Michail Alexandrowitsch Romanow
Großfürst Michael von Russland (wiss. Transliteration Michail Alexandrovič Romanov; * 22. November 1878; † 12. Juni 1918) war Zar von Russland, er folgte seinem Bruder Nikolaus II. für einen Tag auf den russischen Thron.
Jugend
Michail Alexandrowitsch Romanow (russisch: Михаил Александрович Романов), wurde am 22. November, 1878 als jüngster Sohn des Zaren Alexander III. von Russland und seiner Frau Maria Fjodorowna in St. Petersburg geboren. Der Geburtstag des Fürsten fällt mit seinem Namenstag zusammen. In der Familie galt er als Lieblingssohn der Eltern, bei Verwandten und Freunden hieß er einfach Der liebe Mischa.
In seinen frühen Jahren führte Michail ein glückliches Leben als Großfürst. Da der jüngste Sohn des Zaren in der Thronfolge eine untergeordnete Rolle spielte, konnte er sich, unbelastet von Politik und Staatsgeschäften, seinem Dasein als Playboy in der russischen Gesellschaft widmen. Ihm wurde eine besondere Liebe zu Autos, Sport und Pferderennen nachgesagt.
Thronfolger
Im Jahr 1899 änderte sich dies schlagartig. Sein älterer Bruder Georgi erkrankte an der Schwindsucht und starb unerwartet 28-jährig. Sein ältester Bruder Nikolaus, inzwischen Zar, hatte noch keinen männlichen Erben, wodurch Michail zum Zarewitsch wurde. Mit dem unbeschwerten Junggesellenleben war es nun vorbei. Dies änderte sich erst wieder mit der Geburt von Nikolaus Sohn Alexei. Jedoch stellte man schnell die Bluterkrankheit beim neuen Zarewitsch fest und somit hatte eine mögliche Thronfolge Michails weiter Bestand.
Familie
Beatrice
Die erste Frau, für die sich der Großfürst ernsthaft interessierte, war die englische Prinzessin Beatrice, die er im Urlaub 1902 kennenlernte. Beide verliebten sich und Michail wollte Beatrice heiraten. Sie waren jedoch Cousin und Cousine ersten Grades, in den meisten europäischen Königshäusern häufig der Fall, war eine Heirat nach der russisch orthodoxen Kirche nicht gestatten. Michails Bruder Nikolaus verweigerte seine Zustimmung zur Vermählung. Michail fügte sich in sein Schicksal, als Thronerbe und beendete seine Beziehung zu Beatrice. Diese traf die Entscheidung schwer und litt seelisch darunter.
Dina
Die nächste Frau, die sich ernsthaft Hoffnungen auf eine Hochzeit mit ihm machen konnte, war die Hofdame seiner Schwester Olga. Die bürgerliche Alexandra Dina Kossikowskaja setzte alles daran die Frau des Großfürsten zu werden. Nachdem Michail 1904 nicht mehr der direkte Thronfolger war, schöpfte sie Hoffnung. Michail wollte sie nun heiraten. Abermals lehnte Nikolaus die Frau seines Bruders ab und drohte ihm mit Verbannung. Unter Druck gesetzt von Dina und ihrem Vater wollte der Großfürst erst mit ihr in der Provinz heiraten, als dies fehlschlug, wollten sie durchbrennen. Nikolaus setzte daraufhin Dina in St. Petersburg fest. Schließlich fügte sich Michail erneut in sein Schicksal und Dina wurde lebenslang ins Ausland verbannt.
Dann lernte Mischa Natascha kennen.
Natascha
Michail diente als Rittmeister im Regiment der Leibgarde. Dort diente auch der Rittmeister Wulfert. Michail lernte bald darauf die Frau des Rittmeisters, Natalia, kennen und beide verliebten sich auf den ersten Blick ineinander. Da Natalia verheiratet war, dies bereits zum zweiten Mal und ebenfalls zwei Kinder aus erster Ehe hatte, war sie ebenfalls keine standesgemäße Braut eines russischen Großfürsten. Michail störte die öffentliche Meinung über seine Liaison jedoch nicht und hielt das Verhältnis aufrecht. Bald schon gab es Gerüchte am Hof, die der Zar nicht gewillt war länger zu dulden. Um den Ruf der Zarenfamilie besorgt, schickte Nikolaus seinen Bruder in die Provinz Orjol, dort sollte er das Kommando über ein Husarenregiment übernehmen und Abstand gewinnen. Doch die unerwünschte Verbindung erhielt er weiterhin aufrecht. Im Jahr 1910 wurde sein Sohn Georgi unehelich geboren und galt somit als illegitim. In der Geburtsurkunde stand : Vater unbekannt. Die Familie ging ins Ausland und am 30. Oktober 1912 heirateten der Großfürst Michail und Natalia (Natascha) Sergejewna in einer orthodoxen Kirche in Wien. Sein Bruder, der Zar und seine Mutter Maria Fjodorowna waren so entsetzt über die geschlossene Ehe, dass dem jungen Ehepaar die Rückkehr nach Russland verwehrt wurde. Die Ehe wurde erst nach Ausbruch des Weltkriegs von Nikolaus als morganatische Ehe anerkannt. Natalia wurde der Titel der Gräfin Brassowa verleihen und ihr Sohn Georgi wurde im März 1915 als legitimer Nachkomme Michails anerkannt.
