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Ramsau bei Berchtesgaden

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Wappen Deutschlandkarte
Ramsau bei Berchtesgaden
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Ramsau b.Berchtesgaden hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 36′ N, 12° 54′ OKoordinaten: 47° 36′ N, 12° 54′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Berchtesgadener Land
Höhe: 670 m ü. NHN
Fläche: 129,17 km2
Einwohner: 1683 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 13 Einwohner je km2
Postleitzahl: 83486
Vorwahl: 08657
Kfz-Kennzeichen: BGL, BGD, LF, REI
Gemeindeschlüssel: 09 1 72 129
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Im Tal 2
83486 Ramsau b.Berchtesgaden
Website: www.ramsau.de
Bürgermeister: Herbert Gschoßmann (CSU)
Lage der Gemeinde Ramsau b.Berchtesgaden im Landkreis Berchtesgadener Land
KarteBerchtesgadenEck (gemeindefreies Gebiet)SchneizlreuthSchellenberger ForstAinringAnger (Berchtesgadener Land)Bad ReichenhallBayerisch GmainBerchtesgadenBischofswiesenFreilassingLaufen (Salzach)MarktschellenbergPidingRamsau bei BerchtesgadenSaaldorf-SurheimSchneizlreuthSchönau am KönigsseeTeisendorfLandkreis TraunsteinÖsterreich
Karte

Ramsau bei Berchtesgaden (amtlich: Ramsau b. Berchtesgaden) ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land. Der heilklimatische Kurort liegt im Ramsauer Tal, das umrahmt von Watzmann, Hochkalter, Reiter Alm und Lattengebirge innerhalb des Berchtesgadener Talkessels nochmals ein in sich abgeschlossenes Gebiet bildet. In Ramsau wurden insbesondere die Pfarrkirche und der Hintersee als häufig genutzte Motive der Landschaftsmalerei weltbekannt und förderten damit auch die Tourismuswirtschaft der Gemeinde. Der Nationalpark Berchtesgaden nimmt über 82 Prozent der Gemeindefläche ein.

Geographie

Ramsau gehört zum Regierungsbezirk Oberbayern im Freistaat Bayern. Die Gemeinde ist Teil der hochalpinen Region im südlichen Landkreis Berchtesgadener Land, die nahezu völlig von den Berchtesgadener Alpen und im Südwesten vom österreichischen Bundesland Salzburg umgeben ist. Zum Gemeindegebiet gehört der westliche Teil des Watzmannmassivs, der deutsche Teil des Hochkaltermassivs, der südwestliche Teil des deutschen Teils der Reiter Alm, der südliche Teil des Lattengebirges, sowie das Klausbachtal und das Wimbachtal.

Der Überlauf bzw. Abfluss (Sillersbach) des Hintersees vereinigt sich mit dem Klausbach zur Ramsauer Ache, die in östlicher Richtung durch das Ramsauer Tal nach Berchtesgaden fließt und mit der Preisenklamm den einzigen Talzugang geschaffen hat. Weitere Zugänge sind die Pässe Schwarzbachwacht, Hirschbichl und Hochschwarzeck.

Der Besiedelung beschränkt sich auf das Tal entlang der Ramsauer Ache, rund um den Hintersee und an den Südhängen des Lattengebirges bis auf eine Höhe von 1100 m.

Gemeindegliederung

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Gnotschaften Antenbichl, Au, Schwarzeck, Taubensee und den Ortsteil Hintersee.[2] Aneinander angrenzende Anteile der Gnotschaften Au, Schwarzeck und Taubensee bilden einen im Zusammenhang bebauten Innenbereich, der informell als Dorf Ramsau[3] oder als Ortszentrum[4] bezeichnet wird.

