Zum Inhalt springen

Operation Overlord

Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Oktober 2005 um 20:24 Uhr durch MelancholieBot (Diskussion | Beiträge) (Wikiauszeichnung, ...). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Schlacht Operation Overlord war der Deckname für die alliierte Befreiung Nordfrankreichs während des Zweiten Weltkriegs, inklusive der französischen Hauptstadt Paris, zur Errichtung einer westeuropäischen Front gegen Hitler-Deutschland mit dem Ziel bis in das deutsche Kernland vorzudringen. Sie beinhaltete die Invasion in der Normandie unter dem Kodenamen Operation Neptune und weitere Operationen zur Erreichung ihrer Ziele.

Unter dem Oberbefehl von General Dwight D. Eisenhower landeten am 6. Juni 1944 US-amerikanische, britische, australische, neuseeländische und kanadische Truppen, unterstützt von Einheiten aus nahezu allen von den Deutschen okkupierten Ländern Europas an der Küste der Normandie zwischen Cherbourg und Caen. Sie befreiten das besetzte Frankreich innerhalb weniger Monate, so dass der von der deutschen Seite zur Abwehr aufgebaute Atlantikwall seine eigentliche Funktion nicht erfüllte.

Planung

SHAEF Planungskommission: (v.l.n.r.) General Bradley, Admiral Ramsay, Air Chief Marshall Tedder, General Eisenhower, General Montgomery, Air Chief Marshall Mallory und General Smith

1942

Schon seit Anfang 1942 wurden von den Alliierten Pläne für eine Invasion des europäischen Festlands entworfen und kontrovers diskutiert. Es begann mit der ARCADIA-Konferenz in Washington D.C. zwischen den amerikanischen und britischen Führungsstäben, die vom 22. Dezember 1941 bis zum 14. Januar 1942 stattfand. Der britische Premierminister Winston Churchill sprach sich für einen Angriff von der Peripherie aus, um einen Grabenkrieg wie im Ersten Weltkrieg zu vermeiden. Von Beginn an stand fest, dass eine amphibische Landung in Nordwesteuropa, sowie ein Eindringen der alliierten Kräfte über das Mittelmeer stattfinden sollte. Zusätzlich sollte damit ein zu weites Vordringen der sowjetischen Truppen nach Mitteleuropa verhindert werden. Zwei Pläne wurden in den Grundstrukturen ausgearbeitet, die Operation Sledgehammer für eine Invasion noch im Jahr 1942 und die Operation Roundup, die eine wesentlich größer angelegte Invasion 1943 vorsah.

1943

Auf der Casablanca-Konferenz im Januar 1943, nach der unterdessen erfolgreich durchgeführten ersten Invasion an der nordafrikanischen Küste, der Operation Torch, kamen die Combined Chiefs of Staff zum Schluss, dass die Vorbereitungen zur Operation Roundup nicht vor Mitte August beendet sein würden. Damit wäre ein Start der Invasion nicht vor dem Spätherbst 1943 möglich, was hieße, dass Roundup nicht die russische Sommeroffensive unterstützen könnte. Die Landung an der italienischen Küste auf Sizilien sollte vorgezogen werden und die Invasion Westeuropas wurde auf 1944 verschoben, wobei sich die Briten noch die Option für einen kleinen Brückenkopf ab Ende 1943 vorbehielten.

