller ist schier unerschöpflich, ebenso wenig wie die Liste an Namen, unter denen besagte Produkte auf dem Markt sind. Somit wird die Palette an „Cups“, „Bells“, „Stacks“, „Mini-Chinas“, „Jingle-Hats“ oder ähnlichen Instrumenten immer größer, wobei nicht alle von diesen eindeutig einer der oben genannten Gruppen zuzuordnen sind.
Hardware Unter Hardware werden sämtliche nötigen Bedienelemete wie Hi-Hat- und Fußmaschine, Beckenständer, Stative, diverse Halterungen etc. zusammengefasst. Auch mit dem Kessel fest verbundene Teile wie Spannböcken, Snare-Abhebung, Tomhalterungen oder Bassdrum-Füße fallen unter diesen Begriff.


Materialien
Die Felle – früher aus Naturfell, heutzutage gewöhnlich aus ein- oder zweilagiger Kunststofffolie – werden auf den Trommelkessel aufgespannt mittels Spannreifen (Hoops), die vorwiegend aus Metall, manchmal aus Holz sind. Dies geschieht mit je vier bis zwölf Spannschrauben, abhängig vom Kesseldurchmesser. Auf diese Weise lassen sich die Felle sowohl in dem zum Musikstil passenden Straffheitsgrad, als auch tonal stimmen. Das obere, bespielte Fell heißt Schlagfell, das untere Resonanzfell.
Die Kessel der Großen Trommel (Bassdrum) und der Toms sind meistens aus Holz. Das populärste Holz ist Ahorn (Maple), das einen warmen, ausgewogenen Klang bietet. Birke ist "in natürlicher Weise equilized" und daher im Tonstudio sehr beliebt. Als weitere Hölzer finden Verwendung Buche, Pappel, Linde, Weiss-Eiche und etliche andere, auch nicht-einheimische Hölzer, passend für verschiedene klangliche Einsatzzwecke und Qualitätsansprüche. Holzgemische kommen vor. Plexiglas-Kessel, knallig im Klang, extravagant in der Optik, blieben eher ein Nischen-Phänomen, sind aber eng verbunden mit dem Namen John Bonham (einstigem Drummer von Led Zeppelin). Die Kleine Trommel (Snaredrum, Snare) besteht oft aus Metall, z.B. Stahl, Messing, Kupfer, Aluminium oder wiederum aus Holz. Aber gerade hier reicht die Kreativität der Trommelbaumeister weit; so gibt es Snaredrums aus so exotischen Materialien wie Hanf-Hartfaser. Je weniger Klang ein Kessel schluckt (Klangverlust) desto besser ist der Trommelklang. Daran lässt sich gute Qualität der Trommelkessel und Drumsets erkennen, weil der Klang eigentlich nur von den Fellen erzeugt wird und eben irrigerweise nicht durch den Trommelkessel.
Becken oder Cymbals bestehen in der Regel aus Legierungen wie Messing oder verschiedenen Bronzen wie Kupfer-Nickel-Bronze und Zinn-Bronze, wobei letzere als das bessere Material für Becken gilt. Der Zinn-Gehalt variiert von 8% bis hin zur Glocken-Bronze mit 20%. Die Sticks werden aus Holz, weniger aus Kunststoff oder Kohlefaser und selten aus Metall gefertigt. Schlagzeug-Besen sind meist aus Kunststoff oder Metall. Sonstige Schlegelarten bestehen zumeist aus Holz.
Die Größen der Trommeln und Becken werden in Zoll (Inch, 1 Zoll = 2,54 cm) angegeben. Typische Trommeldurchmesser sind:
- Bassdrum: 22 Zoll (16 bis 26 Zoll)
- Snare: 10 bis 15 Zoll
- Tom Tom: 8 bis 18 Zoll
Typische Beckendurchmesser sind:
- Ride :20 Zoll (18 bis 24 Zoll)
- Crash :16-18 Zoll (14 bis 22 Zoll)
- Hihat :14 Zoll ( 8 bis 15 Zoll)
- China :18 Zoll (12 bis 22 Zoll)
- Splash:10 Zoll ( 6 bis 14 Zoll)
Je nach Stilrichtung können verschiedene Kombinationen vorkommen.
Größen eines Standart Schlagzeugs:
Becken:
- Standard-Crash: 16"
- Standard-Ride: 20"
- Standard-Hi-Hat: 14"
Trommeln:
- Bassdrum: 20"
- Tom1: 10"
- Tom2: 12"
- Tom3: 14"
- Snare: 14"
Die bekanntesten Hersteller von Drumsets sind u.A. Brady, DW, Gretsch, Ludwig, Mapex, Pearl, Pionier, Premier, Red Rock, Sonor, Tama, Yamaha (in alphabetischer Reihenfolge)
Spielweise
Sticks, Besen, Ruten, Schlägel
Trommeln und Becken des Schlagzeugs werden per Hand mit zwei Trommelstöcken (englisch "Sticks") zumeist aus Holz und die Bassdrum per Fuß bzw. Fußmaschine mit einem Schlägel gespielt, der einen Filz-, Holz- oder Kunststoffkopf besitzt. Per Hand (kaum per Fuß) kommen Ruten oder Besen zur Anwendung, wenn spezielle Effekte, leisere Schläge oder durchgängiges Wischen (per Jazzbesen auf der Snare) erzeugt werden sollen. Daneben finden sich für das Handspiel Schlägel mit Filz- oder Flanellköpfen für abgedämpftes oder dumpfes Spiel. Beim Spiel mit den Händen wird das Abprallen vor allem der Sticks, aber auch der Schlägel von der schwingenden Oberfläche ausgenutzt, vor allem je dichter die Schläge werden (bis hin zu einem dichten Schläge-Teppich oder Wirbel, besonders aus Press-Schlägen). Die Ausnutzung des Abpralleffekts schont zudem die Gelenke.
