Liste ausgestorbener Sprachen
Ausgestorbene Sprachen sind historische Sprachen, deren Sprecher ausgestorben sind bzw. deren Sprecher zu einer anderen Sprache übergegangen sind (sich an eine andere Sprachgemeinschaft assimiliert haben).
(Auch in dieser Kategorie gelistet sind so genannte »tote« Sprachen, die nicht im eigentlichen Sinne ausgestorben sind, sondern historische Vorläufer heutiger Sprachen darstellen, z.B. sind die Sprecher des Lateins nicht ausgestorben, sondern haben ihr Vulgärlatein im Laufe der Zeit mehr und mehr verändert, bis daraus die heutigen romanischen Sprachen entstanden.)
Eine Vielzahl von Sprachen oder Sprachfamilien ist nach der Kolionialisierung Amerikas und Australiens ausgestorben. Sprachforscher schätzen, dass von den Hunderten vor der europäischen Besiedlung gesprochenen australischen Sprachen nur 10-20 überleben werden. In Amerika ist die Situation ähnlich. Auch hier verschwand die Mehrzahl der Sprachen mit Ankunft europäischer Eroberer, und wurden durch vier europäische Sprachen (Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch) verdrängt.
Ein anderes Gebiet mit einer hohen Zahl bedrohter Sprachen ist Neu-Guinea. Aufgrund der geographischen Isolation einzelner Stämme hatte das Inselinnere eine sehr hohe Sprachdichte. Von den etwa 1000 Sprachen ist die Mehrzahl vom Aussterben bedroht.
Eine historische Sprachverdrängung wird für Afrika südlich der Sahara angenommen. Hier haben die Bantusprachen ältere Sprachen vielfach verdrängt.
Aussterbende Sprachen, nur noch von wenigen Menschen gesprochen
- Eyak: 1 Sprecher (Alaska)
- Arikapu: 6 Sprecher (Amazonasregion)
- Kurisch: 8 Sprecher in Deutschland (ehemals auf der kurischen Nehrung bzw. Altkurisch in Kurland)
- Livisch: 15 Sprecher in Kurland (vormals auch in Livland)
- Adihe: 100 Sprecher (Sibirien)
- Jèrriais: 3000-5000 Sprecher (Jersey)
- Teop: 6000 Sprecher (Papua-Neuguinea)
- Hawaiianisch: 7000-10000 Sprecher (Hawaii)
Ausgestorbene Sprachen
- Arumänisch
- Dalmatisch
- Moselromanisch (im 11. Jahrhundert ausgestorben)
- Mozarabisch
- Altnordisch
- Burgundisch
- Langobardisch
- Suebisch (Suevisch)
- Vandalisch (Wandalisch)
- Gotisch
- Krimgotisch
- Gallisch
- Keltiberisch
- Lepontisch
- Galatisch
- Kornisch, 1777
- Kumbrisch, spätestens 18. Jahrhundert, wahrscheinlich wesentlich früher
- Manx, 1974
- Altkirchenslawisch (lebt als Neukirchenslawisch im Gebrauch der slawischen orthodoxen Kirchen fort)
- Polabisch (im 18. Jahrhundert ausgestorben)
- Pomoranisch
- Slowinzisch (um 1900 ausgestorben)
- Altostslawisch (nach dem 14. Jahrhundert durch Russisch und Ruthenisch ersetzt)
- Ruthenisch (nach dem 17. Jahrhundert außer Gebrauch gekommen; im 19. Jahrhundert durch Ukrainisch, Weißrussisch und Russinisch ersetzt)
Sonstige ausgestorbene Sprachen
- Tocharisch
- Thrakisch
- Illyrisch
- Sumerisch
- Akkadisch
- Altägyptisch (Koptisch), 17. Jahrhundert
- Latein
- Etruskisch
- Elamisch, Chusistan (im heutigen Iran und Irak), 10. Jahrhundert
- Ubychisch, Kaukasus, 1992
- Pelasgisch (umstritten)
Wiederbelebung
Anhand vorhandener Aufzeichnungen wird von Zeit zu Zeit versucht, eine ausgestorbene Sprache wiederzubeleben. Ein Beispiel dazu ist Manx, das auf der Isle of Man in der Schule gelehrt wird und (Stand 2005) wieder 8 Muttersprachler hat.
Die einzige bekannte erfolgreich wiederbelebte Sprache ist Hebräisch, die lange Zeit nur als Schriftsprache und liturgische Sprache existierte. Hebräisch ist heute als Iwrit (Neuhebräisch) offizielle Sprache in Israel.
Literatur
Harald Haarmann. Lexikon der untergegangenen Sprachen. München: Beck 2002, ²2004. ISBN 3406475965.