Skyscraper

Der Roundup-Plan wurde ab März 1943 vom britischen Lieutenant General Sir Frederick E. Morgan, dem späteren COSSAC, deutlich erweitert. Eine erste Version, genannt Operation Skyscraper, sah eine Landung an den Stränden bei Caen und den östlichen Cotentin-Stränden vor, wobei vier Divisionen die erste Welle bilden und weitere sechs dieser direkt folgen sollten. Zusätzlich waren elf Sonderkommandos für spezielle Einsätze geplant und ebenso vier Luftlandedivisionen zum Angriff auf den deutschen Nachschub. Nach dem ersten Brückenkopf, der auch Cherbourg mit einschloss, war die Eroberung weiterer Häfen zur Sicherung des eigenen Nachschubs angedacht. Der Vorstoß sollte in Richtung der Häfen an der Seine-Mündung verlaufen mit einer notwendigen weiteren Landung bei Le Havre. Im weiteren Verlauf sollte Antwerpen fallen um die alliierten Truppen zwischen dem Pas-de-Calais und der Ruhr aufzustellen. Das große Ziel, das die Planung zu Skyscraper prägte, war die Aufdeckung der Hauptprobleme für eine Kanalüberquerung, die im wesentlichen in der Bereitstellung genügender Landungsschiffe lagen. Als absolutes Minimum wurde eine zu befördernde Anzahl von zehn Divisionen angesehen, die gerade ausreichen würden die aktuellen Feindeinheiten im Westen zu bekämpfen. Sollte es den Alliierten nicht gelingen zusätzliche deutsche Truppenverlegungen nach Frankreich zu verhindern musste die Invasionsflotte zum Transport weiterer Divisionen aufgestockt werden. Zwei zusätzliche Divisionen mussten zur Küstenverteidigung bereit stehen.

Skyscraper setzte hohe Anforderungen, nicht zuletzt um die Abhängigkeiten von Truppenstärken, Materialverfügbarkeiten, Zeitabläufen und Kosten zu entwirren, die wesentlich zum Stillstand der Roundup-Planungen beitrugen. Die Planer drängten aber auch auf eine schnelle Entscheidung um nicht gegen eine aufkommende gegnerische Aufrüstung ihre Forderungen durchsetzen zu müssen. Je länger sich die Planungsphase hinzog desto mehr lief sie in Richtung der Feststellung für eine Invasion noch nicht bereit zu sein. Schlussendlich lagen die Ziele für die Operation Skyscraper doch zu hoch. Die britischen Planer zogen sich aus dem Stab zurück, da ihnen der Gedanke an "entschiedenen Widerstand" nicht ausreichend erschien um die Anzahl der Angriffsdivisionen zu bestimmen. So kam es zu einem Bruch in der Invasionsplanung.

Overlord

Da einige der Planer zum COSSAC-Stab wechselten, gingen viele der Skyscraper Ideen nicht verloren und wurden in die Operation Overlord übernommen. General Morgan sah aber auch dass ein Neubeginn mit einem neuen Ansatz unumgänglich war. Zwar waren sehr viele verwertbare Daten gesammelt worden aber ein Plan, der seinem Namen alle Ehre machte, fehlte noch. Morgan wies seinen Planungsstab an die vorhandenen Pläne weitestgehen zu berücksichtigen um Zeit zu sparen, aber die Planungsarbeiten als etwas völlig neues zu betrachten.

Die geplante Erweiterung des Brückenkopfes nach Unterlagen der 21. Armee-Gruppe vom Februar 1944

Die dann vorgelegte Gesamtkonzeption bestand hauptsächlich aus einer großangelegten Landoffensive, deren Höhepunkt aus der Invasion und Besetzung Deutschlands mit etwa 100 Divisionen bestand. Das Eröffnungsszenario sollte eine anglo-kanadische Armee im Südwesten bestreiten, während die Hauptstreitmacht in den USA bereitstand um den Atlantik zu überqueren. In Anbetracht der notwendigen Luftunterstützung sollte der Angriff über die linke Flanke erfolgen, gegenüber den britischen Einheiten. Weitere amerikanische Kräfte sollten den Brückenkopf erweitern und die Häfen erobern, über die die Haupteinheiten aus den USA an Land gehen sollten. Um einer Verwirrung der administrativen Zuständigkeiten vorzubeugen war es besser den anglo-kanadischen Brückenkopf als linke Flankendeckung der Amerikaner zu bezeichnen. Jedenfalls bedeutete die Öffnung der Atlantikhäfen eine Verlegung des Invasionsortes von Osten weiter nach Westen. So war Morgan schnell klar, dass die Landungen nur in Frankreich stattfinden konnten. Die Häfen in Belgien und den Niederlanden zu erobern hätte bedeutet, dass die Landungstruppen auch direkt den Kampf um Deutschland hätten aufnehmen müssen.

