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Kaufkraftparität

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Der Begriff Kaufkraftparität wird verwendet:

  • In der Kaufkraftparitätentheorie: Die Kaufkraftparität liegt (definitionsgemäß) vor, wenn in zwei Staaten Waren- und Dienstleistungen eines Warenkorbes um gleich hohe Geldbeträge erworben werden können. Dabei wird eine Währung in die andere unter Berücksichtigung des üblichen Wechselkurses umgerechnet.
  • Als Faktor: Die Kaufkraftparität (PPP, purchasing power parity) ist ein fiktiver (Wechsel-) Kurs zwischen zwei Währungen, der sich aus der Kaufkraft der beiden Währungen in ihren jeweiligen Ursprungsländern berechnet (unter Verwendung eines repräsentativen Waren- und Dienstleistungskorbes)
Kaufkraft eines US-Dollar im Ausland (Stand: 2005)
  • Der Kaufkraftstandard (KKS; engl: purchasing power standard PPS) wird in ähnlicher Art wie PPP-$ angewendet
    Berechnungsgrundlage derzeit: Kaufkraft theoretischer EU-25-Mittelwerts-Währung in der EU-25

Kaufkraftparitätentheorie

Sie basiert auf dem Grundsatz des Gesetzes vom einheitlichen Preis. Demnach muss sich ein Gut überall auf der Welt zum gleichen Preis verkaufen. Andernfalls gäbe es Arbitragemöglichkeiten. Nach dieser Theorie muss eine Geldeinheit in allen Ländern die gleiche Kaufkraft haben, sie muss überall den gleichen realen Wert besitzen.

Sie stammt ursprünglich aus der monetären Außenwirtschaftstheorie. Es wird dabei berechnet, wie viele Einheiten der jeweiligen Währung notwendig sind, um den gleichen repräsentativen Waren- und Dienstleistungskorb zu kaufen, den man für 1 US-Dollar in den USA erhalten könnte. Kurzfristig kann der Wechselkurs von der Kaufkraftparität abweichen, langfristig sollte er aber um diesen Wert schwanken.

Als Wegbereiter dieser Interpretation der Kaufkraftparitätentheorie gilt Gustav Cassel, wenn gleich Ansätze zu ihr sich schon im 17. Jahrhundert finden. Ausgehend von dieser Interpretation und der Zinsparitätentheorie entwickelte Rudiger Dornbusch die monetäre Wechselkurstheorie.

Kaufkraftparität (monetäre Theorie) und Allgemeine Gleichgewichtstheorie (realwirtschaftliche Theorie):

Die Kaufkraftparität lässt sich aus dem Standardmodell der allgemeinen Gleichgewichtstheorie herleiten, mit dem üblicherweise das Theorem der komparativen Kostenvorteile (siehe: komparativer Kostenvorteil ) dargestellt wird. Dieses Zwei-Länder-zwei-Güter-zwei-Faktorenmodell wird lediglich um die Quantitätsgleichung ergänzt und ermöglicht so die Herleitung der Geldpreise. Mit diesem erweiterten Modell lässt sich zeigen, dass das Theorem der komparativen Vorteile und die Kaufkraftparität die beiden Seiten einer Medaille sind bzw. die Monetäre Zahlungsbilanztheorie das Theorem der komparativen Vorteile bei festen Wechselkursen widerspiegelt.

Herleitung:

Quantitätsgleichung:

    M = Px*X + Py*Y    

(M = Geldmenge, Px = Preis des Gutes X, X = Gut X, Py = Preis des Gutes Y, Y = Gut Y; Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes wurde auf eins normiert!)


Bedingung für ein Tauschoptimum (Grenzrate der Substitution entspricht dem reziproken Güterpreisverhältnis):

    -dY/dX = Px/Py


Die Bedingung für ein Tauschoptimum in die Quantitätsgleichung eingesetzt ergibt für

    Px:   Px = M /(X-(dX/dY)Y, und für 
    Py:   Py = M /(Y-(dY/dX)X)


Führt man auf diese Weise Geldpreise in das Zwei-Länder-zwei-Gütermodell ein und vernachlässigt den internationalen Kapitalverkehr, dann herrscht immer Kaufkraftparität! Es gilt also:

    PxA = E*PxB

(PxA = Preis des Gutes X im Land A, E = Wechselkurs, PyB = Preis des Gutes X im Land B)


Literatur: Gerhold, R., Die Kaufkraftparität als Verbindungsglied zwischen der realen und monetären Außenwirtschaftstheorie, Metropolis, Marburg 1999.


Kaufkraftparitäten als Einheiten

Für internationale Einkommensvergleiche ermitteln internationale Organisationen (z.B. Weltbank, EUROSTAT) solche Kaufkraftparitäten empirisch, um Verzerrungen durch Wechselkursschwankungen zu eliminieren.

Da viele Entwicklungsländer (nach der Kaufkraftparitätentheorie) unterbewertete Währungen aufweisen, stellt sich ihr Pro-Kopf-Einkommen in (USD-) Kaufkraftparitäten zumeist höher dar als mit offiziellen Wechselkursen umgerechnet.

Ein populäres Beispiel für Kaufkraftparitäten auf einer alternativen Basis ist der von der Zeitschrift The Economist regelmäßig veröffentliche sogenannte Big-Mac-Index. Dabei wird ermittelt, wieviel ein Big Mac in einem McDonalds-Restaurant in den verschiedenen Ländern der Welt kostet. Diese Preise werden zur Grundlage einer Währungsumrechnung gemacht.

Ähnlich ist der IPod-Index. Hierbei wird der Verkaufspreis des von der Firma Apple produzierten IPods in verschiedenen Ländern verglichen.

Ein Hauptunterschied zwischen beiden Indizes liegt darin, dass IPods ein über Landesgrenzen handelbares Gut darstellen, während mit Big Macs kein internationaler Handel betrieben wird.

Beispieltabelle

Bruttoinlandsprodukte ausgewählter Staaten von 1997 (nach Fischer Weltalmanach 2000):


Land BIP/Kopf (in USD) BIP/Kopf (in PPP-$) Relation
Schweiz 43060 26580 0,62
Norwegen 36100 24260 0,67
USA 29080 29080 1
Deutschland 28280 21170 0,75
Großbritannien 20870 20710 0,99
Portugal 11010 14180 1,29
Saudi Arabien 7150 10540 1,47
Brasilien 4790 6350 1,32
Polen 3590 6510 1,81
China 860 3070 3,57
Indien 370 1660 4,49
Nigeria 280 860 3,07
Sierra Leone 160 410 2,56


1997 mussten für einen US-Dollar etwa 1,43 Schweizer-Franken bezahlt werden.

1,43 geteilt durch 0,62 ergibt 2,30

Die Kaufkraftparität (PPP) zwischen Dollar und Franken betrug demnach 2,30

Übersicht über fast alle Länder der Welt (Stand: 2005)

Siehe auch