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Neuro-Linguistisches Programmieren

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Neurolinguistische Programmierung beziehungsweise Neurolinguistisches Programmieren - kurz NLP - abgeleitet von: Neuro (die Nerven), Linguistik (Sprache) und Programmieren (zielgerichtete Anordnung von Informationsabläufen) ist ein von Richard Bandler, John Grinder und anderen geschaffenes Modell zur Beschreibung der "Strukturen subjektiver Erfahrung".

Methode

Die NLP befasst sich mit Kommunikation. Aufgrund der multimodalen Struktur (Methodensammlung aus ca. 30 NLP-Formaten) für die der Oberbegriff steht, ist eine generalisierende wissenschaftliche Anerkennung der NLP als solches kaum möglich, obwohl einzelne Methoden aus anerkannten wissenschaftlichen Schulen entlehnt sind. Die NLP erweitert die therapeutischen Möglichkeiten eines psychologischen Beraters, wird aber nicht breit angewandt. Auf Kritik an einzelnen Anwendern wird im Abschnitt Kritik ausführlich eingegangen.

Wie bei anderen psychologischen Ansätzen auch, wird im NLP davon ausgegangen, dass menschliches Verhalten durch innere Prozesse strukturiert wird. Innere Prozesse können demnach dadurch gestört werden, dass äußere Reize bestimmte Empfindungen auslösen, die durch innere Bilder oder Gefühle überlagert sind.

Dabei stellt sich die NLP nicht als geschlossenes Modell, sondern als Methodensammlung aus einer Vielzahl unterschiedlicher Elemente überwiegend etablierter Verhaltens- und Therapiemodelle dar. Diesen so genannten "NLP-Formaten" ist generell gemeinsam, dass sie sich an der Stärkung von inneren Ressourcen orientieren, aber auch, wie beispielsweise in der Psychoanalyse, den Schwerpunkt in die Aufarbeitung der Vergangenheit des Klienten setzen, mit besonderem Augenmerk auf Veränderungsarbeit in den kritischen Bereichen (Interventionen, z.B. HistoryChange, Neuprägung). Ressourcenstärkung dient zur Überwindung von Problemen, Schwellenängsten, Blockaden oder Störungen. Ergänzend hierzu wird großer Wert auf eine humanistische Haltung des Beraters in der Arbeit mit Klienten gelegt.

Als Glaubenssatz wird hierbei der sprachliche Ausdruck über das subjektive Wahrheitsempfinden einer Person bezeichnet. Sie stellen für die Methode einen Ausdruck innerer Modelle dar, mit deren Hilfe ein Mensch Abbilder seiner Umwelt (sog. Landkarten) entwirft um sich sozial zu orientieren. Glaubenssätze werden in der NLP-Terminologie mit dem englischen Wort Belief zur Grundsatzarbeit für die Ressourcenorientierung herangezogen und sind mit Glaubenssätzen im religiösen Kontext nicht zu vergleichen.

Ein sehr zentrales Instrument im NLP ist die bewusst erlernbare Fähigkeit zum Gegenüber Rapport ("einen Draht") herzustellen. Rapport wird durch die intuitive oder bewusste Anwendung von Führung und Anpassung im Gespräch hergestellt. Zwei Elemente bilden den bewusst angewandten "Rapport" in der NLP: Pacing spiegelt den Kommunikationspartner und basiert auf der Erkenntnis, dass, wenn sich Menschen gut verstehen, sie sich angleichen (unter anderem in Tonfall, Lautstärke, Sprechtempo, Körperhaltung, Distanz, Direktheit des Auftretens) und Leading eröffnet neue körpersprachliche oder tonale Signale. Dabei muss dies nicht im selben Augenblick geschehen, sondern kann auch zeitversetzt ablaufen.