Geschichte

Pfarrkirche St. Sebastian vom Malerwinkel aus mit Reiteralpe

Durch Ramsau führte der wichtige Handelsweg über den Hirschbichl in den Pinzgau, der nach Gründung der Fürstpropstei Berchtesgaden zur ersten Besiedlung Ramsaus beigetragen hat.[5] Nachdem ab 1201 dem Klosterstift Berchtesgaden in geistlicher Hinsicht die Pfarrei Berchtesgaden inkorporiert wurde, kam alsbald Ramsau als eine ihrer Filialen hinzu,[6][7] für die jedoch erst 1512 bei der bereits bestehenden Taverne am Handelsweg auch die heutige Pfarrkirche St. Sebastian als eigenes Filialkirchengebäude errichtet wurde.[8] In dem ersten Steuerbuch des Berchtesgadener Landes von 1456 wird Ramsau als eine seiner acht „Urgnotschaften“ mit zwei „Gnotschaftsbezirken“ und ihren sie betreuenden „Gnotschaftern“ aufgeführt. Doch als Gnotschaft dürfte sich Ramsau bereits Ende des 14. Jahrhunderts im Zuge des 1377 ausgestellten „Landbriefs“ von Propst Ulrich Wulp herausgebildet haben und hatte als solche wie die anderen bis zur Säkularisation im Jahre 1803 Bestand.
Siehe zu diesem Absatz auch den Abschnitt: Geschichte in Fürstpropstei Berchtesgaden

Deckenfresko in Maria Kunterweg

Die Reformation fand in Ramsau im Gegensatz zu den meisten anderen Gnotschaften des Berchtesgadener Landes nur wenige Anhänger.[9][10]
Und nachdem im Zuge der Gegenreformation eine große Anzahl der Protestanten und damit 10 Prozent der Bevölkerung[11] aus dem fürstpröpstlich regierten Herrschaftsgebiet vertrieben waren, wurde noch im Jahr ihres Auszugs (1733) in der Ramsau die Kirche Maria Kunterweg geweiht, in der ein Deckengemälde diese Auswanderung triumphierend dokumentiert. Im unteren Chronogramm zweier Kartuschen ist dazu, aus dem Lateinischen übersetzt, zu lesen:[9]

Auf Fürbitte der unbefleckten Jungfrau und Mutter
ist der verderbende Irrglaube hier von dieser
Kirche ausgetrieben worden. (1733)

Siehe zu diesem Absatz auch die Abschnitte: Reformation und Gegenreformation, Vertreibungen und Emigration in Fürstpropstei Berchtesgaden

1803 wurde die Fürstpropstei Berchtesgaden aufgelöst und das Berchtesgadener Land verlor damit seine politische Eigenständigkeit. Nach drei kurz hintereinander folgenden Herrschaftswechseln wurden 1810 dessen Gebiet und seine Ortschaften, darunter auch Ramsau, dem Königreich Bayern angegliedert.[12]
Siehe zu diesem Absatz auch den Abschnitt: Nach der Säkularisation in Fürstpropstei Berchtesgaden

Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern 1818 wurde Ramsau eine selbständige politische Gemeinde und seine zuvor zwei Gnotschaftsbezirke sind in die vier Gnotschaften Antenbichl, Au, Schwarzeck und Taubensee aufgesplittet worden. Das bayerische Herrscherhaus der Wittelsbacher nutzte die umfangreichen Forstflächen Ramsaus als Hofjagdgebiet.

Zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gab es erstmals Bestrebungen, von Ramsau aus den Watzmann mit einer Seilbahn zu erschließen.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte der Ramsauer Forstmeister Georg Küßwetter die weitere Ausbreitung des Tourismus in den Ramsauer Bergen zu verhindern. Er veranlasste mehrere Brandstiftungen an Alm- und Berghütten und ließ anschließend die Mauern des ehemaligen Wehrmachtshauses am Blaueis sprengen. Das Landgericht Traunstein führte 1952 gegen ihn als Hauptbeschuldigten den Prozess im königlichen Schloss in Berchtesgaden. Dieses Gerichtsverfahren fand bundesweites Medieninteresse.[13] Er wurde im September 1952 zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.[14]

1968 gründete die Gemeinde Ramsau zusammen mit der Marktgemeinde Berchtesgaden, dem Fremdenverkehrsverband des Berchtesgadener Landes und einigen Privatpersonen die „Watzmannbahn GmbH“. Dem folgten juristische Auseinandersetzungen mit Gegnern der touristischen Erschließung des Watzmanns. Das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichts vom 17. Dezember 1969 und der Beschluss der Bayerischen Staatsregierung vom 7. Mai 1974 über die Errichtung des Nationalparks Berchtesgaden entzogen schließlich dem Projekt die Grundlage und setzten ihm ein Ende.[15]

Auch nach der Gebietsreform in Bayern von 1972 blieb Ramsau (offiziell seither: „Ramsau bei Berchtesgaden“) eine eigenständige Gemeinde.

