Diskussion:Taijiquan
Folgenden Text habe ich rausgelöscht:
"Damit sind keine metaphysischen Kräften gemeint, sondern die Tatsache, dass die inneren Kampfkünste die Statik und die Muskelgruppen des Körpers auf andere Weise einsetzen, als man es vom Alltag gewöhnt ist. Chinesische Texte beschreiben die hier stattfindenden Prozesse oft mit Hilfe des Begriffs der inneren Energie Qi."
Wer auch immer das geschrieben hat, scheint auf dem Weg noch nicht besonders weit gekommen zu sein. Die beschriebene "Statik" und der "andere" Einsatz der Muskelgruppen sind nicht der Grund für den Unterschied zu den äußeren Kampfkünsten. Sie sind nur die Vorraussetzungen, damit das Qi entwickelt und gelenkt werden kann. Die Schlagenergie entsteht einzig durch den bewegten Fluß des Qi (Das Meer ist das qi und das jin die Welle). Das lässt sich aber erst nach vielen Jahren des Übens erfahren ...
Bernd
PS: In diesem Sinne ist das alles sehr wohl "metaphysisch"
- Hi Bernd,
- ich (der Autor von "Damit sind keine meta...") hatte versucht durch meinen Beitrag etwas Licht in die für Europäer doch recht diffusen Begriffe Qi,usw. zu bringen. Die Denkweise der "alten Chinesen" ist nicht unlogisch, aber doch etwas anderes als unsere westliche: Dinge werden durch ihre Funktion und durch die Prozesse, die sie in ihrer Umgebung auslösen beschrieben und nicht, wie im Westen, "zerlegt". Am deutlichsten wird das natürlich in der TCM, gilt aber genauso für alle anderen Dinge. Meiner Meinung nach ist die Qi-Denkweise vollkommen legitim und korrekt, aber zu glauben, dass im TJQ etwas geschieht, was nicht durch die "üblichen" physikalische Gesetze erklärt werden kann, finde ich, hmmm, interessant (und wahrscheinlich auch jeder Taiji-Meister). Mal eine Frage: glaubst Du, dass es eine Kampfkunst gibt, die ohne Qi arbeiten kann? (nett, dass Du ausgerechnet auf die Webseite meines Lehrers verlinkst). 212.117.74.114 11:50, 1. Apr 2004 (CEST)
- Qi steht meiner meinung nach (und auch nach der meinung vieler chinesen) für ein prinzip das sich (auch) ausserhalb der physikalischen gesetze abspielt. ich stehe grundsätzlich jedem versuch positiv gegenüber solche "metaphysischen" asiatischen konzepte in westliche dimensionen zu übertragen - aber qi mit statik und muskelkraft, also rein nach der newtonschen physik, zu betrachten scheint mir auch etwas verfehlt. im übrigen glaube ich das jeder fortgeschrittene taiji-meister QI als das metaphysische konzept erfährt das es ist. im weitesten sinne gibt es natürlich keine kampfkunst die wirklich ohne Qi arbeitet aber manche haben ihren schwerpunkt eher auf muskelkraft als auf der wahrnehmung und steuerung von qi. die übung "pushing hands" ist im übrigen eine gute methode die qi wahrnehmung zu trainieren und zu vertiefen. nach ungefähr 10 jahren intensiven übens kann die diskussion dann weitergeführt werden :-) --Xiaozi 13:25, 1. Apr 2004 (CEST)