Tragender Rhythmus und Grundrhythmus, Hoch-Tief/Hell-Dunkel-Prinzip, Backbeat
Die Kunst des Schlagzeugspielens in einer Band ist das Erzeugen eines Rhythmus, der die Band trägt und gemeinsam mit den anderen Instrumenten der Rhythmusgruppe (besonders Bass, Percussion, Keyboard bzw. Klavier, Gitarre, u.a.) den tragenden Groove ergibt. Dazu setzt der Schlagzeuger in der Regel einen durchlaufenden Rhythmus ein, bei dem die unterschiedlichen Klangkörper sich ergänzend eingesetzt werden. Ausgangsbasis ist in der Regel der unter den nachfolgenden 'Grundrhythmen und Taktarten' einfache Grundrhythmus (siehe 3.1). Dessen Kern ist der gleichmäßig geschlagene Dunkel-Hell- bzw. Tief-Hoch-Wechsel zwischen erst der Bassdrum (dunkel, tief: Schlag oder beat) und dann der Snare (hell, hoch: Gegenschlag oder backbeat), in den davon abgeleiteten Grooves aber meist bis zur Unkenntlichkeit variiert. In sehr freien Stilen, zum Beispiel im Free Jazz oder in Noise-Stilen, wird mit dem Grundprinzip des einfachen Grundrhythmus hingegen dauerhaft gebrochen. Oder als Ausnahme erklang im Reggae der 1970er der einfache Grundrhythmus quasi umgekehrt: der Backbeat mit Bassdrum.
Form, Tempo, Taktart
Zum Erzeugen eines tragenden Rhythmus gehört, dass der Schlagzeuger das Tempo nicht zu langsam und nicht zu schnell spielt sowie gleichmäßig hält, dass er die jeweilige Taktart beherrscht und vor allem die Form steuert. Häufigste popularmusikalische Form ist das Lied oder der Song. Dieses bzw. dieser besteht aus der geschickten Aneinanderreihung (Arrangement) je der zwei Grundformen: Bluesform (zwei 12-taktige Strophen, je mit Tonstufen I-IV-I-V-I oder tief-hoch-tief-hoch-tief) oder so genannten a-a-b-a-Form (vier 8-taktige Strophen, Tonstufen je Strophe a = I-IV-V-I oder tief-hoch-hoch-tief, Tonstufen von Bridge b = IV-I-IV-V oder hoch-tief-hoch-hoch) oder der von beiden Grundbausteinen abgeleiteten Formbausteinen. Ein derartiger Baustein oder Durchlauf wird auch Chorus genannt (im Unterschied zu Chorus als Solo, usw). Formbezogene Aufgabe des Schlagzeugers ist hierbei z. B.: jeder Strophe insgesamt ein passendes raumfüllendes Hintergrundrauschen oder -'chick' durch besonders Becken- oder Hihatspiel, mit Besen gespielter Snare, usw, zu geben und dadurch die Gliederung eines Stückes vorzugeben oder anzudeuten; jeden Strophenanfang sowie damit zumeist den Einsatz eines anderen Musikers (Gesangspart, Gitarrensolo, usw) vorzubereiten mit Hilfe der Ab/Zunahme der Dynamik des Schlagzeugspiels, von Einwürfen, 'Turn arounds', Wirbeln, usw; die Schwerpunkte zu betonen; Breaks oder, umfassender, ein Schlagzeugsolo zu trommeln. Basierend auf der Hoch-Tief/Hell-Dunkel-Wiedergabe der Tonstufen einer Strophe, dem Hoch-Tief/Hell-Dunkel-Umspielen einer Melodie, usw., lassen sich Schlagzeugsoli aufbauen; siehe/höre z. B. Thelonious Monk (p), "Blue Monk", verschiedene Aufnahmen, End-1950er, Drum-Solos. Auch andere Melodie-, Akkord- oder Tonstufenschemata können so nachvollzogen werden. Jedoch behalten dabei die Trommeln ihren Charakter als Geräuschinstrumente. Das heißt, ihnen ist kein bestimmter Ton zugeordnet, sondern sie behalten ihren unspezfischen Klangcharakter, eben Hoch-Tief- bzw. Hell-Dunkel-Abstufungen.
Grundrhythmen und Taktarten
Einfacher Grundrhythmus, Begleitung, 4/4, 8/8
Beim einfachen Grundrhythmus in der heute gängigsten Taktart, dem 4/4 (8/8), begleitet man,
- indem die 'Führungshand' (bei Rechtshändern: rechts) gleichmäßig 8 Beats (Zählzeiten) auf dem (Ride-) Becken (oder Hihatbecken) schlägt oder verklanglicht,
- der 'Führungsfuß' (bei 'Rechtsfüßlern': rechts) betont den ersten Beat auf der (tiefen, dunklen) Bassdrum mit,
- dann den dritten Beat (Backbeat) die 'Nichtführungshand' (bei Rechtshändern: links) auf der Snare (hoch, hell) und zugleich der 'Nichtführungsfuß' (...: links) durch pedalgetretenes Hihatbecken-Schließen oder -'Chick',
- dann den fünften Beat wieder der Führungsfuß auf Bassdrum,
- dann den siebenten Beat (erneut Backbeat) wieder die Nichtführungshand auf der Snare und zugleich der Nichtführungsfuß durch pedalgetretenes Hihatbecken-Schließen oder -'Chick'.
Das war der erste Takt, und die anschließenden Takte folgen genauso. Den einfachen Grundrhythmus und das Entwickeln daraus von komplexen Grooves erklärt u.a. vorbildlich: Elvin Jones (d), Different Drummer, Video, ca. 1979.
Wirbel, Rudiments
Möchte man am Ende z. B. einer zwölftaktigen Strophe, womit man schon einen Blues spielen könnte, ein Fill in, Roll oder Wirbel einfügen, geht im 12. Takt die Führungshand auf die Snare mit den gleichmäßigen 8 Beats. Und genau dazwischen schlägt die Nichtführungshand auf der Snare die 16tel (beide Hände schlagen also abwechselnd und gleichmäßig), während zugleich beide Füße wie vorher weiterspielen. Diesen Wirbel (roll) aus 16 gleichmäßigen Schlägen erreichen beide Hände abwechselnd mit je 8 einzelnen Schlägen, aber auch mit je 4 Doppelschlägen oder mit Kombinationen aus Einzel- und Doppelschlägen (Paradiddle), z. B.: Doppelschlag rechts, Doppelschlag links, Einzelschlag rechts, Einzelschlag links, Einzelschlag rechts, Einzelschlag links, Wiederholung des Ganzen. Etwa 25 grundlegende Wirbelarten sind als Rudiments international vereinheitlicht.
