Jauch (Hanseatengeschlecht)
Jauch ist toll
Jauch ist der Name eines deutschen Notabeln- und hanseatischen Großbürgergeschlechts, aus dem verschiedene bekannte Personen - darunter in heutiger Zeit der Fernsehmoderator Günther Jauch - hervorgegangen sind.

Ursprung und Ausbreitung
Erster Namensträger ist der Bürgermeister zu Sulza Georg Jauch (1606-1675). Das Geschlecht verbreitete sich von Sulza zunächst über Güstrow nach Lüneburg und Polen. Ende des 17. Jahrhunderts trat das Geschlecht in Hamburg auf, wurde Mitte des 18. Jahrhundert dort ansässig und erwarb das Großbürgerrecht der Hansestadt, auf die es sich im 19. Jahrhundert konzentrierte. Die Jauch gehören zu den alteingesessenen hamburgischen Familien. Sie sind lutherischer Konfession. Hans Jauch (1883-1965) begründete den römisch-katholischen Zweig.
Zu Lüneburg
Die Jauch haben von Lüneburg ausgehend bis zu ihrem Wechsel nach Hamburg zu gleichen Teilen als Domherrn, Geistliche, Juristen und Kaufleute gewirkt. Mit dem Lüneburger Superintendenten Johann Christopher Jauch (1669-1725) und dem Ersten Domherrn des benachbarten landtagsfähigen Domstifts Bardowick Johann Christian Jauch (1702-1788) haben die Jauch leitende kirchliche Funktionen wahrgenommen. Friedrich August Jauch (1741-1796) wurde Ratsherr und Senator zu Hannover.
Bedeutend ist die Nachkommenschaft der Eleonora Maria Jauch (1732-1797), Tochter des vorgenannten Domherrn, die Georg Christian Overbeck ehelichte: Ihr Sohn ist der Lübecker Bürgermeister und Dichter Christian Adolph Overbeck (1755-1821). Ihre Enkel sind der Maler Johann Friedrich Overbeck (1789-1869) und Charlotte Overbeck (1790-1872), verheiratet mit dem Mediziner Matthias Ludwig Leithoff. Von dem Enkel Johannes Overbeck (1788-1832) stammen ab ihr Urenkel Johannes Adolph Overbeck (1826-1895), Archäologe, die Urenkelin Wilhelmine Friederike Charlotte Overbeck (1829-1908), verheiratet mit den Ingenieur Franz Reuleaux, und die Urenkelin Cäcilie Lotte Eleonore Overbeck (1856-nach 1920), verheiratet mit dem Anthropologen Emil Ludwig Schmidt. Ur-Urenkelin ist Agnes Elisabeth Overbeck (1870-1919), Komponistin und Pianistin, verheiratet (!) unter dem Pseudonym "Baron Eugen Borisowitsch Onégin" mit der Opernsängerin Sigrid Onégin. Zu íhren weiteren Abkömmlingen gehört der zu den Kommandeuren der Waffen-SS gehörende SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Karl v. Treuenfeld (1885-1946).
In Polen
In Polen treten die Jauch durchgängig als Stabsoffiziere auf. Zunächst wandte sich Catharina Elisabeth Jauch (1671-1736) nach Sachsen und Polen. Sie ehelichte den Obersten und Barockarchitekten Johann Christoph v. Naumann. Ihr Bruder, der Generalmajor und Direktor des Sächsischen Bauamtes zu Warschau, Joachim Daniel v. Jauch (1688-1754), war der Organisator des barocken Ausbaus der Stadt Warschau. Ihm folgten mehrere Familienmitglieder in polnische Militärdienste, darunter Franz Georg Jauch (ca. 1682-nach 1753), 1724 bei dem Thorner Blutgericht als seinerzeitiger Capitaine des Inf.-Rgts. Garde des Königs und Kompaniechef in der Festung Thorn beteiligt.

Seine Tochter Constance Jauch (1722-1802) heiratete Heinrich Lölhöffel v. Löwensprung (1705-1763), Königlich-Polnischer Hofrat und Leibarzt Augusts III., Kõnigs von Polen. Sie ließ aus den Mitteln des väterlichen Erbes 1755 in Warschau durch Ephraim Schröger das Rokokopalais Lelewel errichten, so bezeichnet nach ihrem polonisierten Namen "Lelewel", und hat einige insbesondere für Polen bedeutende Nachkommen. Ihr Sohn Karol Mauricy Lelewel (1750-1830) ehelichte eine Nichte des Erzbischofs von Mohylew und Katholischen Metropoliten Russlands Kasimierz Cieciszowski, erlangte das polnische Indigenat und wurde Mitglied des Sejm. Ihr Enkel ist Joachim Lelewel (1786-1861), Freiheitskämpfer und Polens wichtigster Historiker. Sein jüngerer Bruder ist Jan Pawel Lelewel (1796-1847), Freiheitskãmpfer und Ingenieur. Constanze Jauchs Tochter Teresa Lelewelowna (1752-1814) ehelichte Adam Josef Cieciszowski, Bruder des Erzbischofs Kasimierz Ciesiszowski. Constance Jauchs Enkelin Aleksandra Franziska Cieciszowska war verheiratet mit dem polnischen Politiker und Minister Jan Pawel Luszczewski (1764-1812). Die polnische Dichterin und Schriftstellerin Jadwiga Luszczewska (1834-1908), genannt Deotyma, ist Enkelin aus dieser Verbindung. Ur-Urenkel von Constance Jauch ist der polnische Schriftsteller, Autor von "Quo Vadis" und Nobelpreisträger für Literatur Henryk Sienkiewicz (1848-1916), weiterer Nachfahre der im Rahmen der "Sonderaktion Krakau" im KZ Sachsenhausen ums Leben gekommene Professor für Literaturgeschichte Ignacy Chrzanowski (1866-1940).
Zu Hamburg