Unter der Annahme, dass die Deutschen die bestmögliche Abwehr an der Küste etablieren würden und den, den Alliierten zur Verfügung stehenden Resourcen, schätzte Commodore John Hughes-Hallett, der britische Marine-Chefplaner im Mai, dass die Landungstruppen aus vier Divisionen mit zusätzlich 16.000 Soldaten in gepanzerten Landungsschiffen und etwa 12.000 Fahrzeugen in LSTs und ähnlichen Schiffen bestehen müssten. Eine weitere Division müsste innerhalb von 24 Stunden an Land gehen.

Landungsboote

Doch das Hauptproblem, die Verfügbarkeit von Landungsschiffen aller Art, war immer noch nicht gelöst. Die Briten versuchten den Amerikanern eine Versicherung abzuringen, dass die Schiffe rechtzeitig zur Verfügung stünden. Durch die derzeit aktuelle Lage im Pazifikkrieg ließen sich die Amerikaner aber vorerst nicht zu einer derartigen Zusicherung überreden, obwohl die Massenproduktion von amphibischen Einheiten aufgrund des Marshall-Memorandums seit 1942 auf Hochtouren lief. Die Verantwortung dafür trug die US-Navy, die zwar in ihren Werften alle Arten von Schiffen vom Kanonenboot bis zum Flugzeugträger bauten, aber keinerlei Erfahrungswerte mit Landungsbooten hatte. Zudem waren die Werften auch noch mit älteren Aufträgen stark belastet. Aus diesem Grund gaben sie die Aufträge an kleinere Werften in das amerikanische Inland ab. Es wurde aber schwierig die Mannschaften zu finden und zu trainieren, die die Boote zur atlantischen Küste fuhren. Diese Aufgabe übernahm schlußendlich die amerikanische Küstenwache mit technisch schlecht ausgebildetem Personal. Beispielsweise konnte ein schwerer Unfall den ein junger Kommandant einer Inlandfähre fast auslöste knapp verhindert werden. Er steuerte nachts ein Landungsboot den Niagara-Fluss hinunter und verpasste die Abzweigung in den Eriekanal, so dass er direkt auf die Niagarafälle zulief. Alle Warnzeichen vom Ufer missachtend lief sein Boot aber einige hundert Meter vor dem Wasserfall auf Grund. Als er später befragt wurde sagte er aus, dass er die Lichtzeichen wohl gesehen habe, deren Bedeutung allerdings nicht kannte. Diese Unerfahrenheit verzögerte zwar das Programm konnte es aber nicht ernsthaft gefährden. Im Februar 1943 endete das Programm vorerst wie vorgesehen mit einer Rekordproduktion von 106.146 Verdrängungstonnen. Die Weiterführung des Programms fuhr die Produktionszahlen herunter und im Mai 1943 wurden nur noch 60.000 t im Monat produziert.

Die Briten drängten die USA zu einer Erhöhung der Produktion, um zum vorgesehenen Zeitpunkt im Frühjahr 1944, über die geplante Landeflotte zu verfügen. Da die britischen Produktionsstätten selbst voll ausgelastet waren mussten die Boote aus den USA kommen. Im Gegenzug argumentierten die Amerikaner mit der Verzögerung ihrer anderen Schiffsbauprogramme durch den hohen Ausstoß an Landungsschiffen seit 1942. Sie waren für die folgenden sechs Monate nicht gewillt weitere Auftragsverschleppungen hinzunehmen.

Bei der ersten gemeinsamen Konferenz im November 1943 in Teheran, an der neben Roosevelt und Churchill auch Stalin teilnahm, einigten sich die Alliierten auf Landeoperationen in Frankreich. Während die Briten und Amerikaner zwei getrennte Aktionen vorschlugen, wollte Stalin diese als gleichzeitig vorgetragenen Zangenangriff aus dem Süden und Norden Frankreichs auf die deutschen Besetzer sehen. Damit gerieten die Westalliierten unter Zugzwang und begannen die Operation Overlord wie auch die Operation Dragoon nun endgültig in allen Einzelheiten auszuarbeiten. Schon Anfang 1944 begannen sie in Großbritannien mit den ersten Übungen für die Landung, die allerdings noch nicht den Ausarbeitungen für die Operation Neptune, dem Angriffsplan für die Normandieküste folgen konnten, da dieser zu der Zeit erst in den Grundzügen existierte.