Beispiel: Eine Person bekommt ein Geschenk und freut sich darüber. Die Freude wird jedoch durch eigene innere Vorbehalte beeinträchtigt, weil die beschenkte Person annimmt, dass der Schenkende an das Geschenk Erwartungen verknüpft (beispielsweise Gegenleistungen). Durch diesen inneren Widerspruch entstehen Blockierungen, die in der NLP dadurch aufgehoben werden, dass der NLP-Berater die Inhalte der inneren Bilder gemeinsam mit dem Klienten zu verändern versucht. Da er dies nicht per Anweisung sondern mit Fragen schafft, fühlt sich der Klient nach dem Gespräch ganz so als wäre er von selbst auf die Lösung gekommen, was ja auch in gewissem Sinne stimmt. Das Herstellen einer vertrauten Gesprächsatmosphäre, die mehr oder weniger direktive Fragetechnik unter Berücksichtigung sog. "Submodalitäten" (Denk-Sprachmuster), die introspektive Betrachtung der geistigen Bilder und der Gefühle des Klienten, ggf. die Anwendung eines bestimmten NLP-Formates zur Klärung der Erwartungsspannung hierzu ist Sache der speziellen Ausbildung in der NLP-Methodik.

Geschichte

Richard Bandler und John Grinder gelten als Begründer der NLP. Sie untersuchten detailliert die Verhaltensweisen von besonders erfolgreichen Therapeuten, Unternehmern, Künstlern und Wissenschaftlern, um herauszufinden, was ihnen gemeinsam ist. Sie beobachteten, dass sie allesamt sprachliche Verhaltensmuster aufwiesen, die sich auf bisher noch nicht näher bezeichnete Weise ähnelten.

Anfang der 70er-Jahre publizierten sie ihre empirische Studie menschlicher Wahrnehmung und Informationsverarbeitung als Methode und entwickelten darin auch Therapievorschläge. In der Folge formten sie das Meta-Modell der Sprache, welches zwischen der Oberflächenstruktur und einer Tiefenstruktur unterscheidet.

Sie machten diese Differenzierungen nachvollziehbar und schufen das Modell der gedanklichen (Neuro) und sprachlichen (Linguistischen) Programmierung. Dabei ist der Begriff "Programmierung" a priori nicht manipulativ zu verstehen, da sämtliche Interventionen des Behandlers oder NLP-Trainers unter Abfrage eines "Check-Verfahrens" im Gespäch, mit den ethischen und moralischen Werten des Klienten oder Teilnehmers abzustimmen sind. Das kann aber nicht davon ablenken, dass das Instrumentarium sich, wie andere effektive psychologischen Methoden auch, durchaus für Veränderungen beim Klienten eignet, die diesem nicht bewusst sind. Verkaufsgespräche, Verhandlungen, Erziehungsmuster und dergleichen sind so potentiell optimierbar (vergleiche Verkaufspsychologie).

Wahrnehmungskanäle des Menschen

Der Mensch nimmt die Umwelt mit seinen 5 Sinnen wahr.

  1. visuell (mit dem Sehsinn)
  2. akustisch (mit dem Hörsinn)
  3. kinästhetisch (mit der Tiefensensibilität) / haptisch (mit dem Tastsinn)
  4. olfaktorisch (mit dem Geruchssinn)
  5. gustatorisch (mit dem Geschmackssinn)

Zur besseren Merkfähigkeit in bewusst mehrkanaliger Kommunikation hat die NLP eine Abkürzung aus den Anfangsbuchstaben der wichtigsten Sinne geprägt: VAKOG steht hier für "visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustativ". Die haptische Wahrnehmung wird der Kinästhetik zugewiesen. Mit diesem "Kunstwort" ist es möglich, schnell zu überprüfen, ob man eine Botschaft für verschieden geprägte Menschen dennoch effektiv sendet beziehungsweise auf welchen Kanälen das Gegenüber bevorzugt agiert.

Zumeist nutzen Menschen einen oder zwei bevorzugte Sinneskanäle. Oft sind dies starke visuelle und teilweise akustische oder stark kinästhetische und leicht visuelle Repräsentation.

Diese Prägung (Repräsentation) hat Auswirkungen auf die Höhe des Informationsverlustes bei einer ungerichteten Ansprache. Bestimmte Gerüche, Bilder, Wörter oder Gesten sind bei Menschen häufig mit ganz bestimmten Gedanken oder Gefühlen verknüpft. So kann der Geruch eines Parfüms mit Erinnerungen an eine Person, die dieses Parfüm trägt, verknüpft sein. Die Technik des Ankerns versucht diese Gedankenverknüpfungen bewusst zu speichern. Nicht nur Gedanken lassen sich so "verankern", sondern auch Gefühle. Werden bei Glücksgefühlen bewusst bestimmte Gesten eingeübt, so lassen sich diese Gefühle später wieder mit diesen Gesten abrufen.