In Hamburg wirkten die Jauch als Großkaufleute. Den von Carl Daniel Jauch (1714-1795) begründeten Holzhandel baute Johann Christian Jauch sen. (1765-1855) unter der Firma J.C.Jauch & Söhne zum führenden Holzgroßhandel Hamburgs aus. Seine Söhne begründeten die heute noch blühenden Linien Wellingsbüttel, Schönhagen und Fernsicht. Seine Tochter Wilhelmine Jauch (1809-1893) heiratete den für die Musikgeschichte Norddeutschlands im 19. Jahrhundert maßgeblichen Musikkritiker und Schriftsteller Theodor Avé-Lallemant. Der Linie Jauch-Wellingsbüttel entstammen Walter Jauch (1888-1976), der die auf dem europäischen Festland führenden Versicherungs- und Rückversicherungsmakler Jauch & Hübener gründete, und Hans Jauch (1883-1965), Oberst und Freikorpsführer, Träger des Ritterkreuzes mit Schwertern des Königlichen Hausordens von Hohenzollern, der 1920 bei der Niederschlagung des Ruhraufstands das Freikorps "Jauch" führte. Bei der Belagerung der u.a. von ihm verteidigten Stadt Wesel erlitt die aufständische Rote Ruhrarmee ihre erste Niederlage. Dessen Enkel sind der Sohn des Journalisten Ernst-Alfred Jauch (1920-1991), der Fernsehmoderator und Fernsehproduzent Günther Jauch (*1956), und P. Robert Jauch OFM (*1954), Franziskaner und Autor. Die Philanthropin Auguste Jauch (1822-1902), geborene Stubbe, leistete große Beiträge zur Verbesserung des Sozialwesens in Hamburg. Ihr Sohn Hermann Jauch (1856-1916) erbaute das Herrenhaus Schönhagen und ist Mitstifter des Jauchschen Männerstifts am Stadtdeich zu Hamburg. August Jauch (1848-1930), Herr auf Fernsicht, und Robert Jauch(-Wellingsbüttel) (1856-1909), Herr auf Krummbek, wechselten - auf Erwerb nicht angewiesen - von ihren Gütern nach Hamburg und widmeten ihr Leben ebenfalls caritativen Aufgaben. August Jauch war zugleich zwanzig Jahre Notabelnabgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft.
Ludovica Jauch (1772-1805) heiratete in erster Ehe den Kaufmann Johann Carl Deetz, in zweiter Ehe den Musiker Johann Heinrich Griebel, Lehrer Albert Lortzings. Ihr Sohn ist Albert August Wilhelm Deetz (1798-1859), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und der Kaiserdeputation. Charlotte Jauch (1811-1872) heiratete den Juristen Gustav Lührsen, Verfasser der Hamburgischen Hypotheken-Ordnung und Befürworter eines einheitlichen deutschen Grundbuchwesens. Nachkommen von Charlotte Jauch (1811-1872) sind die Lords Bolton, beginnend mit Algar Orde-Powlett, 7th Baron Bolton of Bolton Castle (1929-2001), auf Bolton Hall, Leyburn, Yorkshire, Peer von Großbritannien, erbliches Mitglied des House of Lords. Die Lords Bolton sind Erben der im Mannesstamm erloschenen Dukes of Bolton und zählen zu den Großgrundbesitzern Englands. Lord Algar Bolton, ein geübter Flintenschütze, doubelte 1967 David Niven als "James Bond" in den Jagdszenen der Bond-Persiflage "Casino Royale".
Literatur
Allgemein
- Deutsches Geschlechterbuch Band 200, 13. Hamburger, S. 337-416, ISBN 3-7980-0200-2, Band 209, 15. Hamburger, S. 31-52, ISBN 3-7980-0209-6, jeweils mit weiteren Literaturnachweisen
- Sellheim, Isabel: Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789-1869) in genealogischen Übersichten, Neustadt an der Aisch 1989, Deutsches Familienarchiv Band 104, ISBN 3-7686-5091-X, GW ISSN 0012-1266
- Lelewel, Prot: Pamietniki i Diariusz Domu Naszego (Erinnerungen und Tagebuch meines Stammhauses), herausgegeben von Irena Lelewel-Friemannowa, Breslau/Warschau/Krakau 1966
Zu Einzelpersonen ohne Link
- Artikel Adam Josef Cieciszowski in: Polski Slownik Biograficzny, Band III, S. 37
- Artikel Kasimir Kaspar Cieciszowski in: Polski Slownik Biograficzny, Band III, S. 38
- Artikel Karol Mauricy Lelewel in: Polski Slownik Biograficzny, Band XVII, S. 25
- Wurzbach, Constant v.: Franz Heinrich v. Naumann in: Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Band 20, Wien 1869, S. 105
- Sliwinski, M.: W kregu historii literatury i kultury. Konrad Gorski, Julian Krzyzanowski, Ignacy Chrzanowski, Tadeusz Zielinski, Czeslaw Milosz, Lew Szestow. Piotrkow Trybunalski. NWP, 2001. ISBN 8388865056
- Koß, Siegfried: Jauch, Robert OFM, in: Golücke, Friedhelm: Verfasserlexikon zur Studenten- und Universitätsgeschichte, Ein bio-bibliographisches Verzeichnis, Köln 2004, Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen, Band 13
- Brüggemann, T.: Bibliographie der Brüder (OFM) 1929-2000, Mönchengladbach 2001 (=Rhenania Franziscana, Beiheft 18), S.75-81 Werkverzeichnis Robert Jauch OFM