Dazu wurde eine gemeinsame Kommandostelle in Betracht gezogen, die die Koordination zur Vorbereitung und Durchführung der Aktion übernehmen musste. Diese wurde mit der Gründung des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) Mitte Februar 1944 etabliert. SHAEF beinhaltete neben dem Führungsstab und operativen Abteilungen auch eine Aufklärungsabteilung, die für das Ausspähen der deutschen Stellungen für die geplante Landung äußerst wichtig war.

Der Stab des SHAEF nahm den Grundriss des von Frederick E. Morgan entwickelten Plans und formte ihn in die Endversion, der Operation Overlord, die am 6. Juni 1944 von General Dwight D. Eisenhower und dem Landstreitkräftekommandanten für den Anfangsteil der Invasion, General Sir Bernard Montgomery gestartet wurde.

Die Planung umfasste im wesentlichen folgende Operationen:

  • Verschiedene Trainingsoperation für die beteiligten See- und Landtruppen, zur Landung an den Strandabschnitten, darunter die Operation Tiger
  • Operation Fortitude zur Ablenkung und Desinformation des deutschen Geheim- und Aufklärungsdienstes
  • Operation Neptune - Sturmangriff auf die Befestigungen in der Normandie und die Etablierung eines Brückenkopfes inklusive der Errichtung zweier Nachschubhäfen (Mulberry-Hafen)
  • Eroberung von Cherbourg mit seinem Tiefseehafen
  • Erringung der Luftherrschaft über die Normandie und später über das komplette Frankreich
  • Eroberung der kompletten französischen Ärmelkanalküste mit ihren Häfen
  • Vorrücken der Truppen auf Paris mit dem Ziel die Stadt zu befreien
  • Befreiung ganz Frankreichs
  • Planung einer strategischen Bombardierung deutscher Ziele auf deutschem Boden
  • Bildung einer alliierten Westfront

Die Rolle der Résistance

Schon seit Anfang 1941 unterhielt die britische Special Operations Executive (SOE) Kontakt mit der französischen Widerstansbewegung, der Résistance, als deren erste Agenten über Frankreich absprangen um eine ausgeklügelte Struktur zur Nachrichtenübermittlung zu etablieren. Nach den ersten Misserfolgen, bei denen sich eine zentrale Kommunikationskontrolle als nicht sinnvoll herausstellte, wurden 1942 17 Radiomoderatoren zusammen mit 36 anderen Agenten in Frankreich abgesetzt. Dazu kamen zusätzliche Nachschublieferungen über Gibraltar und Südfrankreich, so dass eine relativ sichere Kommunikationsstruktur aufgebaut werden konnte. Das größte Hemmnis für die Versorgung der Résistance mit Waffen und Munition für den Untergrundkampf waren die wenigen zur Verfügung stehenden Flugzeuge.

Erst als COSSAC die Mitwirkung der Résistance beim Overlordplan als Bonus in Betracht zog, erhöhte sich nach und nach die Anzahl der Nachschubflüge nach Frankreich. COSSAC wollte zunächst einen französischen Aufstand in die Planung mit aufnehmen, verwarf dies jedoch wieder als zu unsicher. Die britische Armee und die SOE überzeugten schließlich die Planer von den weitläufigen Möglichkeiten, die ein integrierter Résistanceeinsatz bei der Invasion bot. Durch die vielen erfolgreichen Aktionen, die besonders die Organisation des Maquis ausführte kamen die Planer zum Schluss die Résistance vollwertig für Guerillaoperationen vorzusehen. Nun flogen auch die USA Nachschub zur Résistance.

