Cemal Pascha
Achmed Cemal, bekannt als Cemal Pascha, (* 1872 in Konstantinopel; † 21. Juli 1922 in Tiflis, Hauptstadt Georgiens), war jungtürkischer Nationalist, General und führendes Regierungsmitglied des Osmanischen Reichs.
Herkunft und Aufstieg
Achmed Cemal wurde in einer Familie der osmanischen Militäraristokratie geboren. Von Kind an war ihm die militärische Laufbahn vorgegeben. Als junger Offizier schloss er sich der jungtürkischen Bewegung an und war gemeinsam mit Ziya Gökalp und Mehmet Talaat Gründer des Komitees für Einheit und Fortschritt. Ziel dieser Partei war die Beteiligung der Jungtürken an der Regierung und die nationalstaatliche Erneuerung des türkischen Staatswesens. Als führendes Mitglied im Komitee für Einheit und Fortschritt übernahm Achmed Cemal die politische Aufgabe, den Einfluss der jungtürkischen Bewegung im türkischen Offizierscorps zu stärken.
Jungtürkische Revolution
Unter der Führung des charismatischen Ismail Enver kam es 1908 in Thessaloniki zur offenen militärischen Rebellion der Jungtürken. Achmed Cemal hatte großen Anteil daran, dass sich viele Offiziere und Mannschaften dem Aufstand anschlossen, was letztlich entscheidend für den Erfolg der Jungtürkischen Revolution war. Die militärische Überlegenheit der aufständischen Truppen zwang die Regierung zum Rücktritt. Am 24. Juli 1908 musste Sultan Abdülhamid II. die liberale Verfassung des Großwesirs Midhat Pascha von 1876 wieder in Kraft setzen, die Zensur aufheben, eine Amnestie erlassen und reaktionäre Regierungsmitglieder entlassen. Gegen die Regierungsbeteiligung der Jungtürken unternahmen reaktionäre Kräfte am 13. April 1909 einen Putschversuch, den revolutionäre Truppen unter der Führung Cemals und Envers in wenigen Tagen niederschlugen. Danach entthronten die Jungtürken Abdülhamid II. und ersetzten ihn durch Mehmed V.. Nach der Jungtürkischen Revolution wurde Achmed Cemal der Ehrentitel "Pascha" verliehen, unter dem er heute als "Cemal Pascha" bekannt ist.
Zeit als Generalgouverneur und Minister
Um der drohenden britischen Expansion in Palästina, Syrien, Arabien und Mesopotamien militärisch begegnen zu können übernahm Cemal Pascha 1911 das Amt des Generalgouverneurs in Bagdad. Auf Grund der militärischen Niederlage im italienisch-türkischen Krieg, die zu erheblichen Gebietsverlusten in Nordafrika und im Dodekanes führte, und der zunehmenden Unterdrückung der zahlreichen nicht türkischen Bürger verspielten die Jungtürken für kurze Zeit ihre politische Macht. Im Juli 1912 wurde die jungtürkische Regierung von der probritischen Kompradorenpartei Freiheit und Einheit gestürzt. Aber schon im Januar 1913 wurde Großwesir Sevket Pascha Opfer eines Attentats. Unter der Führung der drei Paschas, Talaat, Enver und Cemal, kam es zu einem blutigen Putsch der Jungtürken. Talaat, Enver und Cemal übernahmen im Triumvirat mit nahezu diktatorischen Vollmachten die Führung der Regierungsgeschäfte. Cemal trat 1913 als Minister für öffentliche Arbeiten in die Regierung ein. 1914 übernahm er das Amt des Marineministers. Als das Osmanische Reich im Herbst 1914 als Verbündeter Deutschlands und Österreich-Ungarns in den 1. Weltkrieg eintrat, übernahm Cemal die militärische Führung im Nahen Osten. Als Oberbefehlshaber der 4. Armee in Syrien verzeichnete einige Erfolge in der Abwehr britischer und arabischer Angriffe. Im März und April 1917 siegten seine Truppen in zwei Entscheidungsschlachten um Palästina in der Nähe von Gaza. Nachdem sich die desolate militärische Lage im Osten der Türkei infolge der Oktoberrevolution 1917 überraschend zum Günstigen wendete, übernahm Cemal wieder das zwischenzeitlich verwaiste Amt des Marineministers.
Mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk vom 3. März 1918 konnten die Jungtürken die Heimkehr der 1878 an Russland abgetretenen Distrikte Kars, Ardahan und Batumi feiern. Mitte 1918 konzentrierte sich der türkische Generalstab auf die Eroberung Aserbaidschans. Kurz nach dem Einmarsch der türkischen Truppen in Baku am Kaspischen Meer brach jedoch die Front in Palästina zusammen, die Cemal als Oberbefehlshaber vernachlässigt hatte. Damit war der 1. Weltkrieg für das Osmanische Reich verloren. Nach Unterzeichnung des Waffenstillstands in Mudros am 30. Oktober 1918 mussten Cemal, Talaat und Enver aus Konstantinopel fliehen, um der Verhaftung und Verurteilung durch die Jungtürken unter ihrem neuen Führer Mustafa Kemal zu entgehen. Am 2. November 1918 gelangte das entmachtete Triumvirat mit deutscher Hilfe nach Berlin, wo Cemal kurze Zeit im Exil lebte.
Cemal wollte gemeinsam mit Enver Pascha den Krieg gegen Großbritannien in Mittelasien fortsetzen und versuchte ab 1920 im Kaukasus Verbindung mit Führern der Basmatschi und der Roten Armee aufzunehmen. Durch seine Bemühungen geriet er ins Blickfeld armenischer Verfolger, die sich gegen die ehemaligen jungtürkischen Machthaber verschworen hatten. Am 21. Juli 1922 wurde Cemal in Tiflis von zwei armenischen Attentätern erschossen.
Personendaten | |
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NAME | Pascha, Cemal |
ALTERNATIVNAMEN | Pascha, Achmed Cemal |
KURZBESCHREIBUNG | türkischer General und Politiker |
GEBURTSDATUM | 1872 |
GEBURTSORT | Istanbul |
STERBEDATUM | 21. Juli 1922 |
STERBEORT | Tiflis |