Am 1. Januar 1984 wurden die gemeindefreien Gebiete Forst Hintersee, Ramsauer Forst und Forst Taubensee aufgelöst und vollständig als eigene Gemarkungen in die Gemeinde Ramsau eingegliedert. Ebenso wurde der südliche Teil des Jettenberger Forsts in die Gemeinde und Gemarkung Ramsau eingegliedert (der größere nördliche Teil ging an die Nachbargemeinde Schneizlreuth). Diese unbewohnten Flächen liegen vollständig im Nationalpark Berchtesgaden, durch ihre Eingliederung vergrößerte sich die Gemeindefläche erheblich von 22,98 km² auf 129,18 km².

Religion

Laut der letzten Volkszählung von 1987 waren in Ramsau von seinerzeit insgesamt 1694 Einwohnern 1526 römisch-katholisch und 133 evangelisch, die Religionszugehörigkeit der restlichen 52 Einwohner wurde nicht aufgeschlüsselt. Bis 1987 wurde in den Statistiken der Volkszählungen neben „römisch-katholisch“ und „evangelisch-lutherisch“ stattdessen die Zahl der „Ausländer“ angegeben.[16][17] Von Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften und ihren etwaigen Versammlungsräumen liegen auch aktuell für die Ramsau keine Angaben vor.

  • Die Verwaltung und seelsorgerische Betreuung der römisch-katholischen Pfarrei in Ramsau und ihrer Kirchen Pfarrkirche St. Sebastian und Maria Kunterweg liegen derzeit (Stand: 2010) beim (Landkreis-)Dekan als Pfarradministrator.[18] Laut den „Seelsorgeeinheiten in der Erzdiözese München und Freising nach Planung 2020“ ist die Zahl der Katholiken in der Ramsauer Pfarrei zwischenzeitlich auf 1473 (Stand: 2008) gesunken und ein Pfarrverband mit der Pfarrgemeinde Unterstein und ihren 3851 (Stand: 2008) Gemeindemitgliedern geplant.[19]
  • Die evangelische Kirche Zum Guten Hirten, nach den Plänen des Münchner Architekten Gustav Gsaenger gebaut und am 27. Juli 1958 eingeweiht, wird von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Berchtesgaden verwaltet und seelsorgerisch betreut. [20]

Politik

Der Gemeinderat setzt sich aus 12 Gemeinderäten und dem Bürgermeister zusammen.

Seit der Kommunalwahl von 2008 stellt die CSU den Bürgermeister und nimmt acht Sitze, der „Ramsauer Wahlblock“ vier Sitze ein. Die 2 Perioden im Gemeinderat vertretenen unabhängigen Wähler Ramsau (UWR) traten zur Wahl nicht mehr an. Bürgermeister Herbert Gschoßmann und der Gemeinderat Richard Graßl (beide CSU) sind zudem Mitglieder des Kreistages des Berchtesgadener Landes.

Gemeindepartnerschaften

Die Gemeinde Ramsau pflegt seit dem Jahr 2000 eine Partnerschaft mit der slowenischen Gemeinde Bohinj.[21] Anknüpfungspunkt sind Gemeinsamkeiten wie die Lage in einem Nationalpark und die Erstbesteigung des in Ramsau gelegenen Watzmanns im Jahr 1800 durch den Slowenen Valentin Stanič.

Wappen

Blasonierung: Auf blauem ungeteiltem Feld der Heilige Vinzenz mit weißem Kragen und weißem, gelb gerandetem Chorhemd, darunter ein roter Talar, der den Unterkörper bis auf die Schuhspitzen bedeckt, vom Schildträger aus gesehen in dessen rechter Hand ein von sich wegweisendes Beil, hält die linke einen Sapie.

Vinzenz wird als Patron der Holzknechte verehrt. Der Holzeinschlag zur Versorgung der Saline Berchtesgaden war für Ramsau von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

