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Jägers Liebeslied

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Jägers Liebeslied, volkstümlich nach der ersten Zeile Ich schieß' den Hirsch ist ein von Franz Schubert im Februar 1827 vertontes Gedicht von Franz von Schober.

Das in D-Dur gehaltene Lied ist von einem unbefangen-heiteren Gestus und beschreibt zunächst verschiedene Jagdabenteuer.

Ich schieß' den Hirsch im [dunklen]1 Forst,
Im stillen Tal das Reh,
Den Adler auf dem Klippenhorst,
Die Ente auf dem See.
Kein Ort der Schutz gewähren kann,
Wenn meine Flinte zielt,
Und dennoch hab' ich harter Mann
Die Liebe auch gefühlt.

Das lyrische Ich wird dabei im Refrain von einer sinnlichen Liebe erreicht und im wiederkehrenden Refraingestus wiederholt, so eingangs dennoch als harter Mann die Liebe auch gefühlt habe oder dennoch schlug die Liebe mir Ins wilde Jägerblut. Das besungene Liebchen stellt sich in den Schlusstrophen als Mann heraus, an dessen Grab das lyrische Ich weint.

Ich fühl's mit allem Glück vereint,
Das nur auf Erden ist,
Wie wenn der allerbeste Freund
Mich in die Arme schließt.

Das Lied erschien 1828 bei Schobers Lithografischem Institut in Druck.

Parallel entstand das ebenfalls von Schober getextete und von Schubert vertonte Schiffers Scheidelied. Beide Lieder beziehen sich dabei auf das über mehrmals unterbrochene Zusammenleben Schuberts mit Schober.[1] Sie sind - laut Schwandt (1997, 180) - "zwei Sinnbilder vom Dasein des Mannes" und laut Ilija Dürhammer "Hohelieder auf die Männerliebe, deren autobiographischer Bezug naheliegt". [2][3] Die Vertonung changiert in der Tonalität D-Dur → B-Dur → d-moll → D-Dur und nutzt dies zum Einbinden verschiedener Quartsprünge in Anklang an das klassische Jagdsignal.[1] Anspielungen an die innige Freundschaft von Schober und Schubert sind nach Phelps ebenso in der Verwendung verschiedene Schubert-Schober-Kennzahlen in der Komposition des Kundstliedes zu finden. Phelps wehrt sich auch gegen eine Kategorisierung derselben unter der Rubrik Homosexualität, nicht weil diese bei Schubert nicht nahe läge [4] sondern eine solche strikte Kategorisierung der beiderseitigen Freundschaftsbeziehung wie eine Einordnung Schuberts in so wörtlich weinselig-weibernärrisch-wabbelnde Schrammelmusik nachmalig konstruiert und ein puritanistisches Klischee eines streng normativen Wissenschaftsglaubens darstelle.

Das Lied selbst wurde unter anderem als Jägerlied aus Siebenbürgen um 1843 nachmalig als Volkslied rubriziert. Neben mehrere hinzugeduichtete Strophen kommt bei der Verwendung als Studentenlied noch eine Farbenstrophe hinzu.

Einzelnachweise

  1. a b Affectionen einer lebhaft begehrenden Sinnlichkeit Verschlüsselte Botschaften in Schubert-Liedern, von Thomas Phleps in: Kunstwerk und Biographie. Gedenkschrift Harry Goldschmidt. Hg. v. Hanns-Werner Heister (Zwischen/Töne. Neue Folge – Band 1). Berlin: Weidler Buchverlag 2002, S. 335-360.
  2. Der Wandel des Schubert-Bildes im 20. Jahrhundert, in: »Dialekt ohne Erde ...« • Franz Schubert und das 20. Jahrhundert (= Studien zur Wertungsforschung 34), hrsg. v. Otto Kolleritsch, Wien 1998, 253
  3. Ilija Dürhammer »Affectionen einer lebhaft begehrenden Sinnlichkeit« • Der »Schobert«-Kreis zwischen »neuer Schule« und Weltschmerz, in: Schuberts Lieder nach Gedichten aus seinem literarischen Freundeskreis • Auf der Suche nach dem Ton der Dichtung in der Musik - Kongreßbericht Ettlingen 1997, hrsg. v. Walther Dürr, Siegfried Schmalzriedt u. Thomas Seyboldt, Frankfurt/Main 1999, 39-58
  4. Schwandt, Christoph (1997): "Unaussprechlich, unbegriffen". Indizien und Argumente aus Leben und Werk für die wahrscheinliche Homosexualität des Franz Schubert. In: Musik-Konzepte, H.97/98 (Franz Schubert Todesmusik), S.112-194.