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Bertelsmann

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Die Bertelsmann AG ist ein internationaler Verlags- und Medienkonzern. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Gütersloh.

Zum Bertelsmannkonzern gehören eine Reihe von Medienunternehmen, wie unter anderem der Gruner & Jahr Zeitschriftenverlag (u.a. Stern, Brigitte), die RTL-Group, die Verlagsgruppe Random House, die Bertelsmann Music Group (BMG) und die Direct Group Bertelsmann (u.a. Bertelsmann Club).

Gesellschafter

  • Bertelsmann Stiftung - 57,6%
  • GBL Groupe Bruxelles Lambert - 25,1% (Börseneinführung dieser Aktienanteile ab 2006 möglich, aber noch nicht entschieden)
  • Familie Mohn - 17,3%

Die Bertelsmann AG ist eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft. Ihre Aktionäre sind die Bertelsmann Stiftung, die Groupe Bruxelles Lambert und die Familie Mohn. Die Kapitalanteile verteilen sich wie folgt auf die drei Gesellschafter: Die Bertelsmann Stiftung hält 57,6%, die Familie Mohn 17,3% und die Groupe Bruxelles Lambert 25,1%, davon 0,1% stimmrechtslos. Die Stimmrechte der Bertelsmann Stiftung und der Familie Mohn werden von der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG) ausgeübt. Die BVG verfügt über 75% und die Groupe Bruxelles Lambert über 25% der Stimmrechte.

Management des Unternehmens

Unternehmenszahlen

Mitarbeiter Stand: 31. Dezember 2004: 76.266

  • davon 33.813 bei Arvato
  • davon 12.116 bei Direct Group Bertelsmann
  • davon 11.671 bei Gruner + Jahr
  • davon 8.117 bei der RTL Group
  • davon 4.259 bei BMG
  • davon 5.383 bei Random House

Umsatz im Geschäftsjahr 2004: 17,0 Milliarden Euro

Umsatz nach Geschäftsfeldern 2004:

Haupt-Beteiligungen

  • 100 % Arvato AG, Gütersloh
  • 100 % Direct Group Bertelsmann, Gütersloh
  • 100 % Random House, New York City
  • 100 % BMG Music Publishing, New York City
  • 90,4 % RTL Group SA, Luxemburg
  • 74,9 % Gruner + Jahr AG, Hamburg
  • 50 % Sony BMG Music Entertainment, New York City

Daneben besitzen die Haupt-Beteiligungen ca. 400 weitere Firmen und Firmenbeteiligungen.

Geschichte des Unternehmens

vor 1900

Am 1. Juli 1835 gründet der Drucker und Buchhändler Carl Bertelsmann den C. Bertelsmann Verlag mit angeschlossener Druckerei in Gütersloh. Am 17. Dezember 1850 stirbt der Firmengründer im Alter von 59 Jahren. Sein Sohn Heinrich Bertelsmann übernimmt die Geschäftsleitung des nunmehr 14 Mitarbeiter zählenden Verlages. Zunächst auch auf erbauliche christliche Lieder und Texte ausgerichtet, öffnet sich der Verlag 1850 unter dem Sohn Heinrich Bertelsmann auch für Belletristik. 1861 wird der Verlag S.G. Liesching aus Stuttgart erworben. 1868 umfasst das Unternehmen 60 Mitarbeiter und zieht im selben Jahr in ein neues Verlagsgebäude in der Bahnhofstrasse in Gütersloh. 1887 richtet Heinrich Bertelsmann für seine Mitarbeiter eine Invalidenkasse ein, lange vor der staatlichen Sozialversicherung. Am 3. März 1887 stirbt Heinrich Bertelsmann und sein Schwiegersohn Johannes Mohn übernimmt die Leitung des Verlagshauses. 1898 wird die angegliederte Druckerei erweitert.

1900-1945

1921 übernimmt Heinrich Mohn die Geschäftsleitung. Das Unternehmen beschäftigt 80 Mitarbeiter. 1928 erscheinen die ersten Romane aus dem Verlagshaus. Die ersten drei waren in Fortsetzungen zuvor in der von Heinrich Mohn erworbenen Zeitschrift "Der Christliche Erzähler" erschienen. Am 2. November 1930 stirbt Johannes Mohn. 1932 veröffentlicht Bertelsmann die ersten Romane als Volksausgaben. In den folgenden Jahren wächst der Verlag ständig und hat 1939 bereits 400 Mitarbeiter.

