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Anton Fingerle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Anton Fingerle (* 5. Januar 1912 in München; † 12. November 1976 ebenda[1]) war der erste Stadtschulrat (CSU) von München nach 1945.

Leben und Wirken

Auf Vorschlag des amtierenden Oberbürgermeisters Karl Scharnagl wurde Fingerle 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht zum 1. Münchner Stadtschulrat ernannt. Bis 1976 hatte er das Amt inne. 1947 führten unter seiner Federführung Verhandlungen mit den zuständigen amerikanischen Dienststellen zur Gründung des Education Service Centers im Amerikahaus. Daraus entwickelte sich die Idee für ein Pädagogisches Institut, das am 2. Juli 1969 gegründet wurde[2]. Während seiner 30-jährigen Amtszeit rief er noch Einrichtungen wie beispielsweise die Schuljugendberatung , den Schulpsychologischen Dienst, den Internationalen Lehrer- und Schüleraustausch, den Kreisjugendring, das Jugendkulturwerk ins Leben. Ferner war er aktiv an der Gründung der Internationalen Jugendbibliothek, dessen Vorsitzender er von 1958 bis 1970 war, sowie des Zweckverbandes Bayerischer Landschulheime[3] beteiligt. Daneben erschuf er erfolgreiche Einrichtungen des sogenannten zweiten Bildungswegs: das Abendgymnasiun und das Münchenkolleg und hatte einen Lehrauftrag an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Des weiteren war er aktiv an der Gründung (9. Juli 1948) der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit beteiligt. München war die erste deutsche Stadt, in der sich solch eine Allianz bildete.

Fingerle, „der sich in seiner Funktion als Stadtschulrat pädagogischen Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen zeigte“[4], setzte sich vehement für den Ausbau von Kindergärten ein. Diesbezüglich hatte er innovative Schwerpunkte unterstützt, die zum Vorbild für die Kindergartenpädagogik in der damaligen Bundesrepublik Deutschland avancierten:

  • Erprobung „repressionsfreier Erziehung“[5]
  • „Einrichtung von 'Schulkindergärten' für schulpflichtige aber noch nicht schulreife Kinder
  • Eröffnung neuer Krankenhaus-Kindergärten
  • Errichtung eines Kindergartens für an Polio erkrankte und durch Contergan geschädigte Kinder
  • Spezielle Musik-Kindergärten
  • Das Projekt 'bilingualer Kindergarten'
  • Einrichtungen für Kinder, die ohne besondere Vorbereitung die Sonderschule nicht besuchen können
  • Konzepte und Versuche zur vorschulischen Frühförderung im Kindergarten
  • Schwimmenlernen für Kinder im letzten Vorschuljahr
  • Vorschulgruppen mit besonderen Förderungsangeboten
  • Modellversuch 'Deutsch-Italienische Kindergartengruppen'
  • Erprobung der Versuchsreihe 'Deutsche und ausländische Kinder im Kindergarten'“[6].

Fingerle war Vater von fünf Töchtern. Beerdigt wurde er auf dem Münchner Nordfriedhof. Im Münchner Stadtteil Giesing trägt eine Bildungseinrichtung mit mehreren Schulzweigen seinen Namen[7]. Zu seinem 100. Geburtstag wurde dem Schulpolitiker und Pädagogen vom Referat für Bildung und Sport der Stadt München eine Ausstellung, Eröffnung am 23. April 2012, gewidmet.

Auszeichnungen

Schriften (Auswahl)

  • Erziehung zur Gruppenverständigung. Ein Handbuch für Schulleiter, München 1950
  • Vernunft und Glaube über die politische Erziehung in der Schule, München 1958
  • Erwachsenbildung heute und morgen: Festschrift für Karl Witthan, München 1962
  • München Heimat und Weltstadt, München 1963
  • Rassenfrage heute, München 1963

Literatur

  • Landeshauptstadt München (Hrsg.): Bunt wie das Leben – 100 Jahre städtische Kindergärten in München 1907−2007, München 2007, S. 36−37 (online-Fassung, pdf)
  • Elisabeth Zellmer: Töchter der Revolte? Frauenbewegung und Feminismus der 1970er Jahre in München, München 2011

Einzelnachweise

  1. laut Mitteilung des Stadtarchivs München
  2. http://www.pi-muenchen.de/index.php?id=49
  3. http://www.bayern-internate.de/der-verband/geschichte/ mit Foto
  4. Zellmer 2001, S. 77
  5. vgl. Zellmer 2001, S. 77 f
  6. Landeshauptstadt München 2007, S. 37
  7. http://www.monacomedia.de/muenchenwiki/index.php/Anton-Fingerle-Zentrum