Doppel-Bassdrum-Spiel
Bei Doppelbassdrumspiel spielen beide Füße das, was zuvor die Hände bei Wirbeln spielten, während die Rechte die Beats (Becken/HiHat) und die Linke die Backbeats (Snare) gleichmäßig durchschlagen. Durch Verdoppeln, Verschieben oder Weglassen eines Einzel- oder Doppelschlages auf Snare, aber auch gerade Bassdrum sowie nicht nur beim Wirbel, sondern vor allem auch beim Begleiten, wobei hier die regelmäßigen Beats der Führungshand auf Becken/HiHat ununterbrochen weiterlaufen, entstehen aus dem einfachen Grundrhythmus verschiedenste Schlagfiguren und besonders bei Begleitungen die verschiedenen Stile. Die Wirbel (per Hand) sind in allen Stilen hingegen nahezu gleich. Entsprechend verfährt man in anderen Taktarten, in langsamem und schnellem Tempo, im Ternären und im freien Spiel, doch darauf kann hier nicht mehr eingegangen werden.
Weil es so wichtig ist, wird hier dennoch eine dem obigen einfachen Grundrhythmus entsprechende Doppel-Bassdrum-Figur dargestellt. Aus dieser Figur heraus entwickelte sich das Doppelbassdrumspiel auch geschichtlich, man kann sie fast überall anwenden, auch etwa im Wechsel mit obigem einfachen Grundrhythmus. Man kann sie, wenn man dann 'gut drauf ist', selbst z. B. sogar in Richtung zum gerade genannten Paradiddle weiterentwickeln, eben so wie die Hände Wirbel spielen.
- Der 'Führungfuß' (bei 'Rechtsfüßlern': rechts) schlägt gleichmäßig die obengenannten 8 Beats (Zählzeiten) auf rechter Bassdrum (oder rechtem oder Haupt-Pedal der Doppelfußmaschine),
- der 'Nichtführungsfuß' (bei 'Rechtsfüßlern': links) schlägt genau dazwischen, nämlich 8 Sechzehntel auf linker Bassdrum (oder linkem oder Neben-Pedal der Doppelfußmaschine). Beide Füße schlagen abwechselnd und gleichmäßig.
- Die Führungshand (bei Rechtshändern: rechts) schlägt zugleich 1., 3., 5. und 7. Beat der rechten Bassdrum (des Führungsfußes) mit, und zwar auf Becken (probiere auch Beckenmitte oder -'glocke') oder HiHat, nämlich auf deren oberes Becken, das entweder offen oder runter gelassen auf unteres Hihatbecken (geschlossen) oder 'halboffen' (je nachdem, was einem gefällt) ist.
- Die 'Nichtführungshand' (bei Rechtshändern: links) schlägt zugleich (betont) auf der Snare die Backbeats mit, nämlich den dritten und den siebenten Beat.
Das war der erste Takt, und die anschließenden Takte folgen genauso. Die Führungshand (bei Rechtshändern: rechts) spielt dabei bestimmte Schläge der beiden Bassdrums nicht mit, wodurch eine der Hürden im Erlernen des Schlagzeugspiels genommen wird, genauer der Verbesserung der Hand-Fuß-Kordination: Man lernt, Bassdrumschläge 'dazwischen' zu spielen, ohne dass die Hand sie mitmacht! Wenn ich doch die Schläge der rechten Bassdrum mit der Führungshand mitspiele, lerne ich dabei immer noch, die Schläge der linken Bassdrum nicht mit dieser Hand mitzuschlagen. Das könnte ich auch kaum, da das viel zu viele bzw. viel zu schnelle Schläge wären. Insbesondere durch Weglassen einzelner oder mehrerer der obigen durchgehenden Doppelbassdrumschläge kann man sich etliche Figuren selbst entwickeln.
12/8, 6/8, 3/4, 5/4, 7/4, usw., Metrum-in-Metrum-Spiel
Statt eines '8er Schlages' (8/8) bieten sich weitere gängige Taktarten, z. B.: '4er Schlag' (4/4), '12er Schlag' (12/8); '3er Schlag' (3/4), '6er-Schlag' ('halber 12er' oder 6/8), '5er Schlag' (5/4), '7er Schlag' (7/4), usw. Beim 3/4, 6/8, 5/4, 7/4, usw., fängt beim einfachen Grundrhythmus und hier vermeintlich zweiten Bassdrumschlag im Gegensatz zu 8/8, 4/4 und 12/8 tatsächlich der neue Takt schon wieder an. Das heißt, in diesen Taktarten hat eine Einheit oder ein Takt nur einen einzigen grundsätzlichen Bassdrumschlag, nämlich den, der den 1. Beat der Führungshand auf Becken betont: eine der in diesem Fall historisch bedingten Hürden im Schlagzeugspiel. Die Backbeats (auf Snare/HiHat) liegen beim: 4er auf 2 und 4, 12er auf 4 und 10; 3er auf 2 und/oder 3, 6er auf 4, 5er auf zumeist 4, 7er zumeist auf 5, usw.
Beispielsweise "Not Fade Away", ein Hit von The Rolling Stones, Anfang 1964, in einem relativ schnellen 4/4, lag eine Akzentfigur zugrunde, die wie Clave Beat oder bossa-nova-ähnlich klingt und die, würde sie nicht auf zwei Takte oder gerade Taktanzahl 'zurechtgestutzt', ununterbrochen eigentlich über drei Takte im Vierviertel läuft. Mit dieser Dreitaktigkeit kann das Regelmäßige - das Vier-, Acht- oder Zweitaktige, kurz: das Symmetrische -, wirkt es zu starr, überwunden werden, ohne die geradtaktige Grundlage zu verlassen. Das Ganze nennt sich Metrum-in-Metrum-Spiel (turn arounds) und kommt u.a. komplex vor bei Elvin Jones (d, Modernjazz; McCoy Tyner, The Real McCoy, LP, Mitte d. 80er Jahre, side 1, "Passion Dance") oder im Salsa, wo die Bassdrum gespielt wird, als ob man eine 'dritte Hand' benutzt, oder bei Jack DeJohnette (d, Neobop, Rockjazz; Jack DeJohnette ..., The Art of Modern Jazz Drumming, 3. pr., 1989, S. 16-18). Metrum-in-Metrum-Spiel ist neben Hoch-Tief-Tonstufen- oder -Melodie-Interpretation ein weiteres wichtiges Mittel zur Entwicklung eines Schlagzeugsolos sowie des Schlagzeugspiels und Musikmachens überhaupt.
