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Massaker von Široki Brijeg

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Die Märtyrer von Široki Brijeg u.a.
Die Märtyrer von Široki Brijeg u.a.

Als Märtyrer von Široki Brijeg werden 12 kroatische Franziskaner-Mönche des Klosters Široki Brijeg im gleichnamigen Ort bezeichnet, die dort am 7. Februar 1945 von kommunistischen Tito-Partisanen getötet wurden. Sie werden von der römisch-katholischen Kirche in Bosnien und Herzegowina als Märtyrer verehrt. In die Verehrung einbezogen werden auch neun weitere Franziskaner des Klosters, die in der Zeit vom 8. bis 15. Februar 1945 getötet wurden.[1] Gleichzeitig wird auch der 45 Ordensbrüder der Franziskanerprovinz Herzegowina gedacht, die danach auf dem sogenannten „Kroatischen Kreuzweg“ getötet wurden.

Martyrium

Tito-Partisanen der 26. Division des VIII. Korps der Volksbefreiungsarmee Jugoslawiens versuchten ab dem 6. Februar 1945 die Stadt Široki Brijeg zu erobern und lieferten sich heftige Kämpfe mit den Verteidigern, dem 270. Regiment der 369. Legionärsdivision der Deutschen Wehrmacht sowie kroatischen Streitkräften.

Am 7. Februar 1945 eroberten die Partisanen endlich die Stadt und erschossen 12 Ordensbrüder im Kloster Široki Brijeg. Danach warfen sie die Toten in einen Luftschutzbunker im Klostergarten, verbrannten sie und verscharrten die menschlichen Überreste. Diese wurden 1971 heimlich exhumiert und in der Klosterkirche begraben.

Am 8. Februar 1945 suchten neun Ordensbrüder Zuflucht in der ordenseigenen Mühle am örtlichen Fluss Lištica. Sie wurden von Partisanen verhaftet, in Richtung Split abtransportiert, und die Mehrzahl von ihnen höchstwahrscheinlich in Zagvozd getötet. Vereinzelt erfolgten die Tötungen an weiteren Orten bis zum 15. Februar 1945.

Fälschlicherweise unterstellte die kommunistische Propaganda den getöteten Franziskanern, aktiv mit der Waffe in der Hand, an der Seite der deutschen und kroatischen Soldaten an den Kämpfen um die Stadt beteiligt gewesen zu sein.[2] So berichtete die kommunistische jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug:

Die Ustascha-Mönche versteckten sich gemeinsam mit dem deutschen Stab in der gut befestigten Elektrozentrale. Von diesem Stützpunkt aus kämpften [sic] die Verbrecher bis zum letzten Atemzug. […] Sechs gefallene [sic] Mönche wurden in ihrer Stellung in den Schützengräben beim Dorf Knežpolje, einige Kilometer von Široki Brijeg entfernt, entdeckt. Einigen Mönchen gelang es, zusammen mit den zersplitterten Resten von deutschen und Ustascha-Truppen zu fliehen.[3]

Tito erklärte, das zum Kloster gehörende Franziskanergymnasium sei ein „Erziehungsnest“ der Ustascha und damit des nationalen Hasses gewesen.[4] Das Gymnasium wurde aber sowohl von späteren Kommunisten und auch Ustaschen besucht. Die ermordeten Franziskaner, wie auch der Großteil der kroatischen Bevölkerung, begrüßten die Gründung eines vermeintlich unabhängigen kroatischen Staates im Jahr 1941 als Befreiung von der serbischen Bevormundung, verurteilten dagegen aber auch Gräueltaten der Ustascha und äußerten ihre Enttäuschung darüber.[5]

Verehrung

Die Märtyrer nahmen schon sehr früh eine herausragende Stellung unter den Tausenden aus Religionshass ermordeten kroatischen Priestern, Ordensleuten (Männer und Frauen) und Gläubigen ein.
Bereits 1955 schrieb Dionizije Lasić, Theologie-Professor der Päpstlichen Universität Antonianum in Rom:

Unsere [kroatische] Kirche hat sie fast kanonisiert und feierlich unsere Augen und Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Sie erwähnt besonders die 28 [sic] Märtyrer von Široki Brijeg: wenn wir aber das lange kroatische Martyrologium ansehen, werden wir noch viele andere rührende Fälle wahren Märtyrertodes finden: mit frommen Liedern im Mund und der stillen Übergabe in Gottes heiligen Willen. [...] Der Triumph dieser heiligen Opfer wird vor der Kirche sicherlich einmal erfolgen.[6]

Im Jahr 1991 wurden dem Vatikan in Rom die Dokumente zur Einleitung des Seligsprechungsverfahrens übergeben.[7] Der Gedenktag in der Liturgie der katholischen Kirche ist der 7. Februar eines Jahres.