Wirtschaft und Infrastruktur

Alpenpanorama in Ramsau

Wirtschaftsstruktur

Die wirtschaftliche Struktur der Ramsau war früher überwiegend von der Land- und Forstwirtschaft bestimmt, die für die Bewohner nur sehr karge Erträge abwarf. Zeitweise wurden in Ramsau in großem Ausmaß Mühlsteine aus Ramsauer Nagelfluh gewonnen. Im 19. Jahrhundert begann ein grundlegender Strukturwandel, der den Urlauberreiseverkehr zur Existenzgrundlage vieler Einwohner machte. Heute hat Ramsau im Berchtesgadener Land im Verhältnis zur Zahl der Einwohner die höchsten Übernachtungszahlen. Ein deutlich über dem Landkreisdurchschnitt liegender Teil der einheimischen Bevölkerung arbeitet im Baugewerbe, das weit über den örtlichen Bedarf ausgeprägt ist. Darin besteht eine große Ähnlichkeit mit den benachbarten österreichischen Gebirgsgauen.[22] Ergänzt wird die Wirtschaftsstruktur durch Dienstleistungs- und Handelsbetriebe überwiegend für den regionalen Bedarf. Die Landwirtschaft wird hauptsächlich im Nebenerwerb betrieben.

Tourismus

Bereits in den 1870er Jahren wurde in Ramsau ein Verschönerungsverein gegründet. Ramsau kann eine lange Liste prominenter Gäste vorweisen, darunter hochrangige Politiker wie Hans-Christoph Seebohm, Bundesverkehrsminister mit Familie (1951), den ehemaligen ägyptischen König Faruk (1954), Prinzessin Soraya (1961) und andere Angehörige von Herrscherhäusern, mit dem Erzbischof von München und Freising Julius Kardinal Döpfner und dem Privatsekretär Papst Benedikts XVI., Georg Gänswein, auch Angehörige der hohen Geistlichkeit. Im Königreich Bayern hielten sich regelmäßig Mitglieder der bayerischen Königsfamilie (Wittelsbacher) in Ramsau zur Jagd auf.

Verkehr

Die Hauptverkehrsader ist die Deutsche Alpenstraße B 305; sie führt von Inzell über Schneizlreuth und den Pass Wachterl in die Ramsau und von dort weiter nach Berchtesgaden. Das Dorf Ramsau und der Ortsteil Hintersee werden durch eine von der Deutschen Alpenstraße abzweigende Staatsstraße erschlossen. Eine Besonderheit der Straße nach Berchtesgaden ist das Felsentor, durch das die Bundesstraße führt.

Busse der RVO GmbH verkehren vom Bahnhof Berchtesgaden (teilweise über Schönau) nach Ramsau und weiter zum Hintersee. Vom Hintersee fährt auf der für den Individualverkehr gesperrten Hirschbichlstraße im Sommer der Nationalpark Wanderbus über die Staatsgrenze am Hirschbichl und weiter in den Pinzgau nach Weißbach bei Lofer im Salzburger Land (Österreich). Weitere Busverbindungen existieren entlang der Alpenstraße und zum Hochschwarzeck.

Bildungseinrichtungen

Ramsau verfügt über eine Grundschule mit insgesamt vier Klassen der Stufen 1 bis 4, die 1999 ein neues Schulgebäude bezogen haben.[23] Zudem unterhält die Gemeinde seit 1985 einen Kindergarten, der 1999 ebenfalls in neue Räumlichkeiten umgezogen ist, die 2008 um einen Erweiterungsbau für eine Krippengruppe ergänzt wurden. Neben der Betreuung von Kleinkindern bietet der Kindergarten auch eine Mittagsbetreuung für Grundschulkinder bis 10 Jahren an.[24]

Freizeit- und Sportanlagen

Die Gemeinde Ramsau besitzt einen Sportplatz und eine Turnhalle. Die umgebenden Gebirgsstöcke bieten beste Möglichkeiten von der Wanderung bis zur Klettertour und für Mountainbikefahrten. Am Hintersee sind Ruderbootsfahrten möglich. Im Ramsauer Ortsteil Wimbachbrücke gibt es einen Minigolfpark, in Hochschwarzeck ein Familienskigebiet mit Rodelbahn. Weitere Naturrodelbahnen gibt es von der Eckau ins Dorf Ramsau und auf der alten Hinterseerstraße. Unter der Federführung des Skiklubs Ramsau werden zahlreiche Sportwettbewerbe veranstaltet, auch außerhalb des Skisports. Es gibt auch einen Fußballverein.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Blick vom Soleleitungsweg zur Reiteralpe
Arschpfeifenrössl als Christbaumschmuck

Naturschönheiten

Westlich von Ramsau liegt der Hintersee, den man auch auf einem Weg durch den so genannten Zauberwald erreichen kann. Der Zauberwald ist ein Geotop mit Bergsturztrümmern zwischen den Bäumen, dem eine sich im Namen wiederspiegelnde, romantische Atmosphäre nachgesagt wird.