Erster Weltkrieg
Die Katastrophe des Ersten Weltkriegs brachte Nikolaus dazu, seinem Bruder zu verzeihen und er erlaubte ihm die Rückkehr nach Russland. Der Großfürst begab sich mit Kriegsbeginn an die Front und übernahm das Kommando einer Kavallerie, der sogenannten Wilden Division.
Michail kämpfte mit seiner Einheit an der österreichischen Front, die bis weit in die Karpaten reichte. Im Verlauf der Kämpfe wurde die wilde Division zum gefürchteten Gegner. Michail, als ihr Kommandant, begnügte sich nicht damit, hinter den Linien Anweisungen zu geben. Die einfachen Soldaten wußten ihn oft, auch an vorderster Front, an ihrer Seite, wodurch er beliebt war unter den Soldaten. Den Einsatz bei der Einnahme der Stadt Stanislawow in den Karpaten in Februar 1915 belohnte der Zar mit der höchsten militärischen Auszeichnung die vergeben wurde. Michail wurde der St. Georgs Orden verliehen.
Zar
Am 15. März 1917 mußte der Zar Nikolaus II. abdanken. In seinem Abdankungsmanifest entsagte er dem Thron und übergab das Zepter an seinen jüngeren Bruder Michail. Im ersten Moment glaubte Michail, dass er die Regentschaft für Alexei übernommen hatte, nicht jedoch den Thron von Russland. Während mancherorts bereits der neue Zar Michail II. ausgerufen wurde, war der Großfürst selbst einer der Letzten, denen die Nachricht seiner Thronfolge überbracht wurde. Im Chaos der Abdankung vergaß Nikolaus schlicht seinem Bruder ein Telegramm zu schicken, um ihn in Kenntnis zu setzten. Seine Thronfolge wurde ihm erst durch den Großfürsten Nikolaus Michailowitsch offenbart, der ihn am Morgen als Souverän Russlands begrüßte. Abgesandte der provisorischen Regierung trafen sich im Taurischen Palast, wo die Übereinkunft getroffen wurde, dass der Großfürst Michail, jetzt eigentlich Zar Michail II. von Russland, zur Abdankung überredet oder gedrängt werden sollte. Des weiteren beschloss man, bei einer Weigerung des neuen Zaren abzudanken, geschlossen zurückzutreten. Die Folge wäre ein Kaiser auf dem Thron umgeben von Feinden und ohne Regierung.
Die Delegierten trafen den Großfürsten in der Millionnaja Straße. Seine Majestät Zar Michail II eröffnete die Sitzung und sehr bald war ihm klar, dass seine Abdankung bereits beschlossen war.
Die ganze Situation war von Anfang an verfahren. Rechtlich gesehen war die Abdankung von Nikolaus II. in der Art wie sie verfasst wurde, rechtswidrig. Nikolaus konnte für sich abdanken, nicht aber für seinen Sohn Alexei. Das Manifest aber machte Michail zum Zaren. Dieser wählte ebenso eine ungewöhnliche und rechtlich nicht einwandfrei Lösung für die anstehenden Probleme. Die Regierung brauchte Michail als Zaren, denn nur der Zar konnte die Macht an die Duma übergeben. Demzufolge mußte Michail erst die Thronfolge akzeptieren und anschließend als Autokrat von ganz Russland abdanken. Trotz der massiven Aufforderungen der einzelnen Minister dem Thron zu entsagen, war Michail nicht gewillt abzudanken. Er wählte einen komplizierteren Weg. Der Großfürst nahm den Thron teilweise an und verzichtete gleichzeitig zeitweise auf den Thron. Im seinem Manifest fehlt die kaiserliche Präambel und die Abdankung wird mit keinem Wort erwähnt. Unterschrieben hat er allerdings mit dem kaiserlichen Michail, nicht etwa mit Michail Alexandrowitsch Romanow.
