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Hängegleiter

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Ein Hängegleiter (auch Drachen oder Deltasegler genannt) ist ein Luftsportgerät, das im Wesentlichen aus einem stabilen Gestell aus Aluminium oder kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff und einer meist zweilagigen Tragfläche aus Nylon-Stoff in Ripstop-Ausführung besteht. Diese wird zusätzlich mit Segellatten aus Kunststoff bzw. Aluminium versteift, die auch der auftriebserzeugende Formgebung bzw. dem Erhalt der Profilform beim Flug dienen. Der Pilot hängt bäuchlings direkt unter der Tragfläche.

In Deutschland stellen Hängegleiter – und dazu zählen auch Gleitschirme – luftrechtlich eine eigene Ordnung innerhalb der Luftsportgeräte dar. Hängegleiter mit Motor sind ebenfalls Luftsportgeräte, fallen aber in die Ordnung der Ultraleichtflugzeuge.

Aufgebauter Hängegleiter vor dem Start

Geschichte

Der Hängegleiter wurde vom NASA-Ingenieur Francis Rogallo für das sichere Zurückbringen von Raumschiffen zur Erde entwickelt. Obwohl diese Pläne nie verwirklicht wurden, entstanden Jahre später aus dieser Idee die ersten Flugdrachen.

Nur anhand von Fotos konstruierte der Amerikaner Barry Hill Palmer 1961 den halbstarren Rogallo-Flügel aus Bambus und Cellophan nach. Er wurde damit zum ersten Drachenflieger. Besonders in den Küstenregionen der USA fanden sich weitere Anhänger dieser Luftsportart, bei der der Pilot mit den Oberarmen auf parallel angeordneten Stangen hing und mittels Gewichtsverlagerung des Körpers die Flugrichtung beeinflussen konnte. Erst der Australier John Dickenson führte mit dem Steuerbügel die heutige, verbesserte Art der Steuerung ein.

Seine Freunde Bill Moyes und Bill Bennett brachten mit ihren Flugshows das Drachenfliegen in fast alle Erdteile. Auch nach Europa, was allerdings erstmal auf geringes Medienecho stieß.

Parallel dazu wollten die Brüder Reinhold Schmidt und Werner Schmidt aus Oberhessen die Tradition von Otto Lilienthal aufleben lassen und haben 1965 die ersten Hüpfer mit selbstkonstruierten Bambus-Rogallodrachen gewagt. Wolfgang Schwarzbauer segelte ab 1971 von den bayrischen Bergen rund um den Schliersee. Sie taten dies mangels offiziellen Genehmigungen fernab der Öffentlichkeit.

Erst 1973, als der Kalifornier Mike Harker mit einer spektakulären Aktion von der Zugspitze und Motta Naluns flog, erwachte das Interesse in den Medien und es fanden sich auch hier neue Anhänger. Mike Harker gründete kurz darauf in der Schweiz und in Deutschland die ersten Drachenflugschulen und wurde damit zur Keimzelle des Drachenfliegens in Europa. Schon 1976 fand die erste offizielle Weltmeisterschaft im Drachenfliegen in Kössen, Österreich, statt.

Durch verbesserte Werkstoffe und ausgefeiltere Technik wurden die Geräte immer Leistungsfähiger. Schon bald wurden sie auch mit einem Motor ausgestattet, um thermikunabhängig Höhe gewinnen zu können. Daraus entstanden die ersten gewichtskraftgesteuerte Ultraleichtflugzeuge.

Für Flüge, die über ein reines Abgleiten vom Start- zum Landeplatz im Gleitwinkelbereich hinausgehen, nutzen Hängegleiter, wie auch Gleitschirme und Segelflugzeuge, dynamische Hangaufwinde und vor allem die Thermik. Auf diese Weise können Flughöhen von über 5'000 m und Distanzen von mehr als 400 km erreicht werden.

Fluggeräte

Gestarteter turmloser Hängegleiter

Beim Flugsportgerät 'Hängegleiter' unterscheidet man im Wesentlichen zwischen so genannten Starrflüglern und den klassischen Drachen (auch Flexis genannt).

Klassische Drachen

Diese flexiblen Fluggeräte werden aus Nylon-Tuch und Rohren aus Aluminium oder kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff gefertigt, wobei die Konstruktion meist eine gewisse Veränderung der Flügelform vom Flugzustand zuläßt (variable Geometrie).

Die Steuerung der Drachen erfolgt durch Verlagerung der Pilotenposition am sog. Trapez relativ zur Tragfläche. Dadurch wird der Schwerpunkt verschoben und damit das Gerät gesteuert.

Flexis lassen sich für den Transport relativ gut zerlegen und bilden so eine ca. 4 Meter lange „Wurst“, die sich leicht auf einem Fahrzeugdach transportieren lässt. Daneben bilden die sog. Kurzpack-Drachen eine besondere Kategorie, da sie relativ leicht sind, auf gut zwei Meter Länge gepackt und auf einem speziell zu konstruierenden Gestell vom Piloten getragen werden können. Vor allem Bergsteiger haben diese Geräte vor dem Aufkommen der wesentlich leichteren Gleitschirme verwendet. Ein prominenter Konstrukteur dieser Spezial-Drachen ist der Münchner Thomas Finsterwalder, dessen Modelle Bergfex, Superfex, Windfex, Topfex usw. in erster Linie in Bayern und den schweizerischen Alpengebieten geflogen werden.

Kurzpack-Drachen. Vier Drachenpiloten beim Aufstieg zum Startplatz


Eine Weiterentwicklung der klassischen Drachen sind die Turmlosen Drachen. Der Unterschied dieser Fluggeräte zu den klassischen Drachen besteht vor allem darin, dass die Stange (der „Turm“) mit der zugehörigen Verspannung oberhalb der Tragfläche fehlt. Der dadurch verringerte Luftwiderstand wirkt sich positiv auf die Gleitleistung und die Vorwärtsgeschwindigkeit aus.

Starrer Hängegleiter

Starrflügler

Starrflügler bestehen aus festen Tragflächen - oft aus Verbundwerkstoffen. Wenn hier noch Tuch eingesetzt wird, dann nur als Bespannung dieser fixen Elemente. Die Steuerung dieser Fluggeräte erfolgt durch Störklappen auf der Flügeloberseite, die über Seilzüge mit dem Trapez verbunden sind.

Starrflügler haben den Vorteil einer wesentlich besseren Gleitleistung, sind aber insbesondere beim Transport am Boden umständlicher zu handhaben.

Flugleistung

Beide Versionen können, je nach Auslegung, einen Piloten sowie einen zusätzlichen Passagier tragen. Diese hängen unter der Tragfläche, meistens auf dem Bauch liegend.

Gestartet werden Hängegleiter per Fußstart von Berghängen, mit Hilfe von Windenschlepp oder auch durch F-Schlepp hinter langsamfliegenden Ultraleichtflugzeugen.

Das Gleitverhältnis liegt zwischen etwa 1:8 und 1:12 für die flexible Version bzw. bei 1:15 für die Starrflügler.

Siehe auch

Gleitschirm, Segelflugzeug, Gemini-Projekt, Rettungsfallschirm