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Gaarden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Gaarden ist ein Stadtteil von Kiel, der sich in Gaarden-Ost und Gaarden-Süd gliedert. Ortsfremde meinen mit „Gaarden“ meist Gaarden-Ost.

Geschichte

Gaarden wird das erste Mal dokumentarisch 1210 bei der Gründung des Klosters Preetz erwähnt.[1] Hervorgegangen sind Gaarden-Ost und Gaarden-Süd aus den beiden Dörfern Hemminghestorpe und Wulvesbrooke. Der Name Wulvesbrooke findet sich heute noch in der direkt an Gaarden-Süd angrenzenden Straße Wulfsbrook im Stadtteil Hassee wieder. Die Mühlenau, an der eine Mühle des Klosters Preetz stand und die heute hauptsächlich unterirdisch verläuft, kennzeichnete die natürliche Grenze zwischen den beiden Dörfern.[2]

Nach der Gründung dreier großer Werften auf dem Ostufer zwischen der Hörn und der Schwentine in den 1860er Jahren (Norddeutsche Schiffbaugesellschaft (Germaniawerft), Königliche/Kaiserliche Werft Kiel, Kieler Schiffswerft (Howaldtswerke)) entwickelte sich Gaarden langsam vom Dorf zum Stadtteil. Nach 1871, als Kiel zum Reichskriegshafen ernannt wurde und in den Werften immer mehr Arbeiter beschäftigt wurden, wuchs die Gemeinde rasch. So wurden 1871 nur 2.715 Einwohner vermerkt und im Jahr 1910 waren es schon 30.427 Einwohner.[3]

Gaarden-Ost wurde 1901 nach Kiel eingemeindet; Gaarden-Süd folgte 9 Jahre später. Die wirtschaftlichen und militärischen Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages nach dem Ersten Weltkrieg trafen die Werften besonders, so dass die Arbeitslosenzahlen stiegen und die Einwohnerzahlen stagnierten. Deshalb wurde 1923 Kronsburg genau wie andere Stadtteile Kiel hinzugefügt, so dass Gaarden nicht mehr zum Randgebiet zählte.[4]

Nach dem Zweiten Weltkrieg glichen die Ränder von Gaarden-Ost einer Mondlandschaft. Die umfassende Zerstörung des Stadtteils resultierte zum einen aus der U-Boot-Produktion auf den Werften, aber auch aus der vor allem durch Arthur Harris ausgegebenen Taktik der Brandbombenteppiche auf Wohngebiete. In vielen Gärten von Kiel kann man heute noch Bomben und die charakteristischen Gewichte der Stabbrandbomben finden.[5]

Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Leben in Gaarden stark an die Werften geknüpft. So beeinflusste auch das Auf und Ab der Werftindustrie diesen Stadtteil wie keinen anderen. Ab Ende der 1950er Jahre kam es nach der Sprengung aller Werftbunkeranlagen zuerst durch das Wirtschaftswunder zu einem Aufschwung, aber Anfang der 1980er Jahre wurde durch extreme Konkurrenz aus Fernost die größte Werftkrise in Deutschland ausgelöst, woraufhin die Europäische Gemeinschaft sich entschloss, Subventionen zuzulassen. Die Krise blieb bei der HDW, der einzigen noch übrig gebliebenen Werft auf dem Ostufer, trotzdem spürbar. Anfang der 1980er Jahre waren dort noch ca. 12.000 Arbeitnehmer beschäftigt, 1990 waren es 5.000 und 1995 nur noch 3.751. [6]

Lage und Infrastruktur

Kaiserstraße
Blick über Gaarden
Medusastraße
Elisabethstraße

Gaarden-Ost liegt an der Hörn auf einer ehemals auf moorigen Geländestufe, die von 15 Meter auf 25 Meter über dem Meeresspiegel ansteigt. Neben der Förde ist Gaarden von Kiel-Südfriedhof, Hassee, Meimersdorf, Kronsburg, Wellsee, Elmschenhagen und Ellerbek umgeben. Nur ein kleiner Teil von Gaarden-Süd stößt heute noch an die Stadtgrenze. Der Theodor-Heuss-Ring bzw. Konrad-Adenauer-Damm (Bundesstraße 76) trennt Gaarden-Süd von Gaarden-Ost auf der Ost-West-Achse. T-förmig dazu verläuft quer durch Gaarden-Ost der Ostring (Bundesstraße 502) und nach Süden ist Kiel hier mit der Neue Hamburger Straße (Bundesstraße 404) an das Bundesstraßennetz angebunden. Über die Hörnbrücke ist der Kieler Hauptbahnhof für Fußgänger und Radfahrer schnell zu erreichen.

Der Name Gaarden wird darauf zurückgeführt, dass ein großes Gebiet beider Dörfer einst als Garten verpachtet war.[2] Auch heute noch umfasst Gaarden vor allem im Süden, also in Gaarden-Süd, große Grünanlagen wie zum Beispiel das Vieburger Gehölz. Erholung bietet auch der riesige Volkspark Gaarden. Dieser Park, der auf Platz drei der schönsten Parkanlagen Deutschlands steht, zeichnet sich durch sein flexibles Freizeitangebot für Jung und Alt und sein jahrhundertelanges Bestehen aus.[7] Das Zentrum von Gaarden-City stellt der 1903 nach der Dampfkorvette SMS Vineta (1863) benannte Marktplatz Vineta dar. Der Name geht auf die in einer Sage vor der Odermündung in der Ostsee versunkene Handelsstadt Vineta zurück.