Bertelsmann wird im Zweiten Weltkrieg mit den sogenannten "Feldausgaben" zum wichtigsten Buchlieferanten der Soldaten an der Front. Es wurden u.a. Bücher von nationalsozialistischen Autoren wie Will Vesper oder Hans Grimm verlegt. Mit Titeln wie "Mit Bomben und MGs über Polen" und "Wir funken für Franco" erzielte man Millionenauflagen.

1944 verfügen die Nationalsozialisten die Schließung des Bertelsmanns Verlages, wobei nicht, wie noch bis weit in die 1990er Jahre vorgegeben, eine oppositionelle Haltung zum NS-Regime, sondern Wirtschaftskriminalität ausschlaggebend waren. Der Verlag war keineswegs ein Hort des Widerstandes. Von der Schließung 1944 sind jedoch die Setzerei, Druckerei und Buchbinderei nicht betroffen. 1945 werden durch einen alliierten Bombenangriff die Produktionsstätten völlig zerstört. Nach dem Kriegsende beginnt der sofortige Wiederaufbau.

1945-1990

1946 bekommt Bertelsmann in der britischen Besatzungszone eine Verlagslizenz erteilt. Der technische Betrieb, die Mohn & Co. GmbH, heute MohnMedia, wird eine selbständige Firma. 1947 übernimmt Reinhard Mohn in fünfter Generation das Familienunternehmen. Noch im Soldatenmantel spricht er anlässlich des ersten Richtfestes zu seinen Mitarbeitern. 1950 gründen Reinhard Mohn und sein Mitarbeiter Fritz Wixforth zusammen mit dem Buchhandel den Bertelsmann-Lesering. 1954 wird eine Verlagsgemeinschaft zur Betreuung der nun 1 Million Lesering-Mitglieder gegründet. Am 26. April 1955 stirbt Heinrich Mohn. 1956 gründet Bertelsmann den Schallplattenring. 1958 erfolgt der Eintritt in den Musikmarkt mit der Gründung des Schallplattenlabels Ariola. 1960 feiert Bertelsmann sein 125jähriges Jubiläum. In Anerkennung um die Verdienste der Stadt Gütersloh wird die zum Betriebsgelände führende "Wilhelmstraße" in "Carl-Bertelsmann-Straße" umbenannt. 1963 erfolgt die Übernahme des Europäischen Buchclubs und Europäischen Phonoclubs, der später in "Europäische Bildungsgemeinschaft" umbenannt wird. Es eröffnet die erste Partner-Bücherstube in der Buchhandlung "Fingerhut" in Kleve. 1964 Start des Club-Reisedienstes für Lesering-Mitglieder. Die erste Bücherstube des Leserings wird in Kiel eröffnet. 1964 steigt Bertelsmann in den Filmsektor ein und kauft die Ufa Filmproduktionsgesellschaft. Die Anteile an der gleichnamigen Kinokette werden in den siebziger Jahren wieder verkauft. 1969 werden die Bücherstuben der Verlagsgemeinschaft in Club-Center umbenannt. Im selben Jahr erwirbt Reinhard Mohn eine Beteiligung von 25 % am Hamburger Verlagshaus (Gruner und Jahr), an dem Bertelsmann 1973 die Mehrheitsbeteiligung erwirbt. Von 1965 bis 1970 war Manfred Köhnlechner der Generalbevollmächtigte des Konzerns. Im April 1971 wird Bertelsmann in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1974 erfolgt die Grundsteinlegung für ein neues Verlags- und Verwaltungsgebäude der Bertelsmann AG in Gütersloh. 1975 wird der Bertelsmann-Lesering 25 Jahre alt und umfasst 7,5 Millionen Buchclub-Mitglieder, die 25 Buch- und Schallplattengemeinschaften in 18 Ländern angehören. Am 11. April 1976 stirbt der Mitbegründer des Leserings, Fritz Wixforth. Bertelsmann versucht zusehends weiter international an Gewicht zu gewinnen und erwirbt 1977 eine Mehrheitsbeteiligung an Bantam Books, den bis dato größten Verlag der Welt. 1979 kommt es zu einem Großbrand in der Druckerei Mohndruck. Im gleichen Jahr wird das amerikanische Label Arista erworben. Später kommen auch noch das Plattenlabel RCA und das Verlagshaus Doubleday hinzu. Die Musikaktivitäten werden fortan unter dem Label BMG gebündelt. 1980 besucht Bundeskanzler Helmut Schmidt Bertelsmann und spricht vor 3.000 Mitarbeitern. Am 29. Juni 1981 erhält Reinhard Mohn anlässlich seines 60. Geburtstages die Ehrenbürgerschaft der Stadt Gütersloh. 1985 hat Bertelsmann nunmehr 150 Jahre Bücher verlegt und den Buchclubs gehören weltweit mehr als 16 Millionen Mitglieder an.