Die effektivsten Schläge führte die Résistance gegen das französische Straßen- und Schienennetz um die Deutschen zu hindern Nachschub und Truppen zu transportieren. In den ersten drei Monaten des Jahres 1944 konnte der Untergrund beispielsweise 808 Lokomotiven sabotieren. Die Vichypolizei führte in einem Report mehr als 3.000 Anschläge auf das Schienensystem an. Je näher der Invasionstag rückte, um so mehr koordinierte die SOE die Anschläge der Résistance. Unmittelbar vor dem D-Day sollten speziell ausgesuchte Straßen- und Schienenverbindungen unterbrochen und weitere Aktionen auch während der nächsten Tage ausgeführt werden. Um dem Widerstand den genauen Termin der Landung mitzuteilen bediente sich SOE des britischen Senders BBC. Die Organisatoren der Résistance hatten schon Monate vorher die Anweisung erhalten an jedem 1., 2., 15. und 16. jeden Monats den Sender zu hören und auf eine vorbereitete, codierte Nachricht zu warten. Sobald sie diese hörten musste zur Sicherheit noch die zweite Überprüfungsnachricht abgewartet werden, die kurz darauf folgte. 48 Stunden nach den Durchsagen sendete BBC codierte Meldungen, die die genauen Einsatzorte und durchzuführenden Aktionen betrafen. Da die Anschläge der Résistance meist regional geplant wurden konnten sie leicht mit den zugeordneten Operationen von Overlord, bzw. Neptune abgestimmt werden.

Im gesamten Juni und besonders in den Folgetagen der Landung zerstörte die Résistance 486 Schienenstränge und 26 Telegrafenleitungen, darunter die Verbindungen zwischen Avranches und St. Lô, St. Lô und Cherbourg und zwischen St. Lô und Caen.

Weitergehende Planungen banden die Kämpfer der Résistance sogar als feste französische Verbände in die nachfolgenden Operationen mit ein. Zwar war die Anzahl der Angehörigen des Widerstands schwer kalkulierbar, aber in London wurde das Hauptquartier des FFI (Forces Françaises de l'Interieur) unter General Joseph Pierre Koenig gegründet, der wiederum ein dreistaatliches Oberkommando, bestehend aus Franzosen, Briten und Amerikanern, einsetzte. Das FFI wurde anschließend direkt dem Supreme Allied Commander unterstellt. Auch hier bestand wieder das Problem der Versorgung des FFI in Frankreich mit insbesondere schweren Waffen wie Artilleriegeschützen. Dazu fanden sich in den Tagen nach D-Day 11 Spezialeinheiten des SAS zusammen, von denen 5 von Großbritannien und sechs von Nordafrika aus unter dem Kommando von Lieutenant General Browning mittels Fallschirmen entsprechende Waffen und Geschütze aus der Luft anlieferten.

Die Ausführung der Operation

Neben dem Beginn der ersten Übungsmanöver 1943 starteten die Briten die Operation Fortitude um die deutsche Aufklärung über den Ort und den Beginn einer möglichen Invasion im Unklaren zu lassen. Dies ging soweit, dass fiktive amerikanische und britische Armeen mit allem was dazu gehörte erfunden wurden. In gefälschten Funksprüchen wurden die verschiedendsten Landungsmöglichkeiten vom Pas de Calais bis Norwegen verbreitet um deutsche Einheiten zu binden.

Beladen der Landungseinheiten in einem englischen Hafen (Juni 1944)

Ursprünglich war der Start der Operation Overlord mit der Operation Neptune auf einen Maitermin festgelegt. Wegen schlechter Witterungsverhältnisse musste der Tag der Landung (der D-Day) aber mehrfach verschoben werden. Aus Geheimhaltungsgründen erhielten nicht nur die einzelnen Operationen selbst und ihr Startdatum militärische Tarnbezeichnungen, sondern auch die für die Landung an der Küste der Halbinsel Cotentin vorgesehenen Strandabschnitte. Die 1. US Armee landete an den Stränden Utah bei Sainte-Mère-Église und Omaha bei St. Laurent. Die 2. Britische Armee ging in den Abschnitten Gold bei Arromanches und Sword bei Ouistreham an Land, die Kanadier im Abschnitt Juno bei Courseulles-sur-Mer. Am 8. Mai 1944 setzte der alliierte Oberkommandierende des SHAEF, General Dwight D. Eisenhower, den D-Day auf den 5. Juni 1944 fest. Nachdem am 4. Juni für den nächsten Tag schlechtes Wetter vorhergesagt wurde, verschob Eisenhower den Termin auf den 6. Juni. Auf der entscheidenden Sitzung um 4:15 Uhr am 5. Juni wurde dem Unternehmen grünes Licht gegeben.

