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Elisabeth Flickenschildt

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Elisabeth Ida Marie Flickenschildt (* 16. März 1905 in Blankenese bei Hamburg; † 26. Oktober 1977 in Stade) war eine deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin.

Leben

Elisabeth Ida Marie Flickenschildt absolvierte in Hamburg ihr Abitur und begann eine Lehre in einem Modebetrieb. Später stimmte ihr Vater, ein Kapitän, einer Schauspielausbildung zu. Flickenschildt hatte dann ihr Schauspiel-Debüt als Bäuerin Armgard in Schillers Wilhelm Tell im Hamburger Schauspielhaus. Bald war sie an mehreren deutschen Bühnen beschäftigt. Sie spielte drei Jahre in München und drei Jahre in Berlin. 1936 heiratete sie den Theaterwissenschaftler, Dramaturgen und persönlichen Gründgens-Assistenten Rolf Badenhausen (1907–1987), die Ehe hielt bis 1944. Schließlich engagierte Gustaf Gründgens sie für das Staatstheater Berlin, wo sie zunächst die Hexe im Faust I verkörperte.

Flickenschildts filmische Erfolge, die sie deutschlandweit bekannt machten, waren vor dem Krieg Der zerbrochene Krug (1937), Der Maulkorb (1938), Robert Koch, der Bekämpfer des Todes (1939), Trenck, der Pandur (1940), Ewiger Rembrandt (1942) und Romanze in Moll. Flickenschildt, die seit 1932 der NSDAP angehörte,[1] wurde in der Endphase des Zweiten Weltkriegs im August 1944 in die von Hitler genehmigte Liste der unersetzlichen Schauspieler des Reichspropagandaministeriums (Gottbegnadeten-Liste) aufgenommen.[2]

Aufgrund des Verdachts der Fälschung des Fragebogens zur Entnazifizierung wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg kurzzeitig inhaftiert.[3] Danach spielte Elisabeth Flickenschildt weiterhin Theater, bevorzugt mit Gustaf Gründgens als Regisseur. Durch ihn gelangte sie in das Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses und ging auch mit ihm nach Hamburg ans Deutsche Schauspielhaus. Unter seiner Regie bzw. Intendanz spielte Flickenschildt nahezu alle klassischen Frauenrollen der in- und ausländischen Theaterkunst. Während dieser Zeit trat sie als Hauptdarstellerin aber auch in Erst- und Uraufführungen zeitgenössischer Stücke hervor, hier ist v.a. Friedrich Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame und Lawrence Durrell: Sappho[4] zu nennen. Als Gustaf Gründgens Ende 1963 starb, ging Elisabeth Flickenschildt keine festen Engagements mehr ein, spielte zeitweise in sogenannten B-Movies (oft Kriminalfilme nach Edgar Wallace) und übernahm zunehmend Rollen in Fernsehproduktionen (z. B. Der Kommissar, Folge 61). Aber auch in klassischen Produktionen war sie zu sehen, wie 1959 in Die Ratten, nach Gerhart Hauptmann. Hier spielte sie unter der Regie von John Olden mit Charlotte Kramm und Edith Hancke. 1964 erhielt sie für ihre Rolle in der mit vielen Stars (u.a. Lilli Palmer, Hildegard Knef) besetzten deutsch-österreichischen Kinoproduktion Das große Liebesspiel das Filmband in Gold für die beste darstellerische Leistung.

1967 erhielt sie den Bambi. Die Bundesregierung verlieh ihr 1975 wegen ihrer Verdienste für die Kultur das Große Bundesverdienstkreuz.

Zu ihren letzten Arbeiten zählen die Filme: Als Mutter streikte (1974), MitGift (1975) und Die Nacht aus Gold (1976).

Elisabeth Flickenschildt erwarb im April 1976 als Wohnsitz einen Bauernhof in Guderhandviertel im Landkreis Stade.

Noch bis kurz vor ihrem Tod stand Flickenschildt mit dem Shakespeare-Stück Coriolanus auf der Bühne des Hamburger Thalia-Theaters. Sie starb im Oktober 1977 an den Spätfolgen eines schweren Autounfalls, während sie für eine Theaterpremiere Text gelernt hatte.

Ihre Grabstelle befindet sich auf dem Friedhof in Hittenkirchen.[5]

Werke

Elisabeth Flickenschildt verfasste ihre Autobiografie mit dem Titel Kind mit roten Haaren – Ein Leben wie ein Traum, München, Zürich: Droemer-Knaur 1971, ISBN 3-426-00320-1. Außerdem veröffentlichte sie den Roman Pflaumen am Hut, Hamburg: Hoffmann und Campe Verlag 1974, ISBN 3-426-00449-6. Aus ihrem Nachlass stammen Erzählungen unter dem Titel Pony und der liebe Gott: Geschichten aus dem Nachlass, herausgegeben von Rolf Badenhausen, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1982, ISBN 3-498-09596-X

Filmografie (Auswahl)

Auszeichnungen

  • 1964: Filmband in Gold (Beste darstellerische Leistung) für Das große Liebesspiel
  • 1964: Titel Professor durch das Land Nordrhein-Westfalen[6]
  • 1967: Bambi
  • 1975: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Literatur

  • Nicolaus Neumann, Jörn Voss, Boy Gobert: Elisabeth Flickenschildt, "Theater ist Leidenschaft", Hoffmann und Campe, Hamburg 1978, ISBN 3-455-08915-1

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007 ISBN 978-3-10-039326-5, S. 157.
  2. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, 2007, S. 157.
  3. Leo Brawand: Wenn schon Pressefreiheit, dann aber gleich richtig. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1987, S. 48–60 (online29. Dezember 1987).
  4. Premiere am 21. November 1959. Im Urteil des renommierten Rezensenten Willy Haas in der Zeitung Die Welt hieß es hierzu: Keiner, keiner auf dieser Erde, glaube ich, hätte das so spielen können wie Elisabeth Flickenschildt als Sappho. Mit Recht hat dieses Drama so viele Jahre stumm auf sie gewartet, und sie auf dieses Drama. Sie ist so überaus zart darin, so leise, süß, schön und still - es läßt sich kaum sagen. Schön in einer alternden Schönheit.
  5. knerger.de: Das Grab von Elisabeth Flickenschildt
  6. youtube.com.