Elemente

Siehe dazu die eigenständigen Artikel Öko-Check, Future-Pace, Meta-Programme und Reframing.

Die wichtigsten Bestandteile im laufenden Prozess sind die Autosuggestion, das Dissoziieren, das Ankern und das Reframing.

Die eigentliche Arbeit in der NLP läuft entlang klar vorgegebener Handlungs- und Gesprächsformeln ab. Ein sog. "NLP-Format" enthält somit Anweisungen, die den Beratungsprozess qualifizieren. Das Instrument zur Prüfung auf soziale oder systemische Verträglichkeit (Verträglichkeit mit der Umwelt des Klienten) ist ebenfalls vorgegeben und wird Öko-Check genannt. Die Zukunftsabfrage auf Kongruenz (Übereinstimmung) mit den eigenen Wünschen hat ebenfalls eine bestimmte Form und heißt Future-Pace.

In der therapeutischen Arbeit oder der praktischen Personalentwicklung korrespondiert das NLP u. a. mit dem Sub-Modell der so genannten Vier Ohren von Schulz von Thun, der die Wahrnehmungsdimensionen unserer Sprache auf einfache Weise in 4 Bereiche einteilt.

  • Der sachliche Inhalt einer Botschaft
  • ihr appellativer Aspekt
  • der Bereich einer so genannten Kontaktvergewisserung in der Beziehungshierarchie zwischen den Gesprächspartnern
  • die Selbstoffenbarungsebene, auf welcher der Sender etwas über seine Werte, (An-)Triebe und sein Selbstwertgefühl mitteilt

Formate (Methoden)

Siehe dazu den eigenständigen Artikel NLP-Format.

Vertreter der NLP gehen davon aus, dass es möglich und sinnvoll ist, einzelne Methoden aus unterschiedlichen psychologischen Schulen isoliert voneinander zu erlernen und gezielt zur Verbesserung von Kommunikation einzusetzen. Hierbei wird deutlich, dass die NLP kein in sich geschlossenes Lehrsystem darstellt. Der Klient kann mit Hilfe einiger NLP-Formate durch den Berater auch in eine leichte Trance (ohne bewusstseinserweiternde Elemente) geführt werden und in dieser Entspannung innere Bilder oder Gefühle betrachten. Das hängt ganz vom Ziel der Intervention und den vorhandenen Ressourcen der Beteiligten (Berater und Klient) ab.

Andere Formate des NLP nutzen das Reframing oder die Konklusion, paradoxer Sichtweisen um den Klienten aus unangenehmen Sichtweisen heraus zu entwickeln. Grundlage des NLP ist die These, dass hinter jedem Ergebnis eine (oft unbewusste) Strategie steht, so dass auch einem "Misserfolg" eine Planung zugrunde liegt. Diese sog. "Meta-Programme", welche unsere zum Teil unbewussten Entscheidungsprozesse begleiten, können mit Hilfe zumeist verhaltenstherapeutischer Interventionen, gezielt verändert werden. Das Bewusstsein des Klienten soll dazu angeregt werden auf der Basis von zuvor visualisierten oder beschriebenen Zielen auch neue Strategien zu entwickeln. Da diese sich nach R. Bandler im Denken, also im Gehirn abspielen, geht es nun darum Menschen beizubringen, wie sie mit ihren vorhandenen Ressourcen neue, hilfreiche Verhaltensweisen entwickeln können.

Ein anderes bekanntes Instrument aus der NLP zur Identifizierung bestimmter intrapersoneller Vorgänge ist die Analyse der Augenstellung des Klienten im Dialog. Je nachdem, wohin die Augen schauen wenn jemand nachdenkt, lässt sich, aufgrund der unsicheren Vermutung einer Gehirndominanz links/rechts annähernd schließen, mit welchem Sinn eine Person gerade besonders angesprochen wird oder ob sie sich gerade erinnert beziehungsweise eine Vision erarbeitet, während sie mit sich selbst im "inneren Dialog" steht.

Vorannahmen und Ethik

Siehe dazu den eigenständigen Artikel NLP-Vorannahmen.