Beats oder Zählzeiten, binär, ternär
Die Beats oder Zählzeiten, bei Begleitungen auf Ride-, Hihat-Becken und gelegentlich Standtom, anderen Trommeln oder Kuhglocke, schlägt der Schlagzeuger meist durch, markiert und verklanglicht sie derart für die Band. Beats oder Zählzeiten sind latent vorhanden, das heißt, je abstrakter die Musik ist, z. B. im Moderjazz oder während eines Schlagzeug- oder anderen Solos oder in Pausen, desto mehr 'ticken' die Beats oder Zählzeiten wie eine gemeinsame 'innere Uhr' in allen miteinander spielenden MusikerInnen. Dadurch kommen diese nicht aus dem Takt. Die Beats oder Zählzeiten werden binär (gleichmäßig, latin-artig, rockig) oder ternär ('punktiert', triolisch, shuffle-mäßig: blues-rockiger 12/8, 'swingender' - etwas ungenau - Jazz, viele Reggae- und etliche Rap- und Hip-Hop-Stücke) empfunden und gespielt.
Analysieren und Lernen
Das Analysieren und Lernen steht zunächst in besonderem Zusammenhang mit dem Aufbau eines Drumsets. Das Schlagzeug oder Drumset unterscheidet sich von der Masse anderer Instrumente dadurch, dass es nicht nur mit beiden Händen, sondern zusätzlich mit beiden Füßen gespielt wird. Das Schlagzeug oder Drumset ist nicht ein einzelnes Instrument, sondern ein System aus mehreren Instrumenten, die ausnahmslos für beide Hände und Füße ständig bequem erreichbar und schnellstens anschlagbar sein müssen: ein Standsystem aus (in der Regel) Schlaginstrumenten. Das hauptsächliche Teilinstrument, die Snare, allein spielen können, heißt noch nicht, Drumset spielen zu können. Die Snare wird mit nur zwei Händen und das Drumset zusätzlich eben mit beiden Füßen gespielt. Auf der Snare wird das Trommeln der Schlagfiguren zwar grundsätzlich erlernt, muss aber dann erst auf das ganze Drumset und seine Teilinstrumente übertragen und besonders in das Wechselspiel Snare-Bassdrum umgesetzt werden. Dieser Übertragungsprozess wird mit Hand-Fuß-Koordination umschrieben und ist wesentlicher Bestandteil von Schlagzeugschulen. Das sind Bücher zum Erlernen des Schlagzeug- oder Drumsetspiels; z. B.: Joe Morello, Rudimental Jazz, A modern application of rudiments to the drum outfit, 1967. Joe Morello, der maßgeblich beteiligt war an dem Hit "Take Five" (Dave Brubeck, p, 1959, siehe 5.2.3), dessen 5/4-Takt nicht nur für das Jazzschlagzeugspiel, sondern das Schlagzeug- oder Drumsetspiel überhaupt von enormem Einfluß war, überträgt hier Rudiments (siehe 3.2 Wirbel, Rudiments) von der einzelnen Snare auf das ganze Drumset. Spezielle Schlagzeugschulen werden inzwischen für jenen Übertragungsprozess auf ein Doppel-Bassdrum-Set, Latin-Drumset, usw, angeboten.
Das Analysieren und Lernen erfolgt sodann zumeist am betreffenden Musikstück. Wer Schlagzeug oder Drumset in einer Band spielen will, muss die Taktart und vor allem Form (siehe oben, 2.3) eines Stückes heraushören. Sodann analysiert und erlernt man es auf/mit dem Drumset, spielt es kollektiv mit einer Band und nimmt das am besten wieder auf, um es zu kontrollieren und zu verbessern. Dieser Phase des Nachspielens oder Kopierens folgt irgendwann die Verselbständigung zum eigenen Stil und Spiel hin. Die von dieser praktischen Erfahrung und Selbstentwicklung abgekoppelte Arbeit am Computer setzt eigentlich jene Praxis und Selbsterfahrung voraus, d.h. keine Theorie ohne Praxis und umgekehrt. Hier kann sinnvoll Schlagzeugunterricht ein- und ansetzen. Der kann auch vermitteln, dass wichtig bei allem ist, ruhig festzustellen und zu hören, wo Schläge genau liegen und wie sie fallen, dieses aufzuzeichnen, um es vor Augen zu haben – z. B. mithilfe von Schlagzeugnoten. Vor allem wenn die Musikgruppen größer und die Arrangements kompliziert werden, kommt man ohne Noten nicht mehr aus. Spätestens ab diesem Stadium werden zur Song-Analyse auch Grundkenntnisse der Allgemeinen Musiklehre bezüglich Form, Tonstufen, usw, unerlässlich (s. 2.3). Wichtig beim Erlernen ist weiterhin die richtige Körperhaltung (insbesondere um Gesundheitsschäden auszuschließen), nach anfänglicher Verkrampfung beim Lernen immer wieder locker zu werden und letztlich bei allem gut auszusehen, schließlich spielt man irgendwann in aller Regel vor Publikum.
Geschichte
18. bis Anfang 20. Jahrhundert
Schon im 18. Jahrhundert übernahmen europäische Orchester aus der türkischen Militärmusik den sogenannten Bassdrum-Cymbal-Effekt, indem man zugleich die Bassdrum mit einem dann oben aufmontierten Beckenpaar schlug, das Vorläufer der späteren HiHat wird. Dieser wirkungsvolle Effekt findet nicht nur Anwendung in klassischer oder E-Musik, Marschmusik, Traditionellem und Modern Jazz, sondern ist geradezu wesentlich für Schlagzeugspiel in Rock- und Popularmusik geworden. Während frühere Marching-Bands die einzelnen Schlaginstrumente auf mehrere Spieler verteilt hatten, wie es noch heute bei Marschmusik-Orchestern ist, hatten Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Jazzbands nur noch einen Schlagzeuger. Der vereinte die wichtigsten Schlaginstrumente auf sich und spielte diese neuartig als einheitliches Instrument, dem Schlagzeug.