Der Soleleitungsweg zwischen dem Brunnhaus Söldenköpfl und der Schwarzbachwacht wurde ursprünglich als Trasse der Soleleitung von Berchtesgaden nach Bad Reichenhall angelegt und ist nahezu durchgängig eben. An einem Südhang auf einer Höhe von ca. 900 m gelegen, bietet er einen Panoramablick ins Ramsauer Tal und zu den gegenüberliegenden Gebirgsstöcken, wie Watzmann, Hochkalter und Reiteralpe.

Die Hindenburglinde steht an der Deutschen Ferienroute Alpen-Ostsee (Bundesstraße 305), oberhalb des Tals der Ramsauer Ache.

Der Nationalpark Berchtesgaden liegt mit der Wimbachklamm und dem Wimbachtal als einziger Alpen-Nationalpark Deutschlands zu großen Teilen auf Ramsauer Gemeindegebiet. Am Eingang des Klausbachtals dient das dorthin translozierte historische Klausbachhaus als Nationalpark-Informationsstelle und bildet den Startpunkt für viele Wanderungen und Exkursionen im Nationalparkgebiet.

Kulturelle Traditionen

Die traditionelle alpenländisch-bayerische Kultur wird in Ramsau z. B. durch die Ramsauer Sänger als überregional bekannte Volksmusikanten, den Gebirgstrachtenerhaltungsverein „D' Achentaler“ mit der Berchtesgadener Tracht, die Weihnachtsschützen und die Musikkapelle gepflegt.

Eine bis ins 16. Jahrhundert reichende und nur noch in der Ramsau ausgeübte kunsthandwerkliche Tradition ist das Schnitzen von Arschpfeifenrössl als Berchtesgadener War.[25][26]

Bauwerke

Die Ramsauer Pfarrkirche St. Sebastian erlangte als bereits von zahlreichen Malern des 19. Jahrhunderts wie später auch auf Post- und Weihnachtskarten genutztes Bildmotiv große Bekanntheit. Die Wallfahrtskirche Maria Kunterweg gilt als eines der originellsten Werke des bayerischen Rokoko. Daneben gibt es zahlreiche kleinere Kapellen und einige noch weitgehend im Originalzustand erhaltene Bergbauernhöfe, Almkaser und Wirtshäuser (z. B. Gasthof Auzinger).

Das in Klausbachhaus umbenannte Bauernhaus aus dem Jahr 1757 wurde vom Laroslehen in der Unterau in die Ramsau transloziert und bis auf eine Abweichung nach seinem historischen Vorbild wiederhergestellt. Es dient heute als Informationsstelle des Nationalparks Berchtesgaden. Neben einer Lesestube für Kinder auch Ausstellungsräume bietet es u. a. für eine Multivisionsshow oder für das vom 21. bis zum 24. Juni 2012 erstmals veranstalteten „internationalen ExTempore für Bildkunst“.[27][28]

Das ehemalige inzwischen per Nachqualifizierung denkmalgeschützte Zollhaus in der Hirschbichlstraße 11 wurde 1822 als eingeschossiger Satteldachbau errichtet und 1842 erstmals umgebaut. Knapp 100 Jahre später hatte es Fritz Todt (1891–1942), Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, SA-Obergruppenführer und Reichsminister für Bewaffnung und Munition, erworben, der es 1940/41 durch Gustav Gsaenger zu einem Wohnhaus umbauen ließ.[29] Der wegen Anstiftung zu Sprengungen und mehrfacher Brandstiftung angeklagte Forstmeister Georg Küßwetter aus der Ramsau (→ siehe hierzu den Abschnitt Geschichte unter Blaueishütte) soll u. a., wenn auch ohne Erfolg, dazu angestiftet haben, das Haus in der Hirschbichlstraße 11 niederzubrennen, da es nach Todt zu Anfang der Nachkriegszeit in den 1940ern als nächstes von dem Küßwetter verhassten amerikanischen Captain Payton bewohnt wurde.[30]

Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Ramsau bei Berchtesgaden

Landschaftsmalerei

„Ramsau, zwei Damen mit Sonnenschirm“ (1911) von Konrad Westermayr
Blick etwa vom Riesenbichl in Richtung Dorfmitte Ramsaus mit Kunterwegkogel und Teilen der Reiteralpe.

