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Joseph Jelačić von Bužim

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Joseph Jellačić von Bužim , in kroatischer Schreibweise Josip Jelačić od Bužima (*16. Oktober 1801 in Peterwardein; † 19. Mai 1859 in Agram) war ein Feldherr und Ban von Kroatien. Er gilt als kroatischer Nationalheld.

Leben

Datei:Jellacic.jpg
Josef Jelačić, Lithographie von Joseph Kriehuber
Das Ban Jelačić Denkmal in Zagreb

Jelačić entstammte einer kroatischen Adelsfamilie und hatte eine Offizierskarriere in der Armee des Kaisertums Österreich durchlaufen, als er im März 1848 in den Rang eines Feldmarschallleutnants befördert und Oberkommandierender für Kroatien wurde.

Der kroatische Sabor (Landesversammlung) wählte Jelačić zum Banus für Kroatien. Er erwirkte einen Beschluss, den Landtag künftig nach allgemeinem Wahlrecht zu wählen, diese Wahlen fanden im Mai 1848 statt. Dies ging parallel zur Märzrevolution, die - von Paris ausgehend - ganz Mitteleuropa erfasste.

Am 25. März 1848 fand in Zagreb die Versammlung des Sabor statt. Der Sabor stellte unter anderem die folgenden Hauptforderungen an die Habsburger:

  • Vereinigung der kroatischen Länder Kroatien-Slawonien, Istrien und Dalmatien.
  • Loslösung von der ungarischen Krone
  • Abschaffung der Leibeigenschaft
  • Bürgerrechte
  • Gleichberechtigung der Völker...

Der Kroatische Sabor wies die massive Ungarisierung Kroatiens ("Ungarn von den Karpaten bis zu Adria") vor allem unter dem Führer der ungarischen Revolution Lajos Kossuth entschieden ab und gab Ban Josip Jelačić den Auftrag, entsprechend dagegen zu Handeln.

Auch durch die Verfassung vom 24.April 1848 fühlte Jelačić sich legitimiert. Einer ihrer Absätze lautete: " Allen Volksstämmen wird Unverletzlichkeit ihrer Nationalität und Sprache garantiert".

Im Mai 1848 gründete Jelačić den Bansko viječe (Rat des Ban). Dieser Rat hatte verschieden Ressorts, die de facto Ministerien waren: Das Ressort für innere Angelegenheiten, den Justizbereich, Schul- und Bildungsbereich, Ressort für Religionsfragen, Finanzressort, und den Militärbereich.

Da sich das Verhältnis zwischen den Kroaten und Ungarn im Sommer 1848 weiter verschlechterte und keine Verhandlungslösung in Sicht war, marschierte Jelačić am 11. September 1848 bei Varaždin über die Drau und erklärte das mehrheitlich kroatisch bewohnte Međimurje für von der ungarischen Herrschaft "befreit". Während des weiteren Vormarsches erreichte Jelačić die Depesche des Kaisers, in der er zum Oberbefehlshaber der ungarischen Truppen ernannt wurde. Außerdem wurde ihm Nachricht gegeben, daß abtrünnige ungarische Truppen auf Wien vorrückten, um dort die Revolution zu unterstützen.

Am 19. April 1848 erklärte er die Union zwischen Ungarn und Kroatien für aufgelöst. Zugleich erklärte er seine Loyalität zum Kaiser in Wien.

Die Wiener Regierung schwankte in ihrer Haltung zu Kroatien und Ungarn und lehnte eine Trennung Kroatiens von Ungarn zunächst ab. Jelačić wurde im Juni 1848 aus seinen Funktionen entlassen. Der Hof, insbesondere die Mutter des späteren Kaisers Franz Joseph, die Erzherzogin Sophie von Österreich, hielt den Kontakt zu ihm. Im Juli traf der Banus mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Batthyány zusammen. Der Wiener Hof war in die Inhalte der Gespräche, die ergebnislos verliefen, vollständig eingeweiht. Im September berief ihn Kaiser Ferdinand zurück und ernannte ihn erneut zum Militär- und Zivilgouverneur von Kroatien. Er zog mit seiner kroatischen Armee gegen Ungarn, wurde aber im September 1848 bei Pakozd (südwestlich von Budapest) besiegt und zog mit seinen Truppen Richtung Wien.

Im Oktober 1848 schlug er die Ungarn und die mit ihnen verbündeten Revolutionäre bei Schwechat (bei Wien) und trug so wesentlich zur Niederlage der Wiener Oktoberrevolution bei. Seine Truppen waren auch an den bis 1849 dauernden Kämpfen gegen Ungarn beteiligt.

Nicht zuletzt dank seiner Loyalität gegenüber dem Kaiser scheiterte die Revolution in Österreich und das Land fiel in den Neoabsolutismus zurück. Dadurch wurde er zu einer berüchtigten Figur für die Liberalen und Demokraten. In den frühen Regierungsjahren Franz Josephs ging der Scherz, bei Proklamationen mit "Wir, Franz Joseph" heiße dieses "Wir" in Wirklichkeit WJR und sei eine Abkürzung für "Windischgrätz, Jellačić, Radetzky" - den drei Feldherren, die an der Niederschlagung der Revolution 1848 am wesentlichsten beteiligt waren.

Jelačić blieb Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien bis zu seinem Tod 1859. Die kroatischen Landesteile blieben weiterhin bis 1867 aus dem Königreich Ungarn ausgegliedert. Durch den Ausgleich des Hauses Habsburg mit Ungarn wurden dann aber die Interessen Kroatiens geopfert. Kroatien und Slawonien wurden wieder ungarisch.

Ban Josip Jelačić ist für die Kroaten bis heute das Symbol für den Wunsch des kroatischen Volkes nach staatlicher Einheit, Unabhängigkeit und der Wahrung der nationalen Identität geblieben. In Österreich erinnert man sich eher an die Niederschlagung der Märzrevolution.

Am 1. Mai 1854 schlug der Zagreber Bürgermeister Janko Kaumauf vor, ein Denkmal für Ban Jelačić im Stadtzentrum zu errichten. Der Stadtrat stimmte diesem Vorschlag zu und bereits im Februar 1855 wurde begonnen, Spenden von Bügern aus ganz Kroatien für das Denkmal zu sammeln. 1864 wurde das Denkmal schließlich in der Wiener Gießerei des Anton Dominik Fernkorn fertiggestellt und am 17.Dezember 1866 feierlich eingeweiht.

Man setzte es im Zentrum von Zagreb mahnend Richtung Ungarn, und der Platz bekam den Namen Jelačić-Platz (Trg Bana Josipa Jelačića). Dieses Denkmal - nach dem Zweiten Weltkrieg von den jugoslawischen Kommunisten entfernt - wurde nach dem demokratischen Umbruch 1990 wieder an seinen Ort zurückgestellt (das Denkmal ist nun gen Süden ausgerichtet) und auch der zwischenzeitlich umbenannte Platz wurde rückbenannt.

Auf der 20 Kuna Banknote befindet sich das Bild von Josip Jelačić.