Hades

Hades (griech.: Aιδες = ohne Sehen dahindämmern) ist der Ort der Toten der griechischen Mythologie.
Mit Hilfe des Fährmannes Charon kann der Fluss Styx bzw. Acheron, der Ober- und Unterwelt voneinander trennt, überquert werden.
Das Schattenreich
Durch Hermes werden die Toten dem Hades, dem personifizierten Totenreich, zugeführt. Hier weilen alle Toten als körperlose Schatten. Sie sind in keiner Hölle, obwohl einige dort ewige Strafen erleiden (Sisyphos, Tantalos u.a.). Wesentlich für das antike griechische, diesseitsorientierte Fühlen und Denken ist jedoch, dass es weder ein Ewiges Leben (etwa der "Seele"), noch eine Wiedergeburt gebe: Man lebt nur ein Mal und nur hier.
Das trübe Schattenreich Hades war also für alle Sterblichen bestimmt, der eigentliche Strafort in der Unterwelt war der Tartaros (daher auch der Name Tataren, für die mongolische Bedrohung des Abendlandes im Mittelalter). Ferner gab es im Hades noch das Elysion, die Insel der Seligen und den Asphodeliengrund. Nur ganz wenige, wirklich auserwählte Menschen wurden von den Göttern gelegentlich auf den Olymp erhoben. Der eigentliche Gott der Gegenwelt zur Erde, der Unterwelt, war der Gott Hades - er wurde später auch als die Unterwelt verstanden.
Nur langsam drangen Vorstellungen des Weiterlebens nach dem Tode ein (vgl. Orphiker). Platon schafft mit der Vorstellung vom Totengericht eine Neukonzeption.
Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. erscheint die Sage, dass Hades sich durch Raub der Persephone/Kore bemächtigt habe (vgl. Frauenraub), sie aber jedes Frühjahr ihrer Mutter Demeter für ein halbes Jahr wieder überlassen müsse.
Rituell sucht man in Griechenland dem Tod mit den Kore-Mysterien zu begegnen, in der übrigen griechischen Welt durch dionysisch-orphische Totenpässe.
Einzelmythen
Orpheus stieg in den Hades hinab, um seine geliebte gestorbene Frau Eurydike zu befreien. Mit seinem Gesang und seinem Lyraspiel konnte er Hades dazu bewegen, sie ihm mit hinauf zu geben - unter der Bedingung von Persephone, dass Orpheus vor ihr her gehe und sich nicht umschauen dürfe, bis sie wieder in der Oberwelt zurückgekehrt seien. Da Eurydike seine Hand ergriff und er sich darauf hin umschaute (ein vielfaches Motiv der Bildenden Kunst schon im Altertum), musste Eurydike wieder zurück zu den Schatten, und er musste allein wieder hinauf.
Orpheus stand den Musen und somit dem Gott Apollon nahe, nicht aber dem Dionysos, dem Gott des Rausches und ausschweifend-wilder Umzüge und Gesänge. So wurde Orpheus in seiner Heimat von "Mänaden", thrakischen Anhängerinnen des Dionysos, zerrissen. Sein immer noch singendes Haupt trug das Meer nach Griechenland. Nach antiker Vorstellung war es kein Trost, dass er nun als Schatten sich zum Schatten der Eurydike gesellen konnte.
Europäische Parallelen
In der Römischen Mythologie wird Hades Pluto genannt. Vgl. auch das germanische Konzept der Hel.
Andere Wortbedeutung
- "Hades" ist der Name eines Kapitels in James Joyce's Novelle Ulysses, vgl. [1].
- Hades ist auch die Bezeichnung einer französischen Rakete, Hades (Rakete).
- "Operation Hades" nannte sich auch eine 1994 durchgeführte skandalöse Aktion des Bundesnachrichtendienstes: es handelte sich um einen von der Behörde inszinierten Plutoniumschmuggel. Der Skandal wurde schon 1995 aufgedeckt und machte unter der Bezeichnung "Plutonium-Affäre" weltweit Schlagzeilen.
Siehe auch: Portal Mythologie, Orpheus in der Unterwelt, Stammbaum der griechischen Götter, Unterwelt