Zum Inhalt springen

Goa (Musik)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Oktober 2005 um 20:21 Uhr durch 195.93.60.112 (Diskussion) (Musikalische Eigenschaften). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Goa ist eine Art des Psytrance, eine Richtung der elektronischen Musik innerhalb des Genre Trance.

Entstehung

Goa entstand Mitte der 1980er im indischen Bundesstaat Goa, einem Hippie-Mekka aus den 1960ern, maßgeblich von ausländischen, oft deutschen und israelischen Rucksacktouristen initiiert. Die daraus entstandene und stark mit der Musik verbundene Kultur propagiert eine lebensbejahende Sichtweise, und ist stark mit den Ideen und Symbolen der 68er-Bewegung verbunden. Musik und Kultur werden manchmal durch psychedelische Drogen beeinflusst. Andere Einflüsse sind Buddhismus und Yoga, aber auch Hinduismus ist verbreitet, wenn auch nicht offizieller Teil der Philosophie. Pioniere dieses Musikstils waren Künstler wie Goa Gil oder Mark Allen.

Musikalische Eigenschaften

Die Musik setzt sich aus 4/4 Takten zwischen 135 und 145 BPM zusammen. Die Kicks sind deutlich energischer und kompakter als bei anderen Trance-Richtungen. Was den Rest angeht wird viel experimentiert, beliebt sind Acidlines (ursprünglich durch den TB-303 Synthesizer) und andere organisch klingende synthetische Geräusche. Vocals wie zum Beispiel bei House sind eher selten, inzwischen werden jedoch mitunter gerne synthetische wie echte Gesangsparts eingebaut (Astrix - Closer to Heaven). Des öfteren werden auch zur Abwechslung kurze Samples aus Filmen wie zum Beispiel "Fear and Loathing in Las Vegas" oder "The Matrix" eingemischt.

Goa ist eng verwandt mit Psychedelic Trance (Psytrance); von vielen werden die beiden Begriffe synonym verwendet, andere wiederum betrachten Goa als ein Subgenre des Psytrance. Der klassische Goa-Sound ist in den melodiöseren, oftmals orientalisch beeinflußten Tracks der 90er Jahre zu finden; neuere Produktionen laufen unter "Psytrance".

Eine weitere Unterscheidung innerhalb der Szene eigenen Musik wird getroffen zwischen Psychedelic Trance (s.o.) und Progressive Trance. Der Progressive Trance unterscheidet sich vom Psychedelic Trance vor allem einmal in der Geschwindigkeit. Prog Trance wird eher in den unteren Bereichen der angegebenen Geschwindigkeitsspanne gespielt. Desweiteren verwendet man weniger der oben genannten 303 Melodien und dafür mehr Atmosphäre erzeugende einzelne Geräusche. Für den Laien ist Progressive Trance wahrscheinlich am besten als Maschineller beschreibbar als der melodiösere Psy Trance. Beide Richtungen haben jedoch den stark komprimierten Kick und die rollende bzw. hüpfende Baseline gemeinsam.

Während im Norden Deutschlands und in der Schweiz dabei die Partys oftmals streng voneinander getrennt werden, spielt man auf den wesentlich kleineren Partys im Süden Deutschlands gerne einen Mix aus beidem, der Uhrzeit, dem Erschöpftheitsgrad des Publikums oder dem Wetter entsprechend. Die DJ wählen dabei aber meist eine Richtung, an die sie sich ihr Set über halten.

Aus musikalischer Sicht hat Goa Trance bzw. Psytrance trotz des Namens mehr mit Techno gemeinsam als mit kommerzieller Trance-Musik.

Die Szene

Seit den 90er Jahren hat sich eine weltweite Szene von Liebhabern dieser Musikrichtung gebildet. Hochburgen sind - neben Goa selbst - Israel und Deutschland, aber auch in England, Skandinavien, der Schweiz, und anderen Teilen Europas gibt es viele Anhänger. In Südamerika, Südafrika, und Osteuropa entwickelt sich eine in den letzten Jahren stark aufstrebende Szene, die u.a. durch interessante Musikproduktionen für viel Bereicherung gesorgt hat. Lediglich in den USA ist die Goa-Szene deutlich unterrepräsentiert; nur an der Westküste und in Raum New York finden vereinzelte Veranstaltungen statt.