Ab 20. Jahrhundert
Allgemeines
Bis ungefähr zu den 50er Jahren beeinflusste der Jazz das Schlagzeug entscheidend. Ab den Sechzigern wurde der Einfluß der Rockmusik auf das Schlagzeug bestimmend. Ab den 80er Jahren gewann zunehmend Elektronik wie Drumcomputer und E-Drums gegenüber dem herkömmlichen - 'akustischen' - Schlagzeug an Bedeutung. Um 1990 erreichte elektronisches Schlagzeugspiel im nahezu ganz digital produzierten Techno, der die Popularmusik im Sturm eroberte, Massenwirksamkeit. Daneben besteht das akustische Drumset trotzdem weiter. Und in einer Art Gegenbewegung bezieht Weltmusik - 'globale Dorfmusik' - akustische Schlaginstrumente aus aller Herren Länder gerade heute, in Zeiten des Internet und der Globalisierung, mit ein.
Bis etwa 1960 zeigen drei Schlagzeuger aus dem Jazz die Entwicklung recht gut auf: Baby Dodds, Gene Krupa und Kenny Clarke.
Traditioneller Jazz und Swing-Stil (1910-40)
Als herausragender Schlagzeuger des Traditionellen Jazz (New-Orleans-Stil, Dixieland, Chicagostil), etwa 1910-30, schlägt Baby Dodds auf Snare durchgehend Begleitung und die Bassdrum in Halbnoten (4/4), zum Beispiel bei Louis Armstrong & The Hot Sevens. Drumsolos kommen erst ausnahmsweise und nur kurz vor, auf Becken erklingen höchstens Effekte, und eine HiHat fehlt noch ganz. Die Bassdrum wird wegen der Erschütterungen oft nicht mit aufgenommen.
Ab den 1920ern wird durchweg Offbeat oder Backbeat, d.h. im 4/4 auf 2. und 4. Beat oder Zählzeit beim Backbeat und auf die "2 Und" und "4 Und" beim Offbeat betont, nicht mehr marschmusik-orientiert 'auf 1 und 3' wie davor. Die Offbeat- oder Backbeat-Betonung fällt dann als im Hintergrund, aber dennoch deutlich hörbarer 'Chick' der mit dem Fuß getretenen HiHat zu und wird verstärkt durch zusätzlichen Snare-Schlag. Spaßig, aber den Kern treffend kann man die Frage, Backbeat oder Offbeat einfach zu erklären, damit beantworten: Es ist der Schlag, den ein Schlagzeuger auf 2 und 4 betont und den das Publikum auf 1 und 3 mitklatscht. Dies zeigt eigentlich nur eine erste wichtige Hürde, die man seither zu nehmen hat, wenn man Schlagzeugspielen erlernt.
Der überragende Schlagzeuger des Swing-Stils, Gene Krupa, aus den 30er Jahren, spielt auf Vierteln durchgehend Bassdrum, damals quasi ein wuchtiges Markenzeichen der Big Bands in der Swing-Ära. Die Big-Band-Schlagzeuger begleiteten nun auf leiseren Becken oder leiserer HiHat und spielten auf den lauteren Trommeln, nun auch mit Tomtoms, ihre Solos. Gene Krupas Trommelsolo in "Sing, Sing, Sing" mit Benny Goodman And His Orchestra, 1938, Carnegie Hall, gilt als das erste längere Schlagzeugsolo überhaupt, in dem, auch erstmals, ausgiebig die tief tönenden Tomtoms Einsatz fanden.
Modern- und Freejazz, Dixieland-Revival, Rhythm and Blues, Rock 'n' Roll (1940-60)
Der durchdringend rhythmische und dadurch besonders gut tanzbare Big-Band-Jazz des Swing wandelte sich um 1940 zu eher Zuhör-Jazz der kleineren Combos, zum Stil des Bebop als erstem der Stile der nun beginnenden Modernjazz-Ära (Bebop, Cool Jazz, Hard Bop, Modal). Modernjazz-Schlagzeuger wie Kenny Clarke zeichnen sich durch abstrakteres Schlagzeugspiel aus. Snare oder Bassdrum begleiten nicht mehr durchgehend, sondern kombinierte Snare-Bassdrum-Einwürfe kommentieren die Improvisationen der anderen Musiker und verschieben die Betonungen auf genau zwischen die sonst üblichen rhythmischen Schwerpunkte. Den Beat markieren anfangs noch durchgehend Becken oder HiHat, beide gehen aber in aufgelöstes Spiel bis zu Elvin Jones und den sechziger Jahren über. Regelmäßige Beats 'ticken' als gemeinsame Orientierung dann nur noch wie eine 'innere Uhr' in jedem Musiker einer Jazzcombo. Um 1960 dann löst sich jedwede Ordnung in den völlig freien Spielweisen des entstehenden Freejazz' auf.
Trotzdem stellen sich im Freejazz bestimmte Vorgehensweisen heraus, z.B.: Vermeidung all dessen, was Klang, Wohlklang oder Musik bisher überhaupt ausmacht, also Dominanz des Geräuschhaften und Dissonanz ('europäische Richtung'); spontanes Einbeziehen der jeweiligen Umgebung, etwa des Bühnenbodens oder der Bestuhlung im Saal und all dessen, was nicht Instrument im traditionellen Sinn ist, aber mit bestimmtem Geräusch etwas Bestimmtes ausdrückt (Han Bennink, d, u.a.); zunehmende Dichte zur 'Mitte' hin und wieder Dichteabnahme auf dem Weg zum 'Schluß', wobei dies spontan von allen Beteiligten geschieht oder zu geschehen hat; Hörbarmachung sonst Nichthörbaren ('Unerhörtes'), so der Bewegung einer 'Stecknadel im Heuhaufen' mit Hilfe elektronischer Verstärkung (Tony Oxley, d, u.a.). Solche Grundsätze konsequent und spontan zu mehreren durchzuhalten und durchzuspielen, verlangt höchstes musikalisches Können, auch wenn die Verführung, Nichtkönnen mit sogenanntem freien Spiel zu verdecken, recht groß ist. Als ein vielseitiger Freejazz-Meister gilt international der deutsche Schlagzeuger Günter Sommer.
Zurück zum Modernjazz. Zwar gilt der Modernjazz wegen seiner 'Gebundenheit' (im Gegensatz zum Freejazz) und hier dem Erreichen höchstmöglicher Abstraktheit quasi als Kopf all populärer Musik, wobei diese dann folglich als 'Bauch' zu bezeichnen nicht Abwertung ist. Vielmehr wird es das Wechselverhältnis zwischen 'Bauch und Kopf' sein, populäre Musik hätte wichtige Einflüsse ohne ihre Sparte Modernjazz nie erfahren und umgekehrt. So gehört seit Dave Brubecks (p) Hit "Take Five" (Joe Morello, d) nicht nur dessen 5/4-Takt und ungerade Taktarten wie der 3/4 neben dem 4/4 zum Standardniveau im Jazzschlagzeugspiel, sondern im Schlagzeugspiel überhaupt.
