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Zentrum für Bucherhaltung

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ZFB ZENTRUM FÜR BUCHERHALTUNG GmbH, Leipzig ging Anfang 1998 aus dem Zentrum für Bucherhaltung der Deutschen Bücherei Leipzig der Deutschen Bibliothek, als Ausgründung hervor. Als weltweit führendes Unternehmen auf dem Gebiet der Bestandserhaltung, bietet das Unternehmen ein umfassendes Know how modernster Bestanderhaltungstechniken. U.a. verfügt das ZFB über eine Massenentsäuerungsanlage, eine Papierspaltanlage mit Anfaserungseinrichtung und leistungsfähige Gefriertrocknungsanlagen.

Massenentsäuerung

Durch die Änderung der Herstellungsprozesse für Papier am Anfang des 19. Jahrhunderts, insbesondere durch die Verwendung von Holz und aluminiumhaltigen Leimen, wurden säurehaltige Papiere hergestellt.

So hergestellte Papiere zerstören sich im Laufe der Zeit selbst.

Die großen Bibliotheken der Welt gehen derzeit davon aus, daß bereits heute zehn- bis hunderttausende Bücher in ihren Beständen entweder bereits zerstört oder demnächst so stark angegriffen sind, daß eine Benutzung nicht mehr möglich ist.

Bisherige Verfahren waren aufwendig und es konnten jeweils nur kleine Mengen von Büchern bearbeitet werden.

Das ZFB hat jetzt ein Verfahren entwickelt, bei dem pro Durchgang (3 Tage), laut Angaben des ZFB, jeweils ca. 1500 Bücher entsäuert werden können. Dabei werden die Bücher in einem großen Stahlzylinder zunächst im Vakuum schonend getrocknet und dann einer nicht wässrigen Entsäuerungschemikalie ausgesetzt.

Siehe auch: Tintenfraß

Papierstabilisierung

Papier, das durch Alterung brüchig geworden ist, wird in einem speziellen Verfahren mit einem sehr dünnen, aber reißfesten Kernpapier versehen. Die Papierspaltung erfolgt mit zwei Trägerblättern, die mit Gelatine aufgeklebt werden. Diese Trägerblätter werden nach dem Abbinden der Gelatine auseinandergezogen, so dass zwei gleiche Papierhälften entstehen, die an den Trägerblättern haften. Nach Einfügen des Kernpapiers mittels Leim, der zugleich ein Entsäuerungsmittel enthält, werden die Papierhälften wieder zusammengefügt. Anschließend wird die Gelatine in einem warmen Enzymbad ausgewaschen und die Trägerblätter vom stabilisierten Original abgelöst. Im Rahmen der Papierstabilisierung können auch Fehlstellen durch maschinelle Anfaserung geschlossen werden. Ähnlich wie bei der Papierherstellung wird eine Fasersuspension auf ein Sieb aufgebracht, auf dem sich die Fasern anordnen und untereinander verbinden. Die Kombination aus Spaltung und Anfaserung ist eine ausgezeichnete Methode zur Restaurierung schwerst geschädigter Papiere, die sowohl vom ästhetischen Aspekt als auch in Bezug auf die Gebrauchsfähigkeit überzeugt.

Siehe auch: Papierspaltverfahren

Gefriertrocknung

Im Falle eines Wasserschadens durch Wasserrohrbruch, Löschwasser (z.B. bei Bränden, Brandnacht 2. September 2004 Herzogin Anna Amalia Bibliothek ), Flutkatastrophen o.ä. wird oft auch Schriftgut durchnässt. In dieser Situation gilt es schnell zu handeln, denn durch das Wasser bluten Farben und Tinten aus, quillt das Papier, Bindungen und Einbände werden geschädigt. Noch dringlicher wird schnelles Handeln durch die Gefahr eines Schimmelbefalls.

Das Material muss so schnell wie möglich geborgen und eingefroren werden. Durch Temperaturen bei -20°C wird die Gefahr einer Vermehrung der Schimmelsporen vermieden. Die Gefriertrocknung ist zur schonenden Trocknung wasserdurchnässter Materialien ideal geeignet und verhindert die Nebenerscheinung einer konventionellen Trocknung. Durch eine echte Gefriertrocknung kann das Wasser gasförmig, d.h. ohne aufzutauen, entfernt werden. Mit Überspringen des flüssigen Aggregatzustandes des Wassers (Sublimation) können Transportvorgänge und die damit einhergehenden Schädigungen vermieden werden. Allerdings können bereits vorhandene Schäden nicht behoben, sondern nur eine weitere Beeinträchtigung vermieden werden.

Siehe auch: Gefriertrocknung