Das Manifest sah vor, dass die Machtbefugnisse an die provisorische Regierung übergingen und die Regierungsform zu einem späteren Zeitpunkt durch Wahlen entschieden werden sollten. So hoffte Michail die Monarchie in Russland zu erhalten und mit Michail I. gab es in der Geschichte Russlands schon einen gewählten Zaren.
Am 16. März, bereits einen Tag nach Nikolaus Abdankung, verzichtete Michail ebenfalls auf die Ausübung der Macht und unterzeichnte das Manifest noch am selben Tag. Russland war Republik und Monarchie zu gleich geworden.
Michail’s Manifest wurde allerorts als Abdankung Michails verstanden. Die gehegten Hoffnungen mußten schon bald begraben werden. Die provisorische Regierung zerfiel kurze Zeit später, Alexander Kerenski übernahm die Macht und die Revolution beendete dann auch den letzten Rest an Hoffnung, die Monarchie doch noch zu retten.
Revolution
Nach seiner Abdankung lebte er für wenige Monate recht unbehelligt und unberührt von der Politik mit seiner Frau Natalia Brassowa in Gatschina. Aber die neue provisorische Regierung war schwach und man fürchtet bald eine monarchische Konterrevolution, daher wurden die Freiheiten der ganzen Familie Romanow zusehends eingeschränkt. Ab dem 21. August 1917 standen Michail, Natascha und Nicholas Johnson auf Anordnung von Alexander Kerenski unter Arrest. In Russland herrschte Chaos und die Romanows begannen das Land zu verlassen, als Exil hatte man England gewählt. Der englische König Georg V. konnte oder wollte ihnen nicht die Einreise gewähren. Im Herbst 1917 begann die Oktoberrevolution, in der die Bolschewiki die Macht übernahmen. Michail spürte die von den neuen Machthabern ausgehende Gefahr für sich und seine Familie. In einem eigens angefertigten Dokument ließ er sich von den Bolschewiki bestätigen, dass seine Familie kein Feind der neuen Sowjetmacht sei. Wenige Tage danach ließ der Rat der Volkskommisare den Bürger Michail Romanow in die Verbannung nach Perm bringen. Seine Familie und einige Diener, u.a. sein englischer Sekretär Johnson, begleiteten ihn. Untergebracht in einem Hotel, wurden die Verbannten streng bewacht. Bedroht von Gefängnis, konnte er Natalia und Georgi überzeugen Perm sofort zu verlassen.
Mord
Der Beschluss die Ermordung der Zarenfamilie umzusetzen, wurde an höchster Stelle in Moskau gefasst. Es besteht kein Zweifel mehr, dass die führenden Köpfe der Bolschewiki, insbesondere auch Wladimir I. Lenin und Jakow Swerdlow, daran Teil hatten. Eine physische Vernichtung der gesamten Zarenfamilie wurde eingeleitet. Der Großfürst Michail Alexandrowitsch war der erste in einer langen Serie von grausamen Verbrechen an der Zarenfamilie. Die Morde wurden geschickt vorbereitet, es wurde eine mögliche Flucht der Gefangenen vorgetäuscht, womit eine ausreichende Begründung für die Taten gefunden war. In der Nacht vom 11. Juli 1918 auf den 12. Juli drangen bewaffnete Männer in das Hotel, in dem Michail festgesetzt war, ein und schafften ihn in einer Kutsche aus Perm heraus. Begleitet von seinem Sekretär Johnson wurde Michail Romanow in einen nahegelegenen Wald gebracht und erschossen. Die Leichen wurden beraubt und im Wald begraben. Das Grab des Großfürsten wurde nie gefunden.
Literatur
- Michail und Natascha - Der letzte Zar und seine große Liebe (PIPER) Juli 2001 ISBN 3-492-23343-0 Rosmary & Donald Crawford
- „Geliebter Nicky“ - Der letzte russische Zar und seine Familie (EBNER & SPIEGEL) 2002 ISBN 3-86124-548-5 Olga Barkowez, Fjodor Fedorow, Alexander Krylow
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Personendaten | |
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NAME | Michail Alexandrowitsch Romanow |
ALTERNATIVNAMEN | Michael II. |
KURZBESCHREIBUNG | Großfürst von Russland |
GEBURTSDATUM | 22. November 1878 |
GEBURTSORT | St. Peterburg |
STERBEDATUM | 12. Juni 1918 |
STERBEORT | Perm |