Der Modernjazz hat zwar einzelne populäre Erfolge (z.B.: "Lullaby Of Birdland", George Shearing, p, 1952, oder "Take Five", Dave Brubeck, p, 1959) und enormen Einfluß auf das Schlagzeug insgesamt zwischen etwa 1940-60 (z.B. in dem Rock ’n’ Roll-Hit: "Rock Around The Clock", Bill Haley, voc, g, 1954). Doch von Anfang an gilt Modernjazz zeitweise sogar als elitär und löst Gegenbewegungen aus, so die Rückkehr zu Traditionellem Jazz, den Dixieland-Revivals, und Weiterentwicklungen des Swing-Stils besonders hin zum Rhythm and Blues und dann Rock ’n’ Roll der 1950er Jahre. Im Gegensatz zur einfach durchschlagenden Swing-Bassdrum und zur Vielzahl kommentierender Snare-Bassdrum-Einwürfe des Modernjazz entwickeln sich im Rhythm and Blues und Rock ’n’ Roll kompakte Schlagfiguren mit Hilfe nun beweglicher gespielter Bassdrum: Verschiedene Bassdrum-Doppelschläge im Wechselspiel mit dem regelmäßigen Snare-Backbeat ergeben sogenannte ostinate (regelmäßig wiederkehrende) Schlagfiguren. Ein Beispiel hierfür ist "Roll Over Beethoven" von Chuck Berry (voc, g), 1957. Auf Becken und besonders nun geschlossener HiHat werden auch wieder die Beats oder Zählzeiten deutlich bis trocken-schwer durchgeschlagen.
Rockmusik, Soul, Funk, Rockjazz, Reggae, Neobop (1960-90)
Ab Ende der 1950er gewinnt der neue Stil der Rockmusik stärker an Kontur. Der vereinzelte Wandel war daran zu merken, dass man die Achtel gleichmäßiger (binär) im Gegensatz zu den punktierten Achteln (ternär) des Rock ’n’ Rolls und Modernjazz-Grund-Feelings spielte, das bis dahin vorherrschte. Entscheidend kann hierfür der Einfluß gleichmäßig gespielter Latinstile gewesen sein, so die 'Erfindung' des Chacha um 1956. Zwar findet jener Wechsel zu den Anfängen gleichmäßigerer Rockmusik noch hauptsächlich in den USA statt, dem Weltzentrum populärer Musik bis dahin, so mit Stücken wie "Peter Gunn" von Duane Eddy (g), 1958, oder "Tallahassee Lassie" von Freddy Cannon (voc), 1959.
Doch mit Gruppen wie The Shadows und dann vor allem dem internationalen Durchbruch von The Beatles (Ringo Starr, d) in den frühen 1960ern verlagert sich das Zentrum populärer Musik nach Großbritannien. Es entsteht der Beat oder die Beatmusik, mit der die gleichmäßigere Rockmusik-Spielweise sich von Großbritannien aus nun international durchsetzt und überall dominiert. Der Jazz hat damit aufgehört, hauptsächlich das Schlagzeug in seiner Entwicklung zu beeinflussen. Die Beatmusik oder frühe internationale Rockmusik übernimmt die ostinaten Schlagfiguren aus dem Rhythm and Blues und dem Rock ’n’ Roll der 1950er, die schon mit den ersten Rockmusikstücken noch in den USA ansatzweise vom Ternären ins mehr Binäre umgeformt worden waren. Markant mit der Beatmusik wurde dann das intensive Zusammenspiel von E-Bass (-Gitarre) und ostinaten Schlagfiguren, das durch direktere Aufnahmetechniken dann ab The Kinks, The Yardbirds und The Who seinen bis heute bekannten 'satten' Klang erreichte. Das zusammen mit dem metallischen Gitarrensound prägte die typische Besetzung der Beat-Bands und dann der Rock-Bands schlechthin: Leadgitarre, Rhythmusgitarre, Bassgitarre und Schlagzeug, Gesang meist zugleich durch die Gitarristen. Erst später kam das Keyboard hinzu.
In der zweiten Hälfte der 1960er gewannen mit der Soul-Musik die USA ihre popularmusikalische Dominanz ein Stück zurück. Die binäre Spiel- oder Schlagweise begann sich vor allem durch den Soul von James Brown (voc) zu differenzieren und ging gegen Ende der 1960er in den Jazzrock über. Der soulig-rockige 4/4 oder noch 'Proto-8/8' wird langsamer, es lassen sich je Einheit oder Takt quasi mehr Beats, Zählzeiten oder Schläge unterbringen, zur dauernd durchgeschlagenen 8tel-Begleitebene der Beats (auf HiHat oder Becken) lassen sich besser die Schläge 'dazwischen' spielen, d.h. besonders 16tel-Schläge auf der Bassdrum. Das zeigen damals erfolgreiche Soulstücke wie "Hold On I'm Coming" von Sam & Dave (Al Jackson, Jr., d?), 1966, mit dem ostinate Schlagfiguren aus 16tel Bassdrumschlägen erstmals sehr populär werden. Damit war der 'echte 8/8' (16tel Bassdrumschäge) als erst Soul- und dann aber vor allem typische Rockmusik-Taktart komplett.