Operation Neptune (D-Day)

Siehe dazu den Hauptartikel: Operation Neptune

Kanadische Truppen landen am Abschnitt 'Nan White' Beach bei Bernières-sur-Mer

Am 6. Juni 1944 kamen die stärksten Landungskräfte der Kriegsgeschichte zum Einsatz. Unterstützt und getragen wurden diese durch die mächtigste Schiffsansammlung aller Zeiten, u.a. gehörten dazu: 5 Schlachtschiffe, 23 Kreuzer, 69 Zerstörer, 56 Fregatten und Korvetten, 247 Minensucher, 5 Monitore und Kanonenboote, 256 kleinere Schiffe und 4126 Landungsschiffe - insgesamt über 6000 Schiffe.

Zur Sicherung der Flotte und zur Unterstützung der Bodentruppen stellten die Alliierten etwa 2.000 Jagdflugzeuge und 1.000 Bomber bereit. Der Angriff erfolgte auf einer Breite von 98 km zwischen St. Mere Eglise auf der Halbinsel Cotentin im Westen, und Ouistreham im Osten. In den westlichen Abschnitten der amerikanischen Truppen mit den Codenamen Utah und Omaha) landeten drei Infanteriedivisionen, in den angrenzenden Abschnitten Gold, Juno und Sword zwei britische und eine kanadische Division, insgesamt an diesem Tag etwa 170.000 Mann.

Am Abend des Invasionstags hatten die Alliierten mit Unterstützung von Fallschirmjäger-einheiten, die in der Nacht zuvor hinter der Landungsfront, ebenfalls unter hohen Verlusten, abgesetzt worden waren, alle fünf Landeköpfe gesichert. Insbesondere die Kämpfe am Omaha Beach erwiesen sich als äußerst blutig und verlustreich für beide Seiten.

Die Folgetage der Landung

Um einen gesicherten Brückenkopf aufzubauen mussten die nächstgelegenen Städte eingenommen werden und ein Zusammenschluß der Landungstruppen erfolgen. Schwere Kämpfe entbrannten hinter den Stränden. Vom 7. bis zum 8. Juni versuchte die 12. SS-Panzerdivision (Hitler-Jugend) die kanadischen Einheiten bis zum Strand zurückzudrängen, was ihnen aber nicht gelang. Auch während der Schlacht um Carentan wurde der deutsche Widerstand schlußendlich gebrochen.

Schnellstmöglich begann der Aufbau der beiden Behelfshäfen schon drei Tage nach der Landung, zuerst Mulberry "B" bei Arromanches und kurz darauf Mulberry "A" am Omaha-Beach bei Vierville-Saint-Laurent. Damit war der Nachschub von der britischen Insel gesichert. Obwohl Mulberry "A" schon am 19. Juni durch einen schweren Sturm zerstört wurde, konnten bis zum 31. Oktober 628.000 t Nachschubgüter, 40.000 Fahrzeuge und 220.000 Soldaten an Land gehen.

Eines der wichtigsten Nachschubgüter war der Treibstoff für die Fahrzeuge. Um diesen in die Normandie zu bringen wurde die Operation Pluto (Pipe Line Under The Ocean) gestartet. Zu Beginn der Aktion wurde direkt von vor der Küste liegenden Tankschiffen der Treibstoff an Land gepumpt und in die Fahrzeuge gefüllt. Als Port en Bessin von den Alliierten erobert worden war wurden dort die ersten Tanklager errichtet. Zu dieser Zeit war der Bau der ersten Unterwasser-Pipeline bereits in vollem Gange. Sie konnte im August in Cherbourg in Betrieb genommen werden. Weitere folgten später im Pas de Calais. Insgesamt wurden 21 Treibstoffpipelines durch den Ärmelkanal gelegt. Bis zum April 1945 flossen darin täglich 3.100 t Treibstoff in die Nachschubbasen der Normandie.