Ein zentrales Element der NLP sind die NLP-Vorannahmen (Präsuppositionen), welche in jedem Verband unterschiedlich definiert werden.

Leider werden Opfer von Scharlatanen, die sich NLPler nennen, immer wieder mit der Methode in Verbindung gebracht und lösen zum Teil heftige Kritik aus. Es muss daher davor gewarnt werden, sich an einen nicht zertifizierten NLP-Berater für therapeutische Hilfe zu wenden. Nur ausgebildete Psychologen können therapeutische Interventionen angemessen durchführen. Die Nebenwirkungen von unqualifiziert angewendeter NLP-Methodik können schwere psychische Schäden verursachen, da die Elemente der NLP zum Teil hochwirksame Veränderungsprozesse auslösen können. Wenn diese nicht sorgfältig bedacht werden, kann nicht mehr von NLP gesprochen werden, da der individuelle Kontext des Klienten für die Methode immer an zentraler Stelle steht.

Andererseits ist eine "Zertifizierung" keinesfalls als Qualitätssiegel zu betrachten. Nur in den wenigsten Verbänden werden einmal zertifizierte Trainer erneut überprüft, gleichzeitig wurden bei der Neuordnung der (deutschen) Verbände viele NLP-Master automatisch und ohne weitere Ausbildung zu Trainern zertifiziert.

Nachweise werden oft "unter der Hand" gehandelt und viele Deals aus Freundschaft gemacht. So gerne sich verschiede NLP-Verbände als "seriös" darstellen, so wenig steht ein Blatt Papier für tatsächliche Qualität und wirklich gelebte Ethik.

Kritik und Reaktion

Kritik

Die NLP-Kritiker wenden unter anderem ein:

  1. Die NLP sei kein Teilgebiet der Psychologie, sondern der Esoterik, zum Teil werden Sekten-Praktiken mit NLP in Verbindung gebracht. Vor allem kirchliche Kritiker sehen in der Methodensammlung eine Gefahr zur manipulativen Einflussnahme.
  2. Der Verkauf der Ausbildung an NLP-Ausbildungsinstituten erfolge marktschreierisch und die Programme enthielten die Meta-Botschaft, ein Seminarteilnehmer solle sich auch zum Trainer weiterbilden lassen. NLP (das aus der Hypnotherapie von Milton Erickson hervorging) werde seit 1984 von Grinder/Bandler als Trademark-geschützte Therapie und Kommunikationstechnik verkauft. Der Umstand, dass der Gesetzgeber zum Wohl des Patienten auf den offenen Markt im Gesundheitssektor weitgehend verzichtet hat, würde umgangen. Diese Beschränkung soll neben der jahrelangen Ausbildung und der ethischen Grundhaltung der Ärzteschaft dazu beitragen, dass nicht in erster Linie das Gewinnstreben herrscht, sondern das Recht eines jeden auf qualitativ hochstehende medizinische Versorgung.
  3. NLP sei Psychotherapie nach "Rezeptform", die - wie kommerziell vermarktete Esoterik-Therapieformen - durch Einsatz von Laientherapeuten eine Gefahr für den Patienten darstelle. Die NLP-Ausbildungsinstitute verlangten keine psychotherapeutische Vorqualifikation und führen die Teilnehmer nicht einmal zur Zulassung als Psychotherapeutischer Heilpraktiker.
  4. Die wissenschaftliche Grundlage der NLP habe für die Ganzheit der Methodensammlung an sich keine Aussagekraft, da die einzelnen NLP-Formate nicht unter die Bedingungen der ursprünglichen Denkschulen fielen. Sog. "NLP-Master" bzw. "NLP-Trainer" könnten kaum wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesene Erfolge, die unabhängig von den Vertretern von NLP verifiziert wurden, vorweisen. In Untersuchungen über die Repräsentationssysteme von Patienten schneide die Theorie schlecht ab.
  5. NLP-Schülern würden wirksame Techniken versprochen werden, im Fall des Fehlschlages jedoch als "Modell" deklariert. Die Annahmen des NLP seien zudem extrem idealistisch. So würden die Reaktionen eines Philanthropen gemäß der Regel, dass einzig das Feedback wichtig ist, auch unethische Handlungen rechtfertigen. Dieser würde ja viel positiver auf solche Handlungen reagieren, als der konservative Mensch. Auch die Annahme, dass jedes Verhalten eine positive Absicht birgt, ist nicht mit der Möglichkeit der Feststellung von "niederen Motiven" im strafrechtlichen Rahmen vereinbar.