In den 1970-80ern führten Funk und Rockjazz zu auch langsamerem 8/8 mit durchgeschlagenen 16teln auf HiHat/Becken, z.B. in "Use Me" und "Ain't No Sunshine", Bill Withers (voc), 1972-74, sowie "Stratus", Billy Cobham (d), 1973, und rockjazzig-ostinate Schlagfiguren lösten sich wieder etwas auf in Richtung dynamischer Snare-Bassdum-Einwürfe wie im Modernjazz. Der Reggae der 1970er (Carlton Barrett, d, bei Bob Marley, voc, u. a.) trug wieder das ternäre Feeling hinein, und rockig shuffle-mäßiger 8/8 entstand, z.B. mit "Rosanna", Toto, Jeff Porcaro (d), 1982. Der ab den frühen 1980ern sich herausbildende Rap setzte jene funk-rockjazzige und reggae-beeinflußte Entwicklung besonders fort. Ab Ende der 1970er erlebt der Modernjazz ein Revival (Neobop oder New Bop), so mit The V.S.O.P. Quintet, Tony Williams (d), ca. 1977, und der Chick Corea (p) Acoustic Band, Dave Weckl (d), Ende der 80er. Seit etwa 1970 gewinnen Latin-Spielweisen Einfluß in der Rockmusik vor allem durch Carlos Santana (g). Umgekehrt hält besonders in den 1980ern die Bassdrum in Salsa sowie andere Latin-Stile Einzug und wird dann gespielt, als ob man eine 'dritte Hand' benutzt, so wie es Elvin Jones (d) davor im Modernjazz-Schlagzeugspiel tat und in diesem Zuge die Schwerpunkte zwischen die Beats verschob. In der aber ganzen Bandbreite gleichmäßigerer Spielweisen, binär wie auch wieder ternär als auch latinhaft, bildet die 70er-80er Rockmusik nun mit einem unglaublichen Stilelementevorrat quasi klassische Spielarten heraus (Deep Purple, AC/DC, Motörhead, Jethro Tull, u.a.). Die Schlagzeuge erreichen im Aufbau größte Ausmaße. Doppelbassdrumspiel oder Doppelfußmaschinenspiel gewinnt an Bedeutung (Terry Bozzio). Doppelbassdrum-Pioniere waren bis dahin eher Ausnahmeerscheinungen (Louis Bellson 1940er-50er, Keith Moon, Ginger Baker 1960er).
Ab 1990
New Rock und Doppelbassdrumspiel
In den 1990ern spielt man in der Rockmusik, ausgehend vom Rap und farbigen US-Schlagzeugern (Dennis Chambers, u. a.), die das aber dann nicht weiterverfolgen, Doppelbassdrum oder Doppelfußmaschine zunehmend flexibel. D.h. Doppelbassdrum- oder Doppelfußmaschinen-Schläge ertönen nicht mehr nur durchgehend, sondern kunstvoll mit Akzenten sowie Pausen. Auf diesem Weg bildet man neuartig prägnante ostinate Schlagfiguren. Trotz dieses Entwicklungsschubes scheint die Rockmusik in so etwas wie eine zerfaserte Spätphase eingetreten zu sein, da es zunächst aussieht, als ob wie auf einem bunt geflickten Teppich unzählige Rockrichtungen entstanden sind. Doch mit zeitlicher Distanz, nun in der Mitte der 2000er, weicht der bunte Flickenteppich sich klarer abzeichnenden Konturen. Geografisch gesehen sind an der starken Ausbreitung des Doppelbassdrum- bzw. Doppelfußmaschinenspiels, das dadurch zum Standard geworden ist, Bands aus den USA, Lateinamerika und Europa (hier besonders nach wie vor aus Großbritannien, dann Skandinavien, Deutschland, Polen, Frankreich, u.a.) beteiligt. Hier und da beginnt man, den Stil oder das Stilbündel vorsichtig mit New Rock zu umschreiben und faßt damit, trotz aller Unterschiede und eben vorsichtig, Bands zusammen wie Metallica, Limp Bizkit, Deftones, Sepultura, The Pissing Razors, Pantera, Rammstein (obwohl diese im wesentlichen ohne Doppelbassdrumspiel sind), u.a. Als Doppelbassdrummer tut sich u.a. Eddy Garcia, The Pissing Razors, Texas, hervor, der zugleich sich wohl als Arrangeur und Pianist im Salsa betätigt.
32tel-Bassdrumschläge
Ab Mitte der 1990er finden 32tel Bassdrum-Schläge Eingang ins Schlagzeugspiel, dadurch daß der 8/8, der in Rock- und übriger Popularmusik seit den 60ern dominiert, auch noch langsamer gespielt wird als bisher. Das geschieht über Doppelbassdrumspiel verschiedener US-, lateinamerikanischer und europäischer Rockbands, aber auch über Einzelbassdrumspiel, z.B. in verschiedenen neueren Songfassungen von Whitney Houston, bei anderen, oft farbigen US-InterpretInnen oder solchen hispanischer Herkunft und in einer Art New Reggae. Ein aktuelles Beispiel für jenes Doppelbassdrumspiel einer US-Rockband ist das Stück "Rise & Oppose" von Diecast, 2004; ein aktuelles Beispiel für genanntes Einzelbassdrumspiel der Song "Oh" von Ciara, featuring Ludacris, 2004. Das abgesunkene oder sehr langsame 8/8-Tempo findet Ausdruck darin, dass als Beats oder Zählzeiten auf besonders HiHat, aber auch Becken 16tel durchgeschlagen werden (mit 32tel 'Verzierungen'), der Snare-Backbeat auf dem 5. und 13. Beat erfolgt und vor allem ostinate Bassdrum-Figuren gebildet werden, die aus einem Gemisch von 8tel-, 16tel- und nun 32tel-Schlägen auf Bassdrum kombiniert sind. Oder man beschränkt, um bei Doppel-Bassdrum-Spiel behender Füße den Grundrhythmus durch die beiden Hände zu halten, die handgeschlagenen HiHat- oder Becken-Beats bzw. -Zählzeiten auf sogar nur schwere 8tel und bekommt so einen besonderen Kontrast zu den energiegeladenen Doppelbassdrum-Figuren, die aus aufpeitschenden 8tel-16tel-32tel-Kombinationen bestehen. Gerade bei Songs mit 32tel-Einzelbassdrumspiel hört man die Erzeugung per Computer klar heraus, was nicht Qualitätsverlust heißen muss, sowie stärkeres Einbeziehen global bzw. weltmusikalisch wirkender perkussiver Effekte und Verfremdungen.
Gegenüber 32tel-Doppelbassdrum-Spiel gewinnt 32tel-Einzelbassdrumspiel in letzter Zeit an Bedeutung. Einzelbassdrumspiel hat gegenüber Doppelbassdrumspiel den Vorteil, den einfachen Grundrhythmus (s. 3.1) durch Wechselspiel beider Füße (und nicht Hände wie beim Doppelbassdrumming) zu enthalten. Das ist physiologisch einfacher, darauf beruht das Drumset-Spiel traditionsgemäß, und es deckt alle Drumstile ab. So gesehen ist der Aufwand des Beherrschens des Doppelbassdrumspiels, das im wesentlichen nur im Hard & Heavy oder New Rock, und da noch nicht mal bei allen Stücken, vorkommt, unverhältnismäßig hoch.