Vorstoß ins Landesinnere

Die Situation in der Normandie bis zum 30. Juni 1944

Bis zum 12. Juni gelang es den Alliierten, die Brückenköpfe auf einer Länge von etwa 100 km und einer Tiefe von rund 30 km landeinwärts miteinander zu verbinden. In nur sieben Tagen war es ihnen gelungen, 326.000 Soldaten, 54.000 Fahrzeuge und mehr als 100.000 t Kriegsmaterial anzulanden.

Nicht zuletzt durch die alliierte Luftüberlegenheit und die selbst zerstörten französischen Bahngleise gelang es der deutschen Seite nicht, schnellstmöglich Einheiten nach Frankreich zu verlegen. Zudem fiel am 26. Juni Cherbourg, so dass die Alliierten nun auch im Besitz eines Tiefseehafens waren, was ihnen ermöglichte, Truppen und Kriegsgerät nun in noch größerer Zahl über See heran zu schaffen. In der Operation Charnwood wurde vom 7. Juli an Caen bombardiert und am Folgetag eingenommen.

Ein herber Rückschlag traf die Alliierten allerdings während der Operation Goodwood, bei der Montgomery versuchte mit Panzern den deutschen Widerstand zu brechen und aus dem Gebiet um Caen auszubrechen. Mehr als 430 amerikanische Panzer wurden dabei zerstört und die Alliierten Truppen beklagten mehr als 5.500 Tote und mussten sich zurückziehen. Erst die Operation Cobra brachte anschließend den gewünschten Erfolg.

Am 25. Juli gelang den Alliierten dann in der Schlacht von Avranches der Ausbruch aus der Halbinsel Cotentin und der Übergang von der Invasion zum Bewegungskrieg.

Kämpfe in Nordfrankreich

Siehe dazu den Hauptartikel: Kessel von Falaise

Mitte August kam es bei Falaise und Argentan zu einer entscheidenden Schlacht zwischen den Alliierten und den Deutschen. Die Alliierten konnten die deutschen Einheiten so empfindsam schwächen, dass sie sich nicht mehr von dieser Niederlage erholen konnten.

Nun stand den Alliierten kaum mehr deutscher Widerstand im Wege und so konnten sie am 25. August Paris befreien und schon am 9. September bildete Charles de Gaulle eine provisorische Regierung.

Literatur

  • Tony Hall, Operation 'Overlord', Motorbuch Verlag, 2004, ISBN 3613024071
  • Gerhard L. Weinberg, Eine Welt in Waffen. Die Geschichte des Zweiten Weltkriegs, Nikol Verlagsgesellschaft, 2002 ISBN 3933203643
  • Raymond Cartier, Der Zweite Weltkrieg - Band 2, Dt. Bücherbund, 1968, ISBN B0000BQCCU
  • Anthony Hall, Operation Overlord: D-Day Day by Day, New Line Books, 2005, ISBN 1840135921
  • Joseph Balkoski, Omaha Beach: D-Day: June 6, 1944, Stackpole Books, 2004, ISBN 0811700798
  • Christopher Chant, Operation Overlord: Sword Beach & the British 6th Airborne Division 6 June 1944: 001 (Order of Battle, 1), Ravelin, 1994, ISBN 1898994005
  • Christopher Chant, Operation Overlord: Gold & Juno Beaches 6 June 1944: 002 (Order of Battle, 2), Ravelin, 1994, ISBN 1898994013
  • James Arnold, Operation Overlord: Omaha Beach & Pointe Du Hoc 6 June 1944: 003 (Order of Battle, 3), Ravelin, 1994, ISBN 1898994021
  • James Arnold, Operation Overlord: Utah Beach & the U S Airborne Divisions 6 June 1944: 004 (Order of Battle, 4), Ravelin, 1994, ISBN 189899403X
  • Humphrey and Young, Susan Wynn, Prelude to Overlord: An Account of the Air Operations Which Preceded and Supported Operation Overlore, the Allied Landings in Normandy on D-Day, 6th, Presidio Press, 1984, ISBN 0891412018

Vorlage:Commons1

Vorlage:Navigationsleiste Invasion in der Normandie (1944)