Apologetik

  1. Aufgrund der europaweiten Anerkennung als Therapieform (außer in Deutschland), werden Vergleiche mit Zauberei oder "Geheimlehre" (übers. Esoterik) als unsachlich abgelehnt. Kritische Vergleiche der NLP mit Methoden und Versprechungen von Scientology oder anderen Sekten werden von seriösen Vertretern der NLP ebenso strikt zurückgewiesen. Die therapeutisch orientierten Grundlagen (beispielsweise die Herleitung oder der Öko-Check) des Konzeptes lägen offen vor und die Ausbildungen seien weitgehend einheitlich und jederzeit überprüfbar. Da die Berufsbezeichnungen "Psychologischer Berater", "NLP-Berater", "NLP-Trainer" etc. nicht gesetzlich geschützt sind und selbstverständlich jeder unseriöse Anbieter Phantasietitel führen könne, nähmen sich jedoch auch solche Berater der Methodensammlung an und böten diese auch ohne Qualifikationsnachweis oft neben esoterischen Lehren beziehungsweise okkulten Praktiken oder innerhalb manipulativer Organisationen an, z.T. mit unhaltbaren Versprechen verknüpft. Eine Globalverurteilung der Methodensammlung an sich im Umkehrschluss sei allerdings daher ebenso unseriös, wie jeder Fehlschluss im logischen Argumentieren, der ein Werkzeug für seinen Anwender verantwortlich macht.
  2. Eine einseitige Verurteilung des Umsatzstrebens seitens nicht-ärztlicher Berater wird zurückgewiesen, solange es sich um seriöse Werbung handelt. Die einem weitgehenden Werbeverbot unterliegende Ärzteschaft ist inzwischen z.T. ebenfalls dazu übergegangen Patienten mit Hilfe von sog. Patienteninformationssystemen, psychologisch geführten Verkaufsgesprächen in der Praxis und SMS-Recall-Verfahren, oder durch Gemeinschaftsräume z.B. mit Massageanbietern, zu werben. Unhaltbare Werbeversprechen von NLP-Anbietern verhielten sich zur NLP als Methodensammlung, wie unseriöser Gebrauchtwagenverkauf zur Verkaufspsychologie.
  3. Ausgebildete Psychologen oder Psychiater mit NLP-Zusatzqualifikation finden sich inzwischen auch in Deutschland immer häufiger, da die der NLP zugrunde liegenden Modelle zum großen Teil Elemente der klassischen therapeutischen Arbeit enthalten und verbinden. Die kassenärztichen Vereinigungen in Deutschland sind aufgrund einer fehlenden fundierten wissenschaftlichen Grundlage jedoch nicht bereit, die Methodensammlung per se anzuerkennen. Diese Diskussion wird auch für die Homöopathie kontrovers geführt, seit sie von den gesetzlichen Krankenkassen zu einem Teil in die Liste der erstattungsfähigen Heilmethoden aufgenommen worden ist. Einzelne Elemente und Formate der NLP werden seit je her verhaltenstherapeutisch angewendet und auch kassenärztlich abgerechnet. Für die Behandlung von pathologischen Erkrankungen verweist ein zertifizierter NLP-Berater auf die Psychotherapie.
  4. Die Wirkungsweise von NLP wurde von 1994-1996 in einer Wirksamkeitsstudie an der Universität Wien untersucht. Die Europäische Gesellschaft für Psychotherapie (EAP) hat daraufhin die Gesellschaft für Neurolinguistische Psychotherapie (EANLP) als Vollmitglied aufgenommen und auf europäischer Ebene NLP als gleichwertige Psychotherapiemethode zur Psychoanalyse, Verhaltenstherapie und Systemischen Therapie anerkannt. Dies, so die Kritik, sage zwar nichts über die "wissenschaftliche Absicherung" dieser Verfahren aus, belege aber die Einhaltung von bestimmten (insbesondere Ausbildungs-) Standards. Häufig kennen Kritiker nicht einmal die wissenschaftliche Herleitung der Methode und zitieren Werbetexte von unqualifizierten NLP-Anbietern und Volkshochschulprospekte als Beleg für eine unseriöse Gesamtmethodik. Seit der europaweiten Anerkennung der NLP als Psychotherapie-Methode zeigt sich immer größeres Interesse auch im ärztlichen Therapiebereich. In Deutschland erkennt die Kassenärztliche Vereinigung grundsätzlich allerdings nur die Psychoanalyse und die Verhaltenstherapie an. Privatkassen übernehmen die Arbeit mit NLP dennoch zum Teil, da die Methodensammlung bekannte Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie beinhaltet. Eine weltweite Forschungsdatenbank liegt vor und ist in den Fußnoten verlinkt. Aufgrund der anfangs fehlenden Reputation hat sich die Methodik zunächst jedoch hauptsächlich in Wirtschaftsbereichen etabliert, weil dort die effektive, schnell wirksame Persönlichkeitsentwicklung zur Überwindung innerer Konflikte weniger dogmatisch angenommen wird. In vielen Personalentwicklungsabteilungen ist die NLP heute pragmatischer Bestandteil der betrieblichen Aus- und Fortbildung. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien und Abstracts über die Effizienz und psychotherapeutische Wirksamkeit von NLP bzw. der Neurolinguistischen Psychotherapie ist durch die European Association for Neuro-Linguistic Psychotherapy dokumentiert.
  5. Misserfolge in der psychologischen Beratung können vor allem vorkommen, wenn die zumeist sensible und empfindliche innere Balance eines Menschen (auch in zunächst scheinbar unerwünschten Verhaltensweisen) schlussendlich doch nicht "gestört", also erfolgreich verändert wird. Therapie-Misserfolge finden sich in jeder Behandlungsform, ohne dass die Öffentlichkeit davon Kenntnis nimmt. NLP-Berater werden hierbei allerdings oft Opfer ihrer eigenen Versprechen. Dies zu vermeiden ist auch Sinn und Zweck des sog. Öko-Check im NLP. Eine verkürzte Beantwortung von Kritik aufgrund erfolgloser Anwendung mit einer Aussage wie "selbst schuld" entspricht von daher in keinem Fall dem Niveau eines zertifizierten NLP-Beraters. Viele der eigentlichen NLP-Formate fragen immer wieder nach der möglichen Zukunft, nach einer Veränderung, und die dafür entwickelte Methode in der NLP hat einen eigenes Instrument (Future-Pace). Der Lehre wohne eine hohe moralische und ressourcenorientierte Haltung inne, die auch anerkannten Therapieformen, wie z.B. der Systemischen Familientherapie entspräche. Eine Beurteilung oder Therapie von Straftätern mit pathologischen Persönlichkeitsveränderungen sei, wie bereits betont, nicht Ziel der NLP und dürfe auch nicht von qualifizierten Anbietern mit der Methodensammlung in Verbindung gebracht werden. Eigenmächtige Behauptungen unseriöser Anbieter, die mit den Ausbildungstandards nichts zu tun haben, müssten sich die seriösen NLP-Anbieter nicht vorhalten lassen.