Überlagert werden die vorgenannten, eigentlich extrem langsamen 8/8-Stücke oft von Double-Time-Spiel, das zusätzlichen Reiz oder unglaubliche Spannung schnelleren Spiels in langsamen Grenzen aufbaut, die man eigentlich nicht verlassen kann und will (ähnlich dem swing im Jazz, zuweilen kleingeschrieben im Gegensatz zum 30er-Jahre-Stil des Swing); siehe/höre z.B.: "Bills, Bills, Bills" oder "Say My Name" von Destiny's Child, 1999, vermutlich Khari Parker (d). Genauer versteht man unter Double-Time-Spiel, das schon im Traditionellen Jazz vorzufinden ist, daß vor allem die Melodieführenden (Gesang, Leadgitarre, Bläser, Keyboard, u.a.) doppelt so schnell spielen oder werden. Dabei verbleiben besonders jedoch Schlagzeug und Bass, aber auch andere wie Rhythmusgitarre, begleitender Keyboard, begleitende Bläser- oder Streichergruppe im rhythmisch-akkordischen Fundament. D.h. die rhythmisch-akkordischen Instrumente halten in diesem Fall den 'super-langsamen' 8/8 und stützen das quasi darüber doppelt so schnelle Melodiespiel höchstens mit schnellen Einwürfen (Verzierungen). Versuche, dass z.B. das Schlagzeug durch doppelt so schnellen Snare-Backbeat irgendwann völlig 'mitgeht', brachten allerdings schon früher das ganze Gebäude der Spannung durch Double-Time-Spiel zum Einsturz und bestätigen nur den Kontrasterhalt durch Halten der rhythmisch-akkordischen Grundlage.
Funktion des Schlagzeugs
Die zuvor aufgezeigte Komplettierung des 8/8 mit 16tel Bassdrumschlägen zur charakteristischen Taktart der Rockmusik, besonders ausgehend von "Hold On I'm Coming", Sam & Dave, 1966, als auch das Hinzutreten von 32teln auf Bassdrum ab 1990er Mitte läßt nachfolgende Aussage zu: Ein Schlagzeugstil und das Schlagzeugspiel wird dann vollständig oder ausgereift, wenn außer der Begleitebene der ständig und gleichmäßig geschlagenen sowie orientierenden Beats eine zweite Ebene hinzutritt, die auch schnellere Schläge spielen oder anfügen läßt. Diese zweite Ebene ermöglicht, bei durchgehender Begleitung Verzierungen einzubauen und interessanter zu begleiten bis hin zu komplexen Snare-Bassdrum-Einwürfen im Modernjazz. Dabei läuft der Beat auf Becken oder HiHat zugleich weiter, und die beatführende Hand macht die Snare-Bassdrum-Schläge dazwischen nicht etwa mit (siehe oben)! Unterbricht man die Begleitung doch und wechselt ganz auf die zweite Ebene mit schnelleren und dichteren Schlägen, trommelt man die Rolls oder Wirbel oder damit die Breaks oder ein Schlagzeugsolo.
Eine der Hürden im Schlagzeugspiel zu nehmen, und eigentlich in allen Stilrichtungen, nicht nur im Modernjazz, besteht in der Kunst, das Schlagzeugspielen möglichst wenig zu unterbrechen durch jene zweite Ebene, aber trotzdem ihre Wirbel oder Rolls als Verzierung in der ersten Ebene der fließenden Begleitung (oder besser: im Spielfluss) geschickt einzubringen. Das richtet sich immer nach dem jeweiligen Musikstück oder der jeweiligen Spielsituation. Dieses setzt spieltechnisch hohe Hand-Fuß-Koordination voraus, um nicht mehr mit sich selbst beschäftigt zu sein, um den anderen zuhören und darauf unmittelbar sowie dem Ausdruck entsprechend reagieren zu können. Den Spielfluss zu halten und die Form zu steuern, dabei für die Band den Grundrhythmus zu markieren und deren Rhythmen damit zu koordinieren, aber zugleich mit jener zweiten Ebene oder Verzierungen selbst als Musiker mit den anderen Musikern zu sprechen und jene damit anzufeuern: darin liegt die Funktion, wenn nicht sogar die Aufgabe des Schlagzeugs.
Schlagzeugerinnen
Schlagzeug scheint eine Männerdomäne zu sein. Tatsächlich sind Frauen z.B. im Jazz hauptsächlich als Sängerinnen vertreten, danach als Pianistinnen und noch seltener als andere Musikerinnen. Bekannte Schlagzeugerinnen: Terri Lyne Carrington, Cindy Blackman, Marilyn Mazur, u.a.
Links: Drum-Portale, Zeitschriften
- http://www.drummerworld.com - Portal
- http://www.drummerforum.de - größte deutschsprachige Schlagzeug-Community
- http://www.moderndrummer.com - Zeitschrift
- http://vintagedrum.com/museum/museum_sets.htm - historische Drums
- http://www.sonormuseum.com - Internet-Museum
- http://www.sticks.de - Drum-Magazin
- http://www.drum-heads.de - Drum-Magazin
- http://www.drumsundpercussion.de - Drum-Magazin
- http://www.rock-shop.de - Drum und Percussion Onlinekauf
- http://www.mxtabs.net - Schlagzeug noten
http://www.chrisbrien.com http://www.chrisbrien.com - 10 Pedale, coole grooves
Literatur
- Pinksterboer, Hugo: Pocket-Info Drums, Mainz: Schott, 2000
Quellen
- Carlo Bohländer..., Reclams Jazzführer, 5., durchges. u. erg. Aufl., Stuttgart, Reclam, 2000; z.B.: Rock (S. 416-17), Schlagzeug (S. 375), Jazz und ungerader Takt (S. 404)
- Jack DeJohnette (d) ..., The Art of Modern Jazz Drumming, Schlagzeugschule, 3. pr., 1989
- Elvin Jones (d), Different Drummer, Video, ca. 1979
- Joe Morello, Rudimental Jazz, A modern application of rudiments to the drum outfit, 1967
- Wicke/Ziegenrücker, Handbuch der populären Musik, überarb. u. erw. Neuausg., 4. Aufl., Mainz, Atlantis-Schott, 2001; z.B.: Schlagzeug (S. 477-79), Rockmusik (S. 437-46)