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Thiepval-Kaserne

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Koordinaten: 48° 30′ 51,39″ N, 9° 3′ 22,46″ O

Thiepaval-Kaserne

Die Thiepval-Kaserne, heute offiziell Thiepval-Areal genannt, ist ein Gebäudekomplex in der Tübinger Südstadt und ist zwischen der Hegelstraße und der Schellingstraße unweit des Tübinger Hauptbahnhofs gelegen. Sie wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts erbaut und diente bis Ende der 1970er Jahre als Kaserne. Heute wird der Gebäudekomplex ausschließlich zivil genutzt.

Militärische Geschichte

Sie war die erste Tübinger Kaserne und wurde in der Zeit von 1873 bis 1875, aus Mitteln der französischen Reparationszahlungen, nach den Plänen der Architekten Oberbaurat Alexander von Tritschler und als Bauleiter Oberbaurat Richard Otto Bok für das 7. Württembergische Infanterieregiment errichtet.[1] Es handelt sich um einen verputzten Backsteinbau mit Werksteingliederung im barocken Schlosstyp und ist stilistisch an Kastell- und Palastformen der italienischen Frührenaissance angelehnt.[2]

Als Nebengebäude wurden ein Lazarett, Kohlenschuppen, Leichenhaus, Stallungen und die Aborte errichtet. Von 1913 bis 1914 wurde ein Stabsgebäude ergänzt. Nach dem Friedensvertrag von Versailles wurde das deutsche Heer auf 100.000 Mann reduziert und die Kaserne ab 1919 zwischenzeitlich als ziviles Wohnobjekt genutzt. Es entstanden 47 Wohnungen mit 155 bis 177 m² Wohnfläche. Das Stabsgebäude wurde bis zum Jahr 1926 als Polizeiwehr der späteren Ortspolizei als Unterkunft verwendet.

1934 wurde der Gebäudekomplex erneut durch das I. und II. Bataillon des 14. (Badischen) Infanterie-Regiments militärisch genutzt. Zwischen den Jahren 1941 und 1944 war das Landsturm-Bataillon dort untergebracht. Ab dem Jahr 1944 diente es als Reservelazarett.

Nach Kriegsende im Jahr 1945 waren in der Kaserne das 12. Kürassierregiment und das 24. Chasseur-Regiment (service des materiels) der französischen Armee sowie polnische ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene auf dem Kasernengelände untergebracht. 1978 zogen die französischen Streitkräfte aus dieser Kaserne ab.

Namensgebung

Ursprünglich wurde die Thiepval-Kaserne Infanterie-Kaserne genannt.[3] Im Rahmen der Umbenennung von Kasernen (in Tübingen die Thiepval-, die Hindenburg- und die Loretto-Kaserne) im Jahre 1938 erhielt die Kaserne den heutigen Namen. Die Kaserne ist nach dem französische, des in der Nähe von der Gemeinde Pozières gelegenem Weiler Thiepval benannt, um welche französische, deutsche und britische Soldaten im Ersten Weltkrieg einen verlustreichen Stellungskrieg, der sogenannten Schlacht an der Somme, führten, auf deutscher Seite im besonderen Maße württembergische Infanterie.

Zivile Geschichte

Im Jahr 1980 wurde das ehemalige Stabsgebäude durch das Wohnprojekt Schellingstraße besetzt. Ab 1981 diente das Mannschaftsgebäude für Asylbewerber und ab dem 28. Juli 1989 auch für Übersiedlern aus der der DDR[4] als Unterkunft. Im Jahr 2002 erfolgte ein Umbau und die Sanierung des ehemaligen Mannschaftsgebäudes und der Nebengebäude. Seitdem wird der Komplex gemischt genutzt mit privatem Wohnraum und gewerblicher/behördlicher Nutzung. So ist z. B. die AOK Tübingen, das Technische Hilfswerk, die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. und das Finanzamt Tübingen in den Gebäuden untergebracht. Des Weiteren wird ein Teil auch als Wohnraum genutzt. Der Vorplatz, der frühere Exerzierplatz, blieb unbebaut und wurde umgestaltet und kann für Veranstaltungen genutzt werden. Im Jahr 2004 wurde das ehemalige Stabsgebäude saniert.

Das ehemalige Stabsgebäude der Thiepval-Kaserne wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum Denkmal des Monats Oktober 2006“ ernannt.[5]

Gedenktafel

Die Gedenktafel an der Thiepval Kaserne (Aufnahme aus dem Jahr 1986)

An alten Mauerresten an der Hegelstraße befindet sich eine steinerne Gedenktafel. Darauf soll das 10. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 180 während der namensgebenden Schlacht von Thiepval geehrt werden. Die Inschrift lautet:

Thiepval-Kaserne
Zum Gedenken an die hervorragenden Leistungen
des 10. Württ. Inf. Rgts. Nr. 180.
im Weltkrieg. Insbesondere bei der heldenmutigen
Verteidigung des Dorfes Thiepval ob der Ancre
in der Sommeschlacht am 26. September 1916

Die Gedenktafel ist heute stark verwittert und kaum noch lesbar.[6]

Literatur

  • Matthias Möller: In Stillgestanden?: Die Geschichte einer alten Kaserne, Hrsg. von Matthias Möller; im Auftrag des Fördervereins Kulturdenkmal Schellingstraße 6, ISBN 978-3-910090-93-4.

Einzelnachweise

  1. Die Thiepvalkaserne um 1900 auf zeitzeugen.de
  2. Georg Dehio, Dagmar. Zimdars: In Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Baden-Württemberg II: Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen: BD II, Neubearb., München, Berlin 1997. S. 723, ISBN 978-3-422-03030-5.
  3. Wilfried Setzler: In Kleine Tübinger Stadtgeschichte ; Silberburg Verlag 2006, Seite 147, ISBN 978-3-87407-666-1.
  4. Stadtchronik der Stadt Tübingen aus dem Jahre 1989
  5. Denkmalstiftung Baden-Württemberg: „Denkmal des Monats“ Oktober 2006: - Das Stabsgebäude der Thiepvalkaserne in Tübingen – ein alternatives Wohnprojekt im Kulturdenkmal -. (PDF) Pressemitteilung. 6. Oktober 2006, abgerufen am 29. April 2012.
  6. Die Wörter „ob der Ancre“ werden wegen sehr schlechter Lesbarkeit aufgrund der historisch dokumentierten Ereignisse nur vermutet, da während der Schlacht an der Somme 1916 war der Fluss Ancre häufig in den damaligen Heeresberichten im Zusammenhang mit der Schlacht an der Somme erwähnt wird.