Wissenschaftliche Parallelen des NLP

NLP integriert 5 einander ergänzende Methoden sowie eine aus ihrer Verbindung resultierende Grundannahme.

  • Die auf William James zurückgehende Theorie der sinnesspezifischen Repräsentationssysteme als Grundbausteine der Informationsverarbeitung und des subjektiven Erlebens.
  • Die Konditionierung (Pawlow), im NLP Ankern genannt.
  • Die Kybernetik der Theorie des Geistes von Gregory Bateson, insbesondere der logischen Ebenen des Lernens und der Unified Field Theory als Weiterentwicklung von Robert Dilts.
  • Das Modell einer grundsätzlichen Zielorientierung menschlichen Handelns (TOTE, Strategien) (Miller, Galanter, Karl Pribram).
  • Die von Noam Chomsky (Transformationsgrammatik) und die darauf aufbauenden und unter dem Einfluss der Postulate von Alfred Korzybski (the map is not the territory) durch Bandler und Grinder abgewandelten Modelle der Sprache (Metamodell).
  • Die sozial-kognitive Lerntheorie von Albert Bandura mit dem von Bandler und Grinder verwandten Modelling-Ansatz. (In der Psychologie Expertise-Forschung, in der Wirtschaft verwandte Ansätze: Best Practice, Benchmarking)
  • Die aus der Praxis des Modellierens von Fritz Perls, Virginia Satir und Milton Erickson resultierende Grundannahme der Existenz funktionalautonomer Persönlichkeitsanteile mit bewussten und unbewussten Prozesskomponenten.