Märtyrer

7. Februar 1945

  1. Marko Barbarić (* 11. Februar 1865), Ordenspriester, im Ruhestand
  2. Viktor Kosir (* 1924), Ordenstheologe
  3. Tadija Kožul (* 20. Juli 1909), Ordenspriester, Professor des örtlichen Gymnasiums
  4. Krsto Kraljević (* 21. März 1895), Ordenspriester, im Ruhestand
  5. Stanko Kraljević (* 11. August 1871), Ordenspriester, im Ruhestand
  6. Žarko Leventić (* 1919), Ordenspriester, Gemeindevikar
  7. Stjepan Majić (* 1925), Ordenspriester
  8. Arkanđeo Nuić (* 21. Februar 1896), Ordenspriester, Professor des örtlichen Gymnasiums und Publizist
  9. Borislav Pandžić (* 7. Januar 1910), Ordenspriester, Professor des örtlichen Gymnasiums
  10. Ludovik Radoš (* 1925), Ordenstheologe
  11. Ivo Slišković (* 24. April 1877), Ordenspriester, im Ruhestand
  12. Dobroslav Šimović (* 15. Dezember 1907), Ordenspriester, Professor des örtlichen Gymnasiums

8. bis 15. Februar 1945

  1. Miljenko Ivanković (* 1924), Ordenstheologe
  2. Andrija Jelčić (* 8. April 1904), Guardian und Oberpfarrer von Široki Brijeg
  3. Fabijan Kordić (* 1890), Laienbruder
  4. Bonifacije Majić (* 6. Mai 1883), Professor, im Ruhestand
  5. Dr. Fabijan Paponja (* 26. November 1897), Professor und Leiter des örtlichen Konvikts
  6. Melhior Prlić (* 1912), Laienbruder
  7. Leonardo Rupčić (* 29. September 1907), Professor des örtlichen Gymnasiums
  8. Mariofil Sivrić (* 10. Februar 1913), Klostervikar von Široki Brijeg
  9. Dr. Radoslav Vukšić (* 5. Dezember 1894), Professor und Direktor des örtlichen Gymnasiums

Siehe auch

Literatur

  • Martyrium Croatiae. Staderini, Rom 1946, S. 13 f. (lateinisch)
  • Ivo Omrčanin: Kroatische Priester ermordet von Tschetniken und Kommunisten. München 1959, S. 28 f., 39 f. und 41.
  • Jozo Tomaševic-Koška: Istina o ubijenoj gimnaziji (Die Wahrheit über das ermordete Gymnasium). Vlastita naklada, Zagreb 1997. (kroatisch)

Einzelnachweise

  1. Martyrium Croatiae. Staderini, Rom 1946, S. 14.
  2. Jozo Tomaševic-Koška: Istina o ubijenoj gimnaziji (Die Wahrheit über das ermordete Gymnasium). Vlastita naklada, Zagreb 1997, S. 177-194.
  3. Bericht, gesendet und veröffentlicht nach den Kämpfen um die Stadt. In: Vladimir Dedijer: Jasenovac : das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan. 6. Aufl. Ahriman-Verlag, Freiburg 2011, S. 314-316.
  4. Tito: Sabrana djela (Gesammelte Werke). Bd. 29. Belgrad 1989, S.127.
  5. Enver Redžic: Bosna i Hercegovina u drugom svjetskom ratu (Bosnien-Herzegowina im Zweiten Weltkrieg). ANUBiH u. Grafičko-izdavačka kuća OКO, Sarajevo 1998, S. 182-183.
  6. Prof. Dr. Dionizije Lasić: Komunističke žrtve kršćanski mučenici (Kommunistische Opfer der christlichen Märtyrer). In: Hrvatski kalendar. Chicago 1955.
  7. Ökumenisches Heiligenlexikon: Die Märtyrer von Široki Brijeg. URL: http://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Maertyrer_von_Siroki_Brijeg.html (Abruf am 12. Mai 2012).