Sogenannte Goa-Partys sind oft mehrtägige Veranstaltungen, auf denen Goa und Psytrance gespielt wird. Oft gibt es einen "Chillout"-Bereich, in dem ruhigere Musik läuft. Im Sommer finden Goa-Partys bevorzugt im Freien statt; oftmals wird Besuchern die Möglichkeit gegeben, auf dem Veranstaltungsgelände zu campen. Die größten Veranstaltungen dieser Art finden in Norddeutschland statt, und erreichen zum Teil Besucherzahlen von über 10000 (bis zu 20000, z.B VooV-Experience Festival (Putlitz)).

Auf Goa-Partys werden oft fluoreszierende Farben verwendet, sowohl bei Kleidung als auch bei der Dekoration. Bilder stellen oft Sujets wie Aliens, Märchenfiguren (wie Gnome, Elfen oder Waldgeister), Hinduismus, Zauberpilze, Shamanismus und Technologie dar. Im Sommer finden die meisten Anlässe irgendwo an Stränden, in Wäldern oder gar auf Bergen statt. Die Preise für Eintritt und Getränke waren meist deutlich niedriger als bei Trance-Partys in Clubs, leider sind die Preise in den letzten Jahren deutlich gestiegen (Euro-Umstellung). Insgesamt geht aus der Goa Bewegung eine positive Energie aus; Respekt und Toleranz gegenüber anderen sowie der Umwelt sind Werte, mit denen sich die Szene identifiziert. Viele schätzen die friedliche und entspannte Atmosphäre auf den Partys.

Hinsichtlich Herkunft, Alter, Kleidung, usw. ist die Szene sehr uneinheitlich; vom 18-Jährigen bis zum über 70-jährigen Althippie ist auf Partys alles vertreten. Selbst für Kleinkinder werden manchmal auf Partys Bereiche reserviert, damit auch Eltern die Veranstaltungen besuchen können. Gerade größere Veranstaltungen haben oftmals ein sehr internationales Publikum, was noch mehr zum Klima der Toleranz beiträgt.

Wichtige Goa-Festivals sind:

. Bei diesen Open Air Musikfestivals wird allerdings inzwischen nicht mehr nur Goa gespielt.

Drogenproblematik

Die aktuelle Goa-Szene hat jedoch auch mit Drogeneinfluss zu kämpfen, wobei es unter den Anhängern keine szenebedingte Vorliebe für chemische oder natürliche Drogen gibt. Es überwiegt jedoch der Konsum von Marihuana, LSD und den sogenannten Psilos oder "Zauberpilzen". Oftmals werden diese psychoaktiven Substanzen verwendet, um zusammen mit dem Einfluß der Musik eine spirituelle Erfahrung hervorzurufen. In Einzelfällen kann dies jedoch in Richtung Mißbrauch abdriften, hier ist vor allem der Konsum von Ecstasy oder Kokain zu sehen, deren Wirkungen und Folgen sich erheblich von den oben beschrieben Substanzen unterscheiden und deren Gebrauch vor allem in Zusammenhang mit den fließenden Grenzen zur übrigen Techno-Szene zu betrachten ist.

Eine staatliche Neubetrachtung von Drogen im Allgemeinen könnte aber auch hier zu einer allgemeinen Entspannung führen, da sich innerhalb der Szene - wie in anderen Bereichen aktiver Subkultur - schon lange Gruppierungen wie "Eve & Rave" (v.a. unter Hans Cousto, weniger in der Goa-Szene eher in der Tekkno-Clubszene aktiv), in Österreich "CheckIt" und anderen gebildet haben. Diese versuchen durch Beratung, Prävention und nicht zuletzt Drogen-Tests die Gefahren des Missbrauchs aufzudecken und Jugendliche in diesen Ausnahmesituationen durch taugliche Massnahmen zu begleiten. Leider verhindern oft staatliche Stellen eine bessere Effizienz dieser Vereine, indem z.B. Drogentests verunmöglicht werden, Konsumenten durch Polizeipräsenz bei den Beratungsständen abgeschreckt werden etc...