Auf der Basis dieser Theorien wird die NLP regelmäßig durch Konzepte aus der Praxis erweitert. Die NLP steht auch nicht außerhalb der akademischen Arbeit; es gibt deutschsprachige Dissertationen zum Thema, wie beispielsweise, Reckert, H.-W. (1998): Die NLP-Phobiebehandlungstechniken in der Behandlung von spezifischen und sozialen Phobien - eine Therapievergleichsstudie mit der systematischen Desensibilisierung in sensu. (Universität Tübingen), wo dargestellt wird, dass keinerlei Unterschiede zwischen den NLP-Bedingungen und den Versuchstestbedingungen nachgewiesen werden konnten.

Ausbildung

Die NLP-Ausbildung ist international uneinheitlich geregelt, da die Methode offen für Erweiterungen ist. Es haben sich jedoch internationale und nationale Verbände etabliert, die vergleichbare Ausbildungsrichtlinien erlassen haben. Dabei werden die Mindestdauer (Anzahl von Stunden - meist über 130 Std. je Stufe- , evtl. auch von Tagen), die Mindestinhalte, die Testingkriterien sowie die Qualifikation der Trainer beschrieben. Die Verbandsmitglieder sind verpflichtet sich an diese Curricula zu halten und dürfen nur dann die entsprechenden Siegel verwenden. Mit diesen Siegeln wird auch die gegenseitige Anerkennung der Ausbilder von verschiedenen Instituten gewährleistet. Die Qualifikation der Siegelvergabe wird nicht auf das Institut, sondern auf die zugelassenen Trainer gelegt.

Einzig drei Stufen der Ausbildung sind in den verschiedenen Verbänden gleich benannt, während jedoch die Inhalte zum Teil stark differieren:

  • NLP-Practitioner
  • NLP-Master, auch NLP Master-Practitioner genannt
  • NLP-Trainer

In einigen Verbänden wurden Ausbildungen und Curricula als NLP-Therapeut und als Coach, DVNLP eingeführt. Andere Verbände unterscheiden zwischen "Trainer" (abgeschlossene Trainerausbildung) und "Lehrtrainer" (Zulassung um NLP-Ausbildungen durchzuführen), oder zwischen "Trainer" (abgeschlossene Trainerausbildung) und "Master Trainer" (besonders erfahrener, kompetenter Trainer). Neu ist eine Practitioner-Ausbildung mittels Blended Learning (E-Learning kombiniert mit Präsenztraining), die mit Curriculum seit März 2005 von der INLPTA verabschiedet wurde.

In Deutschland sind der DVNLP e.V. und die DG-NLPt e.V. (die therapeutische Schwesterorganisation der DVNLP) organisiert, in der Schweiz der HANLP, in Österreich der ÖDV-NLP. und die ÖBV NLP. In Österreich fällt der größte Teil der NLP Anwendungen unter das Gesetz für psychologische Beratung.

Auf europäischer Ebene gibt es die EA NLPt mit professionellen psychotherapeutischen Ausbildungszertifizierungen.

Die Verbände sind als gemeinnützig anerkannt und dienen u.a. der Qualitätssicherung von NLP-Ausbildungen.

Robert Dilts, David Gorden und John Grinder treten bei verschiedenen Verbänden als keynote speaker auf, Richard Bandler ist Miteigentümer der "Society of NLP".

Siehe auch:

Literatur

  • Strukturen subjektiver Erfahrung : ihre Erforschung und Veränderung durch NLP / Dilts, Robert. - 5. Aufl. - Paderborn : Junfermann, 1994 (ISBN 3-87387-229-3)
  • NLP-Lehrbuch: "NLP mit Weisheit - Band I", Karl Nielsen, 2. Aufl., Junfermann, 2005 (ISBN 3-93553-01-0)

Verbände und private Initiativen