Fußballspiel Fortuna Düsseldorf – Hertha BSC am 15. Mai 2012


Das Fußballspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC vom 15. Mai 2012 war das Rückspiel der Relegation zwischen dem auf Platz 16 platzierten Erstligisten und dem drittplatzierten Zweitligisten der Fußball-Bundesliga am Ende der Saison 2011/2012.
Vorgeschichte
Am 34. Spieltag der Fußball-Bundesliga 2011/12 gelang es Hertha BSC, durch einen 3:1-Sieg gegen 1899 Hoffenheim mit nur 31 Punkten den 16. Tabellenplatz zu belegen, da zeitgleich der 1. FC Köln daheim mit 1:4 gegen den FC Bayern München unterlag und mit nur 30 Punkten den direkten Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste.
Fortuna Düsseldorf sicherte sich tags darauf durch ein 2:2-Unentschieden gegen den MSV Duisburg einen Punkt und konnte so mit 62 Punkten Dank des besseren Torverhältnisses den dritten Platz in der 2. Fußball-Bundesliga vor dem FC St. Pauli über die Ziellinie retten, der gegen den SC Paderborn klar mit 5:0 gewann.
Das Hinspiel der Relegation fand am Donnerstag, dem 10. Mai vor etwa 68.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion statt. Hertha BSC ging in der 19. Minute durch Roman Hubník zuerst mit 1:0 in Führung. Anschließend konnte der Spielstand von der Fortuna durch Thomas Bröker (64.) und ein Eigentor von Adrián Ramos (71.) zum 1:2 gedreht werden.
Das Spiel
Schon nach 25 Sekunden stand es 1:0, nachdem Maximilian Beister nach einem Sololauf mit einem platzierten Schuss aus 25 Metern abschloss. Hertha ließ sich davon jedoch nicht irritieren und kam seinerseits nach mehreren guten Gelegenheiten durch Änis Ben-Hatira in der 22. Minute zum Ausgleich. In der Folgezeit drängte die Hertha weiter auf das zweite Tor, aber auch Düsseldorf blieb stets gefährlich.
In der 54. Minute sah Ben-Hatira nach einer Attacke mit gestrecktem Bein gegen Adam Bodzek die Gelb-rote Karte. Fünf Minuten später sorgte Ranisav Jovanović nach Flanke von Thomas Bröker für die erneute Düsseldorfer Führung. Anschließend musste Schiedsrichter Wolfgang Stark wegen des Abfeuerns von Knallkörpern und auf das Spielfeld geworfenen Bengalischen Feuern von beiden Fanlagern das Spiel zum ersten Mal unterbrechen. Den Rest des Spiels über war die Fortuna vorrangig auf das Verteidigen des knappen Vorsprungs bedacht. Hertha rannte weiter an und drängte auf den erneuten Ausgleich, welcher schließlich in der 85. Minute durch Raffael fiel. Danach musste das Spiel ein zweites Mal unterbrochen werden, da Zuschauer erneut Bengalische Feuer auf das Spielfeld geworfen hatten. So wurde nach Ablauf der regulären Spielzeit durch den Vierten Offiziellen Markus Wingenbach eine Nachspielzeit von sieben Minuten angezeigt.[1]
Eine Vielzahl von Ordnern konnte nicht verhindern, dass bereits während der Nachspielzeit immer mehr Zuschauer über Zäune und Banden in den Innenraum des Stadions und bis an den Rand des Spielfeldes gelangten. Die Polizei marschierte mit Hunden vor dem Hertha-Block auf, um Zusammenstöße von gegnerischen Fans zu verhindern.
