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Röhrenfurth (Adelsgeschlecht)

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Die Herren von Röhrenfurth waren ein heute erloschenes, althessisches Rittergeschlecht mit Stammsitz im Dorf Röhrenfurth an der Fulda, einige Kilometer nördlich von Melsungen. In Melsungen besaßen sie einen Burgsitz in der landgräflichen Burg.

An ihrem Stammsitz sicherten die Röhrenfurther für die Landgrafen von Hessen eine wichtige Furt über den Fluss. Der letzte männliche Spross des Geschlechts, Eckhard von Röhrenfurth, war von 1389 bis zu seinem Tod im Jahr 1432 Erbmarschall von Hessen, als Nachfolger seines Schwiegervaters Rörich II. von Eisenbach. Auf Eckhard folgte in diesem Amt sein Schwiegersohn Herrmann von Riedesel.

Geschichte

Die Quellenlage zu den Röhrenfurthern ist lückenhaft. Erstmals greifbar werden sie mit Bertoldus de Rornefort, der am 30. November 1182 in einer Urkunde als Zeuge erscheint. Später werden Helmwich (1199), Helferich (1219–20) und Heinrich (um 1200 gest.) anlässlich verschiedener Beurkundungen genannt; letzterer war Subdiakon und Kanonikus am St. Petri-Stift in Fritzlar.

1269 veräußerte Wolrad von Rorenvort mit Zustimmung seiner Ehefrau und seiner Söhne Wolrad und Hermann seine Besitzungen in und bei Röhrenfurth (die damaligen Orte Alt- und Neu-Breitenbach) für 21 feine Mark an das Kloster Eppenberg bei Gensungen.

Otto I. war von 1339 bis 1358 Kanonikus zu Worms (Martinskirche) und von 1361 bis 1373 Dechant zu Rotenburg an der Fulda. Er führte in seinem Siegel einen Halbmond und zwei Sterne. Otto nahm in Melsungen seinen Alterssitz und erwarb hierzu Einkünfte und Besitzungen. 1339 kaufte Otto von Heinrich von Meysenbug einen Zins aus dessen Gut in Grebenau und 1368 von Hermann und Tile von Falkenberg den Zehnten von Beiseförth, Rockenhusen (Rockenmühle an der Beise), Sneylbach (Schnegelshof zw. Beiseförth und Dagobertshausen). Im Jahre 1358, dem letzten Jahr seines Aufenthaltes in Worms, erwarb Otto von seinem Bruder Eckhard I. dessen Gut zu Oberzwehren. Mit den Einkünften daraus stiftete er eine Kapelle mit einer Kemenate in der Melsunger Cyllsgasse (heute: Zülchsgässchen) hinter dem ehemaligen Burgsitz derer von Röhrenfurth; die einstige Kemenate ist, mit einer Aufstockung in 1601, heute das älteste Wohnhaus in Melsungen. Um die Kapellenstiftung über seinen Tod hinaus zu sichern, band Otto seine Verwandtschaft vertraglich. 1357 veranlasste Otto seinen Bruder Eckhard I., dessen Frau Alheide und deren Söhne Otto II. und Eckhard II., auf ihr väterliches Erbe zu verzichten, gab es ihnen aber auf Lebenszeit gegen einen geringen Kornzins zur Nutzung. Dafür versprachen sie, ihn im Besitz all seiner Habe zu lassen. 1373, wohl nach dem Tod Eckhards I., bestätigten die Brüder Otto II. und Eckhard II. die Kapellenstiftung ihres Onkels.

Belegte Mitglieder des Geschlechts

  • 1182–1220 Bertoldus de Rornefurt
  • 1199 Helmwich (Bruder Bertolds ?)
  • 1219–1220 Helfrich (Bruder von Bertold ?)
  • um 1200 gest. Heinrich, Subdiakon in Fritzlar (Bruder Bertolds ?)
  • 1269 Wolrad (der Ältere)
  • 1269 Hermann (Sohn Wolrad d. Älteren)
  • 1269 Wolrad (der Jüngere, Sohn Wolrads d. Älteren)
  • 1288–1309 Wigand (Sohn Wolrads d. Älteren) seine Ehefrau Elisabeth
  • 1309–1368 Eckhard I. (Sohn Wigands), seine Ehefrau Alheide
  • 1309–1323 Wigand (d. Jüngere)
  • 1309–1373 Otto I. 1339 - 58 Kanonikus zu Worms, 1361 - 73 Dechant zu Rotenburg
  • um 1340 gest. Bertha v. Röhrenfurth (Tochter Wigands d. Älteren ?)
  • um 1340 Bertold, Ritter von Röhrenfurth
  • 1341 Lukardis, Wigandi von Rorennefort Wiwe (verkauft Gefälle ihrer Güter in Wanfort (Wagenfzrth) zum Heil ihrer Seele an das Kloster Eppenberg)
  • 1347 Uda von Rorinfort, Nonne im Kloster Eppenberg. Auch Jutta, Elrich und Alheide, Töchter der Röhrenfurther, werden als Nonnen des Klosters Eppenberg genannt.
  • 1357–1385 Otto II. und Ehefrau Elisabeth
  • 1357–1432 Eckhard II. (Sohn Eckhards I.) und dessen Ehefrau Jutta von Schöneberg
  • 1357–1430 Friedrich (Bruder Eckhards II., Sohn Eckhards I.)
  • 1368 Elisabeth v. Röhrenfurth (Witwe Kurts v. Herzenrade)
  • 1369 Mechthild (Schwester Eckhards II., Tochter Eckhards I., Ehefrau Bernhards v. Binsförth, ihr Sohn Strauß v. Binsförth wird von Otto II. als Erbe eingesetzt)
  • 1376 Hans (Sohn Ottos II. u. dessen Ehefrau Elisabeth)
  • 1383–1384 Otto III., früh verstorbener Sohn Ottos II.
  • 1384 Otto der Jüngere (Sohn Ottos II.)
  • 1383 Eine namentlich nicht genannte Schwester Ottos II., verheiratet mit einem von Gleichen, einem Neffen Eckhards II. und Friedrichs, wird von Otto II. als Erbin eingesetzt
  • 1406–1429 Henne (Sohn Ottos II., Bruder Eckhards II., Friedrichs und Mechthilds)
  • 1429 Margaretha, Tochter Eckhard II. und seiner Ehefrau Jutta von Schöneberg, heiratet Hermann Riedesel
  • 1432 Eckhard II. von Röhrenfurth stirbt. Hermann Riedesel (gest. am 31 Juli 1463), Ehemann Margarethas, tritt das Erbe der Herren von Röhrenfurth an.

Röhrenfurth. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>4. November 2010<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen Format invalid.