Gaarden verfügt unter anderem über eine Schwimmhalle, das Freibad Katzheide, das Veranstaltungszentrum Räucherei, eine Jugendherberge und eine Stadtteilbibliothek. Außerdem befinden sich in Gaarden diverse Kirchen und Moscheen, sowie eine Berufsschule.

Wichtige Bauwerke in Gaarden

  • Hörnbrücke
  • ehemalige Seibelsche Margarinefabrik (seit 2006 Musikschule der Volkshochschule Kiel)
  • Jungbrunnen Vineta (seit 1982 offizieller Jungbrunnen des Landes Schleswig-Holstein)

Soziale Probleme

In Gaarden leben viele verschiedene Nationalitäten nebeneinander. Dies bringt neben einem vielfältigen Kulturmix mit kleinen Geschäften und Restaurants auch Konflikte mit sich. Deshalb gilt Gaarden, besonders Gaarden-Ost, nach wie vor als ein sozialer Brennpunkt. Die Mieten sind trotz der Nähe zum Zentrum sehr gering. Der Anteil an Arbeitslosen und Menschen mit niedrigem Einkommen ist im 16. Ortsteil von Kiel sehr hoch. Die Arbeitslosenquote lag im ersten Quartal 2011 bei 15,2 %; rund 42 % der Gaardener erhalten Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II und SGB III) [8]. Ferner ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund mit 44,4 % in Gaarden überdurchschnittlich hoch[9]; dies spiegelt sich insbesondere in den dortigen Schulen am sehr hohen Anteil der Kinder ausländischer Herkunft wider.[10]

Im Jahre 2006 wurde bekannt, dass der in Hamburg festgenommene Al-Qaida-Terrorismusverdächtige Redouane El-H. in Gaarden ein Internetcafé betrieb. Die Moschee der Kieler Islamischen Gemeinde in Gaarden wurde auch von dem in Projensdorf wohnhaften Kofferbomben-Attentäter regelmäßig besucht.[11] Bei der Oberbürgermeisterwahl am 15. März 2009 lag die Wahlbeteiligung in Gaarden unter 20 %.[12]

Söhne und Töchter Gaardens

  • Walter Alnor (1892–1972), preußischer Landrat in Eckernförde (1926–1943), Gebietskommissar im Reichskommissariat Ostland (1941–1943) und Landrat im Landkreis Segeberg (1950–1959)[13]
  • Patrick Ebert (*1987), deutscher Fußballspieler bei Hertha BSC Berlin, begann im Alter von 4 Jahren beim TuS Gaarden mit dem Fußballspielen.[14]
  • Selim Aydemir (*1990), deutsch-türkischer Fußballspieler derzeit in Diensten des Chemnitzer FC, begann seine Laufbahn als Jugendspieler beim lokalen Verein TuS Gaarden.[15]

Schulen

  • Fridtjof-Nansen-Schule Kiel - Ganztagshauptschule
  • BS Gaarden Kiel - Berufsschule

Sportvereine

Literatur

Einzelnachweise

  1. Landesarchiv Schleswig-Holstein, Beständen zur Geschichte der Stadt Kiel: Abt. 119 Adliges Kloster Preetz, S.1389ff
  2. a b www.kielive.de Gaarden von Anfang an bis zum 2. Weltkrieg Abgerufen am 27. März 2009
  3. Kiel von Burkhard Hackländer, Conrad Stein Verlag, 3. Aufl. 2006, S.152
  4. kiel.ingowelt.de Kurze Geschichte der Stadt Kiel II. 1867 - 2003 Abgerufen am 27. März 2009
  5. Schleswig-Holsteinischer Heimatbund, Magazin vom 6/2000, Artikel von Markus Oddey: Bomben auf Kiel, S.9
  6. www.uni-kiel.de Die Stadt Kiel - Stadtentwicklung von Kiel Abgerufen am 27. März 2009
  7. www.gartenrouten-sh.deVolkspark Gaarden Abgerufen am 27. März 2009
  8. Sozialraumbericht 2011 Gaarden Abgerufen am 30.April 2012
  9. Quartalszahlen aus den Kieler Stadtteilen: 1. Quartal 2011 Abgerufen am 11. Januar 2012
  10. www.kn-online.de OB-Kandidaten fordern übereinstimmend mehr Engagement für Gaarden vom 5. März 2009 Abgerufen am 27. März 2009
  11. www.spiegel.de Kofferbomber: Kiels Nährboden für Islamisten vom 25. August 2006 Abgerufen am 27. März 2009
  12. www.kiel.de Oberbürgermeisterwahl am 15. März 2009: Ortsteil 16 Abgerufen am 27. März 2009
  13. Gottwaldt / Kampe: NS-Gewaltherrschaft: Beiträge zur historischen Forschung und juristischen Aufarbeitung, 2005, S. 224 (Anm. 31); eingesehen am 31. März 2010
  14. [1]; eingesehen am 29. Mai 2012
  15. [2]; eingesehen am 29. Mai 2012