Etwa eineinhalb Minuten vor dem geplanten Abpfiff interpretierten einige hundert Fans einen Pfiff von Wolfgang Stark als das Ende des Spiels und stürmten auf das Spielfeld. Der Schiedsrichter brach das Spiel daraufhin ab und verschwand sofort in der Kabine, die Spieler beider Mannschaften folgten ihm wenig später in die Katakomben. Die feiernden Düsseldorfer Fans wurden von Spielern und dem Stadionsprecher aufgefordert, den Innenraum zu verlassen, da die Partie sonst nicht zu Ende gespielt werden könnte. Nachdem die Zuschauer weitestgehend zurückgedrängt werden konnten, wurde das Spiel nach etwa 20 Minuten Unterbrechung wieder angepfiffen und die restliche Nachspielzeit nachgespielt.[2]
Paarung | Fortuna Düsseldorf – Hertha BSC |
Ergebnis | 2:2 |
Datum | 15. Mai 2012 |
Stadion | ESPRIT arena, Düsseldorf 51.000 Zuschauer |
Schiedsrichter | Wolfgang Stark (Deutschland) |
Tore | 1:0 Maximilian Beister (1.) 1:1 Änis Ben-Hatira (22.) 2:1 Ranisav Jovanović (59.) 2:2 Raffael (85.) |
Fortuna Düsseldorf | Michael Ratajczak – Tobias Levels, Jens Langeneke, Assani Lukimya-Mulongoti, Johannes van den Bergh – Adam Bodzek, Oliver Fink – Thomas Bröker, Ken Ilsø, Andreas Lambertz – Maximilian Beister Trainer: Norbert Meier |
---|---|
Hertha BSC | Thomas Kraft – Christoph Janker, Roman Hubník, Andre Mijatović, Lewan Kobiaschwili – Peter Niemeyer, Ronny – Nikita Rukavytsya, Raffael, Änis Ben-Hatira – Adrián Ramos Trainer: Otto Rehhagel |
Ermittlungen
Hertha BSC legte Einspruch gegen die Wertung des Spiels ein: „Für uns war das Spiel irregulär. Da ging es nicht mehr um sportlichen Wettkampf. Einziger Zweck der Wiedereröffnung dieses Spiels war, eine weitere Eskalation zu verhindern.“, begründete Herthas Anwalt Christoph Schickhardt den Protest: „In der DFB-Satzung steht, dass ein Spiel unter diesen Umständen nicht gewertet, sondern wiederholt wird.“ Hertha-Manager Michael Preetz erklärte: „Wir rufen das DFB-Sportgericht an, um in dieser Frage zu ermitteln. Die Spieler hatten Angst. Es ging nicht mehr um das sportliche Geschehen. Die Frage nach der eigenen Sicherheit stand im Vordergrund, nicht das Bemühen, in den verbleibenden zwei Minuten noch ein Tor zu erzielen.“
Der Einspruch von Hertha BSC wurde in einer Verhandlung am Freitag, dem 18. Mai unter dem Vorsitz des Vorsitzenden des DFB-Sportgerichts, Hans E. Lorenz, behandelt. Noch am Mittwochabend gab der DFB-Kontrollausschuss bekannt, er habe Ermittlungen gegen beide Klubs und gegen die Hertha-Spieler Levan Kobiashvili, Thomas Kraft, Christian Lell, Andre Mijatovic sowie Fortuna-Kapitän Andreas Lambertz aufgenommen. Schiedsrichter Wolfgang Stark stellte eine Strafanzeige gegen Kobiashvili und beschuldigte ihn, ihm mit der Faust in den Nacken geschlagen zu haben. Des weiteren wurde der Unparteiische von mehreren o. g. Spielern beleidigt, vermutlich, weil dieser die Begegnung rund 30 Sekunden zu früh beendet hatte. Zuvor hatte sich Lell bereits eine Rauferei mit Düsseldorfs Assani Lukimya geleistet und soll den Abwehrspieler dabei angespuckt haben. Lambertz soll eine bengalische Fackel in die Hand genommen und damit als Geste der Freude herumgewedelt haben, was gegen das allgemeine Verbot des Einsatzes von Pyrotechnik verstößt.
Die Verhandlung des DFB-Sportgerichts, in welcher jedoch ausschließlich die Frage der Wertung des Spiels geklärt wird, wurde auf Montag, den 20. Mai vertagt.[3]
Reaktionen
Das Spiel, welches als eines der größten Skandalspiele der Bundesliga-Geschichte bezeichnet wurde, rief weitreichende Reaktionen aus Politik und Gesellschaft hervor. Wieder flammte die Diskussion über die Rolle der Ultras, der Vereine, der Ordnungsdienste und der Polizei in der Prävention von Gewalt sowie den Einsatz von Pyrotechnik in Stadien auf.
CSU-Innenminister Hans-Peter Friedrich forderte: „Die Vereine müssen ihren Fans klarmachen, dass Gewalt nicht geduldet wird. Sie müssen ihnen klarmachen, dass Pyrotechnik in Stadien nichts zu suchen hat. Und sie müssen ihnen schließlich klarmachen, dass es die Fanprivilegien für Ultras und andere nicht mehr geben wird, wenn dort nicht endlich Ruhe und Ordnung einkehrt.“ DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock erklärte, er halte es für möglich, dass Stehplätze abgeschafft werden und wieder Zäune um das Spielfeld gezogen werden.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Fortunas Wiedergeburt versinkt im Chaos
- ↑ Knallkörper, Jubelchaos - und der Aufstieg
- ↑ Hertha legt Protest ein
- ↑ Profifußball in Deutschland: Abstieg ins Chaos