Im 19. Jahrhundert hatte sich ab den 1830ern am Hintersee eine bekannte Malerkolonie vor allem aus Vertretern der Münchner und Wiener Schule entwickelt,[31] darunter unter anderem: Wilhelm Busch,[31] Carl Rottmann,[31] Ludwig Richter,[32] Carl Schuch,[32] Karl Hagemeister,[32] Thomas Fearnley,[32] Friedrich Gauermann,[32] Ferdinand Waldmüller[32] und Frederik Christian Kiærskou (1805–1891)[32]. Unter ihnen hat dann u.a. Carl Rottmann auch den See selbst zum Bildmotiv erhoben. Vielen von ihnen dienten der Gasthof Auzinger und seine Vorgängerwirtschaft Hint. See Wirth als Treffpunkt und Herberge.[31]

Die Pfarrkirche St. Sebastian wurde von Malern wie Wilhelm Bendz, Thomas Fearnley, Ferdinand Runk, Ferdinand Laufberger, Wilhelm Busch, Otto Pippel und Will Klinger-Franken auf Skizzen, Zeichnungen und Gemälden festgehalten.[33] Während jedoch zum Beispiel Fearnley (1830) und Loos (1836) noch die Perspektive vom Westen her bzw. vom damaligen Dorfkern beim Gasthof Oberwirt in Richtung Kirche mit dem Göll im Hintergrund wählten, wechselte gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Blickwinkel in die entgegengesetzte Richtung und der heute Malerwinkel genannte Standpunkt mit Ramsauer Ache und Ertlsteg im Vordergrund sowie der Reiter Alpe im Hintergrund setzte sich durch.[34] Im Rahmen des vom 21. bis zum 24. Juni 2012 von der Gemeinde Ramsau erstmals veranstalteten „internationalen ExTempore für Bildkunst“ bildet die Pfarrkirche für die Wettbewerbsteilnehmer eines von zwei zu bearbeitenden Bildmotiven.[27][28] Zudem dient sie noch heute als zentrales Bildmotiv auf Foto- und Ansichtskarten und findet auch auf einem Puzzle Verbreitung.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich der gebürtige Ramsauer Konrad Westermayr (1883-1917) als Maler des Spätimpressionismus auch mit seinem Heimatort in Gemälden auseinandergesetzt.

Theater

Am Hintersee wurde im Sommer 2010 unter dem Titel Nationalpark-Festspiele die Martinsklause von Ganghofer als Freilichtaufführung gespielt.[35]

Filmkulisse

Folgende Filme/Serien wurden (teilweise) in Ramsau gedreht:

  • 1929 Wildschütz Jennerwein
  • 1930 Glühende Berge, brennende Herzen
  • 1931 Von Berchtesgaden in die Ramsau
  • 1936 Prinzessin Dagmar
  • 1938 Die Pfingstorgel
  • 1949 Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies
  • 1952 Zwei Menschen
  • 1952 Des Teufels Erbe
  • 2001 Tierarzt Dr. Engel
  • 2006 Das Geheimnis des Königssees
  • 2007 Zwei Herzen und ein Edelweiß
  • 2008 Dokumentation über Romy Schneider

Feste

Die traditionellen Veranstaltungen sind in Ramsau bis heute stark vom kirchlichen Jahresablauf geprägt. Besonderheiten sind das Ramsauer Holzbier, der Jahrtag der Holzknechte am Rosenmontag und das Patrozinium der Pfarrkirche, der Sebastianitag am 20. Januar (Ramsauer Feiertag), an dem noch heute viele Ramsauer Unternehmen Betriebsruhe halten.[36][5]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Ehrenbürger

Der Gemeinderat hat folgende Personen zu Ehrenbürgern ernannt:

  • 31. August 1919: Johann Irlinger, Fendten, Kreisrat, 1. Bürgermeister a. D.
  • 29. Januar 1973: Gottfried Raubinger, Pfarrer
  • 10. August 1976: Richard Graßl, Haus Bachrand, Kreisrat, 2. Bürgermeister und Gemeinderat a. D.
  • 12. September 1986: Schwester Guntrama (1914–1992), Gemeindeschwester von 1946 bis 1987

Berühmte Bürger

Folgende Persönlichkeiten wurden zwar nicht in Ramsau geboren, standen bzw. stehen aber in einer engen Beziehung zu der Gemeinde:

  • Hans Brandner (* 1949), Rennrodel-Weltmeister und Olympia-Silbermedaillengewinner im Doppelsitzer, führte mit seiner Familie das Hotel „Hochkalter“ in Ramsau
  • Wolfgang Bartels (1940–2007), Bronzemedaillengewinner im olympischen Abfahrtslauf 1964, führte den von den Eltern übernommenen Gasthof „Wörndlhof“ in Hintersee
  • Hermann Buhl (1924–1957), Erstbesteiger des Nanga Parbat, hatte ab 1951 bis zu seinem Tod den ersten Wohnsitz in Ramsau.
  • Kriemhild Buhl (* 1951), Kinderbuchautorin, wuchs in Ramsau auf
  • Carolin Fernsebner, (* 1986), Skirennläuferin, wuchs in Ramsau auf
  • Franz Graßl (* 1965), Skibergsteiger, lebt in Ramsau
  • Georg Graßl (1926–1995), Landtagsabgeordneter, machte sich in Ramsau als Malermeister selbständig
  • Hartmut Graßl (* 1940), Klimaforscher, wuchs in Ramsau auf
  • Judith Graßl (* 1968), Skibergsteigerin, lebt in Ramsau
  • Will Klinger-Franken (1909–1986), Kunstmaler, ab 1949 regelmäßiger Aufenthalt, ab 1960 bis zu seinem Tod erster Wohnsitz in Ramsau.
  • Manuel Machata (* 1984), Weltmeister im Viererbob 2011, wuchs in Ramsau auf
  • Maria Maltan (1938–2008), Kommunalpolitikerin, Bäuerin, bewirtschaftete das „Sommeraulehen“ und gehörte von 1984 bis 2002 dem Ramsauer Gemeinderat an.
  • Franz Pöschl (1917–2011), Generalleutnant a. D., lebte viele Jahre am Hintersee
  • Jakob Resch, zweimaliger Bronzemedaillengewinner im Bob, lebt in Ramsau und führte den Hotel-Gasthof an der Hindenburglinde.
  • Martin Schwab (* 1926), Volksmusikant, führte das Wirtshaus „Gerstreit“ in Ramsau
  • Willy Schlieker, Großindustrieller (1914–1980), Begründer des Ramsauer Skigebiets Hochschwarzeck und in Ramsau verstorben