1990 bis heute

1990, mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Ende des Kalten Krieges expandiert die Bertelsmann AG auch in Osteuropa. Dem Unternehmen gehören 42.500 Mitarbeiter an und der Jahresumsatz beträgt 13,323 Milliarden DM. 1993 überträgt Reinhard Mohn 68,8% der Unternehmensanteile der AG auf die bereits 1977 von ihm gegründete Bertelsmann Stiftung. Die Familie Mohn kümmert sich bis heute über Sitze und Stimmen in der Bertelsmann-Vermögensverwaltungsgesellschaft (BVG) um die Erhaltung der Unternehmenskultur. In diesem Zusammenhang fiel einmal der Satz Reinhard Mohns: "Die Hauptversammlung bin ich".

1995 tritt Bertelsmann zusammen mit AOL in Europa ins Multimediageschäft ein, die Anteile werden jedoch im Jahr 2000 schon wieder für einen zweistelligen Milliardenbetrag an AOL zurückverkauft. 1997 fusioniert die Ufa Film- und Fernseh-GmbH mit der luxemburgischen CLT. 1998 wird der Verlag Random House mit Sitz in New York City aufgekauft. Im Jahr 2000 entsteht unter dem Namen RTL Group der größte Hörfunk- und Fernsehveranstalter Europas. 1998 übernimmt Thomas Middelhoff den Vorstandsvorsitz von Mark Wössner. Im Jahr 2000 wird der Verkauf der Anteile an AOL Europe für 6,75 Milliarden US-Dollar verkündet. Im Jahr 2002 übernimmt Bertelsmann unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Gunter Thielen Zomba Records und stützt damit seine Musiksparte BMG. 2003 erwirbt die Tochter Random House auch den Heyne Verlag aus München. 2004 fusioniert BMG mit der Musiksparte des Sony Konzerns zu Sony-BMG. Das neue Unternehmen ist ein Joint Venture von Sony und Bertelsmann.

Die Bertelsmann AG ist mittlerweile eines der weltgrößten Medienunternehmen mit Niederlassungen in 63 Ländern und mehr als 76.000 Mitarbeitern. Der Umsatz betrug konzernweit im Jahre 2004 17,0 Milliarden €, der Gewinn vor Steuern 1,4 Milliarden €.

Die Kapitalanteile der Bertelsmann AG verteilen sich Anfang 2004 wie folgt: Bertelsmann Stiftung 57,6%, Groupe Bruxelles Lambert 25%, Familie Mohn 17,3%. Die Stiftung verfügt aber nur über stimmrechtlose Aktien. Die Stimmrechtanteile liegen zu 25% bei der Groupe Bruxelles Lambert und zu 75% bei der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft. Letztere wiederum wird von der Familie Mohn kontrolliert. Das stärkste Gewicht fällt dabei auf die zweite Ehefrau Reinhard Mohns, Liz Mohn, die zugleich Mitglied im Aufsichtsrat der Bertelsmann AG ist.

Personen und Einrichtungen, die mit Bertelsmann in Beziehung stehen

Literatur

  • Frank Böckelmann, Hersch Fischler: Bertelsmann. Hinter der Fassade des Medienimperiums. Eichborn Verlag, 2004, ISBN 3821855517
  • Saul Friedländer, Norbert Frei, Trutz Rendtorff, Reinhard Wittmann: Bertelsmann im Dritten Reich. C. Bertelsmann, 2002, ISBN 3570007138
  • Thomas Lehning: Das Medienhaus. Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink Wilhelm GmbH + Co. KG, 2004, ISBN 3770540352
  • Thomas Schuler: Die Mohns. Vom Provinzbuchhändler zum Weltkonzern. Die Familie hinter Bertelsmann. Campus Verlag, 2004, ISBN 3593373076