- (ich sollte mir mal einen Benutzeraccount zulegen...) Soweit ich weiss, wurde vor mehreren hundert Jahren noch nicht so deutlich zwischen inneren und äußeren Kampfkünsten unterschieden: mal benutzte der Meister eine Technik, die auf den Mechanismen der äußeren Künste basierte, mal eine Technik der inneren Künste. Irgendwie kann ich nicht glauben, dass die Leute damals dauernd zwischen "Newton-Physik" und "Metaphysik" umschalteten... Ich habe zwei bekannte Taiji-Meister kennengelernt und nichts gesehen, was irgendwie metaphysisch wäre, auch wenn das, was gezeigt wurde, sehr, sehr eindrucksvoll war. Wie schon gesagt, ich halte die Qi/Jin/...-Denkweise für ein sehr nützliches Konzept, das in keiner Weise minderwertiger oder schlechter ist, als die westliche und es gibt gute Gründe, warum es in den Kampfkünsten eingesetzt wird. Und ja, ich spüre auch das Qi fließen, wenn ich übe. Ich habe auch nicht vorgehabt, asiatische Konzepte auf westliche Dimensionen zu übertragen. Das wäre bestimmt möglich, aber sicher nutzlos (ein Musikschüler hat ja auch nichts davon, wenn sein Lehrer ihm "cantabile" mit einem Spektrumanalyser erklärt). Aber es ist sicherlich nicht metaphysisch. Wie sollte es auch? Schliesslich behandeln die TCM-Ärzte den gleichen menschlichen Körper wie die westlichen Ärzte. 212.117.74.114 14:50, 1. Apr 2004 (CEST)
- vielleicht gibt es in unserer diskussion auch einige missverständnisse. ich hatte den eindruck das du taijiquan losgelöst vom qi konzept sehen willst - was für mich persönlich nicht möglich ist (und auch bestimmt nicht für jemand der meisterschaft in dieser diszipin erlangt hat). und die chinesischen ärzte behandeln den gleichen körper übrigens durchaus anders als die westlichen ärzte - Xiaozi 15:21, 1. Apr 2004 (CEST)
- von meiner seite gab es glaube ich eine begriffliche verwirrung. "metaphysisch" ist nicht der richtige ausdruck - Qi ist transzendent - ist mit dem alltagsbewusstsein nicht erfahrbar.--Xiaozi 21:01, 1. Apr 2004 (CEST)
- "ich halte die Qi/Jin/...-Denkweise für ein sehr nützliches Konzept" -
- Dieser Satz sagt eigentlich alles: Ich habe in den letzten Jahren schon viele (auch länger Übende) getroffen, die Aufgrund fehlender eigener Erfahrung der Ansicht waren, der Begriff "Qi" stehe wohl für eine abstrakte chinesische Beschreibung eines im Grunde mit der westlichen Naturwissenschaft erklärbaren Phänomens. Das ist aber absolut nicht der Fall. Jede/r, die/der einige Jahre richtig geübt hat (und es ist durchaus möglich falsch zu üben), erfährt mit immer deutlicher Klarheit, das es sich hierbei um etwas der westlichen Wissenschaft nicht bekanntes handelt. Dazu eine kleine Anmerkung: Die westliche Wissenschaft kann immer nur das anerkennen, was sie durch Messungen nach dem jeweiligen Stand der Technik bestätigen kann. Nach dieser Definition gibt es den elektrischen Strom erst seit dem 18. Jahrhundert und die Liebe überhaupt nicht ...
- Bernd
Auf der Seite ist der Text "Diese basieren im Gegensatz zu den äußeren Kampfkünsten nicht auf dem Einsatz von Muskelkraft, sondern der Anwendung der inneren Energie Qi." missverständlich. Natürlich sind die Muskeln involviert.
Ebenso beisst sich Bernd's "Die Schlagenergie entsteht einzig durch den bewegten Fluß des Qi" z.B. mit Chen Xiaowang's Artikel über Qi und Muskeln. z.B. (aus dem Gedächtnis): "Qi und Muskeln verhalten sich wie Zündschnur und Bombe. Die Zündschnur selbst hat keine explosive Kraft".....
Andreas
Du hast natürlich recht: Die Muskeln sind involviert (ohne Muskeln wären wir nichts weiter als ein schlaffer Sack voller Knochen und Eingeweide). Aber eben nur in dem Maße, wie es nötig ist die Bewegung auszuführen und den Körper entgegen der Schwerkraft aufzurichten.
Bernd