Persönlichkeiten mit Bezug zur Gemeinde

Einzelnachweise

  1. Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2024; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
  2. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern Gebietsstand: 25. Mai 1987, München, 1991, S. 71
  3. Sitzungsprotokolle öffentliche Sitzung vom 20. September 2011 des Ramsauer Gemeinderats - auf Seite 3 der PDF-Datei heißt es: "Das Baugrundstück (..), Gemarkung Ramsau, liegt im Innenbereich. Im Flächennutzungsplan der Gemeinde Ramsau ist das Gebiet als Fläche Dorfgebiet ausgewiesen."
  4. ramsau.de Unter "Zahlen, Daten, Fakten" die Angabe der Höhenlage des Ortszentrums
  5. a b Gemeinde Ramsau - Brauchtum, Geschichte, Geographie in Ramsau und Berchtesgaden online unter ramsau.de
  6. datenmatrix.de Zu: Berchtesgaden, Chorherrenstift in „Haus der Bayerischen Geschichte“
  7. A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 108–109
  8. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke, Band 1. Salzburg 1815; S. 134 f.
  9. a b berchtesgaden-evangelisch.de Alfred Spiegel-Schmidt: Reformation und Emigration im Berchtesgadener Land. Text zur Emigration der Protestanten aus der Fürstpropstei Berchtesgaden.
  10. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, S. 131–132 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  11. Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. siehe Die Vertreibung der Protestanten aus Berchtesgaden. S. 171–174
  12. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, ab S. 145 f.
  13. Schaun's in die Ramsau. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1952, S. 10–12 (6. August 1952, [Online])
  14. archiv.preussische-allgemeine.de Zum Urteil gegen Georg Küßwetter in Das Ostpreußenblatt vom 13. September 1952, unter Von Tag zu Tag, PDF-Datei S. 2 von 16
  15. Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973. S. 95
  16. statistik.bayern.de Statistik zur Aufteilung der Bevölkerung nach evangelisch und römisch-katholisch
  17. Ramsau bei Berchtesgaden: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik S. 6 von 29 PDF-Seiten
  18. berchtesgaden-evangelisch.de - Anlässlich des ökumenischen Kirchentages 2010 in München ein Gemeindebrief der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Berchtesgaden mit einem Gastbeitrag zur römisch-katholischen Pfarrei in der Ramsau; Gemeindebrief Nr. 130 für Juli-Oktober 2010, s.S. 21 von 32 PDF-Seiten
  19. erzbistum-muenchen.de „Seelsorgeeinheiten in der Erzdiözese München und Freising nach Planung 2020“ als PDF-Datei, eine Seite
  20. berchtesgaden-evangelisch.de Webseite zur evangelischen Kirche Zum Guten Hirten
  21. fwg-ramsau.de Hinweis auf 10-jährige Gemeindepartnerschaft mit Bohinj im Jahr 2010, PDF-Datei S. 6 von 6
  22. www.nationalparkregion.at S. 7-8 für Salzburger Gebirgsregionen
  23. grundschule.ramsau.de „Wir über uns“ mit Angaben u.a. zur Zahl der Klassen und dem Schulgebäude
  24. ramsau.de Webseite zu "Allgemeine Information über unseren Kindergarten" in der Ramsau
  25. E. E. Fischer: Souvenirs, Souvenirs: Arschpfeifenrössl. In: Süddeutsche Zeitung vom 26. Februar 2007
  26. R. Mischke: Weihnachtsbaumschmuck nach alten Vorlagen. In: Welt am Sonntag vom 19. Dezember 2010
  27. a b Christian Holzner: Offenes Kunstsymposium am Hintersee; ein Beitrag zum „internationalen 'ExTempore' für Bildkunst“ vom 21. bis zum 24. Juni 2012 in der Ramsau für das Regionalfernsehen Oberbayern am 10. Mai 2012 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Kunst1“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  28. a b salz-der-heimat.eu Einladung zum internationalen ExTempore für Bildkunst in Ramsau bei Berchtesgaden
  29. geodaten.bayern.de Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege zu Fritz Todt und dem Haus in der Hirschbichlstraße 11, das als denkmalgeschützt nachqualifiziert wurde.
  30. spiegel.de Zum Jagdhaus von Fritz Todt in der Ramsau – BRANDSTIFTUNG - Schaun's in die Ramsau in Der Spiegel Nr. 32, 1952, S. 10–12 vom 6. August 1952
    „Küsswetter(..) habe außerdem, wenn auch ohne Erfolg: (..) Niederberger im Frühjahr 1947 an mindestens drei verschiedenen Tagen aufgefordert, das Jagdhaus des ehemaligen Reichsministers Todt am Hintersee abzubrennen, weil es von dem amerikanischen Captain Payton bewohnt wurde, der Küsswetter verhaßt war.“
  31. a b c d faz.net Weindl, Georg: Ein Leben zwischen Staffelei und Wirtshaus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Mai 2003
  32. a b c d e f g auzinger.de Zur Geschichte des Gasthof Auzinger
  33. Zu Fearnley, Runk, Laufberger und Busch: www.ramsau-berchtesgaden.de Malerrundweg Ramsau
  34. Christoph Karbacher: Berchtesgaden als Motiv der Landschaftsmalerei. S. 304, in: Walter Brugger u. a. (Hrsg.): Geschichte von Berchtesgaden. Band III/1, Berchtesgaden 1998, S. 287-312.
  35. offizielle Festspielhomepage
  36. Zu Brauchtum und Festen in der Ramsau Albert Scharf, Fritz Resch: Das Ramsauer Brauchtum im Ablauf des Kirchenjahres. Berchtesgadener Anzeiger 2005, ISBN 3-925647-39-2
  37. Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973. S. 223–224
    Eintrag in der Ramsauer Pfarrchronik: „Josef Mohr (..) kam am 29. VIII. 1815, da er schon nach Mariapfarr in Lungau bestimmt war, hier an, und blieb mit Bewilligung des Hochwürdigsten Konsistoriums zur Aushilfe da bis 10. X. 1815, an welchem Tag er abgereist war.“ Ferner heißt es bei Helm: „M. war auf dem Wege zu seiner ersten Dienststelle, er wird nun beim Pfarramt in Ramsau wegen Übernachtung vorgesprochen haben.“
  38. Otto Franz Gensichen: Mohr, Joseph Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 435.
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